Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Die Sarmaten feierten den Abgang ihres Seniors von der Akademie. Halb Königsberg war auf den Straßen und an den Fenstern, als Zuschauer eines reichen Comitates, welches die Landsmannschaften dem jungen Prinzen gaben. Polen, Kurländer, Liefländer und Esthländer wetteiferten in Pracht der Kleidung, der Pferde, Geschirre, Wagen und einer Dienerschaft, deren goldbesä'te Livreen noch die ausgewählt phantastischen Ordenstrachten ihrer Herren überstrahlten. Die gezogenen Hieber, die Federbüsche auf den deutschen Hüten und sarmatischen Mützen und die stolzen Reiherbüsche auf den Köpfen der Pferde blinkten um die Wette mit den Standarten und Fähnlein im Scheine der hellen Nachmittagssonne. Der Held des Tages, im schwarzsammtenen sarmatischen Rocke, von Goldschnüren strotzend, saß zurückgelehnt in der prächtigen Carosse. Ihm gegenüber die erwählten Marschälle, während die Senioren der Landsmannschaften, die blinkende Waffe in der Faust, um den von sechs Schimmeln gezogenen Wagen als Ehrenwache ritten. In dem dunkeln Auge des blassen Jünglings schien sich noch einmal der flüchtige Wiederschein des schnell vergangenen Jugendrausches zu spiegeln; aber in Die Sarmaten feierten den Abgang ihres Seniors von der Akademie. Halb Königsberg war auf den Straßen und an den Fenstern, als Zuschauer eines reichen Comitates, welches die Landsmannschaften dem jungen Prinzen gaben. Polen, Kurländer, Liefländer und Esthländer wetteiferten in Pracht der Kleidung, der Pferde, Geschirre, Wagen und einer Dienerschaft, deren goldbesä'te Livréen noch die ausgewählt phantastischen Ordenstrachten ihrer Herren überstrahlten. Die gezogenen Hieber, die Federbüsche auf den deutschen Hüten und sarmatischen Mützen und die stolzen Reiherbüsche auf den Köpfen der Pferde blinkten um die Wette mit den Standarten und Fähnlein im Scheine der hellen Nachmittagssonne. Der Held des Tages, im schwarzsammtenen sarmatischen Rocke, von Goldschnüren strotzend, saß zurückgelehnt in der prächtigen Carosse. Ihm gegenüber die erwählten Marschälle, während die Senioren der Landsmannschaften, die blinkende Waffe in der Faust, um den von sechs Schimmeln gezogenen Wagen als Ehrenwache ritten. In dem dunkeln Auge des blassen Jünglings schien sich noch einmal der flüchtige Wiederschein des schnell vergangenen Jugendrausches zu spiegeln; aber in <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <pb facs="#f0007"/> </div> </front> <body> <div n="1"> <p>Die Sarmaten feierten den Abgang ihres Seniors von der Akademie. Halb Königsberg war auf den Straßen und an den Fenstern, als Zuschauer eines reichen Comitates, welches die Landsmannschaften dem jungen Prinzen gaben. Polen, Kurländer, Liefländer und Esthländer wetteiferten in Pracht der Kleidung, der Pferde, Geschirre, Wagen und einer Dienerschaft, deren goldbesä'te Livréen noch die ausgewählt phantastischen Ordenstrachten ihrer Herren überstrahlten. Die gezogenen Hieber, die Federbüsche auf den deutschen Hüten und sarmatischen Mützen und die stolzen Reiherbüsche auf den Köpfen der Pferde blinkten um die Wette mit den Standarten und Fähnlein im Scheine der hellen Nachmittagssonne. Der Held des Tages, im schwarzsammtenen sarmatischen Rocke, von Goldschnüren strotzend, saß zurückgelehnt in der prächtigen Carosse. Ihm gegenüber die erwählten Marschälle, während die Senioren der Landsmannschaften, die blinkende Waffe in der Faust, um den von sechs Schimmeln gezogenen Wagen als Ehrenwache ritten. In dem dunkeln Auge des blassen Jünglings schien sich noch einmal der flüchtige Wiederschein des schnell vergangenen Jugendrausches zu spiegeln; aber in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
Die Sarmaten feierten den Abgang ihres Seniors von der Akademie. Halb Königsberg war auf den Straßen und an den Fenstern, als Zuschauer eines reichen Comitates, welches die Landsmannschaften dem jungen Prinzen gaben. Polen, Kurländer, Liefländer und Esthländer wetteiferten in Pracht der Kleidung, der Pferde, Geschirre, Wagen und einer Dienerschaft, deren goldbesä'te Livréen noch die ausgewählt phantastischen Ordenstrachten ihrer Herren überstrahlten. Die gezogenen Hieber, die Federbüsche auf den deutschen Hüten und sarmatischen Mützen und die stolzen Reiherbüsche auf den Köpfen der Pferde blinkten um die Wette mit den Standarten und Fähnlein im Scheine der hellen Nachmittagssonne. Der Held des Tages, im schwarzsammtenen sarmatischen Rocke, von Goldschnüren strotzend, saß zurückgelehnt in der prächtigen Carosse. Ihm gegenüber die erwählten Marschälle, während die Senioren der Landsmannschaften, die blinkende Waffe in der Faust, um den von sechs Schimmeln gezogenen Wagen als Ehrenwache ritten. In dem dunkeln Auge des blassen Jünglings schien sich noch einmal der flüchtige Wiederschein des schnell vergangenen Jugendrausches zu spiegeln; aber in
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Zitationshilfe: | Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/7>, abgerufen am 22.02.2025. |