Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken. Göttingen, 1749.Staatswissenschaft. all einerley, und aus den verschiedenen Neigun-gen der Wollust, des Ehrgeitzes, der Geldbe- gierde oder Sorglosigkeit erwachsen besondere Gewohnheiten, welche man die Tugenden oder Laster der Nationen zu nennen pflegt. Sie äus- sern sich hauptsächlich in Ausübung der Pflichten, sowohl gegen sich selbst, als gegen andere. * Man sehe nur ihre Lebensart bey Tische, in der Kleidung und in ihren Lustbarkeiten an. Man be- merke, wie sie sich im Ehestande und der Kinderzucht verhalten, wie sie sich gegen ihre Obern und Untern und gegen Fremde aufführen. 1. IOANNIS BARCLAII icon animorum cum notis AVGVSTI BVCHNERI, Dresdae 1681. 8. § 23. Diese Untersuchungen sind nicht ohne Nu- §. 24. Man forscht nach, ob? und was für te
Staatswiſſenſchaft. all einerley, und aus den verſchiedenen Neigun-gen der Wolluſt, des Ehrgeitzes, der Geldbe- gierde oder Sorgloſigkeit erwachſen beſondere Gewohnheiten, welche man die Tugenden oder Laſter der Nationen zu nennen pflegt. Sie aͤuſ- ſern ſich hauptſaͤchlich in Ausuͤbung der Pflichten, ſowohl gegen ſich ſelbſt, als gegen andere. * Man ſehe nur ihre Lebensart bey Tiſche, in der Kleidung und in ihren Luſtbarkeiten an. Man be- merke, wie ſie ſich im Eheſtande und der Kinderzucht verhalten, wie ſie ſich gegen ihre Obern und Untern und gegen Fremde auffuͤhren. 1. IOANNIS BARCLAII icon animorum cum notis AVGVSTI BVCHNERI, Dresdae 1681. 8. § 23. Dieſe Unterſuchungen ſind nicht ohne Nu- §. 24. Man forſcht nach, ob? und was fuͤr te
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0027" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Staatswiſſenſchaft.</hi></fw><lb/> all einerley, und aus den verſchiedenen Neigun-<lb/> gen der Wolluſt, des Ehrgeitzes, der Geldbe-<lb/> gierde oder Sorgloſigkeit erwachſen beſondere<lb/> Gewohnheiten, welche man die <hi rendition="#fr">Tugenden</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">Laſter</hi> der Nationen zu nennen pflegt. Sie aͤuſ-<lb/> ſern ſich hauptſaͤchlich in Ausuͤbung der Pflichten,<lb/> ſowohl gegen ſich ſelbſt, als gegen andere.</p><lb/> <note place="end" n="*">Man ſehe nur ihre Lebensart bey Tiſche, in der<lb/> Kleidung und in ihren Luſtbarkeiten an. Man be-<lb/> merke, wie ſie ſich im Eheſtande und der Kinderzucht<lb/> verhalten, wie ſie ſich gegen ihre Obern und Untern<lb/> und gegen Fremde auffuͤhren.</note><lb/> <note place="end" n="1."><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">IOANNIS BARCLAII</hi> icon animorum cum<lb/> notis <hi rendition="#i">AVGVSTI BVCHNERI,</hi> Dresdae</hi> 1681. 8.</note> </div><lb/> <div n="2"> <head>§ 23.</head><lb/> <p>Dieſe Unterſuchungen ſind nicht ohne Nu-<lb/> tzen; ſie werden uns aber ſonderlich brauchbar,<lb/> um daraus zu begreifen, was die Voͤlker fuͤr<lb/> verſchiedene Mittel ergreifen, ſich gluͤcklich zu<lb/> machen, und wie weit ſie darinnen ihren Zweck<lb/> erreichen oder nicht? Ueberall blickt ihr Chara-<lb/> eter hervor, man mag ihren <hi rendition="#fr">Fleiß</hi> in <hi rendition="#fr">Wiſſen-<lb/> ſchaften und Kuͤnſten,</hi> oder in <hi rendition="#fr">andern Be-<lb/> muͤhungen</hi> betrachten.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 24.</head><lb/> <p>Man forſcht nach, ob? und was fuͤr<lb/><hi rendition="#fr">Wiſſenſchaften</hi> und <hi rendition="#fr">freyen Kuͤnſte</hi> ein Volk<lb/> ſonderlich treibe? was fuͤr herrliche oder ſchlech-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">te</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0027]
Staatswiſſenſchaft.
all einerley, und aus den verſchiedenen Neigun-
gen der Wolluſt, des Ehrgeitzes, der Geldbe-
gierde oder Sorgloſigkeit erwachſen beſondere
Gewohnheiten, welche man die Tugenden oder
Laſter der Nationen zu nennen pflegt. Sie aͤuſ-
ſern ſich hauptſaͤchlich in Ausuͤbung der Pflichten,
ſowohl gegen ſich ſelbſt, als gegen andere.
* Man ſehe nur ihre Lebensart bey Tiſche, in der
Kleidung und in ihren Luſtbarkeiten an. Man be-
merke, wie ſie ſich im Eheſtande und der Kinderzucht
verhalten, wie ſie ſich gegen ihre Obern und Untern
und gegen Fremde auffuͤhren.
¹. IOANNIS BARCLAII icon animorum cum
notis AVGVSTI BVCHNERI, Dresdae 1681. 8.
§ 23.
Dieſe Unterſuchungen ſind nicht ohne Nu-
tzen; ſie werden uns aber ſonderlich brauchbar,
um daraus zu begreifen, was die Voͤlker fuͤr
verſchiedene Mittel ergreifen, ſich gluͤcklich zu
machen, und wie weit ſie darinnen ihren Zweck
erreichen oder nicht? Ueberall blickt ihr Chara-
eter hervor, man mag ihren Fleiß in Wiſſen-
ſchaften und Kuͤnſten, oder in andern Be-
muͤhungen betrachten.
§. 24.
Man forſcht nach, ob? und was fuͤr
Wiſſenſchaften und freyen Kuͤnſte ein Volk
ſonderlich treibe? was fuͤr herrliche oder ſchlech-
te
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |