Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbereitung zur
Natur in einer geschickten und ordentlichen Lehr-
art zeiget.

§. 8.

Die vergangene Begebenheiten eines Reichs
sind die Quellen, woraus dessen jetziger Zustand
unmittelbar fliesset. Daher setzet die Staats-
wissenschaft unwidersprechlich eine Kenntniß des
Ursprungs und der Hauptveränderungen eines
Reichs voraus. Die Geschichte der Staats-
veränderungen
(Revolutionen) eines Reichs
ist also das erste, was in der Staatswissen-
schaft eines jeden Volks abgehandelt werden
muß. Man geht solche nach gewissen Periodis
in einem kurzen Zusammenhange durch, um sich
einen Begriff überhaupt zu machen, wie ein
Reich durch seine verschiedene Abwechselungen
endlich die heutige Gestalt erlanget. Zweyerley
ist hiebey hauptsächlich zu erörtern: 1) die Ver-
änderungen der Regierungsform, 2) die Ver-
änderungen der Provinzen, welche nach und nach
entweder einem Staate zugefallen, oder davon
abgekommen. Jn den erblichen Monarchien
müssen noch 3) die Veränderungen der Fami-
lien,
welche den Thron besessen, beygefügt
werden. Alle übrige besondere Begebenbeiten
eines Staats überlassen wir der eigentlich so
genannten Historie. Die Revolutionen mit ih-
ren Ursachen und Folgen sind zu unserm End-
zwecke allein nöthig, und zugleich hinlänglich:

es mag

Vorbereitung zur
Natur in einer geſchickten und ordentlichen Lehr-
art zeiget.

§. 8.

Die vergangene Begebenheiten eines Reichs
ſind die Quellen, woraus deſſen jetziger Zuſtand
unmittelbar flieſſet. Daher ſetzet die Staats-
wiſſenſchaft unwiderſprechlich eine Kenntniß des
Urſprungs und der Hauptveraͤnderungen eines
Reichs voraus. Die Geſchichte der Staats-
veraͤnderungen
(Revolutionen) eines Reichs
iſt alſo das erſte, was in der Staatswiſſen-
ſchaft eines jeden Volks abgehandelt werden
muß. Man geht ſolche nach gewiſſen Periodis
in einem kurzen Zuſammenhange durch, um ſich
einen Begriff uͤberhaupt zu machen, wie ein
Reich durch ſeine verſchiedene Abwechſelungen
endlich die heutige Geſtalt erlanget. Zweyerley
iſt hiebey hauptſaͤchlich zu eroͤrtern: 1) die Ver-
aͤnderungen der Regierungsform, 2) die Ver-
aͤnderungen der Provinzen, welche nach und nach
entweder einem Staate zugefallen, oder davon
abgekommen. Jn den erblichen Monarchien
muͤſſen noch 3) die Veraͤnderungen der Fami-
lien,
welche den Thron beſeſſen, beygefuͤgt
werden. Alle uͤbrige beſondere Begebenbeiten
eines Staats uͤberlaſſen wir der eigentlich ſo
genannten Hiſtorie. Die Revolutionen mit ih-
ren Urſachen und Folgen ſind zu unſerm End-
zwecke allein noͤthig, und zugleich hinlaͤnglich:

es mag
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0020" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorbereitung zur</hi></fw><lb/>
Natur in einer ge&#x017F;chickten und ordentlichen Lehr-<lb/>
art zeiget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 8.</head><lb/>
          <p>Die vergangene Begebenheiten eines Reichs<lb/>
&#x017F;ind die Quellen, woraus de&#x017F;&#x017F;en jetziger Zu&#x017F;tand<lb/>
unmittelbar flie&#x017F;&#x017F;et. Daher &#x017F;etzet die Staats-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft unwider&#x017F;prechlich eine Kenntniß des<lb/>
Ur&#x017F;prungs und der Hauptvera&#x0364;nderungen eines<lb/>
Reichs voraus. <hi rendition="#fr">Die Ge&#x017F;chichte der Staats-<lb/>
vera&#x0364;nderungen</hi> (Revolutionen) eines Reichs<lb/>
i&#x017F;t al&#x017F;o das er&#x017F;te, was in der Staatswi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaft eines jeden Volks abgehandelt werden<lb/>
muß. Man geht &#x017F;olche nach gewi&#x017F;&#x017F;en Periodis<lb/>
in einem kurzen Zu&#x017F;ammenhange durch, um &#x017F;ich<lb/>
einen Begriff u&#x0364;berhaupt zu machen, wie ein<lb/>
Reich durch &#x017F;eine ver&#x017F;chiedene Abwech&#x017F;elungen<lb/>
endlich die heutige Ge&#x017F;talt erlanget. Zweyerley<lb/>
i&#x017F;t hiebey haupt&#x017F;a&#x0364;chlich zu ero&#x0364;rtern: 1) die Ver-<lb/>
a&#x0364;nderungen der <hi rendition="#fr">Regierungsform,</hi> 2) die Ver-<lb/>
a&#x0364;nderungen der <hi rendition="#fr">Provinzen,</hi> welche nach und nach<lb/>
entweder einem Staate zugefallen, oder davon<lb/>
abgekommen. Jn den erblichen Monarchien<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en noch 3) die Vera&#x0364;nderungen der <hi rendition="#fr">Fami-<lb/>
lien,</hi> welche den Thron be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en, beygefu&#x0364;gt<lb/>
werden. Alle u&#x0364;brige be&#x017F;ondere Begebenbeiten<lb/>
eines Staats u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en wir der eigentlich &#x017F;o<lb/>
genannten Hi&#x017F;torie. Die Revolutionen mit ih-<lb/>
ren Ur&#x017F;achen und Folgen &#x017F;ind zu un&#x017F;erm End-<lb/>
zwecke allein no&#x0364;thig, und zugleich hinla&#x0364;nglich:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es mag</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0020] Vorbereitung zur Natur in einer geſchickten und ordentlichen Lehr- art zeiget. §. 8. Die vergangene Begebenheiten eines Reichs ſind die Quellen, woraus deſſen jetziger Zuſtand unmittelbar flieſſet. Daher ſetzet die Staats- wiſſenſchaft unwiderſprechlich eine Kenntniß des Urſprungs und der Hauptveraͤnderungen eines Reichs voraus. Die Geſchichte der Staats- veraͤnderungen (Revolutionen) eines Reichs iſt alſo das erſte, was in der Staatswiſſen- ſchaft eines jeden Volks abgehandelt werden muß. Man geht ſolche nach gewiſſen Periodis in einem kurzen Zuſammenhange durch, um ſich einen Begriff uͤberhaupt zu machen, wie ein Reich durch ſeine verſchiedene Abwechſelungen endlich die heutige Geſtalt erlanget. Zweyerley iſt hiebey hauptſaͤchlich zu eroͤrtern: 1) die Ver- aͤnderungen der Regierungsform, 2) die Ver- aͤnderungen der Provinzen, welche nach und nach entweder einem Staate zugefallen, oder davon abgekommen. Jn den erblichen Monarchien muͤſſen noch 3) die Veraͤnderungen der Fami- lien, welche den Thron beſeſſen, beygefuͤgt werden. Alle uͤbrige beſondere Begebenbeiten eines Staats uͤberlaſſen wir der eigentlich ſo genannten Hiſtorie. Die Revolutionen mit ih- ren Urſachen und Folgen ſind zu unſerm End- zwecke allein noͤthig, und zugleich hinlaͤnglich: es mag

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749/20
Zitationshilfe: Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken. Göttingen, 1749, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749/20>, abgerufen am 21.12.2024.