Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weißhäupt, Johann: Christliche Leichpredigt. Marburg, 1618.

Bild:
<< vorherige Seite
Christliche Leichpredigt.


DISPOSITIO.

WAs die eigentliche Vrsache sey/ vmb welcher
willen alle menschen deß Todes seyen vnd sterben müs-
sen/ solches zeiget Gott der Herr selbsten Gen. 2. . 16.
vnnd 17. Du solt essen von allerley Bäume im Garten/
aber von dem Baum deß Erkändnuß gutes vnd böses solt du nicht
essen. Denn welches tages du davon jssest/ wirstu deß todtes ster-
ben. Mit welchen worten denn der Herr selbsten anzeiget vnd
lehret/ daß die Vrsache vnsers todts nicht anders sey/ als die Vber-
trettung Adae vnd Evae im Paradeiß/ dardurch sie in die Sünde ge-
fallen/ vnd dieselbe allen jhren Nachkommen auffgeerbet haben.
Solches war seyn bezeuget S. Paulus Rom. 5. . 12. Durch ei-
nen menschen ist die Sünde kommen in die Welt/ vnd der Todt
durch die Sünde/ vnd ist also der Todt zu allen menschen durchge-
trungen/ dieweil sie alle Sünder sind/ vnd . 18. Durch eines (nem-
lich Adams) Sünde ist die Verdamnuß vber alle menschen kommen/
Item . 19. Durch eines menschen Vngehorsam sind viel Sünder
worden. Jm gleichen saget auch Syrach Cap. 22. . 33. Die Sün-
de kompt her von einem Weibe/ vmb jhrent willen müssen wir alle
sterben. Sollen vns derwegen nicht wundern/ wenn wir sehen oder
hören/ daß der Todt sein Recht vnd Gewalt an vns vbet/ vnd den
einen heut/ den andern morgen: Den einen im hohen alter/ den andern
in der zarten Jugendt auß diesem Leben wegreumpt/ Sondern
mit Hiob sagen: Jch weiß du wirst mich dem Todt vber antworten/Job. 30.
s.
23.

da ist das bestimpte Hauß aller Lebendigen. Vnd mit David: Wo
ist jemand der da lebet/ vnd den Todt nicht sehe? Der seine Seele er-
rette auß der Hellen hand? Sela.

Wann wir dann Geliebte im Herrn jetzo auch eine Ade-
liche junge Person/ etwa 23. alt/ welcher da gewesen ist ein Einiger
Sohn seiner Mutter/ vnd vmb der Sünde willen hat sterben müs-

sen/ all-
Chriſtliche Leichpredigt.


DISPOSITIO.

WAs die eigentliche Vrſache ſey/ vmb welcher
willen alle menſchen deß Todes ſeyen vnd ſterben muͤſ-
ſen/ ſolches zeiget Gott der Herr ſelbſten Gen. 2. ꝟ. 16.
vnnd 17. Du ſolt eſſen von allerley Baͤume im Garten/
aber von dem Baum deß Erkaͤndnuß gutes vnd boͤſes ſolt du nicht
eſſen. Denn welches tages du davon jſſeſt/ wirſtu deß todtes ſter-
ben. Mit welchen worten denn der Herr ſelbſten anzeiget vnd
lehret/ daß die Vrſache vnſers todts nicht anders ſey/ als die Vber-
trettung Adæ vnd Evæ im Paradeiß/ dardurch ſie in die Suͤnde ge-
fallen/ vnd dieſelbe allen jhren Nachkommen auffgeerbet haben.
Solches war ſeyn bezeuget S. Paulus Rom. 5. ꝟ. 12. Durch ei-
nen menſchen iſt die Suͤnde kommen in die Welt/ vnd der Todt
durch die Suͤnde/ vnd iſt alſo der Todt zu allen menſchen durchge-
trungen/ dieweil ſie alle Suͤnder ſind/ vnd ꝟ. 18. Durch eines (nem-
lich Adams) Suͤnde iſt die Verdamnuß vber alle menſchen kom̃en/
Item ꝟ. 19. Durch eines menſchen Vngehorſam ſind viel Suͤnder
worden. Jm gleichen ſaget auch Syrach Cap. 22. ꝟ. 33. Die Suͤn-
de kompt her von einem Weibe/ vmb jhrent willen muͤſſen wir alle
ſterben. Sollen vns derwegen nicht wundern/ wenn wir ſehen oder
hoͤren/ daß der Todt ſein Recht vnd Gewalt an vns vbet/ vnd den
einẽ heut/ den andern moꝛgen: Den einen im hohen alter/ den andern
in der zarten Jugendt auß dieſem Leben wegreumpt/ Sondern
mit Hiob ſagen: Jch weiß du wirſt mich dem Todt vber antworten/Job. 30.
ꝟ ſ.
23.

