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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.

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An
meinen alten Freund Peter Schlemihl.


Da fällt nun Deine Schrift nach vielen Jahren
Mir wieder in die Hand, und -- wundersam! --
Der Zeit gedenk' ich, wo wir Freunde waren,
Als erst die Welt uns in die Schule nahm.
Ich bin ein alter Mann in grauen Haaren,
Ich überwinde schon die falsche Scham,
Ich will mich Deinen Freund wie eh'mals nennen
Und mich als solchen vor der Welt bekennen.
Mein armer, armer Freund, es hat der Schlaue
Mir nicht, wie Dir, so übel mitgespielt;
Gestrebet hab' ich und gehofft in's Blaue,
Und gar am Ende wenig nur erzielt;
Doch schwerlich wird berühmen sich der Graue,
Daß er mich jemals fest am Schatten hielt;
Den Schatten hab' ich, der mir angeboren,
Ich habe meinen Schatten nie verloren.

Mich traf, obgleich unschuldig wie das Kind,
Der Hohn, den sie für Deine Blöße hatten. --
Ob wir einander denn so ähnlich sind?!
Sie schrie'n mir nach: Schlemihl, wo ist dein Schatten?
Und zeigt' ich den, so stellten sie sich blind
Und konnten gar zu lachen nicht ermatten.
Was hilft es denn! man trägt es in Geduld

Und ist noch froh, sühlt man sich ohne Schuld.
An
meinen alten Freund Peter Schlemihl.


Da fällt nun Deine Schrift nach vielen Jahren
Mir wieder in die Hand, und — wunderſam! —
Der Zeit gedenk’ ich, wo wir Freunde waren,
Als erſt die Welt uns in die Schule nahm.
Ich bin ein alter Mann in grauen Haaren,
Ich überwinde ſchon die falſche Scham,
Ich will mich Deinen Freund wie eh’mals nennen
Und mich als ſolchen vor der Welt bekennen.
Mein armer, armer Freund, es hat der Schlaue
Mir nicht, wie Dir, ſo übel mitgeſpielt;
Geſtrebet hab’ ich und gehofft in’s Blaue,
Und gar am Ende wenig nur erzielt;
Doch ſchwerlich wird berühmen ſich der Graue,
Daß er mich jemals feſt am Schatten hielt;
Den Schatten hab’ ich, der mir angeboren,
Ich habe meinen Schatten nie verloren.

Mich traf, obgleich unſchuldig wie das Kind,
Der Hohn, den ſie für Deine Blöße hatten. —
Ob wir einander denn ſo ähnlich ſind?!
Sie ſchrie’n mir nach: Schlemihl, wo iſt dein Schatten?
Und zeigt’ ich den, ſo ſtellten ſie ſich blind
Und konnten gar zu lachen nicht ermatten.
Was hilft es denn! man trägt es in Geduld

Und iſt noch froh, ſühlt man ſich ohne Schuld.
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[[XV]/0017] An meinen alten Freund Peter Schlemihl. Da fällt nun Deine Schrift nach vielen Jahren Mir wieder in die Hand, und — wunderſam! — Der Zeit gedenk’ ich, wo wir Freunde waren, Als erſt die Welt uns in die Schule nahm. Ich bin ein alter Mann in grauen Haaren, Ich überwinde ſchon die falſche Scham, Ich will mich Deinen Freund wie eh’mals nennen Und mich als ſolchen vor der Welt bekennen. Mein armer, armer Freund, es hat der Schlaue Mir nicht, wie Dir, ſo übel mitgeſpielt; Geſtrebet hab’ ich und gehofft in’s Blaue, Und gar am Ende wenig nur erzielt; Doch ſchwerlich wird berühmen ſich der Graue, Daß er mich jemals feſt am Schatten hielt; Den Schatten hab’ ich, der mir angeboren, Ich habe meinen Schatten nie verloren. Mich traf, obgleich unſchuldig wie das Kind, Der Hohn, den ſie für Deine Blöße hatten. — Ob wir einander denn ſo ähnlich ſind?! Sie ſchrie’n mir nach: Schlemihl, wo iſt dein Schatten? Und zeigt’ ich den, ſo ſtellten ſie ſich blind Und konnten gar zu lachen nicht ermatten. Was hilft es denn! man trägt es in Geduld Und iſt noch froh, ſühlt man ſich ohne Schuld.

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839, S. [XV]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1/17>, abgerufen am 21.11.2024.