Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite

in dem unschätzbaren Reiche der Gnaden.
Blutes JEsu Christi im Abendmahl. Wer die wahre Gott-
seligkeit mit Paulo vor seinen Gewinn erkennt/ der übergiebt
sein gantzes Leben zu einem gottseligen Wesen/ Singen/ Be-
then/ GOtt loben und dancken/ sind seine alltägliche Wercke/
es ist ihm die höchste Freude/ wenn er sich soll zu GOtt halten/Ps. 73. 28.
das ist das einmahl eins/ das er täglich wünscht und bittet/
daß er in dem Hause des HErrn bleiben mögte sein Lebelang/Ps. 27, 4.
zu schauen die schönen GOttes-Dienste/ und seinen Tempel zu
besuchen; er freuet sich/ so zu sagen/ die gantze Woche auff den
lieben Sonntag/ denn das ist ihm geredt/ daß er soll in dasPs. 122, 1.
Haus des HErrn gehen. Wer sein Fleisch und Blut so weit
bereden kan/ daß er CHristi Spott und Schmach vor einen
Schatz ansieht und annimmt/ der verträgt von Hertzen alles/ er
läst über und wider sich fluchen/ und dargegen segnet er. Wer
Allmosen-geben/ und sonst Gutes thun/ vor sein gewisses Ca-
pital
hält/ der giebt von Hertzen weg/ was er nur geben kan/
und leihets GOtt dem HErrn auff Wucher aus. Er ist gleich
einem Ankäuffer/ der nach und nach den Haus-Rath voraus
schickt/ biß daß er selber nachkömmt/ und die neue Wohnung
bezieht/ der milde Geber weiß schone/ daß er sein Bürger-Recht
droben im Himmel habe/ daß die bleibende Stätte von seinem
Heylande ihm schon bestellt sey/ also schickt er seine Schätze al-
le voran/ daß sie ihm als eine Beylage bewahret werden. Und
so viel auch in geliebter Kürtze von dem Geboth/ Schätze im
Himmel zu samlen.

Wollen wir allhier ein Bild und Exempel einer so lieb-Applica-
tio.

werthesten Person wissen und haben/ so ihr Hertze an die himm-
lischen Schätze gehengt/ und sich in Einsamlung derselben ei-
verig bewiesen/ so machen wir uns hierinnen gantz kein Gewis-
sen/ sondern sagen und schreiben frey/ daß es vor vielen andern
die wohlseelige Frau Esther Wentzelin sey. Diese große
Liebhaberin JESU/ samlete sich immer einen theuren Schatz

nach
E 3

in dem unſchaͤtzbaren Reiche der Gnaden.
Blutes JEſu Chriſti im Abendmahl. Wer die wahre Gott-
ſeligkeit mit Paulo vor ſeinen Gewinn erkennt/ der uͤbergiebt
ſein gantzes Leben zu einem gottſeligen Weſen/ Singen/ Be-
then/ GOtt loben und dancken/ ſind ſeine alltaͤgliche Wercke/
es iſt ihm die hoͤchſte Freude/ wenn er ſich ſoll zu GOtt halten/Pſ. 73. 28.
das iſt das einmahl eins/ das er taͤglich wuͤnſcht und bittet/
daß er in dem Hauſe des HErrn bleiben moͤgte ſein Lebelang/Pſ. 27, 4.
zu ſchauen die ſchoͤnen GOttes-Dienſte/ und ſeinen Tempel zu
beſuchen; er freuet ſich/ ſo zu ſagen/ die gantze Woche auff den
lieben Sonntag/ denn das iſt ihm geredt/ daß er ſoll in dasPſ. 122, 1.
Haus des HErrn gehen. Wer ſein Fleiſch und Blut ſo weit
bereden kan/ daß er CHriſti Spott und Schmach vor einen
Schatz anſieht und annim̃t/ der vertraͤgt von Hertzen alles/ er
laͤſt uͤber und wider ſich fluchen/ und dargegen ſegnet er. Wer
Allmoſen-geben/ und ſonſt Gutes thun/ vor ſein gewiſſes Ca-
pital
haͤlt/ der giebt von Hertzen weg/ was er nur geben kan/
und leihets GOtt dem HErrn auff Wucher aus. Er iſt gleich
einem Ankaͤuffer/ der nach und nach den Haus-Rath voraus
ſchickt/ biß daß er ſelber nachkoͤmmt/ und die neue Wohnung
bezieht/ der milde Geber weiß ſchone/ daß er ſein Buͤrger-Recht
droben im Himmel habe/ daß die bleibende Staͤtte von ſeinem
Heylande ihm ſchon beſtellt ſey/ alſo ſchickt er ſeine Schaͤtze al-
le voran/ daß ſie ihm als eine Beylage bewahret werden. Und
ſo viel auch in geliebter Kuͤrtze von dem Geboth/ Schaͤtze im
Himmel zu ſamlen.

