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Adolph, Christian: mors beatorvm EXODUS MISERIÆ TERRESTRIS, ET PA RASCEVE GLORIÆ COELESTIS. Leipzig, 1636.

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Leichpredigt.
te fengt: Gleich den jungen Vogeln/ die ein Ding bald
lernen nachpfeiffen. Vrsach dessen ist/ die sündige Lust
steckt in jhrem Fleisch vnd Blut/ daher jhres Hertzens dichten
vnd trachten böse ist von Jugend auff. Genes. 8. vers. 21. Da-
von auch hier in vnserm Text steht: Die reitzende Lust ver-
kehret vnschuldige Hertzen
.

Derwegen sollen wir vns je ja mit allem fleisse hüten/
daß wir die liebe Jugend nicht ärgern/ wie vns Christus trew-
lich hierzu ermahnet/ auch die mit grosser Straffe betrewet/
die für jhnen ärgerlich leben werden da er spricht: Wehe dem
Menschen durch welchen Ergernüs kömpt/ es were jhm besser/
daß ein Mühlstein an seinem Hals gehencket/ vnd ersäuffet
würde im Meer/ da es am tieffesten ist. Der alte Lebrer
Hieronymus schreibet vber diese Wort/ daß bey den Juden
der Brauch gewesen/ wenn einer ein groß Laster begangen/
man jhm einen grossen Stein angehenckt/ versenckt vnd er-
tränckt. Diese Straff wird denen so die Jugend ärgern auch
von Christo zu erkennt/ als die nicht würdig sind/ daß sie
von der Sonnen sollen beschienen werden
.

Aber O wie wenig sind die diese grosse Sünde recht erwe-
gen vnd bedencken! Darumb darffs nicht viel fragens woher
es komme/ daß jetzo die Jugend so frech/ so muthwillig vnd
in allen Süuden erfahren sey?

Sie sehen die Alten vbel leben
Sie hören die Alten vbel reden
Wie nun die Alten sungen
So Lirten auch die Jungen.

Daher singt vnd seufftzt die Christliche Kirch.

Die
B ij

Leichpredigt.
te fengt: Gleich den jungen Vogeln/ die ein Ding bald
lernen nachpfeiffen. Vrſach deſſen iſt/ die ſuͤndige Luſt
ſteckt in jhrem Fleiſch vnd Blut/ daher jhres Hertzens dichten
vnd trachten boͤſe iſt von Jugend auff. Geneſ. 8. verſ. 21. Da-
von auch hier in vnſerm Text ſteht: Die reitzende Luſt ver-
kehret vnſchuldige Hertzen
.

Derwegen ſollen wir vns je ja mit allem fleiſſe huͤten/
daß wir die liebe Jugend nicht aͤrgern/ wie vns Chriſtus trew-
lich hierzu ermahnet/ auch die mit groſſer Straffe betrewet/
die fuͤr jhnen aͤrgerlich leben werden da er ſpricht: Wehe dem
Menſchen durch welchen Ergernuͤs koͤmpt/ es were jhm beſſer/
daß ein Muͤhlſtein an ſeinem Hals gehencket/ vnd erſaͤuffet
wuͤrde im Meer/ da es am tieffeſten iſt. Der alte Lebrer
Hieronymus ſchreibet vber dieſe Wort/ daß bey den Juden
der Brauch geweſen/ wenn einer ein groß Laſter begangen/
man jhm einen groſſen Stein angehenckt/ verſenckt vnd er-
traͤnckt. Dieſe Straff wird denen ſo die Jugend aͤrgern auch
von Chriſto zu erkennt/ als die nicht wuͤrdig ſind/ daß ſie
von der Sonnen ſollen beſchienen werden
.

Aber O wie wenig ſind die dieſe groſſe Suͤnde recht erwe-
gen vnd bedencken! Darumb darffs nicht viel fragens woher
es komme/ daß jetzo die Jugend ſo frech/ ſo muthwillig vnd
in allen Suͤuden erfahren ſey?

Sie ſehen die Alten vbel leben
Sie hoͤren die Alten vbel reden
Wie nun die Alten ſungen
So Lirten auch die Jungen.

Daher ſingt vnd ſeufftzt die Chriſtliche Kirch.

Die
B ij
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[9/0011] Leichpredigt. te fengt: Gleich den jungen Vogeln/ die ein Ding bald lernen nachpfeiffen. Vrſach deſſen iſt/ die ſuͤndige Luſt ſteckt in jhrem Fleiſch vnd Blut/ daher jhres Hertzens dichten vnd trachten boͤſe iſt von Jugend auff. Geneſ. 8. verſ. 21. Da- von auch hier in vnſerm Text ſteht: Die reitzende Luſt ver- kehret vnſchuldige Hertzen. Derwegen ſollen wir vns je ja mit allem fleiſſe huͤten/ daß wir die liebe Jugend nicht aͤrgern/ wie vns Chriſtus trew- lich hierzu ermahnet/ auch die mit groſſer Straffe betrewet/ die fuͤr jhnen aͤrgerlich leben werden da er ſpricht: Wehe dem Menſchen durch welchen Ergernuͤs koͤmpt/ es were jhm beſſer/ daß ein Muͤhlſtein an ſeinem Hals gehencket/ vnd erſaͤuffet wuͤrde im Meer/ da es am tieffeſten iſt. Der alte Lebrer Hieronymus ſchreibet vber dieſe Wort/ daß bey den Juden der Brauch geweſen/ wenn einer ein groß Laſter begangen/ man jhm einen groſſen Stein angehenckt/ verſenckt vnd er- traͤnckt. Dieſe Straff wird denen ſo die Jugend aͤrgern auch von Chriſto zu erkennt/ als die nicht wuͤrdig ſind/ daß ſie von der Sonnen ſollen beſchienen werden. Aber O wie wenig ſind die dieſe groſſe Suͤnde recht erwe- gen vnd bedencken! Darumb darffs nicht viel fragens woher es komme/ daß jetzo die Jugend ſo frech/ ſo muthwillig vnd in allen Suͤuden erfahren ſey? Sie ſehen die Alten vbel leben Sie hoͤren die Alten vbel reden Wie nun die Alten ſungen So Lirten auch die Jungen. Daher ſingt vnd ſeufftzt die Chriſtliche Kirch. Die B ij

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Zitationshilfe: Adolph, Christian: mors beatorvm EXODUS MISERIÆ TERRESTRIS, ET PA RASCEVE GLORIÆ COELESTIS. Leipzig, 1636, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/343019/11>, abgerufen am 26.04.2024.