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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Funfzehntes Capitel.
Organe von dem Willen des Thieres abhängen? Sind
diese Bemerkungen richtig, so können wir mit vieler Wahr-
scheinlichkeit voraussagen, daß von den künftigen Natur-
forschern keine Entdeckung von Wichtigkeit über die Natur
des Nervensafts werde gemacht werden, bey welcher sie
nicht werden eingestehen müssen, daß sie dieselbe dem Lichte
zu danken haben, welches die Versuche des Herrn Walsy
über den lebenden Zitterfisch, und des Herrn Hunter Zer-
gliederungen des todten Fisches über diese Materie ver,
breitet haben.

Sehr diele merkwürdige Beobachtungen überzeugen
uns deutlich, daß die elektrische Materie mit dem mensch-
lichen Körper in der genauesten Verbindung stehe, und
ihren Einfluß auf denselben unaufhörlich fortsetze. Herr
Brydone gedenkt einer Dame, welche bisweilen, wenn
sie sich bey kaltem Wetter im Dunkeln gekämmt, feurige
Funken aus ihrem Haare habe kommen sehen; dies brachte
ihn auf den Gedanken, die elektrische Materie bloß aus
den Haaren der Menschen, ohne einige andere elektrische
Geräthschaft zu sammlen. In dieser Absicht ließ er ein
junges Frauenzimmer auf Pech treten, und die Haare
ihrer Schwester kämmen, die vor ihr auf einem Stuhle
saß; kaum hatte jene zu kämmen angefangen, so ward ihr
ganzer Körper elektrisirt, und warf gegen jeden Gegen-
stand, der sich ihr näherte, Funken aus. Das Haar
war sehr stark elektrisch, und wirkte in beträchtlicher Ent-
fernung auf das Elektrometer. Er lud einen metallnen
Conductor mit dieser Elektricität, und sammlete in wenig
Minuten soviel von derselben, daß er Weingeist anzün-
den, und mit Hülfe einer kleinen Flasche der ganzen Ge-
sellschaft mehrere starke Schläge geben konnte.

Herr Cavallo erhielt vermittelst eines kleinen Con-
densators sehr merkliche Zeichen der Elektricität aus der-
schiednen Theilen seines eignen Körpers, und aus den
Haupthaaren dieler andern Personen.

Funfzehntes Capitel.
Organe von dem Willen des Thieres abhängen? Sind
dieſe Bemerkungen richtig, ſo können wir mit vieler Wahr-
ſcheinlichkeit vorausſagen, daß von den künftigen Natur-
forſchern keine Entdeckung von Wichtigkeit über die Natur
des Nervenſafts werde gemacht werden, bey welcher ſie
nicht werden eingeſtehen müſſen, daß ſie dieſelbe dem Lichte
zu danken haben, welches die Verſuche des Herrn Walſy
über den lebenden Zitterfiſch, und des Herrn Hunter Zer-
gliederungen des todten Fiſches über dieſe Materie ver,
breitet haben.

Sehr diele merkwürdige Beobachtungen überzeugen
uns deutlich, daß die elektriſche Materie mit dem menſch-
lichen Körper in der genaueſten Verbindung ſtehe, und
ihren Einfluß auf denſelben unaufhörlich fortſetze. Herr
Brydone gedenkt einer Dame, welche bisweilen, wenn
ſie ſich bey kaltem Wetter im Dunkeln gekämmt, feurige
Funken aus ihrem Haare habe kommen ſehen; dies brachte
ihn auf den Gedanken, die elektriſche Materie bloß aus
den Haaren der Menſchen, ohne einige andere elektriſche
Geräthſchaft zu ſammlen. In dieſer Abſicht ließ er ein
junges Frauenzimmer auf Pech treten, und die Haare
ihrer Schweſter kämmen, die vor ihr auf einem Stuhle
ſaß; kaum hatte jene zu kämmen angefangen, ſo ward ihr
ganzer Körper elektriſirt, und warf gegen jeden Gegen-
ſtand, der ſich ihr näherte, Funken aus. Das Haar
war ſehr ſtark elektriſch, und wirkte in beträchtlicher Ent-
fernung auf das Elektrometer. Er lud einen metallnen
Conductor mit dieſer Elektricität, und ſammlete in wenig
Minuten ſoviel von derſelben, daß er Weingeiſt anzün-
den, und mit Hülfe einer kleinen Flaſche der ganzen Ge-
ſellſchaft mehrere ſtarke Schläge geben konnte.

Herr Cavallo erhielt vermittelſt eines kleinen Con-
denſators ſehr merkliche Zeichen der Elektricität aus der-
ſchiednen Theilen ſeines eignen Körpers, und aus den
Haupthaaren dieler andern Perſonen.

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[192/0212] Funfzehntes Capitel. Organe von dem Willen des Thieres abhängen? Sind dieſe Bemerkungen richtig, ſo können wir mit vieler Wahr- ſcheinlichkeit vorausſagen, daß von den künftigen Natur- forſchern keine Entdeckung von Wichtigkeit über die Natur des Nervenſafts werde gemacht werden, bey welcher ſie nicht werden eingeſtehen müſſen, daß ſie dieſelbe dem Lichte zu danken haben, welches die Verſuche des Herrn Walſy über den lebenden Zitterfiſch, und des Herrn Hunter Zer- gliederungen des todten Fiſches über dieſe Materie ver, breitet haben. Sehr diele merkwürdige Beobachtungen überzeugen uns deutlich, daß die elektriſche Materie mit dem menſch- lichen Körper in der genaueſten Verbindung ſtehe, und ihren Einfluß auf denſelben unaufhörlich fortſetze. Herr Brydone gedenkt einer Dame, welche bisweilen, wenn ſie ſich bey kaltem Wetter im Dunkeln gekämmt, feurige Funken aus ihrem Haare habe kommen ſehen; dies brachte ihn auf den Gedanken, die elektriſche Materie bloß aus den Haaren der Menſchen, ohne einige andere elektriſche Geräthſchaft zu ſammlen. In dieſer Abſicht ließ er ein junges Frauenzimmer auf Pech treten, und die Haare ihrer Schweſter kämmen, die vor ihr auf einem Stuhle ſaß; kaum hatte jene zu kämmen angefangen, ſo ward ihr ganzer Körper elektriſirt, und warf gegen jeden Gegen- ſtand, der ſich ihr näherte, Funken aus. Das Haar war ſehr ſtark elektriſch, und wirkte in beträchtlicher Ent- fernung auf das Elektrometer. Er lud einen metallnen Conductor mit dieſer Elektricität, und ſammlete in wenig Minuten ſoviel von derſelben, daß er Weingeiſt anzün- den, und mit Hülfe einer kleinen Flaſche der ganzen Ge- ſellſchaft mehrere ſtarke Schläge geben konnte. Herr Cavallo erhielt vermittelſt eines kleinen Con- denſators ſehr merkliche Zeichen der Elektricität aus der- ſchiednen Theilen ſeines eignen Körpers, und aus den Haupthaaren dieler andern Perſonen.

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/212>, abgerufen am 26.04.2024.