[Spaltenumbruch]
Fürstlichen Eystettischen Lustgarten/ under dem namen Augentrost mit weisser und purpur-blaulichten Blumen/ vorgestellet. Diese wird allein zur Artzney gebraucht und gesamlet/ wenn die Sonn in Krebs gehet.
2. Der Jtaliänische Augentrost/ Euphra- sia pratensis Italica latifolia, C. B. Wächßt häuffig auff den Matten in Jtalien/ also daß er an etlichen orten die Erden wie ein braunrother teppich zieret/ wird auff den Römischen strassen/ und zu Rom auff dem Berg Testatio gefunden/ wie auch hin und wider im Königreich Castilien/ insonderheit umb Escurial. Er ist bitter/ und wird nach dem bericht Fabii Columnae für den anderen Augentrost Matthioli, von den Apoteckeren in Jtalien gebraucht.
3. Der schüppichte Augentrost/ Euphra- sia pratensis lutea, C. B. Coris Monspessulana lutea, J. B. Wächßt in rauchen/ feuchten und bergichten orten in Ober-Oestereich: man findet ihn auch auff den Schweitzeri- schen Bielischen Alp-gebürgen/ wie auch bey dem Gottshauß Einsiedlen/ und in den Pi- renäischen Bergen.
4. Der braune Augentrost/ Euphrasia pratensis rubra, C. B. parva purpurea, J. B. wird ein schön drauschlicht kräutlein/ so sich ei- nem bäumlein vergleichet. Es wächßt al- lenthalben auff den Wiesen und grasichten feuchten Gründen. Es wird auch ein kleine- re art gefunden/ dessen blümlein schön liecht- gelb erscheinen. Theod. Tabernaemontanus hat es erstlich in Hoch-Burgund nicht weit von Bisantz in grasichten orten angetroffen/ darnach in der oberen Graffschafft Catzen- elenbogen/ wenn man von Darmstatt auff Franckfort reiset/ da es neben der Land- strassen in grosser menge wächßt: beyde fin- det man allhier. Es wird dieses kräutlein Augentrost genennet/ nicht nur daß es wi- der die Augen-kranckheiten zu gebrauchen seye/ sondern auch/ dieweilen es die Augen im anschawen erlustiget/ denn es als ein lieb- liches gewächs anzusehen ist. Es hält nach dem bericht vorgemelten Herrens der gemei- ne Mann darfür/ daß die Rinder und Pfer- de von diesem Kraut viel Läuse überkommen/ wenn sie dasselbige essen.
Eigenschafft.
Der Augentrost ist warmer und trocke- ner natur im anderen grad: führet ein al- kalisches etwas flüchtiges/ mit vielem irdi- schen umbfangenes saltz/ und hat dadurch die eigenschafft allem sauren zu widerstehen/ gelind zu wärmen/ zu eröffnen/ zu verthei- len und zu reinigen. Jst sonderlich den Au- gen ein dienstliches kraut.
Gebrauch.
Es hat dieses Kräutlein seinen Namen daher dekommen/ dieweil es zu den duncke- len Augen und stärckung deß Gesichts gar nutzlich gebraucht wird.
Ein hand voll dieses Krauts in ein maß Blödes Gesicht/ Gelbsucht.weissen Wein gelegt/ Morgens und Abends ein Trunck darvon gethan/ stärcket das blöde Gesicht/ dienet auch wider die Gelb- sucht/ wie Hieronymus Tragus berichtet.
Auß diesem Kraut wird ein nutzliches [Spaltenumbruch]
Pulver also bereitet: Nim Augentrostkraut und Blumen ein loth/ Zimmet ein halb loth/ weissen Jngber/ Cardamömlein/ Cubeben/ Muscatblüth/ Fenchelsamen jedes 1. quintl. feinen Zucker 12. loth/ stosse alles zu einem reinen Pulver wie ein Träsney. Von die- sem Pulver strewe Morgens und Abends ein halben Löffel voll/ auff eine mit gutem Wein erweichte schnitten Brot/ und genies-Abnehmen des gesichts bey alten Leuten kal- te Flüß des haupts schwache gedächt- nuß/ blöder Magen/ schwindel. se es alßdenn. Dieses ist ein gute Artzney das abnehmende Gesicht bey alten Leuten zu erhalten/ reiniget das Haupt von kalten Flüssen/ stärcket die schwache Gedächtnuß und blöden Magen/ vertreibet den Schwin- del. So man wil/ kan man den Zucker in Augentrost-wasser vergehen lassen/ und tä- felein darauß giessen/ von welchen man nach belieben eines nimmet. Welche hitzige Augen haben/ sollen dieses Pulvers und Täfelein/ wie auch des Augentrosts-wein müssig gehen/ denn solche ihnen zu hitzig sind.
