Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612].

Bild:
<< vorherige Seite

Vnd das were vnd hiesse nun vnserm
Weiland rechtgleubigen Mitbruder/ auch günsti-
gen Erb- vnd Lehnsherrn das Helmlein/ wo nicht
nach gebühr/ doch nach vermögen ausgestriechen/
Schild vnd Wappen visirt vnd illuminirt/ der hoff-
nung vnd zuversicht/ es werde jhm nicht leicht einer
etwas daraus klauben vnd zwacken/ dem nicht in be-
trachtung allgemeiner Menschlicher schwachheit
duppelt oder zehnfach mehr daraus entfallen oder
selbst abgehen möchte. Aber man sehe einem im
Schild vnd Wappen was man jmmer wolle/ welche
tugenden vnd gaben man jmmer erdencken möge/ so
kan vnd mag man doch befreyhung von kranckheit/
Tod vnd Sterbligkeit gar nicht darein bringen.
Darumb auch nun der viel vnd wolgedachte vnser
Mitbruder/ Erb-vnd Lehnsherr solch Todesbild vnd
desselbten vorbotten vnter vnd zwischen seinem Schild
vnd Wappen führet/ den jhn der Allgewaltige Gott
nach seinem Väterlichen rath vnd gnedigem willen
ohne gefehr für 20. Wochen mit besonderer Leibes-
beschwer angegrieffen/ welche den seinigen/ wie auch
vielen andern wol wissentlich/ vnd allhie weitleufftig
davon zureden sich vbel geziemen wil/ nach dem ge-
meinen Verßlein: Ore verecundo sacra sunt tra-
ctanda ministro,
Jn solcher seiner Leibsbeschwer
aber/ hat man sonderlich zum zeugnüs seiner Geistli-
chin Ritterschafft des heiligen Geistes krafft/ durch
wirckung grosser geduld an jhm gespüret. Denn er
so geduldig gewesen/ daß er seine grosse Leibsschmer-
tzen/ davon der augenschein vnd nunmehr erfolgter
trauriger ausgang sehr klar zeuget/ nicht den zehen-
den theil geklaget/ Auch niemanden gerne bey der
Nacht im Schlaff gestöret oder verunruhiget/ son-

dern
G ij

Vnd das were vnd hieſſe nun vnſerm
Weiland rechtgleubigen Mitbruder/ auch guͤnſti-
gen Erb- vnd Lehnsherrn das Helmlein/ wo nicht
nach gebuͤhr/ doch nach vermoͤgen ausgeſtriechen/
Schild vnd Wappen viſirt vnd illuminirt/ der hoff-
nung vnd zuverſicht/ es werde jhm nicht leicht einer
etwas daraus klauben vnd zwacken/ dem nicht in be-
trachtung allgemeiner Menſchlicher ſchwachheit
duppelt oder zehnfach mehr daraus entfallen oder
ſelbſt abgehen moͤchte. Aber man ſehe einem im
Schild vnd Wappen was man jmmer wolle/ welche
tugenden vnd gaben man jmmer erdencken moͤge/ ſo
kan vnd mag man doch befreyhung von kranckheit/
Tod vnd Sterbligkeit gar nicht darein bringen.
Darumb auch nun der viel vnd wolgedachte vnſer
Mitbruder/ Erb-vnd Lehnsherr ſolch Todesbild vnd
deſſelbten vorbotten vnter vnd zwiſchen ſeinem Schild
vnd Wappen fuͤhret/ den jhn der Allgewaltige Gott
nach ſeinem Vaͤterlichen rath vnd gnedigem willen
ohne gefehr fuͤr 20. Wochen mit beſonderer Leibes-
beſchwer angegrieffen/ welche den ſeinigen/ wie auch
vielen andern wol wiſſentlich/ vnd allhie weitleufftig
davon zureden ſich vbel geziemen wil/ nach dem ge-
meinen Verßlein: Ore verecundo ſacra ſunt tra-
ctanda miniſtro,
Jn ſolcher ſeiner Leibsbeſchwer
aber/ hat man ſonderlich zum zeugnuͤs ſeiner Geiſtli-
chin Ritterſchafft des heiligen Geiſtes krafft/ durch
wirckung groſſer geduld an jhm geſpuͤret. Denn er
ſo geduldig geweſen/ daß er ſeine groſſe Leibsſchmer-
tzen/ davon der augenſchein vnd nunmehr erfolgter
trauriger ausgang ſehr klar zeuget/ nicht den zehen-
den theil geklaget/ Auch niemanden gerne bey der
Nacht im Schlaff geſtoͤret oder verunruhiget/ ſon-