da iſt das beſtimpte Hauß aller Lebendigen. Vnd mit David: Wo
iſt jemand der da lebet/ vnd den Todt nicht ſehe? Der ſeine Seele er-
rette auß der Hellen hand? Sela.

Wann wir dann Geliebte im Herrn jetzo auch eine Ade-
liche junge Perſon/ etwa 23. alt/ welcher da geweſen iſt ein Einiger
Sohn ſeiner Mutter/ vnd vmb der Suͤnde willen hat ſterben muͤſ-

ſen/ all-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <pb facs="#f0007" n="7"/>
        <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leichpredigt.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="fsExordium" n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">DISPOSITIO.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">W</hi>As die eigentliche Vr&#x017F;ache &#x017F;ey/ vmb welcher</hi><lb/>
willen alle men&#x017F;chen deß Todes &#x017F;eyen vnd &#x017F;terben mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;olches zeiget <hi rendition="#k">Go</hi>tt der <hi rendition="#k">Herr</hi> &#x017F;elb&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Gen. 2. &#xA75F;.</hi> 16.<lb/>
vnnd 17. Du &#x017F;olt e&#x017F;&#x017F;en von allerley Ba&#x0364;ume im Garten/<lb/>
aber von dem Baum deß Erka&#x0364;ndnuß gutes vnd bo&#x0364;&#x017F;es &#x017F;olt du nicht<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en. Denn welches tages du davon j&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t/ wir&#x017F;tu deß todtes &#x017F;ter-<lb/>
ben. Mit welchen worten denn der <hi rendition="#k">Herr</hi> &#x017F;elb&#x017F;ten anzeiget vnd<lb/>
lehret/ daß die Vr&#x017F;ache vn&#x017F;ers todts nicht anders &#x017F;ey/ als die Vber-<lb/>
trettung <hi rendition="#aq">Adæ</hi> vnd <hi rendition="#aq">Evæ</hi> im Paradeiß/ dardurch &#x017F;ie in die Su&#x0364;nde ge-<lb/>
fallen/ vnd die&#x017F;elbe allen jhren Nachkommen auffgeerbet haben.<lb/>
Solches war &#x017F;eyn bezeuget S. Paulus <hi rendition="#aq">Rom. 5. &#xA75F;.</hi> 12. Durch ei-<lb/>
nen men&#x017F;chen i&#x017F;t die Su&#x0364;nde kommen in die Welt/ vnd der Todt<lb/>
durch die Su&#x0364;nde/ vnd i&#x017F;t al&#x017F;o der Todt zu allen men&#x017F;chen durchge-<lb/>
trungen/ dieweil &#x017F;ie alle Su&#x0364;nder &#x017F;ind/ vnd <hi rendition="#aq">&#xA75F;.</hi> 18. Durch eines (nem-<lb/>
lich Adams) Su&#x0364;nde i&#x017F;t die Verdamnuß vber alle men&#x017F;chen kom&#x0303;en/<lb/><hi rendition="#aq">Item &#xA75F;.</hi> 19. Durch eines men&#x017F;chen Vngehor&#x017F;am &#x017F;ind viel Su&#x0364;nder<lb/>
worden. Jm gleichen &#x017F;aget auch Syrach Cap. 22. <hi rendition="#aq">&#xA75F;.</hi> 33. Die Su&#x0364;n-<lb/>
de kompt her von einem Weibe/ vmb jhrent willen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir alle<lb/>
&#x017F;terben. Sollen vns derwegen nicht wundern/ wenn wir &#x017F;ehen oder<lb/>
ho&#x0364;ren/ daß der Todt &#x017F;ein Recht vnd Gewalt an vns vbet/ vnd den<lb/>
eine&#x0303; heut/ den andern mo&#xA75B;gen: Den einen im hohen alter/ den andern<lb/>
