Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Ein andere art des Syrischen
Bilsenkrauts.

Hyoscyamus cauliculis spinosissimis,
AEgyptiacus.

Diese beyde geschlecht halte ich mit Joh. Rajo
gäntzlich für eines.

Eigenschafft.

Das Bilsenkraut ist hitziger Natur wie sol-
ches seine würckung mit sich bringet; hat
ein scharffes flüchtiges saltz/ neben groben
schwefelichten unsauberen theilgen/ und da-
durch die Eigenschafft die Lebensgeister in ih-
rem einfluß zu hemmen/ oder etwann auch
in einen wuth zu bringen/ schmertzen zu stil-
len/ flüsse der Brust zu erweichen/ schlaff
zu bringen/ und anzuhalten. Jnnerlich ge-
braucht man nur den samen auff 3. biß 5. gran
übers mahl/ und diß auch selten/ zu stillung
der schmertzen/ anhaltung der Blutflüssen/
und Ruhren.

Gebrauch.
Blutspeyen.

Wider das Blutspeyen dienet folgende
Latwerg trefflich/ nim rothen Rosen-zucker/
Violen-zucker/ jedes 2. loth/ Quitten-lat-
werg/ 1. loth/ Praeparierte Corallen/ und
Blutstein jed. 30. gran/ Kirschenbaum-gum-
mi 20. gran/ Bilsensamen 40. gran/ Quit-
ten-syrup so viel nöthig eine Latwerg darauß
zu machen/ mische alles wol durch einander/
und lasse dem Patienten alle drey oder vier
stund ein guten messerspitz voll davon ein-
Husten
flüsse der
Brust.
Ruhr/
Glieder-
schmertz/
Schlafflo-
sigkeit.
nehmen. Es dienet aber auch diese Latwerg
wider die flüsse der Brust/ und den starcken
Husten/ erwecket guten Schlaff/ stillet alle
Ruhren/ wie auch den schmertzen der Glie-
der. Gleiche würckung hat auch folgendes
Pulver; Nim Bilsenkraut-samen/ weissen
Magsamen jed. 30. gran/ praeparierten Co-
riander 40. gran/ Fenchelsamen 20. gran/
Mastix 10. gran/ Weyrauch 5. gran/ ge-
[Spaltenumbruch] pülverten Blutstein 1. quintl. Zucker ein loth/
zerstosse alles zu reinem Pulver under einan-
der/ und gibe ein halb quintlein übers mahl
davon ein.

Auß dem gepülverten/ und ein wenig ge-
rösteten Bilsenkraut-samen wird ein Oel
außgepreßt/ welches zu stillung allerhand
schmertzen äusserlich sehr nutzlich gebraucht
wird. Jn dem Hauptschmertzen wird es anHaupt-
schmertzen.

die Schläff gestrichen/ man pflegt es auch
under andere Oele zu mischen/ und also auß-
wendig zu gebrauchen. Jn dem SeitenstichSeiten-
stich.

übergeschmirt/ ist es fürtrefflich.

Die frischen und auff heisser herdstatt ein
wenig welck gemachten Bilsenkraut-blätter
über die mit podagrischen schmertzen ange-Podagri-
sche
schmertzen.

griffene glieder gebunden/ vertheilet alle Ge-
schwulst und Schmertzen.

Jn dem Zahnschmertzen mische Bilsensa-Zahn-
schmertzen.

men-öl/ Gewürtznägelein-öl jed. gleichviel
under einander/ duncke es in holen schmer-
tzenden Zahn/ so wird die Pein davon bald
vergehen.

Wiltu daß dir ein fauler Zahn ohneZähn ohne
schmertzen
außreissen.

schmertzen außgerissen werde/ so mische Bil-
senkraut-samen/ Ammoniac-gummi/ und
Zucker jed. anderhalb quintl. zu einem rei-
nen Pulver under einander/ rühre es under
Gänß-schmaltz/ ein wenig Wachs und Ter-
benthin zu einer salb/ damit schmiere etliche
mahl das Zahnfleisch wol an/ so wird der
Zahn in dem außreissen wol lassen.