Das destillierte Augentrost- wasser stär-Blödes Gesicht von kalten Flüssen/ Gelbsucht/ Stein. cket das blöde Gesicht/ so von kalten Flüssen herkomt/ vertreibet die Gelbsucht/ und bricht den Stein/ so man Morgens nüch- ter drey oder vier loth trincket.
Die Conserva Euphrasiae, oder der Augen- trost-zucker/ wird wie der Rosenzucker ge-Blödes Gesicht/ kalte flüß des haupts Gelbsucht. macht/ ist fürnemlich gut zu dem Gesicht/ denn er erhält dasselbige/ stärcket zugleich das schwache Haupt/ reiniget es von kalten Flüssen/ und dienet wider die Gelbsucht/ so man Morgens und Abends einer Muscat- nuß groß darvon nimmet.
Castor Durantes schreibet in seinem Kräu- terbuch von dem Augentrost also: Etliche legen ihn zur zeit des Herbsts in Most/ und lassen ihn darüber jähren/ er macht die al- ten verdunckelten Augen gleichsam wide- rumb jung und frisch/ und nimt alle män- gel darvon hinweg/ es seye der Mensch so alt er immer wolle/ derowegen wo solche mängel auß kalten groben Feuchtigkeiten entstanden/ da halte mit solchem Wein ein gantzes Jahr an: du komst derselbigen samt- lich ab/ also daß du ferners keiner Brillen bedarffst/ ob du wohl sie zuvor viel Jahr gebraucht/ sintemal solcher Wein seine kräf- te in den kalten flüssen sonderlich zu erzei- gen pflegt: So viel Durantes. Jn einer maß des Mosts kan man ein kleine handvoll Au- gentrosts nehmen/ und ihne wol verjähren lassen/ alßdenn trincke man ihne.
[Spaltenumbruch]
Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Luſtgarten/ under dem namen Augentroſt mit weiſſer und purpur-blaulichten Blumen/ vorgeſtellet. Dieſe wird allein zur Artzney gebraucht und geſamlet/ wenn die Sonn in Krebs gehet.
2. Der Jtaliaͤniſche Augentroſt/ Euphra- ſia pratenſis Italica latifolia, C. B. Waͤchßt haͤuffig auff den Matten in Jtalien/ alſo daß er an etlichen orten die Erden wie ein braunrother teppich zieret/ wird auff den Roͤmiſchen ſtraſſen/ und zu Rom auff dem Berg Teſtatio gefunden/ wie auch hin und wider im Koͤnigreich Caſtilien/ inſonderheit umb Eſcurial. Er iſt bitter/ und wird nach dem bericht Fabii Columnæ fuͤr den anderen Augentroſt Matthioli, von den Apoteckeren in Jtalien gebraucht.
3. Der ſchuͤppichte Augentroſt/ Euphra- ſia pratenſis lutea, C. B. Coris Monspeſſulana lutea, J. B. Waͤchßt in rauchen/ feuchten und bergichten orten in Ober-Oeſtereich: man findet ihn auch auff den Schweitzeri- ſchen Bieliſchen Alp-gebuͤrgen/ wie auch bey dem Gottshauß Einſiedlen/ und in den Pi- renaͤiſchen Bergen.
4. Der braune Augentroſt/ Euphraſia pratenſis rubra, C. B. parva purpurea, J. B. wird ein ſchoͤn drauſchlicht kraͤutlein/ ſo ſich ei- nem baͤumlein vergleichet. Es waͤchßt al- lenthalben auff den Wieſen und graſichten feuchten Gruͤnden. Es wird auch ein kleine- re art gefunden/ deſſen bluͤmlein ſchoͤn liecht- gelb erſcheinen. Theod. Tabernæmontanus hat es erſtlich in Hoch-Burgund nicht weit von Biſantz in graſichten orten angetroffen/ darnach in der oberen Graffſchafft Catzen- elenbogen/ wenn man von Darmſtatt auff Franckfort reiſet/ da es neben der Land- ſtraſſen in groſſer menge waͤchßt: beyde fin- det man allhier. Es wird dieſes kraͤutlein Augentroſt genennet/ nicht nur daß es wi- der die Augen-kranckheiten zu gebrauchen ſeye/ ſondern auch/ dieweilen es die Augen im anſchawen erluſtiget/ denn es als ein lieb- liches gewaͤchs anzuſehen iſt. Es haͤlt nach dem bericht vorgemelten Herꝛens der gemei- ne Mann darfuͤr/ daß die Rinder und Pfer- de von dieſem Kraut viel Laͤuſe uͤberkom̃en/ wenn ſie daſſelbige eſſen.
