Argentum atque aurum facile est laenamque togamque Mittere, boletos mittere difficile est.
Dahero als der unhöffliche Caecilianus, bey seinem gehaltenen Gastmahl die Mor- chen allein genossen/ und den eingeladenen Gästen keine mitgetheilt/ hat es Martialem also sehr verdrossen/ daß er ihme von des Käysers Claudii Morchen/ (welche nach dem bericht Taciti lib. 12. Annalium circa fi- nem, ihm sein eigene Mutter die Agrippina, nur damit ihr Sohn/ der grausame Nero, zur Regierung gelangen könte/ mit Gifft zube- reitet/ von denen er auch hat sterben müssen) zu essen angewünscht/ wie solches Martialis selbsten lib. 1. Epigrammat. 21. bekennet.
Dic mihi, quis furor est? turba spectante vocata Solus boletos Caeciliane voras. Quid dignum tanto tibi ventre gulaq; precabor, Boletum, qualem Claudius edit, edas.
So jemand gifftige oder unbereitete Schwemm gessen hat/ und vermeinet er müs- se davon ersticken/ der soll alsobald vier loth frisch Mandelöl mit einer fleischbrühen trin- cken/ und sich erbrechen/ alßdenn ein Trunck Wermuthwein thun/ auch bißweilen ein Messer-spitz voll Theriac oder Mithridat zu sich nehmen.
Alte flies- sende schä- den/ blu- ten.
Der dürre Bubenfist mit seinem mehl und staub/ dienet wol den alten fliessenden schä- den/ sie werden davon trocken/ und schicken sich zur heilung. Die Balbierer legen ein stücklein von disem Schwam auf die Ader Starcker fluß der Goldader.nach der Lässe/ wenn sich das Blut nicht stel- len will: man strewet auch von diesem mehl auff die Goldader/ wenn sie zu starck fliesset.
Johannes Crato leget auch ein stücklein die- ses Schwamms auff die Goldader: Es stil- let nicht allein das Geblüt/ sonderen heilet auch die versehrten Ort besser als einige Artz- ney: dessen man ihme als einem erfahrnen Medico Glauben zustellen solle/ wie er sol- ches in consiliis Medicis a Scholzio collect. consil. 107. außtrucklich bekennet.
Die rothen fliegen-schwäm soll man in Milch sieden/ und den Fliegen darstellen/ darvon sterben sie/ man soll aber sorg haben/ daß niemand anders damit geschädigt werde.
Von den vielen Geschlechten der Erdnus- sen und Feld-zwibeln werden allhier zwey Geschlecht vorgestellt.
1. Das erste Geschlecht/ Ornithogalum umbellatum medium angustifolium, C. B. vul- gare & verius, J. B. Hat etliche dünne/ schma- le/ lange und weiche blätter/ welche in der mitte mit einer milch-weissen linien durchzo- gen sind/ sie ligen auff der Erden/ und um- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Erdnuß.Ornithogalum. geben den underen theil des stengels/ der zart/ bißweilen anderthalb schuh hoch/ aber gemei- niglich kürtzer ist/ an welchen etliche Neben- zincklein oder stiel herfür kommen/ die in- wendig weisse/ und außwendig graßgrüne sechs-blättige blumen tragen/ auß denen sechs-eckichte Hülsen werden/ welche zusam- men-getrungenen schwartzen samen in sich halten. Jst mit einer weissen/ bitteren wur- tzel begabt/ an deren viel kleine zwiblein und zaseln hangen. Es wächßt viel und schön in Sachsen umb Dreßden auf den wiesen; auch allhier in den Weinbergen umb Bettingen.
2. Das ander geschlecht/ Ornithogalum spicatum flore albo, C. B. spicatum albo flore Monspess. J. B. Jst grösser/ die blätter sind elen lang und fingers-breit/ welche einen starcken/ runden/ und anderthalb elen hohen stengel an dem underen theil umgeben. Die- ser ist mit vielen/ einer ähren gleichen blu- men gezieret/ die schier den halben theil des stengels besetzen/ an der farb sind sie der vo- rigen gleich/ allein haben sie inwendig gelbe tüpfflein. Der samen erscheint darauff in dreyeckichten köpfflein/ ablang/ schwartz/ runtzlicht/ klein/ ungleich/ die Wurtzel ist ei- ner Zwibel ähnlich/ groß und weiß. Es wächßt in schöner menge in Jtalien und Franckreich nahe bey Montpelier zwischen der Saat. Beyde Geschlecht bringen keinen nutzen in der Artzney.
3. Der wilde gelbe Feld-zwibel/ Ornitho- galum luteum, C. B. Bulbus sylvestr. Fuchsii flo- re luteo, s. Ornithogalum luteum. J. B. wächßt bey uns auff den äckeren bey St. Jacob.
4. Der grössere breitblättige Feld-zwibel mit weißgrünen blumen/ Ornithogalum an- gustifolium majus floribus ex albo virescenti- bus, C. B. Asphodelus bulbosus Dodonaei, sive Ornithogalum spicatum flore virente, J. B.
Blühet
Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch]
Argentum atque aurum facile eſt lænamq́ue togamq́ue Mittere, boletos mittere difficile eſt.
Dahero als der unhoͤffliche Cæcilianus, bey ſeinem gehaltenen Gaſtmahl die Mor- chen allein genoſſen/ und den eingeladenen Gaͤſten keine mitgetheilt/ hat es Martialem alſo ſehr verdroſſen/ daß er ihme von des Kaͤyſers Claudii Morchen/ (welche nach dem bericht Taciti lib. 12. Annalium circa fi- nem, ihm ſein eigene Mutter die Agrippina, nur damit ihr Sohn/ der grauſame Nero, zur Regierung gelangen koͤnte/ mit Gifft zube- reitet/ von denen er auch hat ſterben muͤſſen) zu eſſen angewuͤnſcht/ wie ſolches Martialis ſelbſten lib. 1. Epigrammat. 21. bekennet.
Dic mihi, quis furor eſt? turbâ ſpectante vocatâ Solus boletos Cæciliane voras. Quid dignum tanto tibi ventre gulâq́; precabor, Boletum, qualem Claudius edit, edas.
So jemand gifftige oder unbereitete Schwemm geſſen hat/ und vermeinet er muͤſ- ſe davon erſticken/ der ſoll alſobald vier loth friſch Mandeloͤl mit einer fleiſchbruͤhen trin- cken/ und ſich erbrechen/ alßdenn ein Trunck Wermuthwein thun/ auch bißweilen ein Meſſer-ſpitz voll Theriac oder Mithridat zu ſich nehmen.
Alte flieſ- ſende ſchaͤ- den/ blu- ten.
Der duͤrꝛe Bubenfiſt mit ſeinem mehl und ſtaub/ dienet wol den alten flieſſenden ſchaͤ- den/ ſie werden davon trocken/ und ſchicken ſich zur heilung. Die Balbierer legen ein ſtuͤcklein von diſem Schwam auf die Ader Starcker fluß der Goldader.nach der Laͤſſe/ weñ ſich das Blut nicht ſtel- len will: man ſtrewet auch von dieſem mehl auff die Goldader/ wenn ſie zu ſtarck flieſſet.
Johannes Crato leget auch ein ſtuͤcklein die- ſes Schwamms auff die Goldader: Es ſtil- let nicht allein das Gebluͤt/ ſonderen heilet auch die verſehrten Ort beſſer als einige Artz- ney: deſſen man ihme als einem erfahrnen Medico Glauben zuſtellen ſolle/ wie er ſol- ches in conſiliis Medicis à Scholzio collect. conſil. 107. außtrucklich bekennet.
Die rothen fliegen-ſchwaͤm ſoll man in Milch ſieden/ und den Fliegen darſtellen/ darvon ſterben ſie/ man ſoll aber ſorg haben/ daß niemand anders damit geſchaͤdigt werde.
Von den vielen Geſchlechten der Erdnuſ- ſen und Feld-zwibeln werden allhier zwey Geſchlecht vorgeſtellt.
1. Das erſte Geſchlecht/ Ornithogalum umbellatum medium anguſtifolium, C. B. vul- gare & verius, J. B. Hat etliche duͤnne/ ſchma- le/ lange und weiche blaͤtter/ welche in der mitte mit einer milch-weiſſen linien durchzo- gen ſind/ ſie ligen auff der Erden/ und um- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Erdnuß.Ornithogalum. geben den underen theil des ſtengels/ der zart/ bißweilen anderthalb ſchuh hoch/ aber gemei- niglich kuͤrtzer iſt/ an welchen etliche Neben- zincklein oder ſtiel herfuͤr kommen/ die in- wendig weiſſe/ und außwendig graßgruͤne ſechs-blaͤttige blumen tragen/ auß denen ſechs-eckichte Huͤlſen werden/ welche zuſam- men-getrungenen ſchwartzen ſamen in ſich halten. Jſt mit einer weiſſen/ bitteren wur- tzel begabt/ an deren viel kleine zwiblein und zaſeln hangen. Es waͤchßt viel und ſchoͤn in Sachſen umb Dreßden auf den wieſen; auch allhier in den Weinbergen umb Bettingen.