Wollen wir allhier ein Bild und Exempel einer ſo lieb-Applica-
tio.

wertheſten Perſon wiſſen und haben/ ſo ihr Hertze an die himm-
liſchen Schaͤtze gehengt/ und ſich in Einſamlung derſelben ei-
verig bewieſen/ ſo machen wir uns hierinnen gantz kein Gewiſ-
ſen/ ſondern ſagen und ſchreiben frey/ daß es vor vielen andern
die wohlſeelige Frau Eſther Wentzelin ſey. Dieſe große
Liebhaberin JESU/ ſamlete ſich immer einen theuren Schatz

nach
E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0037" n="37"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">in dem un&#x017F;cha&#x0364;tzbaren Reiche der Gnaden.</hi></fw><lb/>
Blutes JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti im Abendmahl. Wer die wahre Gott-<lb/>
&#x017F;eligkeit mit Paulo vor &#x017F;einen Gewinn erkennt/ der u&#x0364;bergiebt<lb/>
&#x017F;ein gantzes Leben zu einem gott&#x017F;eligen We&#x017F;en/ Singen/ Be-<lb/>
then/ GOtt loben und dancken/ &#x017F;ind &#x017F;eine allta&#x0364;gliche Wercke/<lb/>
es i&#x017F;t ihm die ho&#x0364;ch&#x017F;te Freude/ wenn er &#x017F;ich &#x017F;oll zu GOtt halten/<note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 73. 28.</note><lb/>
das i&#x017F;t das einmahl eins/ das er ta&#x0364;glich wu&#x0364;n&#x017F;cht und bittet/<lb/>
daß er in dem Hau&#x017F;e des HErrn bleiben mo&#x0364;gte &#x017F;ein Lebelang/<note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 27, 4.</note><lb/>
zu &#x017F;chauen die &#x017F;cho&#x0364;nen GOttes-Dien&#x017F;te/ und &#x017F;einen Tempel zu<lb/>
be&#x017F;uchen; er freuet &#x017F;ich/ &#x017F;o zu &#x017F;agen/ die gantze Woche auff den<lb/>
lieben Sonntag/ denn das i&#x017F;t ihm geredt/ daß er &#x017F;oll in das<note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 122, 1.</note><lb/>
Haus des HErrn gehen. Wer &#x017F;ein Flei&#x017F;ch und Blut &#x017F;o weit<lb/>
bereden kan/ daß er CHri&#x017F;ti Spott und Schmach vor einen<lb/>
Schatz an&#x017F;ieht und annim&#x0303;t/ der vertra&#x0364;gt von Hertzen alles/ er<lb/>
la&#x0364;&#x017F;t u&#x0364;ber und wider &#x017F;ich fluchen/ und dargegen &#x017F;egnet er. Wer<lb/>
Allmo&#x017F;en-geben/ und &#x017F;on&#x017F;t Gutes thun/ vor &#x017F;ein gewi&#x017F;&#x017F;es <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
pital</hi> ha&#x0364;lt/ der giebt von Hertzen weg/ was er nur geben kan/<lb/>
und leihets GOtt dem HErrn auff Wucher aus. Er i&#x017F;t gleich<lb/>
einem Anka&#x0364;uffer/ der nach und nach den Haus-Rath voraus<lb/>
&#x017F;chickt/ biß daß er &#x017F;elber nachko&#x0364;mmt/ und die neue Wohnung<lb/>
bezieht/ der milde Geber weiß &#x017F;chone/ daß er &#x017F;ein Bu&#x0364;rger-Recht<lb/>
droben im Himmel habe/ daß die bleibende Sta&#x0364;tte von &#x017F;einem<lb/>
Heylande ihm &#x017F;chon be&#x017F;tellt &#x017F;ey/ al&#x017F;o &#x017F;chickt er &#x017F;eine Scha&#x0364;tze al-<lb/>
le voran/ daß &#x017F;ie ihm als eine Beylage bewahret werden. <hi rendition="#aq">U</hi>nd<lb/>
&#x017F;o viel auch in geliebter Ku&#x0364;rtze von dem Geboth/ Scha&#x0364;tze im<lb/>
Himmel zu &#x017F;amlen.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head/>
