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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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Zu dem Verlöbniß war bereits ein Tag bestimmet,
Es solt ein Freuden-Fest im Rector-Hause seyn:
Doch, da man nun die Post von Jhrem Tod vernimmet,
So geht die Hochzeit-Lust und alle Freude ein.
Jst denn in Gilead gar keine Salb zu finden? Jer. IIX. 22.
Und ist kein Artzt nicht da, der Wunden heilen kan?
Ach unter Menschen will ietzt Rath und That verschwinden,
Was man gleich applicirt, das schläget doch nicht an.
Wohlan! laßt Menschen seyn, wir wollen zu GOtt gehen, Hos. VI. 1. 2.
Der heilet, was sonst gleich nicht zu curiren ist;
Wir wollen mit Gebeth vor Seinem Antlitz stehen,
Er hilfft gewiß, weil er der Seinen nicht vergießt.
Er hat, wie es uns deucht, zu hart auf uns geschmiessen,
Die Geissel GOttes dringt gar biß auf Marck und Bein,
Durch diese Wunde sind die ersten aufgerissen.
Der wiederholte Schlag bringt siebenfache Pein.
Halt ein! Hier ist der HErr; der kan, der wird auch heilen,
Er ist, der helffen kan, wenn niemand Hülffe weiß,
Er wird zu Seiner Zeit die Jhnen auch ertheilen:
Denn was GOtt thut, gereicht zum Nutz, und Jhm zum Preiß.
Aus Observance und Condolence gegen die zwey hochbetrübte
Hauser, dem Böttner- und Seidelischen, schriebs
M. Christian Geißler.


DDir, Wohlseelige, mein halb erstorbner Geist
Der blöden Poesie den letzten Dienst erweist;
Daß ich heut ebenfals vor Deinem Leichen-Steine
So traurig und betrübt mit dieser Schrifft erscheine,
Daß meine Feder auch von nasser Wehmuth triefft;
Und auf der Thränen-See statt Hippocrenen schifft.
Kurtz: Daß ich Deiner Grufft mein traurig Opffer zahle,
Und denen andern gleich ein Leich-Gedichte mahle;
Diß, sag' ich, ist von mir allein darum geschehn,
Weil Deine Eltern sich nun ohne Kinder sehn.
Da
Zu dem Verloͤbniß war bereits ein Tag beſtimmet,
Es ſolt ein Freuden-Feſt im Rector-Hauſe ſeyn:
Doch, da man nun die Poſt von Jhrem Tod vernimmet,
So geht die Hochzeit-Luſt und alle Freude ein.
Jſt denn in Gilead gar keine Salb zu finden? Jer. IIX. 22.
Und iſt kein Artzt nicht da, der Wunden heilen kan?
Ach unter Menſchen will ietzt Rath und That verſchwinden,
Was man gleich applicirt, das ſchlaͤget doch nicht an.
Wohlan! laßt Menſchen ſeyn, wir wollen zu GOtt gehen, Hoſ. VI. 1. 2.
Der heilet, was ſonſt gleich nicht zu curiren iſt;
Wir wollen mit Gebeth vor Seinem Antlitz ſtehen,
Er hilfft gewiß, weil er der Seinen nicht vergießt.
Er hat, wie es uns deucht, zu hart auf uns geſchmieſſen,
Die Geiſſel GOttes dringt gar biß auf Marck und Bein,
Durch dieſe Wunde ſind die erſten aufgeriſſen.
Der wiederholte Schlag bringt ſiebenfache Pein.
Halt ein! Hier iſt der HErr; der kan, der wird auch heilen,
Er iſt, der helffen kan, wenn niemand Huͤlffe weiß,
Er wird zu Seiner Zeit die Jhnen auch ertheilen:
Denn was GOtt thut, gereicht zum Nutz, und Jhm zum Preiß.
Aus Obſervance und Condolence gegen die zwey hochbetruͤbte
Hauſer, dem Boͤttner- und Seideliſchen, ſchriebs
M. Chriſtian Geißler.


DDir, Wohlſeelige, mein halb erſtorbner Geiſt
Der bloͤden Poëſie den letzten Dienſt erweiſt;
Daß ich heut ebenfals vor Deinem Leichen-Steine
So traurig und betruͤbt mit dieſer Schrifft erſcheine,
Daß meine Feder auch von naſſer Wehmuth triefft;
Und auf der Thraͤnen-See ſtatt Hippocrenen ſchifft.
Kurtz: Daß ich Deiner Grufft mein traurig Opffer zahle,
Und denen andern gleich ein Leich-Gedichte mahle;
Diß, ſag’ ich, iſt von mir allein darum geſchehn,
Weil Deine Eltern ſich nun ohne Kinder ſehn.
Da
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[[64]/0064] Zu dem Verloͤbniß war bereits ein Tag beſtimmet, Es ſolt ein Freuden-Feſt im Rector-Hauſe ſeyn: Doch, da man nun die Poſt von Jhrem Tod vernimmet, So geht die Hochzeit-Luſt und alle Freude ein. Jſt denn in Gilead gar keine Salb zu finden? Jer. IIX. 22. Und iſt kein Artzt nicht da, der Wunden heilen kan? Ach unter Menſchen will ietzt Rath und That verſchwinden, Was man gleich applicirt, das ſchlaͤget doch nicht an. Wohlan! laßt Menſchen ſeyn, wir wollen zu GOtt gehen, Hoſ. VI. 1. 2. Der heilet, was ſonſt gleich nicht zu curiren iſt; Wir wollen mit Gebeth vor Seinem Antlitz ſtehen, Er hilfft gewiß, weil er der Seinen nicht vergießt. Er hat, wie es uns deucht, zu hart auf uns geſchmieſſen, Die Geiſſel GOttes dringt gar biß auf Marck und Bein, Durch dieſe Wunde ſind die erſten aufgeriſſen. Der wiederholte Schlag bringt ſiebenfache Pein. Halt ein! Hier iſt der HErr; der kan, der wird auch heilen, Er iſt, der helffen kan, wenn niemand Huͤlffe weiß, Er wird zu Seiner Zeit die Jhnen auch ertheilen: Denn was GOtt thut, gereicht zum Nutz, und Jhm zum Preiß. Aus Obſervance und Condolence gegen die zwey hochbetruͤbte Hauſer, dem Boͤttner- und Seideliſchen, ſchriebs M. Chriſtian Geißler. DAß Dir, Wohlſeelige, mein halb erſtorbner Geiſt Der bloͤden Poëſie den letzten Dienſt erweiſt; Daß ich heut ebenfals vor Deinem Leichen-Steine So traurig und betruͤbt mit dieſer Schrifft erſcheine, Daß meine Feder auch von naſſer Wehmuth triefft; Und auf der Thraͤnen-See ſtatt Hippocrenen ſchifft. Kurtz: Daß ich Deiner Grufft mein traurig Opffer zahle, Und denen andern gleich ein Leich-Gedichte mahle; Diß, ſag’ ich, iſt von mir allein darum geſchehn, Weil Deine Eltern ſich nun ohne Kinder ſehn. Da

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. [64]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/64>, abgerufen am 21.12.2024.