2. Das ander geſchlecht/ Ornithogalum ſpicatum flore albo, C. B. ſpicatum albo flore Monſpeſſ. J. B. Jſt groͤſſer/ die blaͤtter ſind elen lang und fingers-breit/ welche einen ſtarcken/ runden/ und anderthalb elen hohen ſtengel an dem underen theil umgeben. Die- ſer iſt mit vielen/ einer aͤhren gleichen blu- men gezieret/ die ſchier den halben theil des ſtengels beſetzen/ an der farb ſind ſie der vo- rigen gleich/ allein haben ſie inwendig gelbe tuͤpfflein. Der ſamen erſcheint darauff in dreyeckichten koͤpfflein/ ablang/ ſchwartz/ runtzlicht/ klein/ ungleich/ die Wurtzel iſt ei- ner Zwibel aͤhnlich/ groß und weiß. Es waͤchßt in ſchoͤner menge in Jtalien und Franckreich nahe bey Montpelier zwiſchen der Saat. Beyde Geſchlecht bringen keinen nutzen in der Artzney.
3. Der wilde gelbe Feld-zwibel/ Ornitho- galum luteum, C. B. Bulbus ſylveſtr. Fuchſii flo- re luteo, ſ. Ornithogalum luteum. J. B. waͤchßt bey uns auff den aͤckeren bey St. Jacob.
4. Der groͤſſere breitblaͤttige Feld-zwibel mit weißgruͤnen blumen/ Ornithogalum an- guſtifolium majus floribus ex albo vireſcenti- bus, C. B. Aſphodelus bulboſus Dodonæi, ſive Ornithogalum ſpicatum flore virente, J. B.
Bluͤhet
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[908/0924]
Das Fuͤnffte Buch/
Argentum atque aurum facile eſt lænamq́ue
togamq́ue
Mittere, boletos mittere difficile eſt.
Dahero als der unhoͤffliche Cæcilianus,
bey ſeinem gehaltenen Gaſtmahl die Mor-
chen allein genoſſen/ und den eingeladenen
Gaͤſten keine mitgetheilt/ hat es Martialem
alſo ſehr verdroſſen/ daß er ihme von des
Kaͤyſers Claudii Morchen/ (welche nach
dem bericht Taciti lib. 12. Annalium circa fi-
nem, ihm ſein eigene Mutter die Agrippina,
nur damit ihr Sohn/ der grauſame Nero, zur
Regierung gelangen koͤnte/ mit Gifft zube-
reitet/ von denen er auch hat ſterben muͤſſen)
zu eſſen angewuͤnſcht/ wie ſolches Martialis
ſelbſten lib. 1. Epigrammat. 21. bekennet.
Dic mihi, quis furor eſt? turbâ ſpectante vocatâ
Solus boletos Cæciliane voras.
Quid dignum tanto tibi ventre gulâq́; precabor,
Boletum, qualem Claudius edit, edas.
So jemand gifftige oder unbereitete
Schwemm geſſen hat/ und vermeinet er muͤſ-
ſe davon erſticken/ der ſoll alſobald vier loth
friſch Mandeloͤl mit einer fleiſchbruͤhen trin-
cken/ und ſich erbrechen/ alßdenn ein Trunck
Wermuthwein thun/ auch bißweilen ein
Meſſer-ſpitz voll Theriac oder Mithridat zu
ſich nehmen.
Der duͤrꝛe Bubenfiſt mit ſeinem mehl und
ſtaub/ dienet wol den alten flieſſenden ſchaͤ-
den/ ſie werden davon trocken/ und ſchicken
ſich zur heilung. Die Balbierer legen ein
ſtuͤcklein von diſem Schwam auf die Ader
nach der Laͤſſe/ weñ ſich das Blut nicht ſtel-
len will: man ſtrewet auch von dieſem mehl
auff die Goldader/ wenn ſie zu ſtarck flieſſet.
Starcker
fluß der
Goldader.