Eigenſchafft.
Der Augentroſt iſt warmer und trocke- ner natur im anderen grad: fuͤhret ein al- kaliſches etwas fluͤchtiges/ mit vielem irdi- ſchen umbfangenes ſaltz/ und hat dadurch die eigenſchafft allem ſauren zu widerſtehen/ gelind zu waͤrmen/ zu eroͤffnen/ zu verthei- len und zu reinigen. Jſt ſonderlich den Au- gen ein dienſtliches kraut.
Gebrauch.
Es hat dieſes Kraͤutlein ſeinen Namen daher dekommen/ dieweil es zu den duncke- len Augen und ſtaͤrckung deß Geſichts gar nutzlich gebraucht wird.
Ein hand voll dieſes Krauts in ein maß Bloͤdes Geſicht/ Gelbſucht.weiſſen Wein gelegt/ Morgens und Abends ein Trunck darvon gethan/ ſtaͤrcket das bloͤde Geſicht/ dienet auch wider die Gelb- ſucht/ wie Hieronymus Tragus berichtet.
Auß dieſem Kraut wird ein nutzliches [Spaltenumbruch]
Pulver alſo bereitet: Nim Augentroſtkraut und Blumen ein loth/ Zimmet ein halb loth/ weiſſen Jngber/ Cardamoͤmlein/ Cubeben/ Muſcatbluͤth/ Fenchelſamen jedes 1. quintl. feinen Zucker 12. loth/ ſtoſſe alles zu einem reinen Pulver wie ein Traͤſney. Von die- ſem Pulver ſtrewe Morgens und Abends ein halben Loͤffel voll/ auff eine mit gutem Wein erweichte ſchnitten Brot/ und genieſ-Abnehmen des geſichts bey alten Leuten kal- te Fluͤß des haupts ſchwache gedaͤcht- nuß/ bloͤder Magen/ ſchwindel. ſe es alßdenn. Dieſes iſt ein gute Artzney das abnehmende Geſicht bey alten Leuten zu erhalten/ reiniget das Haupt von kalten Fluͤſſen/ ſtaͤrcket die ſchwache Gedaͤchtnuß und bloͤden Magen/ vertreibet den Schwin- del. So man wil/ kan man den Zucker in Augentroſt-waſſer vergehen laſſen/ und taͤ- felein darauß gieſſen/ von welchen man nach belieben eines nimmet. Welche hitzige Augen haben/ ſollen dieſes Pulvers und Taͤfelein/ wie auch des Augentroſts-wein muͤſſig gehen/ denn ſolche ihnen zu hitzig ſind.
Das deſtillierte Augentroſt- waſſer ſtaͤr-Bloͤdes Geſicht von kalten Fluͤſſen/ Gelbſucht/ Stein. cket das bloͤde Geſicht/ ſo von kalten Fluͤſſen herkomt/ vertreibet die Gelbſucht/ und bricht den Stein/ ſo man Morgens nuͤch- ter drey oder vier loth trincket.
Die Conſerva Euphraſiæ, oder der Augen- troſt-zucker/ wird wie der Roſenzucker ge-Bloͤdes Geſicht/ kalte fluͤß des haupts Gelbſucht. macht/ iſt fuͤrnemlich gut zu dem Geſicht/ denn er erhaͤlt daſſelbige/ ſtaͤrcket zugleich das ſchwache Haupt/ reiniget es von kalten Fluͤſſen/ und dienet wider die Gelbſucht/ ſo man Morgens und Abends einer Muſcat- nuß groß darvon nimmet.
Caſtor Durantes ſchreibet in ſeinem Kraͤu- terbuch von dem Augentroſt alſo: Etliche legen ihn zur zeit des Herbſts in Moſt/ und laſſen ihn daruͤber jaͤhren/ er macht die al- ten verdunckelten Augen gleichſam wide- rumb jung und friſch/ und nimt alle maͤn- gel darvon hinweg/ es ſeye der Menſch ſo alt er immer wolle/ derowegen wo ſolche maͤngel auß kalten groben Feuchtigkeiten entſtanden/ da halte mit ſolchem Wein ein gantzes Jahr an: du komſt derſelbigen ſamt- lich ab/ alſo daß du ferners keiner Brillen bedarffſt/ ob du wohl ſie zuvor viel Jahr gebraucht/ ſintemal ſolcher Wein ſeine kraͤf- te in den kalten fluͤſſen ſonderlich zu erzei- gen pflegt: So viel Durantes. Jn einer maß des Moſts kan man ein kleine handvoll Au- gentroſts nehmen/ und ihne wol verjaͤhren laſſen/ alßdenn trincke man ihne.