Doch soll das Bilsenkraut mit seinen blu-
men und samen nicht ohne sonderbahre vor-
sichtigkeit in Leib genommen werden/ denn
es nicht allein dem Menschen/ sondern auch
dem Viehe schädlich und tödlich ist. Solches
kan man auch an den Fischen im Wasser
warnehmen/ denn wenn man Bilsensamen
ins Wasser wirfft/ werden die Fische tobend
davon/ springen auff/ und kehren zu letzt
das weisse über sich/ also daß man sie mit
den händen fahen kan. Die Hüner auff den
balcken fallen herab/ wenn sie mit Bilsen-
samen beräuchert werden/ und so sie den sa-
men essen/ sterben sie gar darvon. Also
macht er auch die Menschen schlaffend und
toll/ wenn sie diesen samen gebrauchen. Mat-
thiolus
hat Bauren-kinder gekant/ welche ih-
ne geessen/ die wurden also unsinnig davon/
daß die Eltern vermeinten/ ihre Kinder seyen
vom bösen Geist besessen/ daher nennen
es die Bauren in Jtalien Disturbio.

So die wilden Schwein von diesem kraut
essen/ kommet sie der krampff an/ werden a-
ber beym Leben erhalten/ wenn sie Wasser
trincken und darinn baden. Die Krebs helffen
ihnen auch widerum zu recht. So jemand
sich besorgt/ er habe Bilsenkraut oder den
samen genossen/ der trincke von stund an
Geißmilch/ oder nehme Zwibeln oder Knob-
lauch mit Wein zu sich.



CAPUT L.
Psyllienkraut. Psyllium.
Namen.

PSyllienkraut oder Flöhsamen-kraut
heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. La-
teinisch/ Psyllium, Herba pulicaris, Cy-

nops.

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Ein andere art des Syriſchen
Bilſenkrauts.

Hyoſcyamus cauliculis ſpinoſiſſimis,
Ægyptiacus.

Dieſe beyde geſchlecht halte ich mit Joh. Rajo
gaͤntzlich fuͤr eines.

Eigenſchafft.

Das Bilſenkraut iſt hitziger Natur wie ſol-
ches ſeine wuͤrckung mit ſich bringet; hat
ein ſcharffes fluͤchtiges ſaltz/ neben groben
ſchwefelichten unſauberen theilgen/ und da-
durch die Eigenſchafft die Lebensgeiſter in ih-
rem einfluß zu hemmen/ oder etwann auch
in einen wuth zu bringen/ ſchmertzen zu ſtil-
len/ fluͤſſe der Bruſt zu erweichen/ ſchlaff
zu bringen/ und anzuhalten. Jnnerlich ge-
braucht man nur den ſamen auff 3. biß 5. gran
uͤbers mahl/ und diß auch ſelten/ zu ſtillung
der ſchmertzen/ anhaltung der Blutfluͤſſen/
und Ruhren.

Gebrauch.
Blutſpeyẽ.

Wider das Blutſpeyen dienet folgende
Latwerg trefflich/ nim rothen Roſen-zucker/
Violen-zucker/ jedes 2. loth/ Quitten-lat-
werg/ 1. loth/ Præparierte Corallen/ und
Blutſtein jed. 30. gran/ Kirſchenbaum-gum-
mi 20. gran/ Bilſenſamen 40. gran/ Quit-
ten-ſyrup ſo viel noͤthig eine Latwerg darauß
zu machen/ miſche alles wol durch einander/
und laſſe dem Patienten alle drey oder vier
ſtund ein guten meſſerſpitz voll davon ein-
Huſten
fluͤſſe der
Bruſt.
Ruhr/
Glieder-
ſchmertz/
Schlafflo-
ſigkeit.
nehmen. Es dienet aber auch dieſe Latwerg
wider die fluͤſſe der Bruſt/ und den ſtarcken
Huſten/ erwecket guten Schlaff/ ſtillet alle
Ruhren/ wie auch den ſchmertzen der Glie-
der. Gleiche wuͤrckung hat auch folgendes
Pulver; Nim Bilſenkraut-ſamen/ weiſſen
Magſamen jed. 30. gran/ præparierten Co-
riander 40. gran/ Fenchelſamen 20. gran/
Maſtix 10. gran/ Weyrauch 5. gran/ ge-
[Spaltenumbruch] puͤlverten Blutſtein 1. quintl. Zucker ein loth/
zerſtoſſe alles zu reinem Pulver under einan-
der/ und gibe ein halb quintlein uͤbers mahl
davon ein.

Auß dem gepuͤlverten/ und ein wenig ge-
roͤſteten Bilſenkraut-ſamen wird ein Oel
außgepreßt/ welches zu ſtillung allerhand
ſchmertzen aͤuſſerlich ſehr nutzlich gebraucht
wird. Jn dem Hauptſchmertzen wird es anHaupt-
ſchmertzen.

die Schlaͤff geſtrichen/ man pflegt es auch
under andere Oele zu miſchen/ und alſo auß-
wendig zu gebrauchen. Jn dem SeitenſtichSeiten-
ſtich.

uͤbergeſchmirt/ iſt es fuͤrtrefflich.

Die friſchen und auff heiſſer herdſtatt ein
wenig welck gemachten Bilſenkraut-blaͤtter
uͤber die mit podagriſchen ſchmertzen ange-Podagri-
ſche
ſchmertzen.

griffene glieder gebunden/ vertheilet alle Ge-
ſchwulſt und Schmertzen.

Jn dem Zahnſchmertzen miſche Bilſenſa-Zahn-
ſchmertzen.

men-oͤl/ Gewuͤrtznaͤgelein-oͤl jed. gleichviel
under einander/ duncke es in holen ſchmer-
tzenden Zahn/ ſo wird die Pein davon bald
vergehen.

Wiltu daß dir ein fauler Zahn ohneZaͤhn ohne
ſchmertzen
außreiſſen.

ſchmertzen außgeriſſen werde/ ſo miſche Bil-
ſenkraut-ſamen/ Ammoniac-gummi/ und
Zucker jed. anderhalb quintl. zu einem rei-
nen Pulver under einander/ ruͤhre es under
Gaͤnß-ſchmaltz/ ein wenig Wachs und Ter-
benthin zu einer ſalb/ damit ſchmiere etliche
mahl das Zahnfleiſch wol an/ ſo wird der
Zahn in dem außreiſſen wol laſſen.

Doch ſoll das Bilſenkraut mit ſeinen blu-
men und ſamen nicht ohne ſonderbahre vor-
ſichtigkeit in Leib genommen werden/ denn
es nicht allein dem Menſchen/ ſondern auch
dem Viehe ſchaͤdlich und toͤdlich iſt. Solches
kan man auch an den Fiſchen im Waſſer
warnehmen/ denn wenn man Bilſenſamen
ins Waſſer wirfft/ werden die Fiſche tobend
davon/ ſpringen auff/ und kehren zu letzt
das weiſſe uͤber ſich/ alſo daß man ſie mit
den haͤnden fahen kan. Die Huͤner auff den
balcken fallen herab/ wenn ſie mit Bilſen-
ſamen beraͤuchert werden/ und ſo ſie den ſa-
men eſſen/ ſterben ſie gar darvon. Alſo
macht er auch die Menſchen ſchlaffend und
toll/ wenn ſie dieſen ſamen gebrauchen. Mat-
thiolus
hat Bauren-kinder gekant/ welche ih-
ne geeſſen/ die wurden alſo unſinnig davon/
daß die Eltern vermeinten/ ihre Kinder ſeyen
vom boͤſen Geiſt beſeſſen/ daher nennen
es die Bauren in Jtalien Diſturbio.

So die wilden Schwein von dieſem kraut
eſſen/ kommet ſie der krampff an/ werden a-
ber beym Leben erhalten/ wenn ſie Waſſer
trincken und darinn baden. Die Krebs helffen
ihnen auch widerum zu recht. So jemand
ſich beſorgt/ er habe Bilſenkraut oder den
ſamen genoſſen/ der trincke von ſtund an
Geißmilch/ oder nehme Zwibeln oder Knob-
lauch mit Wein zu ſich.



CAPUT L.
Pſyllienkraut. Pſyllium.
Namen.

PSyllienkraut oder Floͤhſamen-kraut
heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. La-
teiniſch/ Pſyllium, Herba pulicaris, Cy-

nops.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0903" n="887"/><fw place="top" type="header">Von den Kra&#x0364;uteren.</fw><lb/><cb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Ein andere art des Syri&#x017F;chen<lb/>
Bil&#x017F;enkrauts.</hi><lb/><hi rendition="#aq">Hyo&#x017F;cyamus cauliculis &#x017F;pino&#x017F;i&#x017F;&#x017F;imis,<lb/>
Ægyptiacus.</hi></hi></head><lb/></figure> Die&#x017F;e beyde ge&#x017F;chlecht halte ich mit <hi rendition="#aq">Joh. Rajo</hi><lb/>
ga&#x0364;ntzlich fu&#x0364;r eines.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Das Bil&#x017F;enkraut i&#x017F;t hitziger Natur wie &#x017F;ol-<lb/>
ches &#x017F;eine wu&#x0364;rckung mit &#x017F;ich bringet; hat<lb/>
ein &#x017F;charffes flu&#x0364;chtiges &#x017F;altz/ neben groben<lb/>
&#x017F;chwefelichten un&#x017F;auberen theilgen/ und da-<lb/>
durch die Eigen&#x017F;chafft die Lebensgei&#x017F;ter in ih-<lb/>
rem einfluß zu hemmen/ oder etwann auch<lb/>
in einen wuth zu bringen/ &#x017F;chmertzen zu &#x017F;til-<lb/>
len/ flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Bru&#x017F;t zu erweichen/ &#x017F;chlaff<lb/>
zu bringen/ und anzuhalten. Jnnerlich ge-<lb/>
braucht man nur den &#x017F;amen auff 3. biß 5. gran<lb/>
u&#x0364;bers mahl/ und diß auch &#x017F;elten/ zu &#x017F;tillung<lb/>
der &#x017F;chmertzen/ anhaltung der Blutflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
und Ruhren.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <note place="left">Blut&#x017F;pey&#x1EBD;.</note>
            <p>Wider das Blut&#x017F;peyen dienet folgende<lb/>
Latwerg trefflich/ nim rothen Ro&#x017F;en-zucker/<lb/>
Violen-zucker/ jedes 2. loth/ Quitten-lat-<lb/>
werg/ 1. loth/ Pr<hi rendition="#aq">æ</hi>parierte Corallen/ und<lb/>
Blut&#x017F;tein jed. 30. gran/ Kir&#x017F;chenbaum-gum-<lb/>
mi 20. gran/ Bil&#x017F;en&#x017F;amen 40. gran/ Quit-<lb/>
ten-&#x017F;yrup &#x017F;o viel no&#x0364;thig eine Latwerg darauß<lb/>
zu machen/ mi&#x017F;che alles wol durch einander/<lb/>
und la&#x017F;&#x017F;e dem Patienten alle drey oder vier<lb/>
&#x017F;tund ein guten me&#x017F;&#x017F;er&#x017F;pitz voll davon ein-<lb/><note place="left">Hu&#x017F;ten<lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der<lb/>
Bru&#x017F;t.<lb/>
Ruhr/<lb/>
Glieder-<lb/>
&#x017F;chmertz/<lb/>
Schlafflo-<lb/>
&#x017F;igkeit.</note>nehmen. Es dienet aber auch die&#x017F;e Latwerg<lb/>
wider die flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Bru&#x017F;t/ und den &#x017F;tarcken<lb/>
Hu&#x017F;ten/ erwecket guten Schlaff/ &#x017F;tillet alle<lb/>
Ruhren/ wie auch den &#x017F;chmertzen der Glie-<lb/>
der. Gleiche wu&#x0364;rckung hat auch folgendes<lb/>
Pulver; Nim Bil&#x017F;enkraut-&#x017F;amen/ wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Mag&#x017F;amen jed. 30. gran/ pr<hi rendition="#aq">æ</hi>parierten Co-<lb/>
riander 40. gran/ Fenchel&#x017F;amen 20. gran/<lb/>
Ma&#x017F;tix 10. gran/ Weyrauch 5. gran/ ge-<lb/><cb/>
pu&#x0364;lverten Blut&#x017F;tein 1. quintl. Zucker ein loth/<lb/>
zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e alles zu reinem Pulver under einan-<lb/>
der/ und gibe ein halb quintlein u&#x0364;bers mahl<lb/>
davon ein.</p><lb/>
            <p>Auß dem gepu&#x0364;lverten/ und ein wenig ge-<lb/>
ro&#x0364;&#x017F;teten Bil&#x017F;enkraut-&#x017F;amen wird ein Oel<lb/>
außgepreßt/ welches zu &#x017F;tillung allerhand<lb/>
&#x017F;chmertzen a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich &#x017F;ehr nutzlich gebraucht<lb/>
wird. Jn dem Haupt&#x017F;chmertzen wird es an<note place="right">Haupt-<lb/>
&#x017F;chmertzen.</note><lb/>
die Schla&#x0364;ff ge&#x017F;trichen/ man pflegt es auch<lb/>
under andere Oele zu mi&#x017F;chen/ und al&#x017F;o auß-<lb/>
wendig zu gebrauchen. Jn dem Seiten&#x017F;tich<note place="right">Seiten-<lb/>
&#x017F;tich.</note><lb/>
u&#x0364;berge&#x017F;chmirt/ i&#x017F;t es fu&#x0364;rtrefflich.</p><lb/>
            <p>Die fri&#x017F;chen und auff hei&#x017F;&#x017F;er herd&#x017F;tatt ein<lb/>
wenig welck gemachten Bil&#x017F;enkraut-bla&#x0364;tter<lb/>
u&#x0364;ber die mit podagri&#x017F;chen &#x017F;chmertzen ange-<note place="right">Podagri-<lb/>
&#x017F;che<lb/>
&#x017F;chmertzen.</note><lb/>
griffene glieder gebunden/ vertheilet alle Ge-<lb/>
&#x017F;chwul&#x017F;t und Schmertzen.</p><lb/>
            <p>Jn dem Zahn&#x017F;chmertzen mi&#x017F;che Bil&#x017F;en&#x017F;a-<note place="right">Zahn-<lb/>
&#x017F;chmertzen.</note><lb/>
men-o&#x0364;l/ Gewu&#x0364;rtzna&#x0364;gelein-o&#x0364;l jed. gleichviel<lb/>
under einander/ duncke es in holen &#x017F;chmer-<lb/>
tzenden Zahn/ &#x017F;o wird die Pein davon bald<lb/>
vergehen.</p><lb/>
            <p>Wiltu daß dir ein fauler Zahn ohne<note place="right">Za&#x0364;hn ohne<lb/>
&#x017F;chmertzen<lb/>
außrei&#x017F;&#x017F;en.</note><lb/>
&#x017F;chmertzen außgeri&#x017F;&#x017F;en werde/ &#x017F;o mi&#x017F;che Bil-<lb/>
&#x017F;enkraut-&#x017F;amen/ Ammoniac-gummi/ und<lb/>
Zucker jed. anderhalb quintl. zu einem rei-<lb/>
nen Pulver under einander/ ru&#x0364;hre es under<lb/>
Ga&#x0364;nß-&#x017F;chmaltz/ ein wenig Wachs und Ter-<lb/>
benthin zu einer &#x017F;alb/ damit &#x017F;chmiere etliche<lb/>
mahl das Zahnflei&#x017F;ch wol an/ &#x017F;o wird der<lb/>
Zahn in dem außrei&#x017F;&#x017F;en wol la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Doch &#x017F;oll das Bil&#x017F;enkraut mit &#x017F;einen blu-<lb/>
men und &#x017F;amen nicht ohne &#x017F;onderbahre vor-<lb/>
&#x017F;ichtigkeit in Leib genommen werden/ denn<lb/>
es nicht allein dem Men&#x017F;chen/ &#x017F;ondern auch<lb/>
dem Viehe &#x017F;cha&#x0364;dlich und to&#x0364;dlich i&#x017F;t. Solches<lb/>
kan man auch an den Fi&#x017F;chen im Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
warnehmen/ denn wenn man Bil&#x017F;en&#x017F;amen<lb/>
ins Wa&#x017F;&#x017F;er wirfft/ werden die Fi&#x017F;che tobend<lb/>
davon/ &#x017F;pringen auff/ und kehren zu letzt<lb/>
das wei&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;ber &#x017F;ich/ al&#x017F;o daß man &#x017F;ie mit<lb/>
den ha&#x0364;nden fahen kan. Die Hu&#x0364;ner auff den<lb/>
balcken fallen herab/ wenn &#x017F;ie mit Bil&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;amen bera&#x0364;uchert werden/ und &#x017F;o &#x017F;ie den &#x017F;a-<lb/>
