Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.mehr? fragte wie ärgerlich die Mutter und schaute tiefer und kopfschüttelnd in die Handfläche. -- Blanker Bursch, bist hoch genug, reich genug. Quäl' nicht arme Leute. Was haben die Romnitschel dir gethan? -- Noch mehr? Ei. du Nimmersatt. -- Sie schlug die Hände über den Kopf, und die Kinder schrieen, im Kreise hüpfend: Wehe! Wehe! Die Mutter warf die Lumpen über den Kopf und kauerte sich eine Weile auf die Erde, bis ihr schlaues Auge wieder zum Jünglinge aufschielte. Bange nicht, blanker Junge, müssen Alle Rost und Staub werden. Wirst noch lange glänzen. Viele Kronen! Gieb mir eine dafür. Der Jüngling schüttelte den Rest seines Geldbeutels in den Schooß der Zigeunerin, der Kutscher aber für sich den Kopf, und Beide verließen schnell den Ort. Noch lange schallte das Geschrei der gespensterartigen Wesen, die mit ausgestreckten Armen ihnen: Heil, Heil! nachriefen. In einiger Entfernung sagte der Kutscher! Das klingt doch fast, wie die Krähen schreien. Von da ab war Beider Unterhaltung viel einsilbiger. Der Student hatte sich, in Gedanken verloren, in den Vordersitz geworfen, und der Kutscher ließ es diesmal zu. In Mitau war ein so trauriges Fest begangen, als je eines diese Hauptstadt gefeiert hatte. Statt des blühenden Jünglings, der auszog nach Petersburg, um mehr? fragte wie ärgerlich die Mutter und schaute tiefer und kopfschüttelnd in die Handfläche. — Blanker Bursch, bist hoch genug, reich genug. Quäl' nicht arme Leute. Was haben die Romnitschel dir gethan? — Noch mehr? Ei. du Nimmersatt. — Sie schlug die Hände über den Kopf, und die Kinder schrieen, im Kreise hüpfend: Wehe! Wehe! Die Mutter warf die Lumpen über den Kopf und kauerte sich eine Weile auf die Erde, bis ihr schlaues Auge wieder zum Jünglinge aufschielte. Bange nicht, blanker Junge, müssen Alle Rost und Staub werden. Wirst noch lange glänzen. Viele Kronen! Gieb mir eine dafür. Der Jüngling schüttelte den Rest seines Geldbeutels in den Schooß der Zigeunerin, der Kutscher aber für sich den Kopf, und Beide verließen schnell den Ort. Noch lange schallte das Geschrei der gespensterartigen Wesen, die mit ausgestreckten Armen ihnen: Heil, Heil! nachriefen. In einiger Entfernung sagte der Kutscher! Das klingt doch fast, wie die Krähen schreien. Von da ab war Beider Unterhaltung viel einsilbiger. Der Student hatte sich, in Gedanken verloren, in den Vordersitz geworfen, und der Kutscher ließ es diesmal zu. In Mitau war ein so trauriges Fest begangen, als je eines diese Hauptstadt gefeiert hatte. Statt des blühenden Jünglings, der auszog nach Petersburg, um <TEI> <text> <body> <div n="5"> <p><pb facs="#f0055"/> mehr? fragte wie ärgerlich die Mutter und schaute tiefer und kopfschüttelnd in die Handfläche. — Blanker Bursch, bist hoch genug, reich genug. Quäl' nicht arme Leute. Was haben die Romnitschel dir gethan? — Noch mehr? Ei. du Nimmersatt. — Sie schlug die Hände über den Kopf, und die Kinder schrieen, im Kreise hüpfend: Wehe! Wehe! Die Mutter warf die Lumpen über den Kopf und kauerte sich eine Weile auf die Erde, bis ihr schlaues Auge wieder zum Jünglinge aufschielte. Bange nicht, blanker Junge, müssen Alle Rost und Staub werden. Wirst noch lange glänzen. Viele Kronen! Gieb mir eine dafür.</p><lb/> <p>Der Jüngling schüttelte den Rest seines Geldbeutels in den Schooß der Zigeunerin, der Kutscher aber für sich den Kopf, und Beide verließen schnell den Ort. Noch lange schallte das Geschrei der gespensterartigen Wesen, die mit ausgestreckten Armen ihnen: Heil, Heil! nachriefen. In einiger Entfernung sagte der Kutscher! Das klingt doch fast, wie die Krähen schreien. Von da ab war Beider Unterhaltung viel einsilbiger. Der Student hatte sich, in Gedanken verloren, in den Vordersitz geworfen, und der Kutscher ließ es diesmal zu.</p><lb/> </div> <div n="6"> <p>In Mitau war ein so trauriges Fest begangen, als je eines diese Hauptstadt gefeiert hatte. Statt des blühenden Jünglings, der auszog nach Petersburg, um<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0055]
mehr? fragte wie ärgerlich die Mutter und schaute tiefer und kopfschüttelnd in die Handfläche. — Blanker Bursch, bist hoch genug, reich genug. Quäl' nicht arme Leute. Was haben die Romnitschel dir gethan? — Noch mehr? Ei. du Nimmersatt. — Sie schlug die Hände über den Kopf, und die Kinder schrieen, im Kreise hüpfend: Wehe! Wehe! Die Mutter warf die Lumpen über den Kopf und kauerte sich eine Weile auf die Erde, bis ihr schlaues Auge wieder zum Jünglinge aufschielte. Bange nicht, blanker Junge, müssen Alle Rost und Staub werden. Wirst noch lange glänzen. Viele Kronen! Gieb mir eine dafür.
Der Jüngling schüttelte den Rest seines Geldbeutels in den Schooß der Zigeunerin, der Kutscher aber für sich den Kopf, und Beide verließen schnell den Ort. Noch lange schallte das Geschrei der gespensterartigen Wesen, die mit ausgestreckten Armen ihnen: Heil, Heil! nachriefen. In einiger Entfernung sagte der Kutscher! Das klingt doch fast, wie die Krähen schreien. Von da ab war Beider Unterhaltung viel einsilbiger. Der Student hatte sich, in Gedanken verloren, in den Vordersitz geworfen, und der Kutscher ließ es diesmal zu.
In Mitau war ein so trauriges Fest begangen, als je eines diese Hauptstadt gefeiert hatte. Statt des blühenden Jünglings, der auszog nach Petersburg, um
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-14T12:11:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-14T12:11:53Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |