[Spaltenumbruch]
allein sind sie auch kleiner: die purpurfar- be blumen wachsen nicht an dem obern theil/ sondern neben dem ursprung der blättern herfür/ auß welchen dünne köpfflein werden/ der Kalbs-oder Affen-hirnschalen ähnlich/ in denen kleiner samen ligt. Wächßt gemei- niglich an dem rand der Gärten und andern ungebauten orten.
5. Der gelbe Orant/ Antirrhinum luteo flore, C. B. flore luteo grandi, Camer.
6. Der weisse Orant mit zerschnittenen blättern/ Antirrhinum folio dissecto, C. B. al- bum serrato folio, J. B.
7. Der schmal-blättige/ grosse/ fremb- de Orant/ mit hoch-rother Blume/ An- tirrhinum angustifolium majus peregrinum ru- berrimo flore, Hort. Reg. Paris.
10. Der Spanische Orant mit Costentz- blättern/ Antirrhinum Hispanicum villosum, Origani folio, Tournef.
11. Der hohe/ Spanische Orant mit schmalen Blättlein/ Antirrhinum Hispani- cum altissimum, angustissimo folio, Tournef.
Eigenschafft.
Der Orant hat viel irrdische/ saltzichte theilgen/ und also die eigenschafft zu tröck- nen/ anzuhalten/ und zu heilen.
Gebrauch.
Gespenst und Zau- berey.
Die alten Weiber brauchen den Orant wider die Gespenst und Zauberey/ hencken ihn entweder an/ oder beräuchern sich dar- mit/ legen ihn in die Schuh/ in das Beth/ und in das Hauß. Matthiolus schreibt/ er habe in eines Herren Schloß an einem Ket- ten-hund wargenommen/ der sonst stäts thät bellen/ wenn er frembde Leuth sahe/ daß derselbige Hund in acht tagen nicht gebellet hab/ und dieweil man vermeint der Hund wäre durch böse Leuth bezaubert/ die viel- leicht etwas arges in demselbigen Schloß zu begehen im Sinn hätten/ hat man die- ses Kraut in die Hunds-hütten gelegt/ bald darnach hat der Hund widerumb gebellet. Bartholomaeus Carrichter beschreibt in seinem Kräuterbuch an vielen orten etliche Artzney- en/ welche er auß dem Orant wider die Zau- berey zubereitet/ und den Krancken gebraucht habe/ dieweilen aber darbey wichtige/ und von den Theologis und Medicis noch nicht erörterte Fragen einfallen/ ist allhier weiters davon zu schreiben nicht nöthig.
CAPUT CV. Frawen-Haar.Adiantum.
Namen.
FRawen-Haar oder Venus-Haar/ heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Adiantum, Capillus Veneris, Capillus terrae. Jtaliänisch/ Capelli di Venere. Fran- tzösisch/ Cheveu de Venus, Capil vener her- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Frawen-Haar.Adiantum. be, Chevelure de Femme. Spanisch/ Cu- lantrillo de Pozo. Englisch/ Venus hair. Dänisch/ Venushaar/ Fruerhaar. Ni- derländisch/ Vrouwenhayr.
Gestalt.
Das Frawen-Haar hat ein haarige/ schwartze wurtzel; auch zarte/ braun-schwar- tze/ gläntzende stengel: die blätter sind klein und rundlicht/ vergleichen sich dem Corian- der/ dieweil er jung und noch nicht in die stengel gestiegen ist/ sind darzu weißlicht/ zurings herumb zerspalten und zerkerbt. Es bringt weder blumen noch samen. Wächßt viel in Franckreich umb Montpelier/ in J- talien und Piemont/ von dannen es zu uns in Teutschland zur Artzney gebracht wird.
Eigenschafft.
Das Frawen-Haar hat ein mittelmäßi- ge natur/ zwischen kalt und warm. Führet ein gelind alkalisches/ etwas ölichtes saltz bey sich/ und hat dadurch die eigenschafft zu eröffnen/ das scharffe melancholische Ge- blüt zu reinigen und zu versüssen/ den Harn und Schweiß gelind zu treiben/ aller Fäu- lung zu widerstehen/ zu säubern/ zu heilen/ die verstopfften Leber-und Miltze-trüsen auffzulösen.