Johannes Crato leget auch ein ſtuͤcklein die-
ſes Schwamms auff die Goldader: Es ſtil-
let nicht allein das Gebluͤt/ ſonderen heilet
auch die verſehrten Ort beſſer als einige Artz-
ney: deſſen man ihme als einem erfahrnen
Medico Glauben zuſtellen ſolle/ wie er ſol-
ches in conſiliis Medicis à Scholzio collect.
conſil. 107. außtrucklich bekennet.
Die rothen fliegen-ſchwaͤm ſoll man in
Milch ſieden/ und den Fliegen darſtellen/
darvon ſterben ſie/ man ſoll aber ſorg haben/
daß niemand anders damit geſchaͤdigt werde.
CAPUT LXV.
Erdnuß. Ornithogalum.
Namen.
ERdnuß/ Vogelmilch/ Feld- oder A-
cker-zwibel heißt Griechiſch/ ______-
_____. Lateiniſch/ Ornithogalum lu-
teum, Bulbus ſylveſtris, Cepa agreſtis, Siſy-
rinchium. Jtaliaͤniſch/ Ornitogalo. Frantzoͤ-
ſiſch/ Churle, Oignon blanc champeſtre. Spa-
niſch/ Cebolla blanca.
Geſchlecht und Geſtalt.
Von den vielen Geſchlechten der Erdnuſ-
ſen und Feld-zwibeln werden allhier zwey
Geſchlecht vorgeſtellt.
1. Das erſte Geſchlecht/ Ornithogalum
umbellatum medium anguſtifolium, C. B. vul-
gare & verius, J. B. Hat etliche duͤnne/ ſchma-
le/ lange und weiche blaͤtter/ welche in der
mitte mit einer milch-weiſſen linien durchzo-
gen ſind/ ſie ligen auff der Erden/ und um-
[Abbildung Erdnuß. Ornithogalum.
]
geben den underen theil des ſtengels/ der zart/
bißweilen anderthalb ſchuh hoch/ aber gemei-
niglich kuͤrtzer iſt/ an welchen etliche Neben-
zincklein oder ſtiel herfuͤr kommen/ die in-
wendig weiſſe/ und außwendig graßgruͤne
ſechs-blaͤttige blumen tragen/ auß denen
ſechs-eckichte Huͤlſen werden/ welche zuſam-
men-getrungenen ſchwartzen ſamen in ſich
halten. Jſt mit einer weiſſen/ bitteren wur-
tzel begabt/ an deren viel kleine zwiblein und
zaſeln hangen. Es waͤchßt viel und ſchoͤn in
Sachſen umb Dreßden auf den wieſen; auch
allhier in den Weinbergen umb Bettingen.
2. Das ander geſchlecht/ Ornithogalum
ſpicatum flore albo, C. B. ſpicatum albo flore
Monſpeſſ. J. B. Jſt groͤſſer/ die blaͤtter ſind
elen lang und fingers-breit/ welche einen
ſtarcken/ runden/ und anderthalb elen hohen
ſtengel an dem underen theil umgeben. Die-
ſer iſt mit vielen/ einer aͤhren gleichen blu-
men gezieret/ die ſchier den halben theil des
ſtengels beſetzen/ an der farb ſind ſie der vo-
rigen gleich/ allein haben ſie inwendig gelbe
tuͤpfflein. Der ſamen erſcheint darauff in
dreyeckichten koͤpfflein/ ablang/ ſchwartz/
runtzlicht/ klein/ ungleich/ die Wurtzel iſt ei-
ner Zwibel aͤhnlich/ groß und weiß. Es
waͤchßt in ſchoͤner menge in Jtalien und
Franckreich nahe bey Montpelier zwiſchen
der Saat. Beyde Geſchlecht bringen keinen
nutzen in der Artzney.
3. Der wilde gelbe Feld-zwibel/ Ornitho-
galum luteum, C. B. Bulbus ſylveſtr. Fuchſii flo-
re luteo, ſ. Ornithogalum luteum. J. B. waͤchßt
bey uns auff den aͤckeren bey St. Jacob.
4. Der groͤſſere breitblaͤttige Feld-zwibel
mit weißgruͤnen blumen/ Ornithogalum an-
guſtifolium majus floribus ex albo vireſcenti-
bus, C. B. Aſphodelus bulboſus Dodonæi, ſive
Ornithogalum ſpicatum flore virente, J. B.
Bluͤhet
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/924>, abgerufen am 22.11.2024.
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