Vietor, Johannes: Quousque Davidicum. Darmstadt, 1617.Christliche Leich Predigt/ im 38. Psalm jhm diese Klag herauß brach/ Er sey zum Leyden germacht vnd zubereyt. Solcher eusserlichen Widerwertigkeiten abe- vber einen hauffen zugeschweigen/ hatte er noch drey andere schwe re Anliegen vnnd innerliche Anfechtungen/ welche er gleich im ein- gang dieses Psalmleins dem lieben GOtt aus betrübtem Hertzen klagt vnnd fürbringt. I. Die erste war Auxilij diuini dilatio, daß er jhn vnter dem II. Das
Chriſtliche Leich Predigt/ im 38. Pſalm jhm dieſe Klag herauß brach/ Er ſey zum Leyden germacht vnd zubereyt. Solcher euſſerlichen Widerwertigkeiten abe- vber einen hauffen zugeſchweigen/ hatte er noch drey andere ſchwe re Anliegen vnnd innerliche Anfechtungen/ welche er gleich im ein- gang dieſes Pſalmleins dem lieben GOtt aus betruͤbtem Hertzen klagt vnnd fuͤrbringt. I. Die erſte war Auxilij diuini dilatio, daß er jhn vnter dem II. Das
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Chriſtliche Leich Predigt/
im 38. Pſalm jhm dieſe Klag herauß brach/ Er ſey zum Leyden ger
macht vnd zubereyt. Solcher euſſerlichen Widerwertigkeiten abe-
vber einen hauffen zugeſchweigen/ hatte er noch drey andere ſchwe
re Anliegen vnnd innerliche Anfechtungen/ welche er gleich im ein-
gang dieſes Pſalmleins dem lieben GOtt aus betruͤbtem Hertzen
klagt vnnd fuͤrbringt.
I. Die erſte war Auxilij diuini dilatio, daß er jhn vnter dem
ſchweren vielfeltigen Creutz vnnd widerſtandt ſo lang ſtecken laß.
Denn das mache jhm dieſe trawrige Gedancken/ mit denen er ſich
in ſeinem Hertzen aͤngſte/ Gott hab ſeiner nit allein vergeſſen/
ſonder auch ſein gnaͤdiges Antlitz von jm abgewendet. Jſt in War-
heit kein geringes Anliegen. Dem Geiſt nach wuſte er wol als ein
Mann nach dem Hertzen Gottes/ daß der Huͤter Jſrael nit ſchlaff
noch ſchlummere/ wie er ſelbſt bekennt vnnd ruͤhmt im 121. Pſalm.
Fleiſch vnnd Blut aber welchs Zeit vnnd Stund zuzehlen pflegt/
war ſchwach/ die beyde/ Geiſt vnnd Fleiſch/ luctirten hie gleichſam
in dem lieben David dermaſſen/ daß er in ſeinem Geiſtlichen Palæ-
ſtra das klaͤgliche quouſq;, wie lang? wie lang? herauß ſtoͤſt. Vnd
zwar ſo geht es auch nit mit ſchertz oder lachen zu/ wenn vnter lang-
wirigem Creutz die ſchwere Gedancken einem vffſteigen/ Gott ha-
be ſeiner vergeſſen/ er habe jhn mit aller Gnade verlaſſen. Anders-
wo nennts David Baͤche Belial vnnd Bande der Hellen/ Pſalm.
18. Seynd ein rechter vorgeſchmack der Hellen/ welchen je bißwei-
len der liebe Gott auch fromme Hertzen ein wenig koſten laͤſt/
im Gebet ſie deſto inbruͤnſtiger zumachen/ vnd ſagt D. Luther ſeli-
gen/ dem ſie auch bekannt geweſen/ recht darvon/ Er wolt lieber Jar
vnd Tag in einem tieffen Thurn ſitzen/ Hunger vnd Durſt leyden/
als nur einen Tag in ſolchen ſchwermuͤtigen Gedancken verhar-
ren vnd ſtecken bleiben. Solte denn nun der geplagte David vnter
ſolchen Gedancken nit ruffen vnd ſeufftzen/ Ach HERR wie
lang wiltu doch mein ſo gar vergeſſen? wie lang verbir-
geſtu doch dein Antlitz fuͤr mir?
Pſal. 121.
Pſal. 18.
II. Das
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