Gebrauch.Schwerli- cher A- them/ Keu- chen/ Gelb- sucht/ Blutspeyen/ Seitenste- chen/ ver- steckter Harn und monatliche reinigung der weiber.
Eine hand voll Frawen-Haar in einer maß frischen Brunnwassers gesotten/ und davon getruncken/ ist gut wider den schwer- lichen Athem oder Keuchen/ die Gelbsucht/ stillet das Blutspeyen und Seitenstechen/ befürdert den versteckten Harn und die mo- natliche Reinigung der Weibern.
Frawen-Haar hat seinen Namen daher/ dieweil es dick und schön Haar machet/ wenn
man
Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch]
allein ſind ſie auch kleiner: die purpurfar- be blumen wachſen nicht an dem obern theil/ ſondern neben dem urſprung der blaͤttern herfuͤr/ auß welchen duͤnne koͤpfflein werden/ der Kalbs-oder Affen-hirnſchalen aͤhnlich/ in denen kleiner ſamen ligt. Waͤchßt gemei- niglich an dem rand der Gaͤrten und andern ungebauten orten.
5. Der gelbe Orant/ Antirrhinum luteo flore, C. B. flore luteo grandi, Camer.
6. Der weiſſe Orant mit zerſchnittenen blaͤttern/ Antirrhinum folio diſſecto, C. B. al- bum ſerrato folio, J. B.
7. Der ſchmal-blaͤttige/ groſſe/ fremb- de Orant/ mit hoch-rother Blume/ An- tirrhinum anguſtifolium majus peregrinum ru- berrimo flore, Hort. Reg. Pariſ.
10. Der Spaniſche Orant mit Coſtentz- blaͤttern/ Antirrhinum Hiſpanicum villoſum, Origani folio, Tournef.
11. Der hohe/ Spaniſche Orant mit ſchmalen Blaͤttlein/ Antirrhinum Hiſpani- cum altiſſimum, anguſtiſſimo folio, Tournef.
Eigenſchafft.
Der Orant hat viel irꝛdiſche/ ſaltzichte theilgen/ und alſo die eigenſchafft zu troͤck- nen/ anzuhalten/ und zu heilen.
Gebrauch.
Geſpenſt und Zau- berey.
Die alten Weiber brauchen den Orant wider die Geſpenſt und Zauberey/ hencken ihn entweder an/ oder beraͤuchern ſich dar- mit/ legen ihn in die Schuh/ in das Beth/ und in das Hauß. Matthiolus ſchreibt/ er habe in eines Herꝛen Schloß an einem Ket- ten-hund wargenommen/ der ſonſt ſtaͤts thaͤt bellen/ wenn er frembde Leuth ſahe/ daß derſelbige Hund in acht tagen nicht gebellet hab/ und dieweil man vermeint der Hund waͤre durch boͤſe Leuth bezaubert/ die viel- leicht etwas arges in demſelbigen Schloß zu begehen im Sinn haͤtten/ hat man die- ſes Kraut in die Hunds-huͤtten gelegt/ bald darnach hat der Hund widerumb gebellet. Bartholomæus Carrichter beſchreibt in ſeinem Kraͤuterbuch an vielen orten etliche Artzney- en/ welche er auß dem Orant wider die Zau- berey zubereitet/ und den Krancken gebraucht habe/ dieweilen aber darbey wichtige/ und von den Theologis und Medicis noch nicht eroͤrterte Fragen einfallen/ iſt allhier weiters davon zu ſchreiben nicht noͤthig.
CAPUT CV. Frawen-Haar.Adiantum.
Namen.
FRawen-Haar oder Venus-Haar/ heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Adiantum, Capillus Veneris, Capillus terræ. Jtaliaͤniſch/ Capelli di Venere. Fran- tzoͤſiſch/ Cheveu de Venus, Capil vener her- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Frawen-Haar.Adiantum. be, Chevelure de Femme. Spaniſch/ Cu- lantrillo de Pozo. Engliſch/ Venus hair. Daͤniſch/ Venushaar/ Fruerhaar. Ni- derlaͤndiſch/ Vrouwenhayr.
