Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerlach, Benjamin: Sterbe- und Begräbnüß-Tag. Breslau, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite


CHristo leben/ und sich selbst/ und der Welt
absterben/ bringet einen Christen zu einem
glorwürdigen Märterthum. (a) Ein
Christe kan anders nicht seyn/ daß Er
Gott gefalle/ ohne/ was er in Christo ist.
Auß Christo hat er das Leben der Gnaden/ in jhm lebet
ers. Durch jhn hat er das Leben der Herrligkeit. Er
könte es nicht haben/ wo es jhme Christus/ durch den
Verlust seines Lebens am Creutze/ nicht erworben hätte.
Es wäre kein Christe/ der das Leben/ was jhm Christus
erworben/ und mitte theilet/ Christo nicht leben wolte.
Das natürliche selbst/ ist das nicht allein/ was der
Mensch selber ist/ sondern auch das/ was von jhm ge-
zeuget wird. Das natürliche selbst/ ist das Unrecht/
was mir das Bild Gottes/ Gott und den Himmel im
Paradyse schon geraubet hat. Wenn ich dieses lie-
be/ so lieb ich mein Verterben und meine Verdamnüß.
Christus starb im Creutze deßwegen/ daß er mir das
Leben erwerben konte. Wer Christo leben wil/ muß
sich selbst absterben. Unsere Kinder/ sind ein annehm-
liches selbst unser. Wir ersehen unsere Grösse in dem
kleinen Spiegel jhrer Augen/ massen unsere Unsterb-

ligkeit
(a) Christo vivere, sibi mundoque mori excellens martyrium est
Lautentio Justiniano ap. Novar. in Paulo expenso n.
975.
A 2


CHriſto leben/ und ſich ſelbſt/ und der Welt
abſterben/ bringet einen Chriſten zu einem
glorwuͤrdigen Maͤrterthum. (a) Ein
Chriſte kan anders nicht ſeyn/ daß Er
Gott gefalle/ ohne/ was er in Chriſto iſt.
Auß Chriſto hat er das Leben der Gnaden/ in jhm lebet
ers. Durch jhn hat er das Leben der Herꝛligkeit. Er
koͤnte es nicht haben/ wo es jhme Chriſtus/ durch den
Veꝛluſt ſeines Lebens am Creutze/ nicht erworben haͤtte.
Es waͤre kein Chriſte/ der das Leben/ was jhm Chriſtus
erworben/ und mitte theilet/ Chriſto nicht leben wolte.
Das natuͤrliche ſelbſt/ iſt das nicht allein/ was der
Menſch ſelber iſt/ ſondern auch das/ was von jhm ge-
zeuget wird. Das natuͤrliche ſelbſt/ iſt das Unrecht/
was mir das Bild Gottes/ Gott und den Himmel im
Paradyſe ſchon geraubet hat. Wenn ich dieſes lie-
be/ ſo lieb ich mein Verterben und meine Verdamnuͤß.
Chriſtus ſtarb im Creutze deßwegen/ daß er mir das
Leben erwerben konte. Wer Chriſto leben wil/ muß
ſich ſelbſt abſterben. Unſere Kinder/ ſind ein annehm-
liches ſelbſt unſer. Wir erſehen unſere Groͤſſe in dem
kleinen Spiegel jhrer Augen/ maſſen unſere Unſterb-