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[867/0883]
Von den Kraͤuteren.
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dem namen Augentroſt mit weiſſer und
purpur-blaulichten Blumen/ vorgeſtellet.
Dieſe wird allein zur Artzney gebraucht und
geſamlet/ wenn die Sonn in Krebs gehet.
2. Der Jtaliaͤniſche Augentroſt/ Euphra-
ſia pratenſis Italica latifolia, C. B. Waͤchßt
haͤuffig auff den Matten in Jtalien/ alſo
daß er an etlichen orten die Erden wie ein
braunrother teppich zieret/ wird auff den
Roͤmiſchen ſtraſſen/ und zu Rom auff dem
Berg Teſtatio gefunden/ wie auch hin und
wider im Koͤnigreich Caſtilien/ inſonderheit
umb Eſcurial. Er iſt bitter/ und wird nach
dem bericht Fabii Columnæ fuͤr den anderen
Augentroſt Matthioli, von den Apoteckeren
in Jtalien gebraucht.
3. Der ſchuͤppichte Augentroſt/ Euphra-
ſia pratenſis lutea, C. B. Coris Monspeſſulana
lutea, J. B. Waͤchßt in rauchen/ feuchten
und bergichten orten in Ober-Oeſtereich:
man findet ihn auch auff den Schweitzeri-
ſchen Bieliſchen Alp-gebuͤrgen/ wie auch bey
dem Gottshauß Einſiedlen/ und in den Pi-
renaͤiſchen Bergen.
4. Der braune Augentroſt/ Euphraſia
pratenſis rubra, C. B. parva purpurea, J. B. wird
ein ſchoͤn drauſchlicht kraͤutlein/ ſo ſich ei-
nem baͤumlein vergleichet. Es waͤchßt al-
lenthalben auff den Wieſen und graſichten
feuchten Gruͤnden. Es wird auch ein kleine-
re art gefunden/ deſſen bluͤmlein ſchoͤn liecht-
gelb erſcheinen. Theod. Tabernæmontanus hat
es erſtlich in Hoch-Burgund nicht weit von
Biſantz in graſichten orten angetroffen/
darnach in der oberen Graffſchafft Catzen-
elenbogen/ wenn man von Darmſtatt auff
Franckfort reiſet/ da es neben der Land-
ſtraſſen in groſſer menge waͤchßt: beyde fin-
det man allhier. Es wird dieſes kraͤutlein
Augentroſt genennet/ nicht nur daß es wi-
der die Augen-kranckheiten zu gebrauchen
ſeye/ ſondern auch/ dieweilen es die Augen
im anſchawen erluſtiget/ denn es als ein lieb-
liches gewaͤchs anzuſehen iſt. Es haͤlt nach
dem bericht vorgemelten Herꝛens der gemei-
ne Mann darfuͤr/ daß die Rinder und Pfer-
de von dieſem Kraut viel Laͤuſe uͤberkom̃en/
wenn ſie daſſelbige eſſen.
Eigenſchafft.
Der Augentroſt iſt warmer und trocke-
ner natur im anderen grad: fuͤhret ein al-
kaliſches etwas fluͤchtiges/ mit vielem irdi-
ſchen umbfangenes ſaltz/ und hat dadurch
die eigenſchafft allem ſauren zu widerſtehen/
gelind zu waͤrmen/ zu eroͤffnen/ zu verthei-
len und zu reinigen. Jſt ſonderlich den Au-
gen ein dienſtliches kraut.
Gebrauch.
Es hat dieſes Kraͤutlein ſeinen Namen
daher dekommen/ dieweil es zu den duncke-
len Augen und ſtaͤrckung deß Geſichts gar
nutzlich gebraucht wird.
Ein hand voll dieſes Krauts in ein maß
weiſſen Wein gelegt/ Morgens und Abends
ein Trunck darvon gethan/ ſtaͤrcket das
bloͤde Geſicht/ dienet auch wider die Gelb-
ſucht/ wie Hieronymus Tragus berichtet.
