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Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.

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Studenten-Kranckheiten
ist. Welches Thier dünne Milch und
Geblüt hat/ dessen Fleisch ist am besten/
als da ist das Wildpret und geflügelt
Vieh/ so in steter Bewegung ist/ und
deßwegen kurtz fäßlichtes weiches Fleisch
hat. Fleisch giebet eine gute Nahrung/
es mag gekocht oder gebraten seyn/ wo
man nur nicht gar zu tieff drein beiset/
sonsten wird es seinen Ruhm bald ver-
liren/ denn es stecket ein Principium pu-
trefactionis
in demselben/ welches diejeni-
gen/ die den Mund und Zähne nicht rein
halten/ da die Fleisch Zäßrigen sich zwi-
schen die Zähne legen und bald verfau-
len/ offt erfahren müssen mit grossen
Zahn-Schmertzen/ es faulet auch sonst
bald und wird stinckend bey gelinder
Wärme. Das Fleisch zu viel gessen/
vermehret die Galle/ nach dem Zeugnüß
Hippocr. die Cholera oder das Bauch
Grimmen kommt her von vielen
Fleisch essen.
Ich halte es für eine
gantz falsche Meinung/ daß Fleisch in U-
berfluß wieder Fleisch mache/ sondern es
ist vielmehr Ursache/ daß die heutige
Welt vor den Alten ein weit kurtzer

Alter

Studenten-Kranckheiten
iſt. Welches Thier duͤnne Milch und
Gebluͤt hat/ deſſen Fleiſch iſt am beſten/
als da iſt das Wildpret und gefluͤgelt
Vieh/ ſo in ſteter Bewegung iſt/ und
deßwegẽ kurtz faͤßlichtes weiches Fleiſch
hat. Fleiſch giebet eine gute Nahrung/
es mag gekocht oder gebraten ſeyn/ wo
man nur nicht gar zu tieff drein beiſet/
ſonſten wird es ſeinen Ruhm bald ver-
liren/ denn es ſtecket ein Principium pu-
trefactionis
in demſelbẽ/ welches diejeni-
gen/ die den Mund und Zaͤhne nicht rein
halten/ da die Fleiſch Zaͤßrigen ſich zwi-
ſchen die Zaͤhne legen und bald verfau-
len/ offt erfahren muͤſſen mit groſſen
Zahn-Schmertzen/ es faulet auch ſonſt
bald und wird ſtinckend bey gelinder
Waͤrme. Das Fleiſch zu viel geſſen/
vermehret die Galle/ nach dem Zeugnuͤß
Hippocr. die Cholera oder das Bauch
Grimmen kommt her von vielen
Fleiſch eſſen.
Ich halte es fuͤr eine
gantz falſche Meinung/ daß Fleiſch in U-
berfluß wieder Fleiſch mache/ ſondern es
iſt vielmehr Urſache/ daß die heutige
Welt vor den Alten ein weit kurtzer

Alter
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[166/0192] Studenten-Kranckheiten iſt. Welches Thier duͤnne Milch und Gebluͤt hat/ deſſen Fleiſch iſt am beſten/ als da iſt das Wildpret und gefluͤgelt Vieh/ ſo in ſteter Bewegung iſt/ und deßwegẽ kurtz faͤßlichtes weiches Fleiſch hat. Fleiſch giebet eine gute Nahrung/ es mag gekocht oder gebraten ſeyn/ wo man nur nicht gar zu tieff drein beiſet/ ſonſten wird es ſeinen Ruhm bald ver- liren/ denn es ſtecket ein Principium pu- trefactionis in demſelbẽ/ welches diejeni- gen/ die den Mund und Zaͤhne nicht rein halten/ da die Fleiſch Zaͤßrigen ſich zwi- ſchen die Zaͤhne legen und bald verfau- len/ offt erfahren muͤſſen mit groſſen Zahn-Schmertzen/ es faulet auch ſonſt bald und wird ſtinckend bey gelinder Waͤrme. Das Fleiſch zu viel geſſen/ vermehret die Galle/ nach dem Zeugnuͤß Hippocr. die Cholera oder das Bauch Grimmen kommt her von vielen Fleiſch eſſen. Ich halte es fuͤr eine gantz falſche Meinung/ daß Fleiſch in U- berfluß wieder Fleiſch mache/ ſondern es iſt vielmehr Urſache/ daß die heutige Welt vor den Alten ein weit kurtzer Alter

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Zitationshilfe: Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abel_leibmedicus_1699/192>, abgerufen am 26.04.2024.