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Kremer, Abraham: Eine Christliche Leichvermanung. Frankfurt (Oder), 1610.

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Vom Ersten.

Vom Glau-
ben.
ANlangende den ersten punct: Sol derselbe/ wie gesagt/
sein/ die Lehre vom waren Glauben/ an Christum: wel-
che/ damit sie desto besser gefasset werde/ wir also han-
deln wollen/ das anfenglich sol vermeldet werden/ was dersel-
be Glaube eigentlich sey: darnach/ woher er seinen vrsprung
habe/ endlich was er für Früchte mit sich bringe Denn ein je-
der Mensch/ der des verdiensts Christi sol geniessen vnd teil-
hafftig werden vnd also ewig leben: der mus vor allen dingen
haben den waren Glauben an Gottes Gnade vnd barmher-
tzigkeit/ die in Christo Jesu/ vnserm erlöser/ bewiesen ist.

Was der
Glaube sey?
Es ist aber derselbe glaube nur nicht allein eine blosse
wissenschafft von Christo: do man nur weis vnd vor gewis
helt/ was von Christo in Göttlicher Schrifft geschrieben ste-
het: sondern der ware seligmachende Glaube ist eine feste zu-
versicht des Hertzens auff Gottes Wort/ also/ wann wir in
demselben hören: Gott wolle vns aus lauter gnade vmb
Christi willen/ selig machen: das vnsere Hertzen diese tröstli-
che zusage Gottes vor gewiß vnd war halten/ darein bewilli-
gen/ ja dieselbe annehmen vnd ergreiffen/ vnd sich darauff/
als auff einen sicheren grund/ wagen vnd vorlassen: Das
vns nemlich Gott solche verheischung warhafftig leisten kön-
ne vnd wolle. Solches dam[i]t es auch die aller einfeltigsten
Kurtzer.fassen können/ wollen wir noch kürtzer sagen: Der Glaube ist
nichts anders/ als eine hertzliche zuversicht auff die gnade vnd
barmhertzigkeit Gottes/ die er/ durchs verdienst vnd Opffer
Christi/ verheissen hat,

Beweis/ das
der Glaube
eine zuver-
sicht sey.
Dz der Glaube eine feste zuversicht auff Gott sey/ kan aus
der schrifft erwiesen werden. Denn in der Epistel zun Ebreern
am 11. cap. wird der glaube eigentlich beschrieben/ das er sey
eine gewisse zuversicht deß/ das man hoffet/ vnnd nicht

zweiffelt
Vom Erſten.

Vom Glau-
ben.
ANlangende den erſten punct: Sol derſelbe/ wie geſagt/
ſein/ die Lehre vom waren Glauben/ an Chriſtum: wel-
che/ damit ſie deſto beſſer gefaſſet werde/ wir alſo han-
deln wollen/ das anfenglich ſol vermeldet werden/ was derſel-
be Glaube eigentlich ſey: darnach/ woher er ſeinen vrſprung
habe/ endlich was er fuͤr Fruͤchte mit ſich bringe Denn ein je-
der Menſch/ der des verdienſts Chriſti ſol genieſſen vnd teil-
hafftig werden vnd alſo ewig leben: der mus vor allen dingen
haben den waren Glauben an Gottes Gnade vnd barmher-
tzigkeit/ die in Chriſto Jeſu/ vnſerm erloͤſer/ bewieſen iſt.

Was der
Glaube ſey?
Es iſt aber derſelbe glaube nur nicht allein eine bloſſe
wiſſenſchafft von Chriſto: do man nur weis vnd vor gewis
helt/ was von Chriſto in Goͤttlicher Schrifft geſchrieben ſte-
het: ſondern der ware ſeligmachende Glaube iſt eine feſte zu-
verſicht des Hertzens auff Gottes Wort/ alſo/ wann wir in
demſelben hoͤren: Gott wolle vns aus lauter gnade vmb
Chriſti willen/ ſelig machen: das vnſere Hertzen dieſe troͤſtli-
che zuſage Gottes vor gewiß vnd war halten/ darein bewilli-
gen/ ja dieſelbe annehmen vnd ergreiffen/ vnd ſich darauff/
als auff einen ſicheren grund/ wagen vnd vorlaſſen: Das
vns nemlich Gott ſolche verheiſchung warhafftig leiſten koͤn-
ne vnd wolle. Solches dam[i]t es auch die aller einfeltigſten
Kurtzer.faſſen koͤnnen/ wollen wir noch kuͤrtzer ſagen: Der Glaube iſt
nichts anders/ als eine hertzliche zuverſicht auff die gnade vnd
barmhertzigkeit Gottes/ die er/ durchs verdienſt vnd Opffer
Chriſti/ verheiſſen hat,

Beweis/ das
der Glaube
eine zuver-
ſicht ſey.
Dz der Glaube eine feſte zuverſicht auff Gott ſey/ kan aus
der ſchrifft erwieſen werden. Deñ in der Epiſtel zun Ebreern
am 11. cap. wird der glaube eigentlich beſchrieben/ das er ſey
eine gewiſſe zuverſicht deß/ das man hoffet/ vnnd nicht

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Zitationshilfe: Kremer, Abraham: Eine Christliche Leichvermanung. Frankfurt (Oder), 1610, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510973/8>, abgerufen am 21.11.2024.