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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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Vierzehntes Kapitel.
Wallensteins Lager.

Kaum ließ sich während der Darstellung das
Mitspielen des Publicums zurückhalten. Die Iffland,
Unzelmann, Mattausch, Herdt, Bessel, Gern, Labes,
Kaselitz erschienen in ihren Waffenröcken und Wehr¬
gehenken nicht wie Schauspieler, welche das Bild
einer zweihundertjährigen Vorzeit den Zuschauern
hinzaubern wollten, sondern wie Repräsentanten die¬
ser Zuschauer selbst, die, jedem Kunstausdruck, jedem
Verse, der auf das Ergreifen der Waffen deutete,
zujubelnd, ihre eigene kriegerische Stimmung aus¬
hauchten. Das war ein Bravorufen, Klatschen, so
kräftig, sonor, wie man es in diesen, der ernsten Kunst
geweihten und damals heilig gehaltenen Räumen sel¬
ten gehört. Der Kunstenthusiasmus erlaubte sich in
Berlin wohl Thränen und Entzückungen, auch Ver¬
zückungen, aber noch nicht mit dem Feuer zu spie¬
len, das er später verschwenderisch über seine Lieb¬
linge ausschüttete, einen flammenden Glorienschein,
der oft zur verzehrenden Flamme werden sollte für
den Ruf des Gefeierten.

III. 17
Vierzehntes Kapitel.
Wallensteins Lager.

Kaum ließ ſich während der Darſtellung das
Mitſpielen des Publicums zurückhalten. Die Iffland,
Unzelmann, Mattauſch, Herdt, Beſſel, Gern, Labes,
Kaſelitz erſchienen in ihren Waffenröcken und Wehr¬
gehenken nicht wie Schauſpieler, welche das Bild
einer zweihundertjährigen Vorzeit den Zuſchauern
hinzaubern wollten, ſondern wie Repräſentanten die¬
ſer Zuſchauer ſelbſt, die, jedem Kunſtausdruck, jedem
Verſe, der auf das Ergreifen der Waffen deutete,
zujubelnd, ihre eigene kriegeriſche Stimmung aus¬
hauchten. Das war ein Bravorufen, Klatſchen, ſo
kräftig, ſonor, wie man es in dieſen, der ernſten Kunſt
geweihten und damals heilig gehaltenen Räumen ſel¬
ten gehört. Der Kunſtenthuſiasmus erlaubte ſich in
Berlin wohl Thränen und Entzückungen, auch Ver¬
zückungen, aber noch nicht mit dem Feuer zu ſpie¬
len, das er ſpäter verſchwenderiſch über ſeine Lieb¬
linge ausſchüttete, einen flammenden Glorienſchein,
der oft zur verzehrenden Flamme werden ſollte für
den Ruf des Gefeierten.

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[[257]/0267] Vierzehntes Kapitel. Wallensteins Lager. Kaum ließ ſich während der Darſtellung das Mitſpielen des Publicums zurückhalten. Die Iffland, Unzelmann, Mattauſch, Herdt, Beſſel, Gern, Labes, Kaſelitz erſchienen in ihren Waffenröcken und Wehr¬ gehenken nicht wie Schauſpieler, welche das Bild einer zweihundertjährigen Vorzeit den Zuſchauern hinzaubern wollten, ſondern wie Repräſentanten die¬ ſer Zuſchauer ſelbſt, die, jedem Kunſtausdruck, jedem Verſe, der auf das Ergreifen der Waffen deutete, zujubelnd, ihre eigene kriegeriſche Stimmung aus¬ hauchten. Das war ein Bravorufen, Klatſchen, ſo kräftig, ſonor, wie man es in dieſen, der ernſten Kunſt geweihten und damals heilig gehaltenen Räumen ſel¬ ten gehört. Der Kunſtenthuſiasmus erlaubte ſich in Berlin wohl Thränen und Entzückungen, auch Ver¬ zückungen, aber noch nicht mit dem Feuer zu ſpie¬ len, das er ſpäter verſchwenderiſch über ſeine Lieb¬ linge ausſchüttete, einen flammenden Glorienſchein, der oft zur verzehrenden Flamme werden ſollte für den Ruf des Gefeierten. III. 17

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. [257]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/267>, abgerufen am 30.12.2024.