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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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Leichen-Gedichte.




Betrübte Böttnerin, Dir müssen Aug und Herz
Voll nasser Wehmuth seyn, Dir müssen Angst und Schmerz
Durch Blut und Adern gehn, da Schul und Lehrer trauren,
Und Dich bey Gram und Gruft mit innrer Pein bedauren,
Du weinst, Verwittwete, Dein gantzes Angesicht
Erklärt die Bangigkeit, die Dir Dein Herze bricht,
Und alles, was Du sagst, bezeugt, daß Dein Geblüte
Jn lauter Wallung sey. Und freylich, Dein Gemüthe
Erkennet den Verlust, da Dir ein jäher Tod
Den besten Freund geraubt. Erschreckniß, Furcht und Noth
Entstunden unversehns. Der Nerven schnelle Säfte,
Des Blutes Cirkellauf, des gantzen Lebens Kräfte
Verlohren sich im Nu, Dein Eheschatz entschlief,
Ob man gleich Arzt und Kunst um Hülf und Rettung rief.
Wie hätte nicht Dein Herz in Aengsten schwimmen sollen?
Wer hätte da Dein Leid mit Rechte tadeln wollen?
Jch habe selbst geklagt, und denke hoch bestürzt
An den geschwinden Tod, der Böttners Fleiß verkürtzt,
Den Fleiß, an welchen sich sein eigner Geist vergnügte,
Den Fleiß, durch welchen er die Barbarey besiegte,
Den
H 2
Leichen-Gedichte.




Betruͤbte Boͤttnerin, Dir muͤſſen Aug und Herz
Voll naſſer Wehmuth ſeyn, Dir muͤſſen Angſt und Schmerz
Durch Blut und Adern gehn, da Schul und Lehrer trauren,
Und Dich bey Gram und Gruft mit innrer Pein bedauren,
Du weinſt, Verwittwete, Dein gantzes Angeſicht
Erklaͤrt die Bangigkeit, die Dir Dein Herze bricht,
Und alles, was Du ſagſt, bezeugt, daß Dein Gebluͤte
Jn lauter Wallung ſey. Und freylich, Dein Gemuͤthe
Erkennet den Verluſt, da Dir ein jaͤher Tod
Den beſten Freund geraubt. Erſchreckniß, Furcht und Noth
Entſtunden unverſehns. Der Nerven ſchnelle Saͤfte,
Des Blutes Cirkellauf, des gantzen Lebens Kraͤfte
Verlohren ſich im Nu, Dein Eheſchatz entſchlief,
Ob man gleich Arzt und Kunſt um Huͤlf und Rettung rief.
Wie haͤtte nicht Dein Herz in Aengſten ſchwimmen ſollen?
Wer haͤtte da Dein Leid mit Rechte tadeln wollen?
Jch habe ſelbſt geklagt, und denke hoch beſtuͤrzt
An den geſchwinden Tod, der Boͤttners Fleiß verkuͤrtzt,
Den Fleiß, an welchen ſich ſein eigner Geiſt vergnuͤgte,
Den Fleiß, durch welchen er die Barbarey beſiegte,
Den
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[59/0060] Leichen-Gedichte. Betruͤbte Boͤttnerin, Dir muͤſſen Aug und Herz Voll naſſer Wehmuth ſeyn, Dir muͤſſen Angſt und Schmerz Durch Blut und Adern gehn, da Schul und Lehrer trauren, Und Dich bey Gram und Gruft mit innrer Pein bedauren, Du weinſt, Verwittwete, Dein gantzes Angeſicht Erklaͤrt die Bangigkeit, die Dir Dein Herze bricht, Und alles, was Du ſagſt, bezeugt, daß Dein Gebluͤte Jn lauter Wallung ſey. Und freylich, Dein Gemuͤthe Erkennet den Verluſt, da Dir ein jaͤher Tod Den beſten Freund geraubt. Erſchreckniß, Furcht und Noth Entſtunden unverſehns. Der Nerven ſchnelle Saͤfte, Des Blutes Cirkellauf, des gantzen Lebens Kraͤfte Verlohren ſich im Nu, Dein Eheſchatz entſchlief, Ob man gleich Arzt und Kunſt um Huͤlf und Rettung rief. Wie haͤtte nicht Dein Herz in Aengſten ſchwimmen ſollen? Wer haͤtte da Dein Leid mit Rechte tadeln wollen? Jch habe ſelbſt geklagt, und denke hoch beſtuͤrzt An den geſchwinden Tod, der Boͤttners Fleiß verkuͤrtzt, Den Fleiß, an welchen ſich ſein eigner Geiſt vergnuͤgte, Den Fleiß, durch welchen er die Barbarey beſiegte, Den H 2

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/60>, abgerufen am 30.12.2024.