Zwei Sonnen vertragen sich nicht am Himmel. Der Spieltisch, an dem die Geheimräthin Lupinus saß, war sehr einsam geworden; die Vögel, die nach dem Licht flatterten, blieben aus seit das Licht des wirklichen Geheimrathes durch die Zimmer flackerte.
"Aber, meine beste Frau Geheimräthin! rief ihr Partner, der Ehemann der schönen Frau, wir hätten die Tric's gewiß gemacht, wenn --"
"Die schönen Augen der Frau Baronin haben mich geblendet. -- Sie haben da eine Hülfe bei sich, Baron, die eigentlich unerlaubt ist."
Die Geheimräthin war am Geben. Sie vergab sich. Es war der Augenblick, wo sie den Wirklichen zur Thür hereinblicken und sich rasch wieder ent¬ fernen sah.
"Die Frau Geheimräthin sind wohl unpäßlich," bemerkte die schöne Frau.
"Ich! meine liebe Baronin? -- Ach nein. Die Seele muß immer Herr sein über den Körper. Das
Sechſtes Kapitel. Der ſpäte Gast.
Zwei Sonnen vertragen ſich nicht am Himmel. Der Spieltiſch, an dem die Geheimräthin Lupinus ſaß, war ſehr einſam geworden; die Vögel, die nach dem Licht flatterten, blieben aus ſeit das Licht des wirklichen Geheimrathes durch die Zimmer flackerte.
„Aber, meine beſte Frau Geheimräthin! rief ihr Partner, der Ehemann der ſchönen Frau, wir hätten die Tric's gewiß gemacht, wenn —“
„Die ſchönen Augen der Frau Baronin haben mich geblendet. — Sie haben da eine Hülfe bei ſich, Baron, die eigentlich unerlaubt iſt.“
Die Geheimräthin war am Geben. Sie vergab ſich. Es war der Augenblick, wo ſie den Wirklichen zur Thür hereinblicken und ſich raſch wieder ent¬ fernen ſah.
„Die Frau Geheimräthin ſind wohl unpäßlich,“ bemerkte die ſchöne Frau.
„Ich! meine liebe Baronin? — Ach nein. Die Seele muß immer Herr ſein über den Körper. Das
<TEI><text><body><pbfacs="#f0078"n="[64]"/><divn="1"><head>Sechſtes Kapitel.<lb/><hirendition="#b #g">Der ſpäte Gast.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Zwei Sonnen vertragen ſich nicht am Himmel.<lb/>
Der Spieltiſch, an dem die Geheimräthin Lupinus<lb/>ſaß, war ſehr einſam geworden; die Vögel, die nach<lb/>
dem Licht flatterten, blieben aus ſeit das Licht des<lb/>
wirklichen Geheimrathes durch die Zimmer flackerte.</p><lb/><p>„Aber, meine beſte Frau Geheimräthin! rief ihr<lb/>
Partner, der Ehemann der ſchönen Frau, wir hätten<lb/>
die Tric's gewiß gemacht, wenn —“</p><lb/><p>„Die ſchönen Augen der Frau Baronin haben<lb/>
mich geblendet. — Sie haben da eine Hülfe bei ſich,<lb/>
Baron, die eigentlich unerlaubt iſt.“</p><lb/><p>Die Geheimräthin war am Geben. Sie vergab<lb/>ſich. Es war der Augenblick, wo ſie den Wirklichen<lb/>
zur Thür hereinblicken und ſich raſch wieder ent¬<lb/>
fernen ſah.</p><lb/><p>„Die Frau Geheimräthin ſind wohl unpäßlich,“<lb/>
bemerkte die ſchöne Frau.</p><lb/><p>„Ich! meine liebe Baronin? — Ach nein. Die<lb/>
Seele muß immer Herr ſein über den Körper. Das<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[64]/0078]
Sechſtes Kapitel.
Der ſpäte Gast.
Zwei Sonnen vertragen ſich nicht am Himmel.
Der Spieltiſch, an dem die Geheimräthin Lupinus
ſaß, war ſehr einſam geworden; die Vögel, die nach
dem Licht flatterten, blieben aus ſeit das Licht des
wirklichen Geheimrathes durch die Zimmer flackerte.
„Aber, meine beſte Frau Geheimräthin! rief ihr
Partner, der Ehemann der ſchönen Frau, wir hätten
die Tric's gewiß gemacht, wenn —“
„Die ſchönen Augen der Frau Baronin haben
mich geblendet. — Sie haben da eine Hülfe bei ſich,
Baron, die eigentlich unerlaubt iſt.“
Die Geheimräthin war am Geben. Sie vergab
ſich. Es war der Augenblick, wo ſie den Wirklichen
zur Thür hereinblicken und ſich raſch wieder ent¬
fernen ſah.
„Die Frau Geheimräthin ſind wohl unpäßlich,“
bemerkte die ſchöne Frau.
„Ich! meine liebe Baronin? — Ach nein. Die
Seele muß immer Herr ſein über den Körper. Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. [64]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/78>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.