men e&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;terben &#x017F;ie gar darvon. Al&#x017F;o<lb/>
macht er auch die Men&#x017F;chen &#x017F;chlaffend und<lb/>
toll/ wenn &#x017F;ie die&#x017F;en &#x017F;amen gebrauchen. <hi rendition="#aq">Mat-<lb/>
thiolus</hi> hat Bauren-kinder gekant/ welche ih-<lb/>
ne gee&#x017F;&#x017F;en/ die wurden al&#x017F;o un&#x017F;innig davon/<lb/>
daß die Eltern vermeinten/ ihre Kinder &#x017F;eyen<lb/>
vom bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;t be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ daher nennen<lb/>
es die Bauren in Jtalien <hi rendition="#aq">Di&#x017F;turbio.</hi></p><lb/>
            <p>So die wilden Schwein von die&#x017F;em kraut<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en/ kommet &#x017F;ie der krampff an/ werden a-<lb/>
ber beym Leben erhalten/ wenn &#x017F;ie Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
trincken und darinn baden. Die Krebs helffen<lb/>
ihnen auch widerum zu recht. So jemand<lb/>
&#x017F;ich be&#x017F;orgt/ er habe Bil&#x017F;enkraut oder den<lb/>
&#x017F;amen geno&#x017F;&#x017F;en/ der trincke von &#x017F;tund an<lb/>
Geißmilch/ oder nehme Zwibeln oder Knob-<lb/>
lauch mit Wein zu &#x017F;ich.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT</hi> L.</hi><lb/> <hi rendition="#b">P&#x017F;yllienkraut.</hi> <hi rendition="#aq">P&#x017F;yllium.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">P</hi>Syllienkraut oder Flo&#x0364;h&#x017F;amen-kraut<lb/>
heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="2"/></foreign>. La-<lb/>
teini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">P&#x017F;yllium, Herba pulicaris, Cy-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">nops.</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[887/0903] Von den Kraͤuteren. [Abbildung Ein andere art des Syriſchen Bilſenkrauts. Hyoſcyamus cauliculis ſpinoſiſſimis, Ægyptiacus. ] Dieſe beyde geſchlecht halte ich mit Joh. Rajo gaͤntzlich fuͤr eines. Eigenſchafft. Das Bilſenkraut iſt hitziger Natur wie ſol- ches ſeine wuͤrckung mit ſich bringet; hat ein ſcharffes fluͤchtiges ſaltz/ neben groben ſchwefelichten unſauberen theilgen/ und da- durch die Eigenſchafft die Lebensgeiſter in ih- rem einfluß zu hemmen/ oder etwann auch in einen wuth zu bringen/ ſchmertzen zu ſtil- len/ fluͤſſe der Bruſt zu erweichen/ ſchlaff zu bringen/ und anzuhalten. Jnnerlich ge- braucht man nur den ſamen auff 3. biß 5. gran uͤbers mahl/ und diß auch ſelten/ zu ſtillung der ſchmertzen/ anhaltung der Blutfluͤſſen/ und Ruhren. Gebrauch. Wider das Blutſpeyen dienet folgende Latwerg trefflich/ nim rothen Roſen-zucker/ Violen-zucker/ jedes 2. loth/ Quitten-lat- werg/ 1. loth/ Præparierte Corallen/ und Blutſtein jed. 30. gran/ Kirſchenbaum-gum- mi 20. gran/ Bilſenſamen 40. gran/ Quit- ten-ſyrup ſo viel noͤthig eine Latwerg darauß zu machen/ miſche alles wol durch einander/ und laſſe dem Patienten alle drey oder vier ſtund ein guten meſſerſpitz voll davon ein- nehmen. Es dienet aber auch dieſe Latwerg wider die fluͤſſe der Bruſt/ und den ſtarcken Huſten/ erwecket guten Schlaff/ ſtillet alle Ruhren/ wie auch den ſchmertzen der Glie- der. Gleiche wuͤrckung hat auch