Reichard, Andreas: Parentalia Tettoviana Augusti Reichardi. Wittenberg, 1624.Christliche Leichpredigt. Morgenstunde dahin? n. Labilis est haec vita, & suis amato-ribus fidem non servat, quoniam praeter omnem opinionen saepius ab illis fugit, quare ergo tu fidem illi habere velis? Periculosum est, si vel unius horae tibi certo pollicearis se- curitatem, quia saepissime in una illa hora fugacissima haec vita finitur. Diß Leben ist vergänglich/ vnd helt seinen Liebha- bern keinen Glauben/ denn ehe sie sichs versehen/ fleugts dahin/ warumb setzestu denn dein vertrawen drauff? denn es offtmals in einer Stunde blühet vnd vergehet. 3. Ethnici Labimur saevo rapiente Fato, Was wil sich denn nu die arme Erde vnd Asche erheben? durch
Chriſtliche Leichpredigt. Morgenſtunde dahin? n. Labilis eſt hæc vita, & ſuis amato-ribus fidem non ſervat, quoniam præter omnem opinionẽ ſæpius ab illis fugit, quare ergò tu fidem illi habere velis? Periculoſum eſt, ſi vel unius horæ tibi certò pollicearis ſe- curitatem, quia ſæpiſſimè in una illa hora fugaciſſima hæc vita finitur. Diß Leben iſt vergaͤnglich/ vnd helt ſeinen Liebha- bern keinen Glauben/ denn ehe ſie ſichs verſehen/ fleugts dahin/ warumb ſetzeſtu denn dein vertrawen drauff? denn es offtmals in einer Stunde bluͤhet vnd vergehet. 3. Ethnici Labimur ſævo rapiente Fato, Was wil ſich denn nu die arme Erde vnd Aſche erheben? durch
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Chriſtliche Leichpredigt.
Morgenſtunde dahin? n. Labilis eſt hæc vita, & ſuis amato-
ribus fidem non ſervat, quoniam præter omnem opinionẽ
ſæpius ab illis fugit, quare ergò tu fidem illi habere velis?
Periculoſum eſt, ſi vel unius horæ tibi certò pollicearis ſe-
curitatem, quia ſæpiſſimè in una illa hora fugaciſſima hæc
vita finitur. Diß Leben iſt vergaͤnglich/ vnd helt ſeinen Liebha-
bern keinen Glauben/ denn ehe ſie ſichs verſehen/ fleugts dahin/
warumb ſetzeſtu denn dein vertrawen drauff? denn es offtmals
in einer Stunde bluͤhet vnd vergehet.
III. Die Weiſen Heyden haben vnſer Leben alſo abgemah-
let/ das ſie vns den armen Wuͤrmlein/ ἐφιμεροι genand/ ver-
glichen haben/ davon Ariſtoteles ſchreibet/ das bey dem Fluß
Hypanis, welcher aus Europa in Pontum fleuſt/ etliche Thier-
lein vnd Wuͤrmlein gebohren werden/ die Leben nur einen Tag/
ſie fahen an zu leben mit der Sonnen auffgang/ vnd wenn eines
lebt biß zur Sonnen niedergang/ ſo iſt es ſchon zu ſeinem hoͤch-
ſten Alter kommen. Solche arme Wuͤrmlein ſind wir auch/
drumb heiſt es Commorandi nobis natura diverſorium, non
habitandi dedit. Wir warten ein wenig allhier/ als in einer
Herberge/ daraus wir bald wieder fort muͤſſen/ denn es vns nicht
zu eigen gegeben. Der gelehrte Heyde bekreffiiget ſolches hie-
mit: o.
3. Ethnici
ſapientes inmundo.
o. Cicero
in Catone
majore.
Labimur ſævo rapiente Fato,
Ducitur ſemper nova Pompa morti.
Der Todt reiſt vns gar ploͤtzlich hin/
Hat ſtets ein New gepreng im Sinn. p.
Was wil ſich denn nu die arme Erde vnd Aſche erheben?
iſt er doch ein eitel ſchendlicher Koch/ weil er noch lebet. Vnnd
wenn der Artzt ſchon lang dran flickt/ ſo gehets doch endlich al-
ſo/ Heute Koͤnig/ Morgen Todt/ vnnd wenn der Menſch Todt
iſt/ ſo freſſen jhn die Schlangen vnnd Wuͤrme. Syr. 10. Cap.
Jm Propheten Jona leſen wir/ das ſich Jonas vber d__ Kuͤr-
biß/ welchen der HErr hatte wachſen laſſen/ ſehr er frewet/ aber
durch
q. Syr. 10. 9.
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