Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612].

Bild:
<< vorherige Seite
Das erste Stück.

VNd was demnach nun betrifft vnd an-
reicht das für genommene erste Stück: Von
aller Christgleubigen Ritterschafft/ so erheben
sich allhie bald zum anfang zwo fragen: Eine von der
Nothwendigkeit: Die ander von der occasion vnd
gelegenheit dieser lehre. Denn da möchte bald jemand
fragen: Ob es denn auch dieser lehr so hoch bedürff-
te/ weil wir je nicht alle Ritterliches Ordens sind:
Es möchten sich die jenigen hierumb bekümmern/ die
solchen ruhm vnd namen für andern haben wolten?
Hierauff aber ist zur antwort zuwissen vnd zumercken/
daß/ ob wir zwar nicht alle leibliche Ritter sein noch
sein dürffen/ so ist vns doch allen die geistliche Rit-
terschafft aufferlegt/ das wir vns darinnen vben sol-
1. Tim. 1.len/ wie S. Paulus an Timotheum vnd vnter seinem
Namen an alle Christen schreibet. 1. Tim. 1. Vbe ei-
ne gutte Ritterschafft/ behalt den glauben vnd gut
Job 7.gewissen. Vnd der geduldige Job sagt am 7. Capitel
seines Buchs: Mus nicht der Mensch jmmer im
streit sein? Mit welchen worten er alle Menschen
in den geistlichen streitbaren Rittersorden zehlet/ sie
begeben sich gleich darein mit willen oder vnwillen/
vnd saget klerlich: Sie mussen immer im streit sein/
Was darffs dennoch viel der frage von der noth-
wendigkeit dieser lehre. Weil wir jmmer im streit sein
mussen/ so können wir sie so wol nicht studiren/ wir
bedürfftens noch jmmer besser.

Belangende die ander frage von dieser Lehre ge-
legenheit/ so möchte sich vieleicht jemand auch wun-
dern vnd fragen: Wie wir aus abgelesenem sprüch-
lein auff solche Lehre kämen/ da doch mit keinem wort
oder Buchstaben der Ritterschafft darinne gedacht

werde?
Das erſte Stuͤck.

VNd was demnach nun betrifft vnd an-
reicht das fuͤr genommene erſte Stuͤck: Von
aller Chriſtgleubigen Ritterſchafft/ ſo erheben
ſich allhie bald zum anfang zwo fragen: Eine von der
Nothwendigkeit: Die ander von der occaſion vnd
gelegenheit dieſer lehre. Denn da moͤchte bald jemand
fragen: Ob es denn auch dieſer lehr ſo hoch beduͤrff-
te/ weil wir je nicht alle Ritterliches Ordens ſind:
Es moͤchten ſich die jenigen hierumb bekuͤmmern/ die
ſolchen ruhm vnd namen fuͤr andern haben wolten?
Hierauff aber iſt zur antwort zuwiſſen vnd zumercken/
daß/ ob wir zwar nicht alle leibliche Ritter ſein noch
ſein duͤrffen/ ſo iſt vns doch allen die geiſtliche Rit-
terſchafft aufferlegt/ das wir vns darinnen vben ſol-
1. Tim. 1.len/ wie S. Paulus an Timotheum vnd vnter ſeinem
Namen an alle Chriſten ſchreibet. 1. Tim. 1. Vbe ei-
ne gutte Ritterſchafft/ behalt den glauben vnd gut
Job 7.gewiſſen. Vnd der geduldige Job ſagt am 7. Capitel
ſeines Buchs: Mus nicht der Menſch jmmer im
ſtreit ſein? Mit welchen worten er alle Menſchen
in den geiſtlichen ſtreitbaren Rittersorden zehlet/ ſie
begeben ſich gleich darein mit willen oder vnwillen/
vnd ſaget klerlich: Sie muſſen immer im ſtreit ſein/
Was darffs dennoch viel der frage von der noth-
wendigkeit dieſer lehre. Weil wir jmmer im ſtreit ſein
muſſen/ ſo koͤnnen wir ſie ſo wol nicht ſtudiren/ wir
beduͤrfftens noch jmmer beſſer.

Belangende die ander frage von dieſer Lehre ge-
legenheit/ ſo moͤchte ſich vieleicht jemand auch wun-
dern vnd fragen: Wie wir aus abgeleſenem ſpruͤch-
lein auff ſolche Lehre kaͤmen/ da doch mit keinem wort
oder Buchſtaben der Ritterſchafft darinne gedacht