ligkeit
(a) Chriſto vivere, ſibi mundoque mori excellens martyrium eſt
Lautentio Juſtiniano ap. Novar. in Paulo expenſo n.
975.
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0005" n="[3]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="preface" n="1">
        <p><hi rendition="#in">C</hi>Hri&#x017F;to leben/ und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ und der Welt<lb/>
ab&#x017F;terben/ bringet einen Chri&#x017F;ten zu einem<lb/>
glorwu&#x0364;rdigen Ma&#x0364;rterthum. <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Chri&#x017F;to vivere, &#x017F;ibi mundoque mori excellens martyrium e&#x017F;t<lb/>
Lautentio Ju&#x017F;tiniano ap. Novar. in Paulo expen&#x017F;o n.</hi> 975.</note> Ein<lb/>
Chri&#x017F;te kan anders nicht &#x017F;eyn/ daß Er<lb/>
Gott gefalle/ ohne/ was er in Chri&#x017F;to i&#x017F;t.<lb/>
Auß Chri&#x017F;to hat er das Leben der Gnaden/ in jhm lebet<lb/>
ers. Durch jhn hat er das Leben der Her&#xA75B;ligkeit. Er<lb/>
ko&#x0364;nte es nicht haben/ wo es jhme Chri&#x017F;tus/ durch den<lb/>
Ve&#xA75B;lu&#x017F;t &#x017F;eines Lebens am Creutze/ nicht erworben ha&#x0364;tte.<lb/>
Es wa&#x0364;re kein Chri&#x017F;te/ der das Leben/ was jhm Chri&#x017F;tus<lb/>
erworben/ und mitte theilet/ Chri&#x017F;to nicht leben wolte.<lb/>
Das natu&#x0364;rliche &#x017F;elb&#x017F;t/ i&#x017F;t das nicht allein/ was der<lb/>
Men&#x017F;ch &#x017F;elber i&#x017F;t/ &#x017F;ondern auch das/ was von jhm ge-<lb/>
zeuget wird. Das natu&#x0364;rliche &#x017F;elb&#x017F;t/ i&#x017F;t das Unrecht/<lb/>
was mir das Bild Gottes/ Gott und den Himmel im<lb/>
Parady&#x017F;e &#x017F;chon geraubet hat. Wenn ich die&#x017F;es lie-<lb/>
be/ &#x017F;o lieb ich mein Verterben und meine Verdamnu&#x0364;ß.<lb/>
Chri&#x017F;tus &#x017F;tarb im Creutze deßwegen/ daß er mir das<lb/>
Leben erwerben konte. Wer Chri&#x017F;to leben wil/ muß<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ab&#x017F;terben. Un&#x017F;ere Kinder/ &#x017F;ind ein annehm-<lb/>
liches &#x017F;elb&#x017F;t un&#x017F;er. Wir er&#x017F;ehen un&#x017F;ere Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in dem<lb/>
kleinen Spiegel jhrer Augen/ ma&#x017F;&#x017F;en un&#x017F;ere Un&#x017F;terb-<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">A 2</fw><fw type="catch" place="bottom">ligkeit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0005] CHriſto leben/ und ſich ſelbſt/ und der Welt abſterben/ bringet einen Chriſten zu einem glorwuͤrdigen Maͤrterthum. (a) Ein Chriſte kan anders nicht ſeyn/ daß Er Gott gefalle/ ohne/ was er in Chriſto iſt. Auß Chriſto hat er das Leben der Gnaden/ in jhm lebet ers. Durch jhn hat er das Leben der Herꝛligkeit. Er koͤnte es nicht haben/ wo es jhme Chriſtus/ durch den Veꝛluſt ſeines Lebens am Creutze/ nicht erworben haͤtte. Es waͤre kein Chriſte/ der das Leben/ was jhm Chriſtus erworben/ und mitte theilet/ Chriſto nicht leben wolte. Das natuͤrliche ſelbſt/ iſt das nicht allein/ was der Menſch ſelber iſt/ ſondern auch das/ was von jhm ge- zeuget wird. Das natuͤrliche ſelbſt/ iſt das Unrecht/ was mir das Bild Gottes/ Gott und den Himmel im Paradyſe ſchon geraubet hat. Wenn ich dieſes lie- be/ ſo lieb ich mein Verterben und meine Verdamnuͤß. Chriſtus ſtarb im Creutze deßwegen/ daß er mir das Leben erwerben konte. Wer Chriſto leben wil/ muß ſich ſelbſt abſterben. Unſere Kinder/ ſind ein annehm- liches ſelbſt unſer. Wir erſehen unſere Groͤſſe in dem kleinen Spiegel jhrer Augen/ maſſen unſere Unſterb- ligkeit (a) Chriſto vivere, ſibi mundoque mori excellens martyrium eſt Lautentio Juſtiniano ap. Novar. in Paulo expenſo n. 975. A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354525
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354525/5
Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Sterbe- und Begräbnüß-Tag. Breslau, 1669, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354525/5>, abgerufen am 21.11.2024.