Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Walter van Asten führte seine Cousine durch
das Gedränge. Einer der jüngeren Offiziere, deren
Geschwätz der Oberst vorhin durch seinen zornfun¬
kelnden Blick zum Schweigen gebracht, benutzte den
Augenblick, wo Walter sich bückte, um den Pompadour
aufzuheben, der dem jungen Mädchen aus der Hand
gefallen war. Er drängte sich zwischen beide und
wußte den Arm der Dame in seinen zu schieben:
"Mein schönstes Fräulein, Sie hatten einen Führer,
der den Weg nicht kennt. Erlauben Sie mir, daß
ich Ihnen den nächsten zeige."

Minchen Schlarbaum's Arm hing wirklich am
Arm des Offiziers, als ob es so sein müsse, aber
ihr Mund öffnete sich so weit als ihr Auge groß
ward. "Mein Gott, verzeihen Sie, das ist ja
mein --"

"Ihr Pompadour," fiel der Cornet ein. "Da
-- nehmen Sie ihn rasch. Ich hoffe, daß der --
Herr da ihn für Sie aufgelangt hat."

"Und ich, Herr Cornet von Wolfskehl, hoffe,
sagte Walter, daß Sie nur in der Trunkenheit der
Freude meine Cousine mit -- Jemand Ihrer Be¬
kanntschaft verwechselt haben. Für eine andre Trun¬
kenheit würde ich Rechenschaft fordern."

"Was! -- Spricht da einer von Rechenschaft --
ich habe mich wohl verhört," näselte der Cornet zu
den Cameraden, die still lächelnd in der Nähe stan¬
den, als er schon Walters Hand an seinem Arm
fühlte. Es war noch eine sanfte Berührung.

III. 18

Walter van Aſten führte ſeine Couſine durch
das Gedränge. Einer der jüngeren Offiziere, deren
Geſchwätz der Oberſt vorhin durch ſeinen zornfun¬
kelnden Blick zum Schweigen gebracht, benutzte den
Augenblick, wo Walter ſich bückte, um den Pompadour
aufzuheben, der dem jungen Mädchen aus der Hand
gefallen war. Er drängte ſich zwiſchen beide und
wußte den Arm der Dame in ſeinen zu ſchieben:
„Mein ſchönſtes Fräulein, Sie hatten einen Führer,
der den Weg nicht kennt. Erlauben Sie mir, daß
ich Ihnen den nächſten zeige.“

Minchen Schlarbaum's Arm hing wirklich am
Arm des Offiziers, als ob es ſo ſein müſſe, aber
ihr Mund öffnete ſich ſo weit als ihr Auge groß
ward. „Mein Gott, verzeihen Sie, das iſt ja
mein —“

„Ihr Pompadour,“ fiel der Cornet ein. „Da
— nehmen Sie ihn raſch. Ich hoffe, daß der —
Herr da ihn für Sie aufgelangt hat.“

„Und ich, Herr Cornet von Wolfskehl, hoffe,
ſagte Walter, daß Sie nur in der Trunkenheit der
Freude meine Couſine mit — Jemand Ihrer Be¬
kanntſchaft verwechſelt haben. Für eine andre Trun¬
kenheit würde ich Rechenſchaft fordern.“

„Was! — Spricht da einer von Rechenſchaft —
ich habe mich wohl verhört,“ näſelte der Cornet zu
den Cameraden, die ſtill lächelnd in der Nähe ſtan¬
den, als er ſchon Walters Hand an ſeinem Arm
fühlte. Es war noch eine ſanfte Berührung.