in der zarten Jugendt auß die&#x017F;em Leben wegreumpt/ Sondern<lb/>
mit Hiob &#x017F;agen: Jch weiß du wir&#x017F;t mich dem Todt vber antworten/<note place="right"><hi rendition="#aq">Job. 30.<lb/>
&#xA75F; &#x017F;.</hi> 23.</note><lb/>
da i&#x017F;t das be&#x017F;timpte Hauß aller Lebendigen. Vnd mit David: Wo<lb/>
i&#x017F;t jemand der da lebet/ vnd den Todt nicht &#x017F;ehe? Der &#x017F;eine Seele er-<lb/>
rette auß der Hellen hand? Sela.</p><lb/>
          <p>Wann wir dann Geliebte im <hi rendition="#k">Herrn</hi> jetzo auch eine Ade-<lb/>
liche junge Per&#x017F;on/ etwa 23. alt/ welcher da gewe&#x017F;en i&#x017F;t ein Einiger<lb/>
Sohn &#x017F;einer Mutter/ vnd vmb der Su&#x0364;nde willen hat &#x017F;terben mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">&#x017F;en/ all-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0007] Chriſtliche Leichpredigt. DISPOSITIO. WAs die eigentliche Vrſache ſey/ vmb welcher willen alle menſchen deß Todes ſeyen vnd ſterben muͤſ- ſen/ ſolches zeiget Gott der Herr ſelbſten Gen. 2. ꝟ. 16. vnnd 17. Du ſolt eſſen von allerley Baͤume im Garten/ aber von dem Baum deß Erkaͤndnuß gutes vnd boͤſes ſolt du nicht eſſen. Denn welches tages du davon jſſeſt/ wirſtu deß todtes ſter- ben. Mit welchen worten denn der Herr ſelbſten anzeiget vnd lehret/ daß die Vrſache vnſers todts nicht anders ſey/ als die Vber- trettung Adæ vnd Evæ im Paradeiß/ dardurch ſie in die Suͤnde ge- fallen/ vnd dieſelbe allen jhren Nachkommen auffgeerbet haben. Solches war ſeyn bezeuget S. Paulus Rom. 5. ꝟ. 12. Durch ei- nen menſchen iſt die Suͤnde kommen in die Welt/ vnd der Todt durch die Suͤnde/ vnd iſt alſo der Todt zu allen menſchen durchge- trungen/ dieweil ſie alle Suͤnder ſind/ vnd ꝟ. 18. Durch eines (nem- lich Adams) Suͤnde iſt die Verdamnuß vber alle menſchen kom̃en/ Item ꝟ. 19. Durch eines menſchen Vngehorſam ſind viel Suͤnder worden. Jm gleichen ſaget auch Syrach Cap. 22. ꝟ. 33. Die Suͤn- de kompt her von einem Weibe/ vmb jhrent willen muͤſſen wir alle ſterben. Sollen vns derwegen nicht wundern/ wenn wir ſehen oder hoͤren/ daß der Todt ſein Recht vnd Gewalt an vns vbet/ vnd den einẽ heut/ den andern moꝛgen: Den einen im hohen alter/ den andern in der zarten Jugendt auß dieſem Leben wegreumpt/ Sondern mit Hiob ſagen: Jch weiß du wirſt mich dem Todt vber antworten/ da iſt das beſtimpte Hauß aller Lebendigen. Vnd mit David: Wo iſt jemand der da lebet/ vnd den Todt nicht ſehe? Der ſeine Seele er- rette auß der Hellen hand? Sela. Job. 30. ꝟ ſ. 23. Wann wir dann Geliebte im Herrn jetzo auch eine Ade- liche junge Perſon/ etwa 23. alt/ welcher da geweſen iſt ein Einiger Sohn ſeiner Mutter/ vnd vmb der Suͤnde willen hat ſterben muͤſ- ſen/ all-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/523616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/523616/7
Zitationshilfe: Weißhäupt, Johann: Christliche Leichpredigt. Marburg, 1618, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523616/7>, abgerufen am 21.11.2024.