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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch] dick/ auch zuweilen dicker/ und in andere
stöcklein getheilet sind/ die in der höhe als
in einen Ring oder Kreiß außgehen/ welcher
auß vielen hart zusammen gesetzten blättern/
wie in der grossen gemeinen Haußwurtz/ be-
stehet. Die blätter sind fett/ safftig/ und ei-
ner Zungen gleich/ denn sie sich von dem
undern Theil allgemach in die breite auß-
theilen/ sie haben an dem Umbkreiß so sub-
tile Kerffen/ daß man deren kaum wahr-
nimt. Das bäumlein ist mit einer dicken/
fetten und safftigen Rinden überzogen. Auf
den Gipffeln der Aesten erscheinet bißwei-
len ein dicker und gleichsam blättichter
stengel mit vielen Bollen/ welche mit der
zeit in bleich-gelbe und gestirnte Blumen
außschlagen. Wenn diese nunmehr zeitig
worden/ und anfangen in samen zu gehen/
wird der stengel dünner/ und der same klein
und schwartz. Camerarius in Epitome Mat-
thioli
meldet/ die Haupt-wurtzel werde in
viel neben-wurtzeln zerspalten. Dieses Ge-
wächs grünet allezeit/ denn ehe es seine al-
te blätter abwirfft/ kommen zuvor newe
herfür. Es wird von den ästen leichtlich ge-
zielet. Carol. Clusius hat die gebaumte Hauß-
wurtz erstlich gesehen in einem Portugali-
schen Dorff Raguelos, alß er von Madrid
nach Lisabona gereiset/ allda von andern
orten er sie auch auff den Dächern wahrge-
nommen. Jn Jtalien Hispanien und Hol-
land wird sie in erdenen Geschirren auffge-
bracht/ und in die Lustgärten gestellet/ kan
aber keine kälte leiden/ daher man sie im
Winter in einem warmen Gemach versor-
gen muß. Camerarius zeiget an/ daß dieses
Gewächs von sich selbsten gar viel in Can-
dia/ Rhodo/ Zazinto/ und den Jnsuln des
Mittelländischen Meers herfür komme. Ca-
rolus Clusius, Johannes Bauhinus
und An-
dreas Caesalpinus,
halten es für die rechte
grosse Haußwurtz Dioscoridis, denn es mit
ihrer beschreibung zimlich überein komt.

5. Die Jndianische baumichte Hauß-
wurtz/ Sedum arborescens Indicum, arbore-
scens, Bontii. Frutex parasiticus baccifer Sem-
pervivi aemulus flore odoratissimo, Joh. Raj.

beschreibet Jac. Bontius lib. 6. Histor. Natur.
& Med. c.
36. also. Diese Staude wächßt in
Jndien/ nicht auff der Erden/ sondern auff
den Bäumen/ welche die Frucht Mangas
tragen/ oder auf einer sonderbaren Eychen/
von den Jndianern Kiatigenant. Sie ist also
diesen Bäumen angewachsen/ gleich wie
bey uns der Mooß oder Eychen-mispel/ wel-
cher doch auch an den bemeldten Bäumen
gefunden wird. Die blätter dieses Gewächs
vergleichen sich mit dem Geschmack der
Saurampffer/ sie sind aber lang/ den blät-
tern des Flöh-krauts gleich/ doch viel dicker
und safftiger/ wie die blätter der Hauß-
wurtz/ die bey uns auf den Tächern wächst/
und in Niderländischer Sprach Huys-look
genant wird. Sie hat wunderliche und in
die länge runde wurtzeln/ auß welchen Za-
seln wachsen/ die einen Stein oder Baum
umbfassen/ und ohne Erden angehefftet/
also fort wachsen/ in der grösse der Ey-
cheln/ an der Gestalt wie die Handhab eines
Spieß oder Lantzen/ welchen die Persische
und Türckische Reuter noch heutiges tags
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Jndianische baumichte Haußwurtz.
Sedum aborescens Indicum.

gebrauchen/ und bey den Europäischen Völ-
ckern meistentheils in abgang kommen ist.
Sie trägt eine kleine Blumen/ der Gauch-
heil-blumen gleich/ ist aber weiß/ und hat
einen gewürtzten Geruch/ dem Citronen-
geruch ähnlich/ also daß ich die Zeit meines
Lebens kein anmüthigern geruch niemahlen
gerochen habe. Bey den Malajern vermeint
man/ wider die Kranckheiten des Haupts
und der Nerven/ seye kein bessere Artzney als
dieses kraut/ daher auß seinen Blumen und
blättern ein Conserva-zucker oder Lattwerg/Gichter/
Krampff/
Cholera,
oder brech-
ruhr.

als ein sonderliches mittel für die Gichter/
den Krampff und die Choleram, (ist ein
Kranckheit in deren alles ob- und undersich
fort gehet) gemacht wird. Jch hab auch
treffliche würckung an diesem kraut wider
die rothe Ruhr gefunden/ denn die blätterRothe
Ruhr.

haben eine zusammenziehende krafft/ und
gleichen geschmack wie vnser Vatterländi-
scher Saurampffer/ ist aber dem Mund viel
annehmlicher. Die eingemachten BlumenHertzens-
schwach-
heit.

stärcken das hertz/ gleich wie bey uns die
Burretsch- oder Ochsenzungen-blümlein.
Die Frucht ist halben Fingers lang/ eines
schleimichten und unangenehmen Ge-
schmacks/ so man dieselbige überzwerch auf-
schneidet/ er zeigt sich der samen ein wenig
grösser als der Hirß/ ist auch schleimicht/
welcher kreutz-weiß ligt/ und schier ein schloß
mit vier Bollwercken gezieret/ andeutet. So
viel man auß dem Geschmack wahrnehmen
kan/ ist dieses kraut kalt und trocken/ mit
seiner verborgenen Tugend aber widerstehet
es aller Fäulung und Verderbnuß/ daher
es billich wider obgemelte Kranckheiten für
ein sonderliches Hülff-mittel bey den Ein-
wohnern gehalten wird. Als ich dises schrei-
be/ hat ein alter Malajer/ welcher bey den
seinigen die Artzney-kunst glücklich geübet/

mir

Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch] dick/ auch zuweilen dicker/ und in andere
ſtoͤcklein getheilet ſind/ die in der hoͤhe als
in einen Ring oder Kreiß außgehen/ welcher
auß vielen hart zuſam̃en geſetzten blaͤttern/
wie in der groſſen gemeinen Haußwurtz/ be-
ſtehet. Die blaͤtter ſind fett/ ſafftig/ und ei-
ner Zungen gleich/ denn ſie ſich von dem
undern Theil allgemach in die breite auß-
theilen/ ſie haben an dem Umbkreiß ſo ſub-
tile Kerffen/ daß man deren kaum wahr-
nimt. Das baͤumlein iſt mit einer dicken/
fetten und ſafftigen Rinden uͤberzogen. Auf
den Gipffeln der Aeſten erſcheinet bißwei-
len ein dicker und gleichſam blaͤttichter
ſtengel mit vielen Bollen/ welche mit der
zeit in bleich-gelbe und geſtirnte Blumen
außſchlagen. Wenn dieſe nunmehr zeitig
worden/ und anfangen in ſamen zu gehen/
wird der ſtengel duͤnner/ und der ſame klein
und ſchwartz. Camerarius in Epitome Mat-
thioli
meldet/ die Haupt-wurtzel werde in
viel neben-wurtzeln zerſpalten. Dieſes Ge-
waͤchs gruͤnet allezeit/ denn ehe es ſeine al-
te blaͤtter abwirfft/ kommen zuvor newe
herfuͤr. Es wird von den aͤſten leichtlich ge-
zielet. Carol. Cluſius hat die gebaumte Hauß-
wurtz erſtlich geſehen in einem Portugali-
ſchen Dorff Raguelos, alß er von Madrid
nach Liſabona gereiſet/ allda von andern
orten er ſie auch auff den Daͤchern wahrge-
nommen. Jn Jtalien Hiſpanien und Hol-
land wird ſie in erdenen Geſchirꝛen auffge-
bracht/ und in die Luſtgaͤrten geſtellet/ kan
aber keine kaͤlte leiden/ daher man ſie im
Winter in einem warmen Gemach verſor-
gen muß. Camerarius zeiget an/ daß dieſes
Gewaͤchs von ſich ſelbſten gar viel in Can-
dia/ Rhodo/ Zazinto/ und den Jnſuln des
Mittellaͤndiſchen Meers herfuͤr komme. Ca-
rolus Cluſius, Johannes Bauhinus
und An-
dreas Cæſalpinus,
halten es fuͤr die rechte
groſſe Haußwurtz Dioſcoridis, denn es mit
ihrer beſchreibung zimlich uͤberein komt.

5. Die Jndianiſche baumichte Hauß-
wurtz/ Sedum arboreſcens Indicum, arbore-
ſcens, Bontii. Frutex paraſiticus baccifer Sem-
pervivi æmulus flore odoratiſſimo, Joh. Raj.

beſchreibet Jac. Bontius lib. 6. Hiſtor. Natur.
& Med. c.
36. alſo. Dieſe Staude waͤchßt in
Jndien/ nicht auff der Erden/ ſondern auff
den Baͤumen/ welche die Frucht Mangas
tragen/ oder auf einer ſonderbaren Eychen/
von den Jndianern Kiatigenant. Sie iſt alſo
dieſen Baͤumen angewachſen/ gleich wie
bey uns der Mooß oder Eychen-miſpel/ wel-
cher doch auch an den bemeldten Baͤumen
gefunden wird. Die blaͤtter dieſes Gewaͤchs
vergleichen ſich mit dem Geſchmack der
Saurampffer/ ſie ſind aber lang/ den blaͤt-
tern des Floͤh-krauts gleich/ doch viel dicker
und ſafftiger/ wie die blaͤtter der Hauß-
wurtz/ die bey uns auf den Taͤchern waͤchſt/
und in Niderlaͤndiſcher Sprach Huys-look
genant wird. Sie hat wunderliche und in
die laͤnge runde wurtzeln/ auß welchen Za-
ſeln wachſen/ die einen Stein oder Baum
umbfaſſen/ und ohne Erden angehefftet/
alſo fort wachſen/ in der groͤſſe der Ey-
cheln/ an der Geſtalt wie die Handhab eines
Spieß oder Lantzen/ welchen die Perſiſche
und Tuͤrckiſche Reuter noch heutiges tags
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Jndianiſche baumichte Haußwurtz.
Sedum aboreſcens Indicum.

gebrauchen/ und bey den Europaͤiſchen Voͤl-
ckern meiſtentheils in abgang kommen iſt.
Sie traͤgt eine kleine Blumen/ der Gauch-
heil-blumen gleich/ iſt aber weiß/ und hat
einen gewuͤrtzten Geruch/ dem Citronen-
geruch aͤhnlich/ alſo daß ich die Zeit meines
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gerochen habe. Bey den Malajern vermeint
man/ wider die Kranckheiten des Haupts
und der Nerven/ ſeye kein beſſere Artzney als
dieſes kraut/ daher auß ſeinen Blumen und
blaͤttern ein Conſerva-zucker oder Lattwerg/Gichter/
Krampff/
Cholera,
oder brech-
ruhr.

als ein ſonderliches mittel fuͤr die Gichter/
den Krampff und die Choleram, (iſt ein
Kranckheit in deren alles ob- und underſich
fort gehet) gemacht wird. Jch hab auch
treffliche wuͤrckung an dieſem kraut wider
die rothe Ruhr gefunden/ denn die blaͤtterRothe
Ruhr.

haben eine zuſammenziehende krafft/ und
gleichen geſchmack wie vnſer Vatterlaͤndi-
ſcher Saurampffer/ iſt aber dem Mund viel
annehmlicher. Die eingemachten BlumenHeꝛtzens-
ſchwach-
heit.