werde?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <pb facs="#f0016" n="[16]"/>
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das er&#x017F;te Stu&#x0364;ck.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">V</hi>Nd was demnach nun betrifft vnd an-</hi><lb/>
reicht das fu&#x0364;r genommene er&#x017F;te Stu&#x0364;ck: Von<lb/>
aller Chri&#x017F;tgleubigen Ritter&#x017F;chafft/ &#x017F;o erheben<lb/>
&#x017F;ich allhie bald zum anfang zwo fragen: Eine von der<lb/>
Nothwendigkeit: Die ander von der <hi rendition="#aq">occa&#x017F;ion</hi> vnd<lb/>
gelegenheit die&#x017F;er lehre. Denn da mo&#x0364;chte bald jemand<lb/>
fragen: Ob es denn auch die&#x017F;er lehr &#x017F;o hoch bedu&#x0364;rff-<lb/>
te/ weil wir je nicht alle Ritterliches Ordens &#x017F;ind:<lb/>
Es mo&#x0364;chten &#x017F;ich die jenigen hierumb beku&#x0364;mmern/ die<lb/>
&#x017F;olchen ruhm vnd namen fu&#x0364;r andern haben wolten?<lb/>
Hierauff aber i&#x017F;t zur antwort zuwi&#x017F;&#x017F;en v<choice><abbr>n&#x0303;</abbr><expan>nd</expan></choice> zumercken/<lb/>
daß/ ob wir zwar nicht alle leibliche Ritter &#x017F;ein noch<lb/>
&#x017F;ein du&#x0364;rffen/ &#x017F;o i&#x017F;t vns doch allen die gei&#x017F;tliche Rit-<lb/>
ter&#x017F;chafft aufferlegt/ das wir vns darinnen vben &#x017F;ol-<lb/><note place="left">1. Tim. 1.</note>len/ wie S. Paulus an Timotheum vnd vnter &#x017F;einem<lb/>
Namen an alle Chri&#x017F;ten &#x017F;chreibet. 1. <hi rendition="#aq">Tim.</hi> 1. Vbe ei-<lb/>
ne gutte Ritter&#x017F;chafft/ behalt den glauben vnd gut<lb/><note place="left">Job 7.</note>gewi&#x017F;&#x017F;en. Vnd der geduldige Job &#x017F;agt am 7. Capitel<lb/>
&#x017F;eines Buchs: Mus nicht der Men&#x017F;ch jmmer im<lb/>
&#x017F;treit &#x017F;ein? Mit welchen worten er alle Men&#x017F;chen<lb/>
in den gei&#x017F;tlichen &#x017F;treitbaren Rittersorden zehlet/ &#x017F;ie<lb/>
begeben &#x017F;ich gleich darein mit willen oder vnwillen/<lb/>
vnd &#x017F;aget klerlich: Sie mu&#x017F;&#x017F;en immer im &#x017F;treit &#x017F;ein/<lb/>
Was darffs dennoch viel der frage von der noth-<lb/>
wendigkeit die&#x017F;er lehre. Weil wir jmmer im &#x017F;treit &#x017F;ein<lb/>
mu&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o ko&#x0364;nnen wir &#x017F;ie &#x017F;o wol nicht &#x017F;tudiren/ wir<lb/>
bedu&#x0364;rfftens noch jmmer be&#x017F;&#x017F;er.</p><lb/>
          <p>Belangende die ander frage von die&#x017F;er Lehre ge-<lb/>
legenheit/ &#x017F;o mo&#x0364;chte &#x017F;ich vieleicht jemand auch wun-<lb/>
dern vnd fragen: Wie wir aus abgele&#x017F;enem &#x017F;pru&#x0364;ch-<lb/>
lein auff &#x017F;olche Lehre ka&#x0364;men/ da doch mit keinem wort<lb/>
oder Buch&#x017F;taben der Ritter&#x017F;chafft darinne gedacht<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">werde?</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[16]/0016] Das erſte Stuͤck. VNd was demnach nun betrifft vnd an- reicht das fuͤr genommene erſte Stuͤck: Von aller Chriſtgleubigen Ritterſchafft/ ſo erheben ſich allhie bald zum anfang zwo fragen: Eine von der Nothwendigkeit: Die ander von der occaſion vnd gelegenheit dieſer lehre. Denn da moͤchte bald jemand fragen: Ob es denn auch dieſer lehr ſo hoch beduͤrff- te/ weil wir je nicht alle Ritterliches Ordens ſind: Es moͤchten ſich die jenigen hierumb bekuͤmmern/ die ſolchen ruhm vnd namen fuͤr andern haben wolten? Hierauff aber iſt zur antwort zuwiſſen vñ zumercken/ daß/ ob wir zwar nicht alle leibliche Ritter ſein noch ſein duͤrffen/ ſo iſt vns doch allen die geiſtliche Rit- terſchafft aufferlegt/ das wir vns darinnen vben ſol- len/ wie S. Paulus an Timotheum vnd vnter ſeinem Namen an alle Chriſten ſchreibet. 1. Tim. 1. Vbe ei- ne gutte Ritterſchafft/ behalt den glauben vnd gut gewiſſen. Vnd der geduldige Job ſagt am 7. Capitel ſeines Buchs: Mus nicht der Menſch jmmer im ſtreit ſein? Mit welchen worten er alle Menſchen in den geiſtlichen ſtreitbaren Rittersorden zehlet/ ſie begeben ſich gleich darein mit willen oder vnwillen/ vnd ſaget klerlich: Sie muſſen immer im ſtreit ſein/ Was darffs dennoch viel der frage von der noth- wendigkeit dieſer lehre. Weil wir jmmer im ſtreit ſein muſſen/ ſo koͤnnen wir ſie ſo wol nicht ſtudiren/ wir beduͤrfftens noch jmmer beſſer. 1. Tim. 1. Job 7. Belangende die ander frage von dieſer Lehre ge- legenheit/ ſo moͤchte ſich vieleicht jemand auch wun- dern vnd fragen: Wie wir aus abgeleſenem ſpruͤch- lein auff ſolche Lehre kaͤmen/ da doch mit keinem wort oder Buchſtaben der Ritterſchafft darinne gedacht werde?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/524370
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/524370/16
Zitationshilfe: Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612], S. [16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524370/16>, abgerufen am 26.12.2024.