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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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Alles lieff nach Wunsch und Willen, und Du segeltest auch schon
Nach dem schönsten Hafen hin, hin zu den beglückten Landen.
Damahls wu stest Du noch nicht, daß Dein Sckiffgen würde stranden;
Du verliessest Dich im Stillen auf den mächtigsten Patron:
Doch was Wunder, daß Du nunmehr, da Dein Pharos weichet, irrst,
Daß Du mit der Turtel-Taube um Dein liebstes Täubgen girrst.
Nicht den tugendhaften Engel, nur den Schatten hast Du noch,
Nicht den frischen Myrten-Crantz, nur statt dessen Angst-Cypressen,
Deine Leiden werden Dir schier mit Centnern zu gemessen,
Und Du trägst auf Deiner Schulter ein fast unerträglich Joch:
Ehe Du kanst Männin sprechen, wirst Du Wittwer schon genannt,
Und Dein Leid ist niemand besser als dem HErren selbst bekannt.
Nennt mir dieses eine Wunde, die fürwahr empfindlich schmertzt.
Doch wo Salbe dafür sey, dieses wissen Sie, Betrübte.
Schlägt der Vater hefftig zu, Kinder bleiben doch Geliebte,
Ja wie balde kommen Tage, da er wieder küßt und hertzt.
Der Verlust von einer Perle, die man fast unschätzbar schätzt,
Wird (o Himmel giebs nur balde!) zwey ja dreyfach offt ersetzt.
M. Johann Christoph Trautmann,
Lycei Collega III.


HOch-Edler, solch ein Kind, wie Deine Tochter war,
Vergießt man nicht so bald, wenn Sarg und Todten-Bäar
Die starren Gliedern trägt, wenn Erd undGrufft umschrencken,
Woran Vernunfft und Geist mit Lust und Trauren dencken!
Dein letzter Zweig ist hin, an welchem Dein Verstand,
Die Klugheit im Erziehn, so vielen Fleiß gewandt:
Der edle Zweig ist morsch, der Dich so hoch ergetzte,
Und durch besondre Krafft Dir Sorg und Müh ersetzte.
Vernunfft und Sittsamkeit, die das Geschlechte schmückt,
So man das schöne nennt, hat Dich so offt erqvickt,
So offt Dein werthes Kind, Dich sprach, und fragt, und ehrte.
Und Freuden-voll von Dir die Tugend-Regeln hörte.
Dieß
H 2
Alles lieff nach Wunſch und Willen, und Du ſegelteſt auch ſchon
Nach dem ſchoͤnſten Hafen hin, hin zu den begluͤckten Landen.
Damahls wu ſteſt Du noch nicht, daß Dein Sckiffgen wuͤrde ſtranden;
Du verlieſſeſt Dich im Stillen auf den maͤchtigſten Patron:
Doch was Wunder, daß Du nunmehr, da Dein Pharos weichet, irrſt,
Daß Du mit der Turtel-Taube um Dein liebſtes Taͤubgen girrſt.
Nicht den tugendhaften Engel, nur den Schatten haſt Du noch,
Nicht den friſchen Myrten-Crantz, nur ſtatt deſſen Angſt-Cypreſſen,
Deine Leiden werden Dir ſchier mit Centnern zu gemeſſen,
Und Du traͤgſt auf Deiner Schulter ein faſt unertraͤglich Joch:
Ehe Du kanſt Maͤnnin ſprechen, wirſt Du Wittwer ſchon genannt,
Und Dein Leid iſt niemand beſſer als dem HErren ſelbſt bekannt.
Nennt mir dieſes eine Wunde, die fuͤrwahr empfindlich ſchmertzt.
Doch wo Salbe dafuͤr ſey, dieſes wiſſen Sie, Betruͤbte.
Schlaͤgt der Vater hefftig zu, Kinder bleiben doch Geliebte,
Ja wie balde kommen Tage, da er wieder kuͤßt und hertzt.
Der Verluſt von einer Perle, die man faſt unſchaͤtzbar ſchaͤtzt,
Wird (o Himmel giebs nur balde!) zwey ja dreyfach offt erſetzt.
M. Johann Chriſtoph Trautmann,
Lycei Collega III.


