Wir waren nur am späten Abend, bei einem flüchtigen Besuch, in den Zimmern der Geheimräthin. Es sah jetzt anders darin aus. Die Möbel hatten neue Ueberzüge erhalten, manches Veraltete war einem neu Angeschaffenen gewichen. Die Schildereien waren ge¬ schmackvoller geordnet, das Silberzeug glänzte frisch aufgeputzt, und die Geheimräthin war selbst beim Drapieren der Gardinen beschäftigt, als van Asten eintrat.
"Sie finden mich in einer ungewohnten Beschäf¬ tigung. Aber wenn man etwas ordentlich gemacht haben will, kann man es den Leuten nicht überlassen. Es hält schwer, unseren Ouvriers Geschmack beizu¬ bringen."
"Frau Geheimräthin erwarten Gesellschaft?"
"Eine ganz kleine. Sie wissen, wie die großen, glänzenden mir zuwider sind, wo alles auf den Ap¬ parat abgesehen ist, und Geist und Herz sich ver¬ stecken müssen."
Zweites Kapitel. Unterricht in der Erziehung.
Wir waren nur am ſpäten Abend, bei einem flüchtigen Beſuch, in den Zimmern der Geheimräthin. Es ſah jetzt anders darin aus. Die Möbel hatten neue Ueberzüge erhalten, manches Veraltete war einem neu Angeſchaffenen gewichen. Die Schildereien waren ge¬ ſchmackvoller geordnet, das Silberzeug glänzte friſch aufgeputzt, und die Geheimräthin war ſelbſt beim Drapieren der Gardinen beſchäftigt, als van Aſten eintrat.
„Sie finden mich in einer ungewohnten Beſchäf¬ tigung. Aber wenn man etwas ordentlich gemacht haben will, kann man es den Leuten nicht überlaſſen. Es hält ſchwer, unſeren Ouvriers Geſchmack beizu¬ bringen.“
„Frau Geheimräthin erwarten Geſellſchaft?“
„Eine ganz kleine. Sie wiſſen, wie die großen, glänzenden mir zuwider ſind, wo alles auf den Ap¬ parat abgeſehen iſt, und Geiſt und Herz ſich ver¬ ſtecken müſſen.“
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[[23]/0033]
Zweites Kapitel.
Unterricht in der Erziehung.
Wir waren nur am ſpäten Abend, bei einem
flüchtigen Beſuch, in den Zimmern der Geheimräthin.
Es ſah jetzt anders darin aus. Die Möbel hatten neue
Ueberzüge erhalten, manches Veraltete war einem neu
Angeſchaffenen gewichen. Die Schildereien waren ge¬
ſchmackvoller geordnet, das Silberzeug glänzte friſch
aufgeputzt, und die Geheimräthin war ſelbſt beim
Drapieren der Gardinen beſchäftigt, als van Aſten
eintrat.
„Sie finden mich in einer ungewohnten Beſchäf¬
tigung. Aber wenn man etwas ordentlich gemacht
haben will, kann man es den Leuten nicht überlaſſen.
Es hält ſchwer, unſeren Ouvriers Geſchmack beizu¬
bringen.“
„Frau Geheimräthin erwarten Geſellſchaft?“
„Eine ganz kleine. Sie wiſſen, wie die großen,
glänzenden mir zuwider ſind, wo alles auf den Ap¬
parat abgeſehen iſt, und Geiſt und Herz ſich ver¬
ſtecken müſſen.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. [23]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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