III. 18
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0283" n="273"/>
        <p>Walter van A&#x017F;ten führte &#x017F;eine Cou&#x017F;ine durch<lb/>
das Gedränge. Einer der jüngeren Offiziere, deren<lb/>
Ge&#x017F;chwätz der Ober&#x017F;t vorhin durch &#x017F;einen zornfun¬<lb/>
kelnden Blick zum Schweigen gebracht, benutzte den<lb/>
Augenblick, wo Walter &#x017F;ich bückte, um den Pompadour<lb/>
aufzuheben, der dem jungen Mädchen aus der Hand<lb/>
gefallen war. Er drängte &#x017F;ich zwi&#x017F;chen beide und<lb/>
wußte den Arm der Dame in &#x017F;einen zu &#x017F;chieben:<lb/>
&#x201E;Mein &#x017F;chön&#x017F;tes Fräulein, Sie hatten einen Führer,<lb/>
der den Weg nicht kennt. Erlauben Sie mir, daß<lb/>
ich Ihnen den näch&#x017F;ten zeige.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Minchen Schlarbaum's Arm hing wirklich am<lb/>
Arm des Offiziers, als ob es &#x017F;o &#x017F;ein mü&#x017F;&#x017F;e, aber<lb/>
ihr Mund öffnete &#x017F;ich &#x017F;o weit als ihr Auge groß<lb/>
ward. &#x201E;Mein Gott, verzeihen Sie, das i&#x017F;t ja<lb/>
mein &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ihr Pompadour,&#x201C; fiel der Cornet ein. &#x201E;Da<lb/>
&#x2014; nehmen Sie ihn ra&#x017F;ch. Ich hoffe, daß der &#x2014;<lb/>
Herr da ihn für Sie aufgelangt hat.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und ich, Herr Cornet von Wolfskehl, hoffe,<lb/>
&#x017F;agte Walter, daß Sie nur in der Trunkenheit der<lb/>
Freude meine Cou&#x017F;ine mit &#x2014; Jemand Ihrer Be¬<lb/>
kannt&#x017F;chaft verwech&#x017F;elt haben. Für eine andre Trun¬<lb/>
kenheit würde ich Rechen&#x017F;chaft fordern.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was! &#x2014; Spricht da einer von Rechen&#x017F;chaft &#x2014;<lb/>
ich habe mich wohl verhört,&#x201C;&#x017F;elte der Cornet zu<lb/>
den Cameraden, die &#x017F;till lächelnd in der Nähe &#x017F;tan¬<lb/>
den, als er &#x017F;chon Walters Hand an &#x017F;einem Arm<lb/>
fühlte. Es war noch eine &#x017F;anfte Berührung.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III</hi>. 18<lb/></fw>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0283] Walter van Aſten führte ſeine Couſine durch das Gedränge. Einer der jüngeren Offiziere, deren Geſchwätz der Oberſt vorhin durch ſeinen zornfun¬ kelnden Blick zum Schweigen gebracht, benutzte den Augenblick, wo Walter ſich bückte, um den Pompadour aufzuheben, der dem jungen Mädchen aus der Hand gefallen war. Er drängte ſich zwiſchen beide und wußte den Arm der Dame in ſeinen zu ſchieben: „Mein ſchönſtes Fräulein, Sie hatten einen Führer, der den Weg nicht kennt. Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen den nächſten zeige.“ Minchen Schlarbaum's Arm hing wirklich am Arm des Offiziers, als ob es ſo ſein müſſe, aber ihr Mund öffnete ſich ſo weit als ihr Auge groß ward. „Mein Gott, verzeihen Sie, das iſt ja mein —“ „Ihr Pompadour,“ fiel der Cornet ein. „Da — nehmen Sie ihn raſch. Ich hoffe, daß der — Herr da ihn für Sie aufgelangt hat.“ „Und ich, Herr Cornet von Wolfskehl, hoffe, ſagte Walter, daß Sie nur in der Trunkenheit der Freude meine Couſine mit — Jemand Ihrer Be¬ kanntſchaft verwechſelt haben. Für eine andre Trun¬ kenheit würde ich Rechenſchaft fordern.“ „Was! — Spricht da einer von Rechenſchaft — ich habe mich wohl verhört,“ näſelte der Cornet zu den Cameraden, die ſtill lächelnd in der Nähe ſtan¬ den, als er ſchon Walters Hand an ſeinem Arm fühlte. Es war noch eine ſanfte Berührung. III. 18

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/283
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/283>, abgerufen am 27.04.2024.