Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.Doch ihr, Jhr allerliebsten Meinen, Wie kränckt, wie sehr betrübt ihr euch! Laßt euer Klagen, laßt das Weinen. Jhr folgt mir einst in JEsu Reich. Da seh ich euch: da seht ihr mich. Glaubt, lebt, und sterbt nur so, wie ich. Jhr nehmt den Leib, ihr legt ihn nieder. Die Hütte, die zerbrechlich war. Der sie zerbrach, der baut sie wieder, Und stellt sie unzerbrechlich dar. So ist, so bleibt sie ewig gantz, Und leuchtet, wie des Himmels Glantz. Dieses sang, bey Beerdigung des wohlseeligen Herrn Rectors, sei- nes gewesenen sehr geneigten Gönners, der schmertzlich betrübten Frau Wittwe, und sämmtlichen übrigen vornehmen Leidtra- genden, zu einigem Troste, und zu schuldiger Bezeigung seiner Danckbeflissenheit für viele von dem Wohlseeligen genossene Ge- wogenheit, mitleidigst Nicolaus Christoph Morus, Cantor. Herr Rector Böttner schließt heut seinen Lebens-Lauff. Er giebet seinen Geist in JEsus Hände auf. Er stirbt, Er eilet fort, da man sich Hoffnung machte, Und er zugleich mit uns vermeinte und gedachte, Daß der entkräffte Leib, den eine Kranckheits-Last Vor kurtzen hart ergrieff, und gantz verzehrte fast, Sich solte wiederum, so viel als möglich, stärcken, So muß man unvermuth, eh man es kaum kan mercken, Jhn
Doch ihr, Jhr allerliebſten Meinen, Wie kraͤnckt, wie ſehr betruͤbt ihr euch! Laßt euer Klagen, laßt das Weinen. Jhr folgt mir einſt in JEſu Reich. Da ſeh ich euch: da ſeht ihr mich. Glaubt, lebt, und ſterbt nur ſo, wie ich. Jhr nehmt den Leib, ihr legt ihn nieder. Die Huͤtte, die zerbrechlich war. Der ſie zerbrach, der baut ſie wieder, Und ſtellt ſie unzerbrechlich dar. So iſt, ſo bleibt ſie ewig gantz, Und leuchtet, wie des Himmels Glantz. Dieſes ſang, bey Beerdigung des wohlſeeligen Herrn Rectors, ſei- nes geweſenen ſehr geneigten Goͤnners, der ſchmertzlich betruͤbten Frau Wittwe, und ſaͤmmtlichen uͤbrigen vornehmen Leidtra- genden, zu einigem Troſte, und zu ſchuldiger Bezeigung ſeiner Danckbefliſſenheit fuͤr viele von dem Wohlſeeligen genoſſene Ge- wogenheit, mitleidigſt Nicolaus Chriſtoph Morus, Cantor. Herr Rector Boͤttner ſchließt heut ſeinen Lebens-Lauff. Er giebet ſeinen Geiſt in JEſus Haͤnde auf. Er ſtirbt, Er eilet fort, da man ſich Hoffnung machte, Und er zugleich mit uns vermeinte und gedachte, Daß der entkraͤffte Leib, den eine Kranckheits-Laſt Vor kurtzen hart ergrieff, und gantz verzehrte faſt, Sich ſolte wiederum, ſo viel als moͤglich, ſtaͤrcken, So muß man unvermuth, eh man es kaum kan mercken, Jhn
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Doch ihr, Jhr allerliebſten Meinen,
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Jhr folgt mir einſt in JEſu Reich.
Da ſeh ich euch: da ſeht ihr mich.
Glaubt, lebt, und ſterbt nur ſo, wie ich.
Jhr nehmt den Leib, ihr legt ihn nieder.
Die Huͤtte, die zerbrechlich war.
Der ſie zerbrach, der baut ſie wieder,
Und ſtellt ſie unzerbrechlich dar.
So iſt, ſo bleibt ſie ewig gantz,
Und leuchtet, wie des Himmels Glantz.
Dieſes ſang, bey Beerdigung des wohlſeeligen Herrn Rectors, ſei-
nes geweſenen ſehr geneigten Goͤnners, der ſchmertzlich betruͤbten
Frau Wittwe, und ſaͤmmtlichen uͤbrigen vornehmen Leidtra-
genden, zu einigem Troſte, und zu ſchuldiger Bezeigung ſeiner
Danckbefliſſenheit fuͤr viele von dem Wohlſeeligen genoſſene Ge-
wogenheit, mitleidigſt
Nicolaus Chriſtoph Morus,
Cantor.
Herr Rector Boͤttner ſchließt heut ſeinen Lebens-Lauff.
Er giebet ſeinen Geiſt in JEſus Haͤnde auf.
Er ſtirbt, Er eilet fort, da man ſich Hoffnung machte,
Und er zugleich mit uns vermeinte und gedachte,
Daß der entkraͤffte Leib, den eine Kranckheits-Laſt
Vor kurtzen hart ergrieff, und gantz verzehrte faſt,
Sich ſolte wiederum, ſo viel als moͤglich, ſtaͤrcken,
So muß man unvermuth, eh man es kaum kan mercken,
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