HOch-Edler, ſolch ein Kind, wie Deine Tochter war,
Vergießt man nicht ſo bald, wenn Sarg und Todten-Baͤar
Die ſtarren Gliedern traͤgt, wenn Erd undGrufft umſchrencken,
Woran Vernunfft und Geiſt mit Luſt und Trauren dencken!
Dein letzter Zweig iſt hin, an welchem Dein Verſtand,
Die Klugheit im Erziehn, ſo vielen Fleiß gewandt:
Der edle Zweig iſt morſch, der Dich ſo hoch ergetzte,
Und durch beſondre Krafft Dir Sorg und Muͤh erſetzte.
Vernunfft und Sittſamkeit, die das Geſchlechte ſchmuͤckt,
So man das ſchoͤne nennt, hat Dich ſo offt erqvickt,
So offt Dein werthes Kind, Dich ſprach, und fragt, und ehrte.
Und Freuden-voll von Dir die Tugend-Regeln hoͤrte.
Dieß
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[[59]/0059] Alles lieff nach Wunſch und Willen, und Du ſegelteſt auch ſchon Nach dem ſchoͤnſten Hafen hin, hin zu den begluͤckten Landen. Damahls wu ſteſt Du noch nicht, daß Dein Sckiffgen wuͤrde ſtranden; Du verlieſſeſt Dich im Stillen auf den maͤchtigſten Patron: Doch was Wunder, daß Du nunmehr, da Dein Pharos weichet, irrſt, Daß Du mit der Turtel-Taube um Dein liebſtes Taͤubgen girrſt. Nicht den tugendhaften Engel, nur den Schatten haſt Du noch, Nicht den friſchen Myrten-Crantz, nur ſtatt deſſen Angſt-Cypreſſen, Deine Leiden werden Dir ſchier mit Centnern zu gemeſſen, Und Du traͤgſt auf Deiner Schulter ein faſt unertraͤglich Joch: Ehe Du kanſt Maͤnnin ſprechen, wirſt Du Wittwer ſchon genannt, Und Dein Leid iſt niemand beſſer als dem HErren ſelbſt bekannt. Nennt mir dieſes eine Wunde, die fuͤrwahr empfindlich ſchmertzt. Doch wo Salbe dafuͤr ſey, dieſes wiſſen Sie, Betruͤbte. Schlaͤgt der Vater hefftig zu, Kinder bleiben doch Geliebte, Ja wie balde kommen Tage, da er wieder kuͤßt und hertzt. Der Verluſt von einer Perle, die man faſt unſchaͤtzbar ſchaͤtzt, Wird (o Himmel giebs nur balde!) zwey ja dreyfach offt erſetzt. M. Johann Chriſtoph Trautmann, Lycei Collega III. HOch-Edler, ſolch ein Kind, wie Deine Tochter war, Vergießt man nicht ſo bald, wenn Sarg und Todten-Baͤar Die ſtarren Gliedern traͤgt, wenn Erd undGrufft umſchrencken, Woran Vernunfft und Geiſt mit Luſt und Trauren dencken! Dein letzter Zweig iſt hin, an welchem Dein Verſtand, Die Klugheit im Erziehn, ſo vielen Fleiß gewandt: Der edle Zweig iſt morſch, der Dich ſo hoch ergetzte, Und durch beſondre Krafft Dir Sorg und Muͤh erſetzte. Vernunfft und Sittſamkeit, die das Geſchlechte ſchmuͤckt, So man das ſchoͤne nennt, hat Dich ſo offt erqvickt, So offt Dein werthes Kind, Dich ſprach, und fragt, und ehrte. Und Freuden-voll von Dir die Tugend-Regeln hoͤrte. Dieß H 2

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. [59]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/59>, abgerufen am 21.11.2024.