Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874. Dusterer (wüthend zu Leonhardt). Vergreifa kunnt ich mich an Dir -- völlig vergreifa. Leonhardt (indem er sich zum Gehen wendet). No aber nachhert gute Nacht! N'Polster hast schon, und ich that Dich schon a orndlich zudecken. Dusterer. Der leidig Höllteufl hat Dich herbracht. Leonhardt (schon beim Anstieg). Nöt war is, Dein Weib hat mich herg'wiesen! (Ab.) Dusterer (allein). Sikra h'nein, is eh' so, mein Weib hätt'n hoam halten soll'n den versoffenen Lump, hätt doch selb'n herrennen können, hätt ihr d'Füß net kost't! -- No g'freu Dich, wonn ich hoam kimm! -- Sand*) an all'm Elend schuld scho von Paradeis her, dö Weibsleut! -- A holb Jahr plag' i mich obi, dank'n Himmel für jeden guten Einfall, den er mir schickt, womit ich den alten Sünder in's G'wißen reden konn! Und hizt söll All's umasunst g'west sein, z'weg'n so oaner Dummheit! Aber no gib ich's net auf, ich muß a dabei sein, ich muß mit hin nach der kahlen Lehnten, ob er mich mit hab'n will oder net -- ich weiß schon, -- ich schleich mich in' Hof und wonn dö Rosl n'Schofpelz auf'm Wag'n wirft, so kriech' ich d'runter, was will'er denn mocha, wann ich a so mit kimm? Was will er denn macha? Geht schon, geht schon, weil net anderscht is, kimm ich halt in' Schofpelz hin. (Will durch die Hausthüre schleichen, prallt aber zurück und schleicht um das Haus; Coulisse vorne rechts ab.) Zehnte Scene. Wastl und Liesl (durch die Hausthüre.) Wastl. No, gehst wirkli scho, Liesl? Liesl. Freilich wohl, wo'd mich hizt net begleiten därfst, möcht ich doch schon vor Einbruch der Nacht wieder in Ellers- brunn sein. Haha, dö Mahm wird Augen machen, wonn ich sag mit der Erbschaft is nix, aber ein Schatz hon ich g'fun- den, leicht jagt sie mich dann davon! Wastl. No rennerst halt glei zu mir! Liesl. Jo aber, wo wirst Du nachher sein, wann'd bei Dein' Bauern nöt verbleib'n willst? *) Sind.
Duſterer (wüthend zu Leonhardt). Vergreifa kunnt ich mich an Dir — völlig vergreifa. Leonhardt (indem er ſich zum Gehen wendet). No aber nachhert gute Nacht! N’Polſter haſt ſchon, und ich that Dich ſchon a orndlich zudecken. Duſterer. Der leidig Höllteufl hat Dich herbracht. Leonhardt (ſchon beim Anſtieg). Nöt war is, Dein Weib hat mich herg’wieſen! (Ab.) Duſterer (allein). Sikra h’nein, is eh’ ſo, mein Weib hätt’n hoam halten ſoll’n den verſoffenen Lump, hätt doch ſelb’n herrennen können, hätt ihr d’Füß net koſt’t! — No g’freu Dich, wonn ich hoam kimm! — Sand*) an all’m Elend ſchuld ſcho von Paradeis her, dö Weibsleut! — A holb Jahr plag’ i mich obi, dank’n Himmel für jeden guten Einfall, den er mir ſchickt, womit ich den alten Sünder in’s G’wißen reden konn! Und hizt ſöll All’s umaſunſt g’weſt ſein, z’weg’n ſo oaner Dummheit! Aber no gib ich’s net auf, ich muß a dabei ſein, ich muß mit hin nach der kahlen Lehnten, ob er mich mit hab’n will oder net — ich weiß ſchon, — ich ſchleich mich in’ Hof und wonn dö Rosl n’Schofpelz auf’m Wag’n wirft, ſo kriech’ ich d’runter, was will’er denn mocha, wann ich a ſo mit kimm? Was will er denn macha? Geht ſchon, geht ſchon, weil net anderſcht is, kimm ich halt in’ Schofpelz hin. (Will durch die Hausthüre ſchleichen, prallt aber zurück und ſchleicht um das Haus; Couliſſe vorne rechts ab.) Zehnte Scene. Waſtl und Liesl (durch die Hausthüre.) Waſtl. No, gehſt wirkli ſcho, Liesl? Liesl. Freilich wohl, wo’d mich hizt net begleiten därfſt, möcht ich doch ſchon vor Einbruch der Nacht wieder in Ellers- brunn ſein. Haha, dö Mahm wird Augen machen, wonn ich ſag mit der Erbſchaft is nix, aber ein Schatz hon ich g’fun- den, leicht jagt ſie mich dann davon! Waſtl. No rennerſt halt glei zu mir! Liesl. Jo aber, wo wirſt Du nachher ſein, wann’d bei Dein’ Bauern nöt verbleib’n willſt? *) Sind.
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Leonhardt (indem er ſich zum Gehen wendet). No aber nachhert
gute Nacht! N’Polſter haſt ſchon, und ich that Dich ſchon a
orndlich zudecken.
Duſterer. Der leidig Höllteufl hat Dich herbracht.
Leonhardt (ſchon beim Anſtieg). Nöt war is, Dein Weib hat
mich herg’wieſen! (Ab.)
Duſterer (allein). Sikra h’nein, is eh’ ſo, mein Weib hätt’n
hoam halten ſoll’n den verſoffenen Lump, hätt doch ſelb’n
herrennen können, hätt ihr d’Füß net koſt’t! — No g’freu
Dich, wonn ich hoam kimm! — Sand *) an all’m Elend ſchuld
ſcho von Paradeis her, dö Weibsleut! — A holb Jahr plag’
i mich obi, dank’n Himmel für jeden guten Einfall, den er
mir ſchickt, womit ich den alten Sünder in’s G’wißen reden
konn! Und hizt ſöll All’s umaſunſt g’weſt ſein, z’weg’n ſo
oaner Dummheit! Aber no gib ich’s net auf, ich muß a dabei
ſein, ich muß mit hin nach der kahlen Lehnten, ob er mich
mit hab’n will oder net — ich weiß ſchon, — ich ſchleich mich
in’ Hof und wonn dö Rosl n’Schofpelz auf’m Wag’n wirft,
ſo kriech’ ich d’runter, was will’er denn mocha, wann ich a
ſo mit kimm? Was will er denn macha? Geht ſchon, geht
ſchon, weil net anderſcht is, kimm ich halt in’ Schofpelz hin.
(Will durch die Hausthüre ſchleichen, prallt aber zurück und ſchleicht um das Haus;
Couliſſe vorne rechts ab.)
Zehnte Scene.
Waſtl und Liesl (durch die Hausthüre.)
Waſtl. No, gehſt wirkli ſcho, Liesl?
Liesl. Freilich wohl, wo’d mich hizt net begleiten därfſt,
möcht ich doch ſchon vor Einbruch der Nacht wieder in Ellers-
brunn ſein. Haha, dö Mahm wird Augen machen, wonn ich
ſag mit der Erbſchaft is nix, aber ein Schatz hon ich g’fun-
den, leicht jagt ſie mich dann davon!
Waſtl. No rennerſt halt glei zu mir!
Liesl. Jo aber, wo wirſt Du nachher ſein, wann’d bei
Dein’ Bauern nöt verbleib’n willſt?
*) Sind.
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Zitationshilfe: | Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/52>, abgerufen am 21.12.2024. |