Geſtalt.
Das Frawen-Haar hat ein haarige/ ſchwartze wurtzel; auch zarte/ braun-ſchwar- tze/ glaͤntzende ſtengel: die blaͤtter ſind klein und rundlicht/ vergleichen ſich dem Corian- der/ dieweil er jung und noch nicht in die ſtengel geſtiegen iſt/ ſind darzu weißlicht/ zurings herumb zerſpalten und zerkerbt. Es bringt weder blumen noch ſamen. Waͤchßt viel in Franckreich umb Montpelier/ in J- talien und Piemont/ von dannen es zu uns in Teutſchland zur Artzney gebracht wird.
Eigenſchafft.
Das Frawen-Haar hat ein mittelmaͤßi- ge natur/ zwiſchen kalt und warm. Fuͤhret ein gelind alkaliſches/ etwas oͤlichtes ſaltz bey ſich/ und hat dadurch die eigenſchafft zu eroͤffnen/ das ſcharffe melancholiſche Ge- bluͤt zu reinigen und zu verſuͤſſen/ den Harn und Schweiß gelind zu treiben/ aller Faͤu- lung zu widerſtehen/ zu ſaͤubern/ zu heilen/ die verſtopfften Leber-und Miltze-truͤſen auffzuloͤſen.
Gebrauch.Schwerli- cher A- them/ Keu- chen/ Gelb- ſucht/ Blutſpeyẽ/ Seitenſte- chen/ ver- ſteckter Harn und monatliche reinigung der weiber.
Eine hand voll Frawen-Haar in einer maß friſchen Brunnwaſſers geſotten/ und davon getruncken/ iſt gut wider den ſchwer- lichen Athem oder Keuchen/ die Gelbſucht/ ſtillet das Blutſpeyen und Seitenſtechen/ befuͤrdert den verſteckten Harn und die mo- natliche Reinigung der Weibern.
Frawen-Haar hat ſeinen Namen daher/ dieweil es dick und ſchoͤn Haar machet/ wenn
man
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[956/0972]
Das Fuͤnffte Buch/
allein ſind ſie auch kleiner: die purpurfar-
be blumen wachſen nicht an dem obern theil/
ſondern neben dem urſprung der blaͤttern
herfuͤr/ auß welchen duͤnne koͤpfflein werden/
der Kalbs-oder Affen-hirnſchalen aͤhnlich/
in denen kleiner ſamen ligt. Waͤchßt gemei-
niglich an dem rand der Gaͤrten und andern
ungebauten orten.
5. Der gelbe Orant/ Antirrhinum luteo
flore, C. B. flore luteo grandi, Camer.
6. Der weiſſe Orant mit zerſchnittenen
blaͤttern/ Antirrhinum folio diſſecto, C. B. al-
bum ſerrato folio, J. B.
7. Der ſchmal-blaͤttige/ groſſe/ fremb-
de Orant/ mit hoch-rother Blume/ An-
tirrhinum anguſtifolium majus peregrinum ru-
berrimo flore, Hort. Reg. Pariſ.
8. Der lang-blaͤttige Orant/ mit groſſer
milch-weiſſer Blume/ Antirrhinum longi-
folium majus Italicum flore amplo niveo la-
cteſcente, Hort. Reg. Pariſ.
9. Der Spaniſche/ haarige Orant/ An-
tirrhinum Hiſpanicum villoſum, Valerianæ
rubræ folio, Tournef.
10. Der Spaniſche Orant mit Coſtentz-
blaͤttern/ Antirrhinum Hiſpanicum villoſum,
Origani folio, Tournef.
11. Der hohe/ Spaniſche Orant mit
ſchmalen Blaͤttlein/ Antirrhinum Hiſpani-
cum altiſſimum, anguſtiſſimo folio, Tournef.
Eigenſchafft.
