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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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meiner unbedeutenden Persönlichkeit schenkt, möchte
mir schmeicheln, wenn --"

"Sie keine andre Absichten hätten. Gehn Sie
mit sich zu Rath, entscheiden Sie sich, aber bald.
Wir sind nun ganz wieder in unsrer Aisance, wenn
er zurück ist. -- Haugwitz bleibt. -- Der König ist
seelenfroh, wenn er nichts zu ändern braucht. Es
stiefelt sich fort, sagen die witzigen Berliner, und
eines Morgens könnte Haugwitz etwas einfallen, --
das passirt auch manchmal an einem Feiertage --
der Polizeicommissarius klopft an Ihre Thür mit
der Bitte, sich schnell anzuziehen, und Sie werden
eingepackt. -- Da haben Sie die Bescheerung. Man
titulirt's höhere Staatsrücksichten, im Grunde genom¬
men ist's nur eine Indigestionslaune. Sie sind ein
Mann von großer Klugheit --

"Der indeß bei Verbindlichkeiten, die er eingeht,
den Charakter und sein Gewissen immer berück¬
sichtigt --"

"Etcaetera, bravo! sagte der Geheimrath und klopfte
ihm auf seine Schultern. Wozu noch Flausen. Das
Uebrige wird sich finden. Es müßte doch mit dem
Teufel zugehen -- Excüs! -- wenn er uns nicht
hülfe, die Antipathie zu beschwören. Haben Sie nicht
sympathetische Tropfen! A propos! da fällt mir
unser Mirakel ein, unser Liebespaar! Haben wir's
da nicht durchgesetzt! Das verloren wir ganz aus
den Augen. Wie steht es? -- Das ist der Fluch
eines Staatsmannes, sein Liebstes muß er opfern

meiner unbedeutenden Perſönlichkeit ſchenkt, möchte
mir ſchmeicheln, wenn —“

„Sie keine andre Abſichten hätten. Gehn Sie
mit ſich zu Rath, entſcheiden Sie ſich, aber bald.
Wir ſind nun ganz wieder in unſrer Aiſance, wenn
er zurück iſt. — Haugwitz bleibt. — Der König iſt
ſeelenfroh, wenn er nichts zu ändern braucht. Es
ſtiefelt ſich fort, ſagen die witzigen Berliner, und
eines Morgens könnte Haugwitz etwas einfallen, —
das paſſirt auch manchmal an einem Feiertage —
der Polizeicommiſſarius klopft an Ihre Thür mit
der Bitte, ſich ſchnell anzuziehen, und Sie werden
eingepackt. — Da haben Sie die Beſcheerung. Man
titulirt's höhere Staatsrückſichten, im Grunde genom¬
men iſt's nur eine Indigeſtionslaune. Sie ſind ein
Mann von großer Klugheit —

„Der indeß bei Verbindlichkeiten, die er eingeht,
den Charakter und ſein Gewiſſen immer berück¬
ſichtigt —“

Etcaetera, bravo! ſagte der Geheimrath und klopfte
ihm auf ſeine Schultern. Wozu noch Flauſen. Das
Uebrige wird ſich finden. Es müßte doch mit dem
Teufel zugehen — Excüs! — wenn er uns nicht
hülfe, die Antipathie zu beſchwören. Haben Sie nicht
ſympathetiſche Tropfen! A propos! da fällt mir
unſer Mirakel ein, unſer Liebespaar! Haben wir's
da nicht durchgeſetzt! Das verloren wir ganz aus
den Augen. Wie ſteht es? — Das iſt der Fluch
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[15/0025] meiner unbedeutenden Perſönlichkeit ſchenkt, möchte mir ſchmeicheln, wenn —“ „Sie keine andre Abſichten hätten. Gehn Sie mit ſich zu Rath, entſcheiden Sie ſich, aber bald. Wir ſind nun ganz wieder in unſrer Aiſance, wenn er zurück iſt. — Haugwitz bleibt. — Der König iſt ſeelenfroh, wenn er nichts zu ändern braucht. Es ſtiefelt ſich fort, ſagen die witzigen Berliner, und eines Morgens könnte Haugwitz etwas einfallen, — das paſſirt auch manchmal an einem Feiertage — der Polizeicommiſſarius klopft an Ihre Thür mit der Bitte, ſich ſchnell anzuziehen, und Sie werden eingepackt. — Da haben Sie die Beſcheerung. Man titulirt's höhere Staatsrückſichten, im Grunde genom¬ men iſt's nur eine Indigeſtionslaune. Sie ſind ein Mann von großer Klugheit — „Der indeß bei Verbindlichkeiten, die er eingeht, den Charakter und ſein Gewiſſen immer berück¬ ſichtigt —“ „Etcaetera, bravo! ſagte der Geheimrath und klopfte ihm auf ſeine Schultern. Wozu noch Flauſen. Das Uebrige wird ſich finden. Es müßte doch mit dem Teufel zugehen — Excüs! — wenn er uns nicht hülfe, die Antipathie zu beſchwören. Haben Sie nicht ſympathetiſche Tropfen! A propos! da fällt mir unſer Mirakel ein, unſer Liebespaar! Haben wir's da nicht durchgeſetzt! Das verloren wir ganz aus den Augen. Wie ſteht es? — Das iſt der Fluch eines Staatsmannes, ſein Liebſtes muß er opfern

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/25>, abgerufen am 27.04.2024.