folgendes Pulver; Nim Bilſenkraut-ſamen/ weiſſen Magſamen jed. 30. gran/ præparierten Co- riander 40. gran/ Fenchelſamen 20. gran/ Maſtix 10. gran/ Weyrauch 5. gran/ ge- puͤlverten Blutſtein 1. quintl. Zucker ein loth/ zerſtoſſe alles zu reinem Pulver under einan- der/ und gibe ein halb quintlein uͤbers mahl davon ein. Huſten fluͤſſe der Bruſt. Ruhr/ Glieder- ſchmertz/ Schlafflo- ſigkeit. Auß dem gepuͤlverten/ und ein wenig ge- roͤſteten Bilſenkraut-ſamen wird ein Oel außgepreßt/ welches zu ſtillung allerhand ſchmertzen aͤuſſerlich ſehr nutzlich gebraucht wird. Jn dem Hauptſchmertzen wird es an die Schlaͤff geſtrichen/ man pflegt es auch under andere Oele zu miſchen/ und alſo auß- wendig zu gebrauchen. Jn dem Seitenſtich uͤbergeſchmirt/ iſt es fuͤrtrefflich. Haupt- ſchmertzen. Seiten- ſtich. Die friſchen und auff heiſſer herdſtatt ein wenig welck gemachten Bilſenkraut-blaͤtter uͤber die mit podagriſchen ſchmertzen ange- griffene glieder gebunden/ vertheilet alle Ge- ſchwulſt und Schmertzen. Podagri- ſche ſchmertzen. Jn dem Zahnſchmertzen miſche Bilſenſa- men-oͤl/ Gewuͤrtznaͤgelein-oͤl jed. gleichviel under einander/ duncke es in holen ſchmer- tzenden Zahn/ ſo wird die Pein davon bald vergehen. Zahn- ſchmertzen. Wiltu daß dir ein fauler Zahn ohne ſchmertzen außgeriſſen werde/ ſo miſche Bil- ſenkraut-ſamen/ Ammoniac-gummi/ und Zucker jed. anderhalb quintl. zu einem rei- nen Pulver under einander/ ruͤhre es under Gaͤnß-ſchmaltz/ ein wenig Wachs und Ter- benthin zu einer ſalb/ damit ſchmiere etliche mahl das Zahnfleiſch wol an/ ſo wird der Zahn in dem außreiſſen wol laſſen. Zaͤhn ohne ſchmertzen außreiſſen. Doch ſoll das Bilſenkraut mit ſeinen blu- men und ſamen nicht ohne ſonderbahre vor- ſichtigkeit in Leib genommen werden/ denn es nicht allein dem Menſchen/ ſondern auch dem Viehe ſchaͤdlich und toͤdlich iſt. Solches kan man auch an den Fiſchen im Waſſer warnehmen/ denn wenn man Bilſenſamen ins Waſſer wirfft/ werden die Fiſche tobend davon/ ſpringen auff/ und kehren zu letzt das weiſſe uͤber ſich/ alſo daß man ſie mit den haͤnden fahen kan. Die Huͤner auff den balcken fallen herab/ wenn ſie mit Bilſen- ſamen beraͤuchert werden/ und ſo ſie den ſa- men eſſen/ ſterben ſie gar darvon. Alſo macht er auch die Menſchen ſchlaffend und toll/ wenn ſie dieſen ſamen gebrauchen. Mat- thiolus hat Bauren-kinder gekant/ welche ih- ne geeſſen/ die wurden alſo unſinnig davon/ daß die Eltern vermeinten/ ihre Kinder ſeyen vom boͤſen Geiſt beſeſſen/ daher nennen es die Bauren in Jtalien Diſturbio. So die wilden Schwein von dieſem kraut eſſen/ kommet ſie der krampff an/ werden a- ber beym Leben erhalten/ wenn ſie Waſſer trincken und darinn baden. Die Krebs helffen ihnen auch widerum zu recht. So jemand ſich beſorgt/ er habe Bilſenkraut oder den ſamen genoſſen/ der trincke von ſtund an Geißmilch/ oder nehme Zwibeln oder Knob- lauch mit Wein zu ſich. CAPUT L. Pſyllienkraut. Pſyllium. Namen. PSyllienkraut oder Floͤhſamen-kraut heißt Griechiſch/ __. La- teiniſch/ Pſyllium, Herba pulicaris, Cy- nops.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/903
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 887. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/903>, abgerufen am 22.11.2024.