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Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672].

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rieff der Seligen gottsfürchtige und sorgfältige Frau
Mutter durch eine selige Aufflösung in Jhrem 10.
Jahr/ Anno 1663. den 22. Maij von hinnen. Ein
herber Winter-Tag erschreckt die auffgeblühete Blu-
men deß Frühlins wol sehr/ aber er ertödtet Sie doch
nicht gar. Die gottselige Fürsichtigkeit deß Herrn
Vatern/ welche gar gerne sein Haus als eine geheime
Kirche pfleget/ unterließ nichts/ was die wol angefan-
gene Aufferziehung befördern kunte. Als Er sich
aber 1664. den 28. Octobr. mit der HochEdelgebor-
nen/ Gottseligen und Tugendreichen Jungfrauen/
Jungfrauen Sophia Magdalena gebornen von
Lidla vermählete/ brachte Er der Seligen eine an-
dere Frau Mutter/ welche Jhr mit Gebet und Tu-
gend also fürgeleuchtet/ wie Sie Sie unterrichtet/
daß Sie in diesem Glantz der Gottesfurcht und Tu-
gend prangen können/ derer Ruhm mit Jhren Ge-
beinen nicht vermodern wird. Für allen Dingen
war Jhr Hertze Gott ergeben. Sein Wort/ und ein
heiliges Gebete war Jhr liebstes und gewönliches
Buch. Hierinnen lernete Sie/ wie Sie Gott/ dem
Nechsten/ und sich selbst dienen solte. Wer mit Jhr
umbgegangen/ hat erfahren/ daß Sie wie ein Para-
diß-Vogel in der Welt gelebet/ die Welt wol erkennet
sich aber jhr nicht ergeben. Die Würde Jhres Herrn
Vatern
und Jhr Stand hatte Jhr viel Ehre und
Freyheit gegeben/ aber in einem schönen und nach der
Welt Art angezogenem Kleide. Demütig und einge-
zogen Leben/ war Jhr einger Fleiß. Jhre fürnehme
Eltern hat Sie mit solcher Liebe gefürchtet/ daß Sie
Jhr auch ein Gewissen gemacht/ selbige mit wissent-

lichen

rieff der Seligen gottsfuͤrchtige und ſorgfaͤltige Frau
Mutter durch eine ſelige Auffloͤſung in Jhrem 10.
Jahr/ Anno 1663. den 22. Maij von hinnen. Ein
herber Winter-Tag erſchreckt die auffgebluͤhete Blu-
men deß Fruͤhlins wol ſehr/ aber er ertoͤdtet Sie doch
nicht gar. Die gottſelige Fuͤrſichtigkeit deß Herꝛn
Vatern/ welche gar gerne ſein Haus als eine geheime
Kirche pfleget/ unterließ nichts/ was die wol angefan-
gene Aufferziehung befoͤrdern kunte. Als Er ſich
aber 1664. den 28. Octobr. mit der HochEdelgebor-
nen/ Gottſeligen und Tugendreichen Jungfrauen/
Jungfrauen Sophia Magdalena gebornen von
Lidla vermaͤhlete/ brachte Er der Seligen eine an-
dere Frau Mutter/ welche Jhr mit Gebet und Tu-
gend alſo fuͤrgeleuchtet/ wie Sie Sie unterrichtet/
daß Sie in dieſem Glantz der Gottesfurcht und Tu-
gend prangen koͤnnen/ derer Ruhm mit Jhren Ge-
beinen nicht vermodern wird. Fuͤr allen Dingen
war Jhr Hertze Gott ergeben. Sein Wort/ und ein
heiliges Gebete war Jhr liebſtes und gewoͤnliches
Buch. Hierinnen lernete Sie/ wie Sie Gott/ dem
Nechſten/ und ſich ſelbſt dienen ſolte. Wer mit Jhr
umbgegangen/ hat erfahren/ daß Sie wie ein Para-
diß-Vogel in der Welt gelebet/ die Welt wol erkennet
ſich aber jhr nicht ergeben. Die Wuͤrde Jhres Herꝛn
Vatern
und Jhr Stand hatte Jhr viel Ehre und
Freyheit gegeben/ aber in einem ſchoͤnen und nach der
Welt Art angezogenem Kleide. Demuͤtig und einge-
zogen Leben/ war Jhr einger Fleiß. Jhre fuͤrnehme
Eltern hat Sie mit ſolcher Liebe gefuͤrchtet/ daß Sie
Jhr auch ein Gewiſſen gemacht/ ſelbige mit wiſſent-

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[[32]/0032] rieff der Seligen gottsfuͤrchtige und ſorgfaͤltige Frau Mutter durch eine ſelige Auffloͤſung in Jhrem 10. Jahr/ Anno 1663. den 22. Maij von hinnen. Ein herber Winter-Tag erſchreckt die auffgebluͤhete Blu- men deß Fruͤhlins wol ſehr/ aber er ertoͤdtet Sie doch nicht gar. Die gottſelige Fuͤrſichtigkeit deß Herꝛn Vatern/ welche gar gerne ſein Haus als eine geheime Kirche pfleget/ unterließ nichts/ was die wol angefan- gene Aufferziehung befoͤrdern kunte. Als Er ſich aber 1664. den 28. Octobr. mit der HochEdelgebor- nen/ Gottſeligen und Tugendreichen Jungfrauen/ Jungfrauen Sophia Magdalena gebornen von Lidla vermaͤhlete/ brachte Er der Seligen eine an- dere Frau Mutter/ welche Jhr mit Gebet und Tu- gend alſo fuͤrgeleuchtet/ wie Sie Sie unterrichtet/ daß Sie in dieſem Glantz der Gottesfurcht und Tu- gend prangen koͤnnen/ derer Ruhm mit Jhren Ge- beinen nicht vermodern wird. Fuͤr allen Dingen war Jhr Hertze Gott ergeben. Sein Wort/ und ein heiliges Gebete war Jhr liebſtes und gewoͤnliches Buch. Hierinnen lernete Sie/ wie Sie Gott/ dem Nechſten/ und ſich ſelbſt dienen ſolte. Wer mit Jhr umbgegangen/ hat erfahren/ daß Sie wie ein Para- diß-Vogel in der Welt gelebet/ die Welt wol erkennet ſich aber jhr nicht ergeben. Die Wuͤrde Jhres Herꝛn Vatern und Jhr Stand hatte Jhr viel Ehre und Freyheit gegeben/ aber in einem ſchoͤnen und nach der Welt Art angezogenem Kleide. Demuͤtig und einge- zogen Leben/ war Jhr einger Fleiß. Jhre fuͤrnehme Eltern hat Sie mit ſolcher Liebe gefuͤrchtet/ daß Sie Jhr auch ein Gewiſſen gemacht/ ſelbige mit wiſſent- lichen

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Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672], S. [32]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354527/32>, abgerufen am 26.04.2024.