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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch] Gicht/ kal-
tes Hirn/
verfallene
Sprach/
schwaches
Hertz und
leibsfrucht
rühret/ und mit den Gichten behafftet sind/
erwärmet das kalte Hirn/ bringt wider die
verfallene Sprach/ stärcket die Frucht in
Mutterleib/ und das schwache Hertz/ dar-
von nach belieben ein paar löffel voll genom-
men. Gleiche würckung hat der Schlüssel-
blumen-zucker/ welcher wie der Rosen-zucker
gemacht wird/ so man darvon nach belieben
einer Muscatnuß groß nimt.

Auß den wolriechenden blumen und blät-
tern dieses Krauts läßt sich eine fürtreffliche
Glieder-Essentz mit Kirschen-branntenwein
außziehen/ welche innerlich tropffen-weiß
eingenommen/ äusserlich aber übergeschla-
Schmertzen
von kalten
Flüssen/
erlahmte
Glieder
von schlag-
flüssen.
gen/ und die Glieder damit gewaschen/ die
von kalten Flüssen herrührende Schmertzen
stillet/ ja auch die von Schlag-flüssen er-
lahmte Glieder/ wenn es nicht lang angestan-
den/ wider zu ihrer vorigen bewegung brin-
get. Wenn man dieß Gewächs in sich selbsten
fermentiren und johren läßt/ und hernach de-
stilliert/ so gibt es einen herrlichen Geist/
oder Spiritum per fermentationem ab/ welcher
oberzehlte würckung hat/ auch offt über den
Schlaff-
sucht.
Scheitel des Haupts warm geschlagen/ alle
Schlaffsucht benimt/ und Schlagflüsse ver-
theilt.

Auß den wolriechenden blumen bereitet
man auch den Zucker/ wenn man sie zu ei-
nem reinen Muß verstoßt/ und gleiches ge-
wicht Zucker darunder mischt/ hernach an
der Sonnen wol vergehen läßt.



CAPUT LXXXV.
[Abbildung] Mohrenkraut. AEthiopis.
Namen.

MOhrenkraut heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 6 Zeichen fehlen]. Jtaliänisch/ Ethiopida. En-
glisch/ Ethiopian Clary. Lateinisch/
AEthiopis, Matth. multis, J. B. foliis sinuosis, C. B.
item AEthiopis foliis in profundas lacinias divi-
[Spaltenumbruch] sis, Ejusd. Sclarea AEthiopica, s. AEthiopis laci-
niatis & non laciniatis foliis, Park.

Gestalt.

Das Mohrenkraut gleicht mit den blät-
tern dem Wullkraut/ denn sie sind überauß
rauch und haarig/ neben der wurtzel dick in
einander gesetzt. Sein stengel ist viereckicht/
dick/ rauch/ und zwey schuh hoch/ hat oben
viel neben-ästlein/ an welchem seine weisse
blumen der länge nach gesetzt sind. Der
samen ligt in hülsen/ je ein paar neben ein
ander/ in der grösse wie der Erven. Die wur-
tzel ist zasicht und tieff gefladert/ so sie ver-
dorret/ wird sie schwartz und hart wie ein
Horn. Es wächßt in Mohrenland/ Grie-
chenland und Jllyrien/ daher es erstlich zu
uns gebracht worden. Es bleibet gern in
unsern Gärten/ trägt das erste Jahr keinen
samen/ und ist gar wollicht. Er wird in dem
Fürstlichen Eystettischen Lustgarten ange-
troffen. Joh. Rajus hat es mit unter die wil-
de Salbeyen/ oder Scharlachkräuter gese-
tzet.

Eigenschafft und Gebrauch.

Das Mohrenkraut hat durchauß gleiche
Natur und eigenschafft mit dem gemeinen
Wullkraut.



CAPUT LXXXVI.
[Abbildung] Hasen-öhrlein. Bupleuron.
Namen.

HAsen-öhrlein heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 7 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Bupleuron, Auri-
cula leporis, Isophyllon.
Englisch/ Ha-
res-car.

Geschlecht und Gestalt.
1. Das allhier abgebildete schmal-blätti-
ge Hasen-öhrlein/ Bupleuron folio subrotun-
do

Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch] Gicht/ kal-
tes Hirn/
verfallene
Sprach/
ſchwaches
Hertz und
leibsfrucht
ruͤhret/ und mit den Gichten behafftet ſind/
erwaͤrmet das kalte Hirn/ bringt wider die
verfallene Sprach/ ſtaͤrcket die Frucht in
Mutterleib/ und das ſchwache Hertz/ dar-
von nach belieben ein paar loͤffel voll genom-
men. Gleiche wuͤrckung hat der Schluͤſſel-
blumen-zucker/ welcher wie der Roſen-zucker
gemacht wird/ ſo man darvon nach belieben
einer Muſcatnuß groß nimt.

Auß den wolriechenden blumen und blaͤt-
tern dieſes Krauts laͤßt ſich eine fuͤrtreffliche
Glieder-Eſſentz mit Kirſchen-branntenwein
außziehen/ welche innerlich tropffen-weiß
eingenommen/ aͤuſſerlich aber uͤbergeſchla-
Schmertzẽ
von kalten
Fluͤſſen/
erlahmte
Glieder
von ſchlag-
fluͤſſen.
gen/ und die Glieder damit gewaſchen/ die
von kalten Fluͤſſen herꝛuͤhrende Schmertzen
ſtillet/ ja auch die von Schlag-fluͤſſen er-
lahmte Glieder/ weñ es nicht lang angeſtan-
den/ wider zu ihrer vorigen bewegung brin-
get. Weñ man dieß Gewaͤchs in ſich ſelbſten
fermentiren und johren laͤßt/ und hernach de-
ſtilliert/ ſo gibt es einen herꝛlichen Geiſt/
oder Spiritum per fermentationem ab/ welcher
oberzehlte wuͤrckung hat/ auch offt uͤber den
Schlaff-
ſucht.
Scheitel des Haupts warm geſchlagen/ alle
Schlaffſucht benimt/ und Schlagfluͤſſe ver-
theilt.

Auß den wolriechenden blumen bereitet
man auch den Zucker/ wenn man ſie zu ei-
nem reinen Muß verſtoßt/ und gleiches ge-
wicht Zucker darunder miſcht/ hernach an
der Sonnen wol vergehen laͤßt.



CAPUT LXXXV.
[Abbildung] Mohrenkraut. Æthiopis.
Namen.

MOhrenkraut heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 6 Zeichen fehlen]. Jtaliaͤniſch/ Ethiopida. En-
gliſch/ Ethiopian Clary. Lateiniſch/
Æthiopis, Matth. multis, J. B. foliis ſinuoſis, C. B.
item Æthiopis foliis in profundas lacinias divi-
[Spaltenumbruch] ſis, Ejusd. Sclarea Æthiopica, ſ. Æthiopis laci-
niatis & non laciniatis foliis, Park.

Geſtalt.

Das Mohrenkraut gleicht mit den blaͤt-
tern dem Wullkraut/ denn ſie ſind uͤberauß
rauch und haarig/ neben der wurtzel dick in
einander geſetzt. Sein ſtengel iſt viereckicht/
dick/ rauch/ und zwey ſchuh hoch/ hat oben
viel neben-aͤſtlein/ an welchem ſeine weiſſe
blumen der laͤnge nach geſetzt ſind. Der
ſamen ligt in huͤlſen/ je ein paar neben ein
ander/ in der groͤſſe wie der Erven. Die wur-
tzel iſt zaſicht und tieff gefladert/ ſo ſie ver-
dorꝛet/ wird ſie ſchwartz und hart wie ein
Horn. Es waͤchßt in Mohrenland/ Grie-
chenland und Jllyrien/ daher es erſtlich zu
uns gebracht worden. Es bleibet gern in
unſern Gaͤrten/ traͤgt das erſte Jahr keinen
ſamen/ und iſt gar wollicht. Er wird in dem
Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Luſtgarten ange-
troffen. Joh. Rajus hat es mit unter die wil-
de Salbeyen/ oder Scharlachkraͤuter geſe-
tzet.

Eigenſchafft und Gebrauch.

Das Mohrenkraut hat durchauß gleiche
Natur und eigenſchafft mit dem gemeinen
Wullkraut.



CAPUT LXXXVI.
[Abbildung] Haſen-oͤhrlein. Bupleuron.
Namen.

HAſen-oͤhrlein heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 7 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Bupleuron, Auri-
cula leporis, Iſophyllon.
Engliſch/ Ha-
res-car.

Geſchlecht und Geſtalt.
1. Das allhier abgebildete ſchmal-blaͤtti-
ge Haſen-oͤhrlein/ Bupleuron folio ſubrotun-
do
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[934/0950] Das Fuͤnffte Buch/ ruͤhret/ und mit den Gichten behafftet ſind/ erwaͤrmet das kalte Hirn/ bringt wider die verfallene Sprach/ ſtaͤrcket die Frucht in Mutterleib/ und das ſchwache Hertz/ dar- von nach belieben ein paar loͤffel voll genom- men. Gleiche wuͤrckung hat der Schluͤſſel- blumen-zucker/ welcher wie der Roſen-zucker gemacht wird/ ſo man darvon nach belieben einer Muſcatnuß groß nimt. Gicht/ kal- tes Hirn/ verfallene Sprach/ ſchwaches Hertz und leibsfrucht Auß den wolriechenden blumen und blaͤt- tern dieſes Krauts laͤßt ſich eine fuͤrtreffliche Glieder-Eſſentz mit Kirſchen-branntenwein außziehen/ welche innerlich tropffen-weiß eingenommen/ aͤuſſerlich aber uͤbergeſchla- gen/ und die Glieder damit gewaſchen/ die von kalten Fluͤſſen herꝛuͤhrende Schmertzen ſtillet/ ja auch die von Schlag-fluͤſſen er- lahmte Glieder/ weñ es nicht lang angeſtan- den/ wider zu ihrer vorigen bewegung brin- get. Weñ man dieß Gewaͤchs in ſich ſelbſten fermentiren und johren laͤßt/ und hernach de- ſtilliert/ ſo gibt es einen herꝛlichen Geiſt/ oder Spiritum per fermentationem ab/ welcher oberzehlte wuͤrckung hat/ auch offt uͤber den Scheitel des Haupts warm geſchlagen/ alle Schlaffſucht benimt/ und Schlagfluͤſſe ver- theilt. Schmertzẽ von kalten Fluͤſſen/ erlahmte Glieder von ſchlag- fluͤſſen. Schlaff- ſucht. Auß den wolriechenden blumen bereitet man auch den Zucker/ wenn man ſie zu ei- nem reinen Muß verſtoßt/ und gleiches ge- wicht Zucker darunder miſcht/ hernach an der Sonnen wol vergehen laͤßt. CAPUT LXXXV. [Abbildung Mohrenkraut. Æthiopis. ] Namen. MOhrenkraut heißt Griechiſch/ __- ______. Jtaliaͤniſch/ Ethiopida. En- gliſch/ Ethiopian Clary. Lateiniſch/ Æthiopis, Matth. multis, J. B. foliis ſinuoſis, C. B. item Æthiopis foliis in profundas lacinias divi- ſis, Ejusd. Sclarea Æthiopica, ſ. Æthiopis laci- niatis & non laciniatis foliis, Park. Geſtalt. Das Mohrenkraut gleicht mit den blaͤt- tern dem Wullkraut/ denn ſie ſind uͤberauß rauch und haarig/ neben der wurtzel dick in einander geſetzt. Sein ſtengel iſt viereckicht/ dick/ rauch/ und zwey ſchuh hoch/ hat oben viel neben-aͤſtlein/ an welchem ſeine weiſſe blumen der laͤnge nach geſetzt ſind. Der ſamen ligt in huͤlſen/ je ein paar neben ein ander/ in der groͤſſe wie der Erven. Die wur- tzel iſt zaſicht und tieff gefladert/ ſo ſie ver- dorꝛet/ wird ſie ſchwartz und hart wie ein Horn. Es waͤchßt in Mohrenland/ Grie- chenland und Jllyrien/ daher es erſtlich zu uns gebracht worden. Es bleibet gern in unſern Gaͤrten/ traͤgt das erſte Jahr keinen ſamen/ und iſt gar wollicht. Er wird in dem Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Luſtgarten ange- troffen. Joh. Rajus hat es mit unter die wil- de Salbeyen/ oder Scharlachkraͤuter geſe- tzet. Eigenſchafft und Gebrauch. Das Mohrenkraut hat durchauß gleiche Natur und eigenſchafft mit dem gemeinen Wullkraut. CAPUT LXXXVI. [Abbildung Haſen-oͤhrlein. Bupleuron. ] Namen. HAſen-oͤhrlein heißt Griechiſch/ __- _______. Lateiniſch/ Bupleuron, Auri- cula leporis, Iſophyllon. Engliſch/ Ha- res-car. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das allhier abgebildete ſchmal-blaͤtti- ge Haſen-oͤhrlein/ Bupleuron folio ſubrotun- do

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 934. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/950>, abgerufen am 22.11.2024.