Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken. Göttingen, 1749.Staatswissenschaft. corps de science militaire par M. de FOLARD, VI.tomes, a Paris 1727-1730. 4. nebst den Sentimens d'un homme de la guerre sur le nouveau systeme du Chevalier de FOLARD par M. D*** a Paris 1733. 4 §. 54. Auf gleiche Art läßt sich auch die Seemacht * Zur Marine wird gar zu viel erfordert, und deß- wegen ist ihre Bewandniß sehr sonderbar. Es bringt eine Nation ganze Jahrhunderte zu, ehe sie anfängt, einige Figur auf der See zu machen: hingegen kann sie ein einziger wichtiger Verlust so niederwerffen, daß sie in vielen Zeiten nicht im Stande ist, sich wieder aufzurichten. Wir haben in der neuern Geschichte ein einziges Exempel einer Seemacht, die in der Geschwin- digkeit entstanden, man hält es auch für ein Wunder. Aber wir finden verschiedene Beyspiele auch der mäch- tigsten Seevölker, die gleichsam durch einen Schlag auf eimal entwasnet worden. 1. Essai
Staatswiſſenſchaft. corps de ſcience militaire par M. de FOLARD, VI.tomes, à Paris 1727-1730. 4. nebſt den Sentimens d’un homme de la guerre ſur le nouveau ſyſteme du Chevalier de FOLARD par M. D*** à Paris 1733. 4 §. 54. Auf gleiche Art laͤßt ſich auch die Seemacht * Zur Marine wird gar zu viel erfordert, und deß- wegen iſt ihre Bewandniß ſehr ſonderbar. Es bringt eine Nation ganze Jahrhunderte zu, ehe ſie anfaͤngt, einige Figur auf der See zu machen: hingegen kann ſie ein einziger wichtiger Verluſt ſo niederwerffen, daß ſie in vielen Zeiten nicht im Stande iſt, ſich wieder aufzurichten. Wir haben in der neuern Geſchichte ein einziges Exempel einer Seemacht, die in der Geſchwin- digkeit entſtanden, man haͤlt es auch fuͤr ein Wunder. Aber wir finden verſchiedene Beyſpiele auch der maͤch- tigſten Seevoͤlker, die gleichſam durch einen Schlag auf eimal entwaſnet worden. 1. Eſſai
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Staatswiſſenſchaft.
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tomes, à Paris 1727-1730. 4. nebſt den Sentimens
d’un homme de la guerre ſur le nouveau ſyſteme du
Chevalier de FOLARD par M. D*** à Paris 1733. 4
§. 54.
Auf gleiche Art laͤßt ſich auch die Seemacht
einer Nation erwaͤgen. Eine Flette ins Meer
zu ſtellen, iſt nach Proportion der Mannſchaft
wenigſtens dreymal ſo koſtbar, als eine Landar-
mee ins Feld zu fuͤhren. Man hat hiebey beſon-
ders anzumerken, ob ein Volk ſein Schiffszim-
merholz, Maſten, Seegel- und Tauwerk und
uͤbrige Erforderniſſe zu Ausruͤſtung dieſer
ſchwimmenden Feſtungen bey ſich zu Hauſe
findet, oder auswaͤrts herhohlen muß? wie der
Bau ſeiner Schiffe, die Einrichtung ſeiner Eſca-
dern und die Anſtalten beſchaffen, um eine
Pflanzſchule von tuͤchtigen Matroſen und geſchick-
ten Seecapitains zu haben?
* Zur Marine wird gar zu viel erfordert, und deß-
wegen iſt ihre Bewandniß ſehr ſonderbar. Es bringt
eine Nation ganze Jahrhunderte zu, ehe ſie anfaͤngt,
einige Figur auf der See zu machen: hingegen kann
ſie ein einziger wichtiger Verluſt ſo niederwerffen, daß
ſie in vielen Zeiten nicht im Stande iſt, ſich wieder
aufzurichten. Wir haben in der neuern Geſchichte ein
einziges Exempel einer Seemacht, die in der Geſchwin-
digkeit entſtanden, man haͤlt es auch fuͤr ein Wunder.
Aber wir finden verſchiedene Beyſpiele auch der maͤch-
tigſten Seevoͤlker, die gleichſam durch einen Schlag
auf eimal entwaſnet worden.
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Zitationshilfe: | Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken. Göttingen, 1749, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749/43>, abgerufen am 22.02.2025. |