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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Vom Elektrophor.
[t]ors mit dieser Flasche oder diesem Conductor berührt
wird, so ist klar, daß ihr beyde einen so großen Theil ih-
rer Elektricität mittheilen werden, als der Capacität der
Platte proportional ist, d. i. so viel, daß dadurch die
Elektricität der Platte eine gleiche Intensität mit der Elek-
tricität des Conductors erhält, beyde nämlich einen hal-
ben Grad. Da aber die Capacität der Platte anjetzt, da
sie auf einer gehörig zubereiteten Fläche liegt, z. B. 100
mal größer ist, als wenn sie isolirt in der Luft schwebte,
so nimmt sie auch 100 mal mehr Elektricität aus der Fla-
sche oder dem Conductor an. Hieraus folgt natürlich,
daß, wenn die Metallplatte von der untern Fläche auf
ihrer vorigen Größe herabgesetz[t] wird, die Intensi-
tät 100 mal größer werden, also bis auf 50° steigen müs-
se, da sie in der Flasche oder im Conductor nur 1/2 Grad
betrug.

Da eine so geringe Elektricität die Metallplatte des
Condensators in Stand setzt, einen starken Funken zu ge-
ben, so könnte man fragen, was eine stärkere Elektricität
thun werde. Warum thut diese letztere nichts mehr?
Die Antwort ist, weil die der Metallplatte mitgetheilte
Elektricität lzerstreuet wird, so bald sie so groß ist, daß
sie den schwachen Widerstand der untern Platte überwin-
den kann.

Man begreift leicht, daß die Metallplatte, wenn sie
gleich aus einer leidner Flasche oder einem großen Con-
ductor, wenn er auch schwach elektrisirt ist, eine große
Menge Elektricität annehmen kann, dennoch keine be-
trächtliche Menge aus einem Conductor von geringer Ca-
pacität erhalten könne; denn dieser Conductor kann ihr
das nicht geben, was er selbst nicht hat, er müßte denn
beständig einen neuen, obgleich schwachen, Zufluß erhal-
ten. Dies ist der Fall bey einem atmosphärischen Con-
ductor, oder bey dem Conductor einer Maschine, welche
zwar schwach, aber doch unaufhörlich fortwirkt. In die-
sen Fällen aber ist eine ziemliche Zeit nöthig, ehe die-

Vom Elektrophor.
[t]ors mit dieſer Flaſche oder dieſem Conductor berührt
wird, ſo iſt klar, daß ihr beyde einen ſo großen Theil ih-
rer Elektricität mittheilen werden, als der Capacität der
Platte proportional iſt, d. i. ſo viel, daß dadurch die
Elektricität der Platte eine gleiche Intenſität mit der Elek-
tricität des Conductors erhält, beyde nämlich einen hal-
ben Grad. Da aber die Capacität der Platte anjetzt, da
ſie auf einer gehörig zubereiteten Fläche liegt, z. B. 100
mal größer iſt, als wenn ſie iſolirt in der Luft ſchwebte,
ſo nimmt ſie auch 100 mal mehr Elektricität aus der Fla-
ſche oder dem Conductor an. Hieraus folgt natürlich,
daß, wenn die Metallplatte von der untern Fläche auf
ihrer vorigen Größe herabgeſetz[t] wird, die Intenſi-
tät 100 mal größer werden, alſo bis auf 50° ſteigen müſ-
ſe, da ſie in der Flaſche oder im Conductor nur ½ Grad
betrug.

Da eine ſo geringe Elektricität die Metallplatte des
Condenſators in Stand ſetzt, einen ſtarken Funken zu ge-
ben, ſo könnte man fragen, was eine ſtärkere Elektricität
thun werde. Warum thut dieſe letztere nichts mehr?
Die Antwort iſt, weil die der Metallplatte mitgetheilte
Elektricität lzerſtreuet wird, ſo bald ſie ſo groß iſt, daß
ſie den ſchwachen Widerſtand der untern Platte überwin-
den kann.

Man begreift leicht, daß die Metallplatte, wenn ſie
gleich aus einer leidner Flaſche oder einem großen Con-
ductor, wenn er auch ſchwach elektriſirt iſt, eine große
Menge Elektricität annehmen kann, dennoch keine be-
trächtliche Menge aus einem Conductor von geringer Ca-
pacität erhalten könne; denn dieſer Conductor kann ihr
das nicht geben, was er ſelbſt nicht hat, er müßte denn
beſtändig einen neuen, obgleich ſchwachen, Zufluß erhal-
ten. Dies iſt der Fall bey einem atmoſphäriſchen Con-
ductor, oder bey dem Conductor einer Maſchine, welche
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ſen Fällen aber iſt eine ziemliche Zeit nöthig, ehe die-

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[149/0169] Vom Elektrophor. tors mit dieſer Flaſche oder dieſem Conductor berührt wird, ſo iſt klar, daß ihr beyde einen ſo großen Theil ih- rer Elektricität mittheilen werden, als der Capacität der Platte proportional iſt, d. i. ſo viel, daß dadurch die Elektricität der Platte eine gleiche Intenſität mit der Elek- tricität des Conductors erhält, beyde nämlich einen hal- ben Grad. Da aber die Capacität der Platte anjetzt, da ſie auf einer gehörig zubereiteten Fläche liegt, z. B. 100 mal größer iſt, als wenn ſie iſolirt in der Luft ſchwebte, ſo nimmt ſie auch 100 mal mehr Elektricität aus der Fla- ſche oder dem Conductor an. Hieraus folgt natürlich, daß, wenn die Metallplatte von der untern Fläche auf [FORMEL] ihrer vorigen Größe herabgeſetzt wird, die Intenſi- tät 100 mal größer werden, alſo bis auf 50° ſteigen müſ- ſe, da ſie in der Flaſche oder im Conductor nur ½ Grad betrug. Da eine ſo geringe Elektricität die Metallplatte des Condenſators in Stand ſetzt, einen ſtarken Funken zu ge- ben, ſo könnte man fragen, was eine ſtärkere Elektricität thun werde. Warum thut dieſe letztere nichts mehr? Die Antwort iſt, weil die der Metallplatte mitgetheilte Elektricität lzerſtreuet wird, ſo bald ſie ſo groß iſt, daß ſie den ſchwachen Widerſtand der untern Platte überwin- den kann. Man begreift leicht, daß die Metallplatte, wenn ſie gleich aus einer leidner Flaſche oder einem großen Con- ductor, wenn er auch ſchwach elektriſirt iſt, eine große Menge Elektricität annehmen kann, dennoch keine be- trächtliche Menge aus einem Conductor von geringer Ca- pacität erhalten könne; denn dieſer Conductor kann ihr das nicht geben, was er ſelbſt nicht hat, er müßte denn beſtändig einen neuen, obgleich ſchwachen, Zufluß erhal- ten. Dies iſt der Fall bey einem atmoſphäriſchen Con- ductor, oder bey dem Conductor einer Maſchine, welche zwar ſchwach, aber doch unaufhörlich fortwirkt. In die- ſen Fällen aber iſt eine ziemliche Zeit nöthig, ehe die-

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/169>, abgerufen am 26.04.2024.