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Seiler, Tobias: De praefixo vitae termino. [Görlitz], 1635.

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Abdanckung.
Ehrwürdige etc Geehrte/ Großgün-
stige/ Günstige Herren/ werthe liebe
Freunde: Es schreibet der Hochweise Seneca
in seiner Tragaedia Thyestes genant/ recht wol:
Res Deus nostras celeri citatas
turbine versat:

Der grosse GOtt drähet vnd verkehrt all
vnser thun vnd vorhaben in einem Augenblick
vmb vnd vmb. Denn ob zwar alles sterbliche
viel vnd mancherley verendrungen vnterworf-
fen/ wie der Grichische Poete Menander saget/
so ist doch bevorauß das Menschliche leben
gantz vnbestendig vnd zweifelhafftig/ daß jhn
vnser keiner nichts gewisses einbilden/ oder
sich des morgenden Tages versehen darff.
Ich wil nicht glauben/ das die vngestümmen
Meeres Wällen so offte ans Vfer schlagen/
oder die Bäume in den Wäldern von Sturm-
winden vnd Hagel so offte zittern: als offte der
Mensch schrecken/ gefahr/ angst vnd noth/ vn-
glück vnd elend erfahren vnd vertragen muß.
Auff eine einige Frewdenstunde folgen gemei-
niglich etliche Trawer tage. Je glückseliger ein
Mensch/ je mehr er sich in diese jrrdische dinge

zuver-
Abdanckung.
Ehrwuͤrdige ꝛc Geehrte/ Großguͤn-
ſtige/ Guͤnſtige Herren/ werthe liebe
Freunde: Es ſchreibet der Hochweiſe Seneca
in ſeiner Tragædia Thyeſtes genant/ recht wol:
Res Deus noſtras celeri citatas
turbine verſat:

Der groſſe GOtt draͤhet vnd verkehrt all
vnſer thun vnd vorhaben in einem Augenblick
vmb vnd vmb. Denn ob zwar alles ſterbliche
viel vñ mancherley verendrungen vnterworf-
fen/ wie der Grichiſche Poëte Menander ſaget/
ſo iſt doch bevorauß das Menſchliche leben
gantz vnbeſtendig vnd zweifelhafftig/ daß jhn
vnſer keiner nichts gewiſſes einbilden/ oder
ſich des morgenden Tages verſehen darff.
Ich wil nicht glauben/ das die vngeſtuͤmmen
Meeres Waͤllen ſo offte ans Vfer ſchlagen/
oder die Baͤume in den Waͤldern von Sturm-
winden vnd Hagel ſo offte zittern: als offte der
Menſch ſchrecken/ gefahr/ angſt vnd noth/ vn-
gluͤck vnd elend erfahren vnd vertragen muß.
Auff eine einige Frewdenſtunde folgen gemei-
niglich etliche Trawer tage. Je gluͤckſeliger ein
Menſch/ je mehr er ſich in dieſe jrrdiſche dinge

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[0046] Abdanckung. Ehrwuͤrdige ꝛc Geehrte/ Großguͤn- ſtige/ Guͤnſtige Herren/ werthe liebe Freunde: Es ſchreibet der Hochweiſe Seneca in ſeiner Tragædia Thyeſtes genant/ recht wol: Res Deus noſtras celeri citatas turbine verſat: Der groſſe GOtt draͤhet vnd verkehrt all vnſer thun vnd vorhaben in einem Augenblick vmb vnd vmb. Denn ob zwar alles ſterbliche viel vñ mancherley verendrungen vnterworf- fen/ wie der Grichiſche Poëte Menander ſaget/ ſo iſt doch bevorauß das Menſchliche leben gantz vnbeſtendig vnd zweifelhafftig/ daß jhn vnſer keiner nichts gewiſſes einbilden/ oder ſich des morgenden Tages verſehen darff. Ich wil nicht glauben/ das die vngeſtuͤmmen Meeres Waͤllen ſo offte ans Vfer ſchlagen/ oder die Baͤume in den Waͤldern von Sturm- winden vnd Hagel ſo offte zittern: als offte der Menſch ſchrecken/ gefahr/ angſt vnd noth/ vn- gluͤck vnd elend erfahren vnd vertragen muß. Auff eine einige Frewdenſtunde folgen gemei- niglich etliche Trawer tage. Je gluͤckſeliger ein Menſch/ je mehr er ſich in dieſe jrrdiſche dinge zuver-

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Zitationshilfe: Seiler, Tobias: De praefixo vitae termino. [Görlitz], 1635, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386414/46>, abgerufen am 21.12.2024.