Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.Fünfte Scene. Dusterer und Grillhefer. Dusterer. Ob ich mir's net denkt hab, Grillhofer! Ich hab mer's aber denkt, wie's vermeinen, es gibt bei Dir was z'holen, so kommen Dir Leut in's Haus g'rennt, mit denen Dein Lebtag nix hast z'thun hab'n wöll'n! Grillhofer. No sucht halt Jed's af der Welt sein Vor- theil. Kummen's, sein's da, gibt's nix, gehen's wieder! Beirrt mich net und kann Dir wohl a gleich sein. Dusterer. Wannd' a so denkst, freilich wohl. -- Dein Weib, mein Schwester, hat eh amal g'sagt: -- wart a weng'. -- wie war den dös? Daß ich's net nur beispielmäßig, sun- dern Wartl für Wartl fürbring, wie's g'wesen is! Ja ja, fallt mer schon ein. Dein Weib hat eh a amal g'sagt: Niko- demi, hat's g'sagt, auf'n Mathis schau mir und weis' mer'n fein nachi in Himmel. Bringt Dir wohl a ein Lohn, denn nach dem, wie der Mathis sich an mir versündigt hat -- jo -- wie er mir weh than hat, war's net schön, wann er net das Seine bei unserer Famili lasset. Grillhofer (hatte den Kopf in beide Hände gestützt, blickt jetzt auf). Dös hätt' mei Weib zu Dir g'sagt? Hat Dich do nie gut leiden mög'n. Schau, Dusterer, Du bist ja hizt eh am Ziel, was bringst denn solchene Sachen für? Kam ich Dir af a Lug, möcht's Dich reu'n. Dusterer. No wirst doch net meinen -- Schwoger -- wirst doch net meinen? .... Grillhofer. So hat mein Weib nie g'redt. Dusterer. Aber, Schwoger, glaub' mir ... -- no, soll sie's nöt g'sagt hab'n, -- Du bist krank, ich will net streiten mit Dir. Sechste Scene. Vorige. Leonhardt. Leonhardt (Fuhrknecht, hat ein breites rothes Gesicht mit pfiffigem Aus- druck, trägt breitkrämpigen Hut, blaue Blouse, hohe Stiefel, kommt durch das Zaun- gatter den Anstieg herunter, ist etwas angeheitert). Öha! Grüß Gott mit- einander! Dusterer Dich such ich! Hat mer Dein Alte g'sagt, Fünfte Scene. Duſterer und Grillhefer. Duſterer. Ob ich mir’s net denkt hab, Grillhofer! Ich hab mer’s aber denkt, wie’s vermeinen, es gibt bei Dir was z’holen, ſo kommen Dir Leut in’s Haus g’rennt, mit denen Dein Lebtag nix haſt z’thun hab’n wöll’n! Grillhofer. No ſucht halt Jed’s af der Welt ſein Vor- theil. Kummen’s, ſein’s da, gibt’s nix, gehen’s wieder! Beirrt mich net und kann Dir wohl a gleich ſein. Duſterer. Wannd’ a ſo denkſt, freilich wohl. — Dein Weib, mein Schweſter, hat eh amal g’ſagt: — wart a weng’. — wie war den dös? Daß ich’s net nur beiſpielmäßig, ſun- dern Wartl für Wartl fürbring, wie’s g’weſen is! Ja ja, fallt mer ſchon ein. Dein Weib hat eh a amal g’ſagt: Niko- demi, hat’s g’ſagt, auf’n Mathis ſchau mir und weiſ’ mer’n fein nachi in Himmel. Bringt Dir wohl a ein Lohn, denn nach dem, wie der Mathis ſich an mir verſündigt hat — jo — wie er mir weh than hat, war’s net ſchön, wann er net das Seine bei unſerer Famili laſſet. Grillhofer (hatte den Kopf in beide Hände geſtützt, blickt jetzt auf). Dös hätt’ mei Weib zu Dir g’ſagt? Hat Dich do nie gut leiden mög’n. Schau, Duſterer, Du biſt ja hizt eh am Ziel, was bringſt denn ſolchene Sachen für? Kam ich Dir af a Lug, möcht’s Dich reu’n. Duſterer. No wirſt doch net meinen — Schwoger — wirſt doch net meinen? .... Grillhofer. So hat mein Weib nie g’redt. Duſterer. Aber, Schwoger, glaub’ mir … — no, ſoll ſie’s nöt g’ſagt hab’n, — Du biſt krank, ich will net ſtreiten mit Dir. Sechſte Scene. Vorige. Leonhardt. Leonhardt (Fuhrknecht, hat ein breites rothes Geſicht mit pfiffigem Aus- druck, trägt breitkrämpigen Hut, blaue Blouſe, hohe Stiefel, kommt durch das Zaun- gatter den Anſtieg herunter, iſt etwas angeheitert). Öha! Grüß Gott mit- einander! Duſterer Dich ſuch ich! 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Fünfte Scene.
Duſterer und Grillhefer.
Duſterer. Ob ich mir’s net denkt hab, Grillhofer! Ich
hab mer’s aber denkt, wie’s vermeinen, es gibt bei Dir was
z’holen, ſo kommen Dir Leut in’s Haus g’rennt, mit denen
Dein Lebtag nix haſt z’thun hab’n wöll’n!
Grillhofer. No ſucht halt Jed’s af der Welt ſein Vor-
theil. Kummen’s, ſein’s da, gibt’s nix, gehen’s wieder! Beirrt
mich net und kann Dir wohl a gleich ſein.
Duſterer. Wannd’ a ſo denkſt, freilich wohl. — Dein
Weib, mein Schweſter, hat eh amal g’ſagt: — wart a weng’.
— wie war den dös? Daß ich’s net nur beiſpielmäßig, ſun-
dern Wartl für Wartl fürbring, wie’s g’weſen is! Ja ja,
fallt mer ſchon ein. Dein Weib hat eh a amal g’ſagt: Niko-
demi, hat’s g’ſagt, auf’n Mathis ſchau mir und weiſ’ mer’n
fein nachi in Himmel. Bringt Dir wohl a ein Lohn, denn
nach dem, wie der Mathis ſich an mir verſündigt hat — jo
— wie er mir weh than hat, war’s net ſchön, wann er net
das Seine bei unſerer Famili laſſet.
Grillhofer (hatte den Kopf in beide Hände geſtützt, blickt jetzt auf). Dös
hätt’ mei Weib zu Dir g’ſagt? Hat Dich do nie gut leiden
mög’n. Schau, Duſterer, Du biſt ja hizt eh am Ziel, was
bringſt denn ſolchene Sachen für? Kam ich Dir af a Lug,
möcht’s Dich reu’n.
Duſterer. No wirſt doch net meinen — Schwoger —
wirſt doch net meinen? ....
Grillhofer. So hat mein Weib nie g’redt.
Duſterer. Aber, Schwoger, glaub’ mir … — no, ſoll
ſie’s nöt g’ſagt hab’n, — Du biſt krank, ich will net ſtreiten
mit Dir.
Sechſte Scene.
Vorige. Leonhardt.
Leonhardt (Fuhrknecht, hat ein breites rothes Geſicht mit pfiffigem Aus-
druck, trägt breitkrämpigen Hut, blaue Blouſe, hohe Stiefel, kommt durch das Zaun-
gatter den Anſtieg herunter, iſt etwas angeheitert). Öha! Grüß Gott mit-
einander! Duſterer Dich ſuch ich! Hat mer Dein Alte g’ſagt,
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