dern
G ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <pb facs="#f0051" n="[51]"/>
          <div n="3">
            <head/>
            <p><hi rendition="#fr">Vnd das were vnd hie&#x017F;&#x017F;e nun vn&#x017F;erm</hi><lb/>
Weiland rechtgleubigen Mitbruder/ auch gu&#x0364;n&#x017F;ti-<lb/>
gen Erb- <choice><sic>dnd</sic><corr>vnd</corr></choice> Lehnsherrn das Helmlein/ wo nicht<lb/>
nach gebu&#x0364;hr/ doch nach vermo&#x0364;gen ausge&#x017F;triechen/<lb/>
Schild vnd Wappen vi&#x017F;irt vnd illuminirt/ der hoff-<lb/>
nung vnd zuver&#x017F;icht/ es werde jhm nicht leicht einer<lb/>
etwas daraus klauben vnd zwacken/ dem nicht in be-<lb/>
trachtung allgemeiner Men&#x017F;chlicher &#x017F;chwachheit<lb/>
duppelt oder zehnfach mehr daraus entfallen oder<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t abgehen mo&#x0364;chte. Aber man &#x017F;ehe einem im<lb/>
Schild vnd Wappen was man jmmer wolle/ welche<lb/>
tugenden vnd gaben man jmmer erdencken mo&#x0364;ge/ &#x017F;o<lb/>
kan vnd mag man doch befreyhung von kranckheit/<lb/>
Tod vnd Sterbligkeit gar nicht darein bringen.<lb/>
Darumb auch nun der viel vnd wolgedachte vn&#x017F;er<lb/>
Mitbruder/ Erb-vnd Lehnsherr &#x017F;olch Todesbild vnd<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elbten vorbotten vnter v<choice><abbr>n&#x0303;</abbr><expan>nd</expan></choice> zwi&#x017F;chen &#x017F;einem Schild<lb/>
vnd Wappen fu&#x0364;hret/ den jhn der Allgewaltige Gott<lb/>
nach &#x017F;einem Va&#x0364;terlichen rath vnd gnedigem willen<lb/>
ohne gefehr fu&#x0364;r 20. Wochen mit be&#x017F;onderer Leibes-<lb/>
be&#x017F;chwer angegrieffen/ welche den &#x017F;einigen/ wie auch<lb/>
vielen andern wol wi&#x017F;&#x017F;entlich/ vnd allhie weitleufftig<lb/>
davon zureden &#x017F;ich vbel geziemen wil/ nach dem ge-<lb/>
meinen Verßlein: <hi rendition="#aq">Ore verecundo &#x017F;acra &#x017F;unt tra-<lb/>
ctanda mini&#x017F;tro,</hi> Jn &#x017F;olcher &#x017F;einer Leibsbe&#x017F;chwer<lb/>
aber/ hat man &#x017F;onderlich zum zeugnu&#x0364;s &#x017F;einer Gei&#x017F;tli-<lb/>
chin Ritter&#x017F;chafft des heiligen Gei&#x017F;tes krafft/ durch<lb/>
wirckung gro&#x017F;&#x017F;er geduld an jhm ge&#x017F;pu&#x0364;ret. Denn er<lb/>
&#x017F;o geduldig gewe&#x017F;en/ daß er &#x017F;eine gro&#x017F;&#x017F;e Leibs&#x017F;chmer-<lb/>
tzen/ davon der augen&#x017F;chein vnd nunmehr erfolgter<lb/>
trauriger ausgang &#x017F;ehr klar zeuget/ nicht den zehen-<lb/>
den theil geklaget/ Auch niemanden gerne bey der<lb/>
Nacht im Schlaff ge&#x017F;to&#x0364;ret oder verunruhiget/ &#x017F;on-<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">G ij</fw><fw type="catch" place="bottom">dern</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[51]/0051] Vnd das were vnd hieſſe nun vnſerm Weiland rechtgleubigen Mitbruder/ auch guͤnſti- gen Erb- vnd Lehnsherrn das Helmlein/ wo nicht nach gebuͤhr/ doch nach vermoͤgen ausgeſtriechen/ Schild vnd Wappen viſirt vnd illuminirt/ der hoff- nung vnd zuverſicht/ es werde jhm nicht leicht einer etwas daraus klauben vnd zwacken/ dem nicht in be- trachtung allgemeiner Menſchlicher ſchwachheit duppelt oder zehnfach mehr daraus entfallen oder ſelbſt abgehen moͤchte. Aber man ſehe einem im Schild vnd Wappen was man jmmer wolle/ welche tugenden vnd gaben man jmmer erdencken moͤge/ ſo kan vnd mag man doch befreyhung von kranckheit/ Tod vnd Sterbligkeit gar nicht darein bringen. Darumb auch nun der viel vnd wolgedachte vnſer Mitbruder/ Erb-vnd Lehnsherr ſolch Todesbild vnd deſſelbten vorbotten vnter vñ zwiſchen ſeinem Schild vnd Wappen fuͤhret/ den jhn der Allgewaltige Gott nach ſeinem Vaͤterlichen rath vnd gnedigem willen ohne gefehr fuͤr 20. Wochen mit beſonderer Leibes- beſchwer angegrieffen/ welche den ſeinigen/ wie auch vielen andern wol wiſſentlich/ vnd allhie weitleufftig davon zureden ſich vbel geziemen wil/ nach dem ge- meinen Verßlein: Ore verecundo ſacra ſunt tra- ctanda miniſtro, Jn ſolcher ſeiner Leibsbeſchwer aber/ hat man ſonderlich zum zeugnuͤs ſeiner Geiſtli- chin Ritterſchafft des heiligen Geiſtes krafft/ durch wirckung groſſer geduld an jhm geſpuͤret. Denn er ſo geduldig geweſen/ daß er ſeine groſſe Leibsſchmer- tzen/ davon der augenſchein vnd nunmehr erfolgter trauriger ausgang ſehr klar zeuget/ nicht den zehen- den theil geklaget/ Auch niemanden gerne bey der Nacht im Schlaff geſtoͤret oder verunruhiget/ ſon- dern G ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/524370
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/524370/51
Zitationshilfe: Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612], S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524370/51>, abgerufen am 21.12.2024.