ſtaͤrcken das hertz/ gleich wie bey uns die
Burꝛetſch- oder Ochſenzungen-bluͤmlein.
Die Frucht iſt halben Fingers lang/ eines
ſchleimichten und unangenehmen Ge-
ſchmacks/ ſo man dieſelbige uͤberzwerch auf-
ſchneidet/ er zeigt ſich der ſamen ein wenig
groͤſſer als der Hirß/ iſt auch ſchleimicht/
welcher kreutz-weiß ligt/ und ſchier ein ſchloß
mit vier Bollwercken gezieret/ andeutet. So
viel man auß dem Geſchmack wahrnehmen
kan/ iſt dieſes kraut kalt und trocken/ mit
ſeiner verborgenen Tugend aber widerſtehet
es aller Faͤulung und Verderbnuß/ daher
es billich wider obgemelte Kranckheiten fuͤr
ein ſonderliches Huͤlff-mittel bey den Ein-
wohnern gehalten wird. Als ich diſes ſchrei-
be/ hat ein alter Malajer/ welcher bey den
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mir
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[916/0932] Das Fuͤnffte Buch/ dick/ auch zuweilen dicker/ und in andere ſtoͤcklein getheilet ſind/ die in der hoͤhe als in einen Ring oder Kreiß außgehen/ welcher auß vielen hart zuſam̃en geſetzten blaͤttern/ wie in der groſſen gemeinen Haußwurtz/ be- ſtehet. Die blaͤtter ſind fett/ ſafftig/ und ei- ner Zungen gleich/ denn ſie ſich von dem undern Theil allgemach in die breite auß- theilen/ ſie haben an dem Umbkreiß ſo ſub- tile Kerffen/ daß man deren kaum wahr- nimt. Das baͤumlein iſt mit einer dicken/ fetten und ſafftigen Rinden uͤberzogen. Auf den Gipffeln der Aeſten erſcheinet bißwei- len ein dicker und gleichſam blaͤttichter ſtengel mit vielen Bollen/ welche mit der zeit in bleich-gelbe und geſtirnte Blumen außſchlagen. Wenn dieſe nunmehr zeitig worden/ und anfangen in ſamen zu gehen/ wird der ſtengel duͤnner/ und der ſame klein und ſchwartz. Camerarius in Epitome Mat- thioli meldet/ die Haupt-wurtzel werde in viel neben-wurtzeln zerſpalten. Dieſes Ge- waͤchs gruͤnet allezeit/ denn ehe es ſeine al- te blaͤtter abwirfft/ kommen zuvor newe herfuͤr. Es wird von den aͤſten leichtlich ge- zielet. Carol. Cluſius hat die gebaumte Hauß- wurtz erſtlich geſehen in einem Portugali- ſchen Dorff Raguelos, alß er von Madrid nach Liſabona gereiſet/ allda von andern orten er ſie auch auff den Daͤchern wahrge- nommen. Jn Jtalien Hiſpanien und Hol- land wird ſie in erdenen Geſchirꝛen auffge- bracht/ und in die Luſtgaͤrten geſtellet/ kan aber keine kaͤlte leiden/ daher man ſie im Winter in einem warmen Gemach verſor- gen muß. Camerarius zeiget an/ daß dieſes Gewaͤchs von ſich ſelbſten gar viel in Can- dia/ Rhodo/ Zazinto/ und den Jnſuln des Mittellaͤndiſchen Meers herfuͤr komme. Ca- rolus Cluſius, Johannes Bauhinus und An- dreas Cæſalpinus, halten es fuͤr die rechte groſſe Haußwurtz Dioſcoridis, denn es mit ihrer beſchreibung zimlich uͤberein komt. 5. Die Jndianiſche baumichte Hauß- wurtz/ Sedum arboreſcens Indicum, arbore- ſcens, Bontii. Frutex paraſiticus baccifer Sem- pervivi æmulus flore odoratiſſimo, Joh. Raj. beſchreibet Jac. Bontius lib. 