Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.GUARINI Vierdter Handlung anderer Aufftritt. Dorinde. Linco. D. SO kenntestu mich nicht? L. Wie solte man Dorinden. Das liebe Mägdichen/ in solchen Kleidern finden? Wär ich ein Hund so wohl/ als ich vernünfftig bin/ Ich hätte dir gewiß den Kater wollen ziehn/ Und durch zurißnen Peltz dich allzuwohl erkennen. Was seh' ich? D. Diß was Lieb' und Unglück würcken kan. L. Ein zartes Weibes-Bild soll ich hier treffen an/ Das noch vor kurtzer Zeit war bloß ein Kind zu nennen? Wie lang' ists/ da ich dich noch trug auff meinen Hän- den? Wie lang' ists/ da ich dir regierte Fuß und Mund/ Als ich in Diensten noch bey deinem Vater stund. Dich konte dazumahl ein rauschend Blat erschrecken/ Du sahest/ wie ein schüchtern Reh/ dich um auff allen En- den/ Ein Laub-Frosch konte dir/ ein Vogel/ Furcht erwecken/ Izt lauffestu ohn Sorgen mit Beschwer In unbewohnten Püschen hin und her/ Und scheuest weder Wild noch Hunde. D. Was Liebe schon verlezt/ acht keiner andern Wunde. L. Ja freylich hats bey dir die Liebe weit gebracht/ Die dich zum Manne/ ja vielmehr zum Wolffe macht. D. Hier/ Linco/ sizt der Wolff/ der mir das Hertze frißt. L. Ein Wolff? der Silvius? D. Ach ja! du hasts erra- then. L. Drum weil er ist ein Wolff/ wiltu die Wölfin seyn. Weil dir die menschliche Gestalt nicht kömmt zu statten/ Denckstu den Jäger selbst zu fangen durch die List. Wo aber hastu denn die Kleider herbekommen? D. Von meines Vaters Knecht Lupin/ Wie du vernehmen wirst. Ich gieng sehr früh dahin Mit Furchten und Begier/ wo ich vorhin vernommen/ Daß Silvio zur Jagt sich würde finden ein. Als ich durch die Eichen kam/ um die Gegend ohngefehr/ Wo das silber-helle Quell von dem Hügel fliest daher/ Tra[ff]
GUARINI Vierdter Handlung anderer Aufftritt. Dorinde. Linco. D. SO kennteſtu mich nicht? L. Wie ſolte man Dorinden. Das liebe Maͤgdichen/ in ſolchen Kleidern finden? Waͤr ich ein Hund ſo wohl/ als ich vernuͤnfftig bin/ Ich haͤtte dir gewiß den Kater wollen ziehn/ Und durch zurißnen Peltz dich allzuwohl erkennen. Was ſeh’ ich? D. Diß was Lieb’ und Ungluͤck wuͤrcken kan. L. Ein zartes Weibes-Bild ſoll ich hier treffen an/ Das noch vor kurtzer Zeit war bloß ein Kind zu nennen? Wie lang’ iſts/ da ich dich noch trug auff meinen Haͤn- den? Wie lang’ iſts/ da ich dir regierte Fuß und Mund/ Als ich in Dienſten noch bey deinem Vater ſtund. Dich konte dazumahl ein rauſchend Blat erſchrecken/ Du ſaheſt/ wie ein ſchuͤchtern Reh/ dich um auff allen En- den/ Ein Laub-Froſch konte dir/ ein Vogel/ Furcht erwecken/ Izt lauffeſtu ohn Sorgen mit Beſchwer In unbewohnten Puͤſchen hin und her/ Und ſcheueſt weder Wild noch Hunde. D. Was Liebe ſchon verlezt/ acht keiner andern Wunde. L. Ja freylich hats bey dir die Liebe weit gebracht/ Die dich zum Manne/ ja vielmehr zum Wolffe macht. D. Hier/ Linco/ ſizt der Wolff/ der mir das Hertze frißt. L. Ein Wolff? der Silvius? D. Ach ja! du haſts erra- then. L. Drum weil er iſt ein Wolff/ wiltu die Woͤlfin ſeyn. Weil dir die menſchliche Geſtalt nicht koͤmmt zu ſtatten/ Denckſtu den Jaͤger ſelbſt zu fangen durch die Liſt. Wo aber haſtu denn die Kleider herbekommen? D. Von meines Vaters Knecht Lupin/ Wie du vernehmen wirſt. Ich gieng ſehr fruͤh dahin Mit Furchten und Begier/ wo ich vorhin vernommen/ Daß Silvio zur Jagt ſich wuͤrde finden ein. Als ich durch die Eichen kam/ um die Gegend ohngefehr/ Wo das ſilber-helle Quell von dem Huͤgel flieſt daher/ Tra[ff]
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0202" n="102"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq">GUARINI</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Vierdter Handlung anderer Aufftritt.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#fr">Dorinde. Linco.</hi> </stage><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">D.</hi> </speaker> <p><hi rendition="#in">S</hi>O kennteſtu mich nicht?</p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">L.</hi> </speaker> <p>Wie ſolte man Dorinden.<lb/> Das liebe Maͤgdichen/ in ſolchen Kleidern finden?<lb/> Waͤr ich ein Hund ſo wohl/ als ich vernuͤnfftig bin/<lb/> Ich haͤtte dir gewiß den Kater wollen ziehn/<lb/> Und durch zurißnen Peltz dich allzuwohl erkennen.