              <p>Wollen wir allhier ein Bild und Exempel einer &#x017F;o lieb-<note place="right"><hi rendition="#aq">Applica-<lb/>
tio.</hi></note><lb/>
werthe&#x017F;ten Per&#x017F;on wi&#x017F;&#x017F;en und haben/ &#x017F;o ihr Hertze an die himm-<lb/>
li&#x017F;chen Scha&#x0364;tze gehengt/ und &#x017F;ich in Ein&#x017F;amlung der&#x017F;elben ei-<lb/>
verig bewie&#x017F;en/ &#x017F;o machen wir uns hierinnen gantz kein Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;ondern &#x017F;agen und &#x017F;chreiben frey/ daß es vor vielen andern<lb/>
die wohl&#x017F;eelige <hi rendition="#fr">Frau E&#x017F;ther Wentzelin</hi> &#x017F;ey. Die&#x017F;e große<lb/>
Liebhaberin JES<hi rendition="#aq">U</hi>/ &#x017F;amlete &#x017F;ich immer einen theuren Schatz<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">E 3</fw><fw type="catch" place="bottom">nach</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0037] in dem unſchaͤtzbaren Reiche der Gnaden. Blutes JEſu Chriſti im Abendmahl. Wer die wahre Gott- ſeligkeit mit Paulo vor ſeinen Gewinn erkennt/ der uͤbergiebt ſein gantzes Leben zu einem gottſeligen Weſen/ Singen/ Be- then/ GOtt loben und dancken/ ſind ſeine alltaͤgliche Wercke/ es iſt ihm die hoͤchſte Freude/ wenn er ſich ſoll zu GOtt halten/ das iſt das einmahl eins/ das er taͤglich wuͤnſcht und bittet/ daß er in dem Hauſe des HErrn bleiben moͤgte ſein Lebelang/ zu ſchauen die ſchoͤnen GOttes-Dienſte/ und ſeinen Tempel zu beſuchen; er freuet ſich/ ſo zu ſagen/ die gantze Woche auff den lieben Sonntag/ denn das iſt ihm geredt/ daß er ſoll in das Haus des HErrn gehen. Wer ſein Fleiſch und Blut ſo weit bereden kan/ daß er CHriſti Spott und Schmach vor einen Schatz anſieht und annim̃t/ der vertraͤgt von Hertzen alles/ er laͤſt uͤber und wider ſich fluchen/ und dargegen ſegnet er. Wer Allmoſen-geben/ und ſonſt Gutes thun/ vor ſein gewiſſes Ca- pital haͤlt/ der giebt von Hertzen weg/ was er nur geben kan/ und leihets GOtt dem HErrn auff Wucher aus. Er iſt gleich einem Ankaͤuffer/ der nach und nach den Haus-Rath voraus ſchickt/ biß daß er ſelber nachkoͤmmt/ und die neue Wohnung bezieht/ der milde Geber weiß ſchone/ daß er ſein Buͤrger-Recht droben im Himmel habe/ daß die bleibende Staͤtte von ſeinem Heylande ihm ſchon beſtellt ſey/ alſo ſchickt er ſeine Schaͤtze al- le voran/ daß ſie ihm als eine Beylage bewahret werden. Und ſo viel auch in geliebter Kuͤrtze von dem Geboth/ Schaͤtze im Himmel zu ſamlen. Pſ. 73. 28. Pſ. 27, 4. Pſ. 122, 1. Wollen wir allhier ein Bild und Exempel einer ſo lieb- wertheſten Perſon wiſſen und haben/ ſo ihr Hertze an die himm- liſchen Schaͤtze gehengt/ und ſich in Einſamlung derſelben ei- verig bewieſen/ ſo machen wir uns hierinnen gantz kein Gewiſ- ſen/ ſondern ſagen und ſchreiben frey/ daß es vor vielen andern die wohlſeelige Frau Eſther Wentzelin ſey. Dieſe große Liebhaberin JESU/ ſamlete ſich immer einen theuren Schatz nach Applica- tio. E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/392438
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/392438/37
Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392438/37>, abgerufen am 21.11.2024.