6. Hiſtor. Natur. & Med. c. 36. alſo. Dieſe Staude waͤchßt in Jndien/ nicht auff der Erden/ ſondern auff den Baͤumen/ welche die Frucht Mangas tragen/ oder auf einer ſonderbaren Eychen/ von den Jndianern Kiatigenant. Sie iſt alſo dieſen Baͤumen angewachſen/ gleich wie bey uns der Mooß oder Eychen-miſpel/ wel- cher doch auch an den bemeldten Baͤumen gefunden wird. Die blaͤtter dieſes Gewaͤchs vergleichen ſich mit dem Geſchmack der Saurampffer/ ſie ſind aber lang/ den blaͤt- tern des Floͤh-krauts gleich/ doch viel dicker und ſafftiger/ wie die blaͤtter der Hauß- wurtz/ die bey uns auf den Taͤchern waͤchſt/ und in Niderlaͤndiſcher Sprach Huys-look genant wird. Sie hat wunderliche und in die laͤnge runde wurtzeln/ auß welchen Za- ſeln wachſen/ die einen Stein oder Baum umbfaſſen/ und ohne Erden angehefftet/ alſo fort wachſen/ in der groͤſſe der Ey- cheln/ an der Geſtalt wie die Handhab eines Spieß oder Lantzen/ welchen die Perſiſche und Tuͤrckiſche Reuter noch heutiges tags [Abbildung Jndianiſche baumichte Haußwurtz. Sedum aboreſcens Indicum. ] gebrauchen/ und bey den Europaͤiſchen Voͤl- ckern meiſtentheils in abgang kommen iſt. Sie traͤgt eine kleine Blumen/ der Gauch- heil-blumen gleich/ iſt aber weiß/ und hat einen gewuͤrtzten Geruch/ dem Citronen- geruch aͤhnlich/ alſo daß ich die Zeit meines Lebens kein anmuͤthigern geruch niemahlen gerochen habe. Bey den Malajern vermeint man/ wider die Kranckheiten des Haupts und der Nerven/ ſeye kein beſſere Artzney als dieſes kraut/ daher auß ſeinen Blumen und blaͤttern ein Conſerva-zucker oder Lattwerg/ als ein ſonderliches mittel fuͤr die Gichter/ den Krampff und die Choleram, (iſt ein Kranckheit in deren alles ob- und underſich fort gehet) gemacht wird. Jch hab auch treffliche wuͤrckung an dieſem kraut wider die rothe Ruhr gefunden/ denn die blaͤtter haben eine zuſammenziehende krafft/ und gleichen geſchmack wie vnſer Vatterlaͤndi- ſcher Saurampffer/ iſt aber dem Mund viel annehmlicher. Die eingemachten Blumen ſtaͤrcken das hertz/ gleich wie bey uns die Burꝛetſch- oder Ochſenzungen-bluͤmlein. Die Frucht iſt halben Fingers lang/ eines ſchleimichten und unangenehmen Ge- ſchmacks/ ſo man dieſelbige uͤberzwerch auf- ſchneidet/ er zeigt ſich der ſamen ein wenig groͤſſer als der Hirß/ iſt auch ſchleimicht/ welcher kreutz-weiß ligt/ und ſchier ein ſchloß mit vier Bollwercken gezieret/ andeutet. So viel man auß dem Geſchmack wahrnehmen kan/ iſt dieſes kraut kalt und trocken/ mit ſeiner verborgenen Tugend aber widerſtehet es aller Faͤulung und Verderbnuß/ daher es billich wider obgemelte Kranckheiten fuͤr ein ſonderliches Huͤlff-mittel bey den Ein- wohnern gehalten wird. Als ich diſes ſchrei- be/ hat ein alter Malajer/ welcher bey den ſeinigen die Artzney-kunſt gluͤcklich geuͤbet/ mir Gichter/ Krampff/ Cholera, oder brech- ruhr. Rothe Ruhr. Heꝛtzens- ſchwach- heit.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/932>, abgerufen am 22.11.2024.