<lb/> Was ſeh’ ich?</p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">D.</hi> </speaker> <p>Diß was Lieb’ und Ungluͤck wuͤrcken kan.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">L.</hi> </speaker> <p>Ein zartes Weibes-Bild ſoll ich hier treffen an/<lb/> Das noch vor kurtzer Zeit war bloß ein Kind zu nennen?<lb/> Wie lang’ iſts/ da ich dich noch trug auff meinen Haͤn-<lb/><hi rendition="#c">den?</hi><lb/> Wie lang’ iſts/ da ich dir regierte Fuß und Mund/<lb/> Als ich in Dienſten noch bey deinem Vater ſtund.<lb/> Dich konte dazumahl ein rauſchend Blat erſchrecken/<lb/> Du ſaheſt/ wie ein ſchuͤchtern Reh/ dich um auff allen En-<lb/><hi rendition="#c">den/</hi><lb/> Ein Laub-Froſch konte dir/ ein Vogel/ Furcht erwecken/<lb/> Izt lauffeſtu ohn Sorgen mit Beſchwer<lb/> In unbewohnten Puͤſchen hin und her/<lb/> Und ſcheueſt weder Wild noch Hunde.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">D.</hi> </speaker> <p>Was Liebe ſchon verlezt/ acht keiner andern Wunde.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">L.</hi> </speaker> <p>Ja freylich hats bey dir die Liebe weit gebracht/<lb/> Die dich zum Manne/ ja vielmehr zum Wolffe macht.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">D.</hi> </speaker> <p>Hier/ Linco/ ſizt der Wolff/ der mir das Hertze frißt.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">L.</hi> </speaker> <p>Ein Wolff? der Silvius?</p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">D.</hi> </speaker> <p>Ach ja! du haſts erra-<lb/><hi rendition="#c">then.</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">L.</hi> </speaker> <p>Drum weil er iſt ein Wolff/ wiltu die Woͤlfin ſeyn.<lb/> Weil dir die menſchliche Geſtalt nicht koͤmmt zu ſtatten/<lb/> Denckſtu den Jaͤger ſelbſt zu fangen durch die Liſt.<lb/> Wo aber haſtu denn die Kleider herbekommen?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">D.</hi> </speaker> <p>Von meines Vaters Knecht Lupin/<lb/> Wie du vernehmen wirſt. Ich gieng ſehr fruͤh dahin<lb/> Mit Furchten und Begier/ wo ich vorhin vernommen/<lb/> Daß Silvio zur Jagt ſich wuͤrde finden ein.<lb/> Als ich durch die Eichen kam/ um die Gegend ohngefehr/<lb/> Wo das ſilber-helle Quell von dem Huͤgel flieſt daher/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Tra<supplied>ff</supplied></fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0202]
GUARINI
Vierdter Handlung anderer Aufftritt.
Dorinde. Linco.
D. SO kennteſtu mich nicht?
L. Wie ſolte man Dorinden.
Das liebe Maͤgdichen/ in ſolchen Kleidern finden?
Waͤr ich ein Hund ſo wohl/ als ich vernuͤnfftig bin/
Ich haͤtte dir gewiß den Kater wollen ziehn/
Und durch zurißnen Peltz dich allzuwohl erkennen.
Was ſeh’ ich?
D. Diß was Lieb’ und Ungluͤck wuͤrcken kan.
L. Ein zartes Weibes-Bild ſoll ich hier treffen an/
Das noch vor kurtzer Zeit war bloß ein Kind zu nennen?
Wie lang’ iſts/ da ich dich noch trug auff meinen Haͤn-
den?
Wie lang’ iſts/ da ich dir regierte Fuß und Mund/
Als ich in Dienſten noch bey deinem Vater ſtund.
Dich konte dazumahl ein rauſchend Blat erſchrecken/
Du ſaheſt/ wie ein ſchuͤchtern Reh/ dich um auff allen En-
den/
Ein Laub-Froſch konte dir/ ein Vogel/ Furcht erwecken/
Izt lauffeſtu ohn Sorgen mit Beſchwer
In unbewohnten Puͤſchen hin und her/
Und ſcheueſt weder Wild noch Hunde.
D. Was Liebe ſchon verlezt/ acht keiner andern Wunde.
L. Ja freylich hats bey dir die Liebe weit gebracht/
Die dich zum Manne/ ja vielmehr zum Wolffe macht.
D. Hier/ Linco/ ſizt der Wolff/ der mir das Hertze frißt.
L. Ein Wolff? der Silvius?
D. Ach ja! du haſts erra-
then.
L. Drum weil er iſt ein Wolff/ wiltu die Woͤlfin ſeyn.
Weil dir die menſchliche Geſtalt nicht koͤmmt zu ſtatten/
Denckſtu den Jaͤger ſelbſt zu fangen durch die Liſt.
Wo aber haſtu denn die Kleider herbekommen?
D. Von meines Vaters Knecht Lupin/
Wie du vernehmen wirſt. Ich gieng ſehr fruͤh dahin
Mit Furchten und Begier/ wo ich vorhin vernommen/
Daß Silvio zur Jagt ſich wuͤrde finden ein.
Als ich durch die Eichen kam/ um die Gegend ohngefehr/
Wo das ſilber-helle Quell von dem Huͤgel flieſt daher/
Traff
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/202 |
Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/202>, abgerufen am 23.02.2025. |