Der Orant hat viel irꝛdiſche/ ſaltzichte
theilgen/ und alſo die eigenſchafft zu troͤck-
nen/ anzuhalten/ und zu heilen.
Gebrauch.
Die alten Weiber brauchen den Orant
wider die Geſpenſt und Zauberey/ hencken
ihn entweder an/ oder beraͤuchern ſich dar-
mit/ legen ihn in die Schuh/ in das Beth/
und in das Hauß. Matthiolus ſchreibt/ er
habe in eines Herꝛen Schloß an einem Ket-
ten-hund wargenommen/ der ſonſt ſtaͤts
thaͤt bellen/ wenn er frembde Leuth ſahe/ daß
derſelbige Hund in acht tagen nicht gebellet
hab/ und dieweil man vermeint der Hund
waͤre durch boͤſe Leuth bezaubert/ die viel-
leicht etwas arges in demſelbigen Schloß
zu begehen im Sinn haͤtten/ hat man die-
ſes Kraut in die Hunds-huͤtten gelegt/ bald
darnach hat der Hund widerumb gebellet.
Bartholomæus Carrichter beſchreibt in ſeinem
Kraͤuterbuch an vielen orten etliche Artzney-
en/ welche er auß dem Orant wider die Zau-
berey zubereitet/ und den Krancken gebraucht
habe/ dieweilen aber darbey wichtige/ und
von den Theologis und Medicis noch nicht
eroͤrterte Fragen einfallen/ iſt allhier weiters
davon zu ſchreiben nicht noͤthig.
CAPUT CV.
Frawen-Haar. Adiantum.
Namen.
FRawen-Haar oder Venus-Haar/
heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/
Adiantum, Capillus Veneris, Capillus
terræ. Jtaliaͤniſch/ Capelli di Venere. Fran-
tzoͤſiſch/ Cheveu de Venus, Capil vener her-
[Abbildung Frawen-Haar. Adiantum.
]
be, Chevelure de Femme. Spaniſch/ Cu-
lantrillo de Pozo. Engliſch/ Venus hair.
Daͤniſch/ Venushaar/ Fruerhaar. Ni-
derlaͤndiſch/ Vrouwenhayr.
Geſtalt.
Das Frawen-Haar hat ein haarige/
ſchwartze wurtzel; auch zarte/ braun-ſchwar-
tze/ glaͤntzende ſtengel: die blaͤtter ſind klein
und rundlicht/ vergleichen ſich dem Corian-
der/ dieweil er jung und noch nicht in die
ſtengel geſtiegen iſt/ ſind darzu weißlicht/
zurings herumb zerſpalten und zerkerbt. Es
bringt weder blumen noch ſamen. Waͤchßt
viel in Franckreich umb Montpelier/ in J-
talien und Piemont/ von dannen es zu uns
in Teutſchland zur Artzney gebracht wird.
Eigenſchafft.
Das Frawen-Haar hat ein mittelmaͤßi-
ge natur/ zwiſchen kalt und warm. Fuͤhret
ein gelind alkaliſches/ etwas oͤlichtes ſaltz
bey ſich/ und hat dadurch die eigenſchafft
zu eroͤffnen/ das ſcharffe melancholiſche Ge-
bluͤt zu reinigen und zu verſuͤſſen/ den Harn
und Schweiß gelind zu treiben/ aller Faͤu-
lung zu widerſtehen/ zu ſaͤubern/ zu heilen/
die verſtopfften Leber-und Miltze-truͤſen
auffzuloͤſen.
Gebrauch.
Eine hand voll Frawen-Haar in einer
maß friſchen Brunnwaſſers geſotten/ und
davon getruncken/ iſt gut wider den ſchwer-
lichen Athem oder Keuchen/ die Gelbſucht/
ſtillet das Blutſpeyen und Seitenſtechen/
befuͤrdert den verſteckten Harn und die mo-
natliche Reinigung der Weibern.
Frawen-Haar hat ſeinen Namen daher/
dieweil es dick und ſchoͤn Haar machet/ wenn
man
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 956. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/972>, abgerufen am 23.11.2024.
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