Bloͤdes
Geſicht/
Gelbſucht.
Auß dieſem Kraut wird ein nutzliches
Pulver alſo bereitet: Nim Augentroſtkraut
und Blumen ein loth/ Zimmet ein halb loth/
weiſſen Jngber/ Cardamoͤmlein/ Cubeben/
Muſcatbluͤth/ Fenchelſamen jedes 1. quintl.
feinen Zucker 12. loth/ ſtoſſe alles zu einem
reinen Pulver wie ein Traͤſney. Von die-
ſem Pulver ſtrewe Morgens und Abends
ein halben Loͤffel voll/ auff eine mit gutem
Wein erweichte ſchnitten Brot/ und genieſ-
ſe es alßdenn. Dieſes iſt ein gute Artzney
das abnehmende Geſicht bey alten Leuten
zu erhalten/ reiniget das Haupt von kalten
Fluͤſſen/ ſtaͤrcket die ſchwache Gedaͤchtnuß
und bloͤden Magen/ vertreibet den Schwin-
del. So man wil/ kan man den Zucker in
Augentroſt-waſſer vergehen laſſen/ und taͤ-
felein darauß gieſſen/ von welchen man
nach belieben eines nimmet. Welche hitzige
Augen haben/ ſollen dieſes Pulvers und
Taͤfelein/ wie auch des Augentroſts-wein
muͤſſig gehen/ denn ſolche ihnen zu hitzig
ſind.
Abnehmen
des geſichts
bey alten
Leuten kal-
te Fluͤß
des haupts
ſchwache
gedaͤcht-
nuß/ bloͤder
Magen/
ſchwindel.
Das deſtillierte Augentroſt- waſſer ſtaͤr-
cket das bloͤde Geſicht/ ſo von kalten Fluͤſſen
herkomt/ vertreibet die Gelbſucht/ und
bricht den Stein/ ſo man Morgens nuͤch-
ter drey oder vier loth trincket.
Bloͤdes
Geſicht
von kalten
Fluͤſſen/
Gelbſucht/
Stein.
Die Conſerva Euphraſiæ, oder der Augen-
troſt-zucker/ wird wie der Roſenzucker ge-
macht/ iſt fuͤrnemlich gut zu dem Geſicht/
denn er erhaͤlt daſſelbige/ ſtaͤrcket zugleich
das ſchwache Haupt/ reiniget es von kalten
Fluͤſſen/ und dienet wider die Gelbſucht/ ſo
man Morgens und Abends einer Muſcat-
nuß groß darvon nimmet.
Bloͤdes
Geſicht/
kalte fluͤß
des haupts
Gelbſucht.
Caſtor Durantes ſchreibet in ſeinem Kraͤu-
terbuch von dem Augentroſt alſo: Etliche
legen ihn zur zeit des Herbſts in Moſt/ und
laſſen ihn daruͤber jaͤhren/ er macht die al-
ten verdunckelten Augen gleichſam wide-
rumb jung und friſch/ und nimt alle maͤn-
gel darvon hinweg/ es ſeye der Menſch ſo
alt er immer wolle/ derowegen wo ſolche
maͤngel auß kalten groben Feuchtigkeiten
entſtanden/ da halte mit ſolchem Wein ein
gantzes Jahr an: du komſt derſelbigen ſamt-
lich ab/ alſo daß du ferners keiner Brillen
bedarffſt/ ob du wohl ſie zuvor viel Jahr
gebraucht/ ſintemal ſolcher Wein ſeine kraͤf-
te in den kalten fluͤſſen ſonderlich zu erzei-
gen pflegt: So viel Durantes. Jn einer maß
des Moſts kan man ein kleine handvoll Au-
gentroſts nehmen/ und ihne wol verjaͤhren
laſſen/ alßdenn trincke man ihne.
CAPUT XXXIV.
Taubkorn. Phœnix.
Namen.
TAubkorn heißt Griechiſch/ _, __-
_____. Lateiniſch/ Phœnix, Anchiops,
Hordeum murinum, Hordeum ſterile,
Lolium murinum, Lolium rubrum, Triticum
murinum, Lolium ſylveſtre, Frumentum te-
ctorum. Jtaliaͤniſch/ Fenice, Gioglio ſalva-
tico. Frantzoͤſiſch/ Yuroye ſauvage, Yuroye
de ſouris. Spaniſch/ Alcacer del muro. En-
gliſch/ Waldbarly/ Waybenet/ Reddarnell.
Niderlaͤndiſch/ Muyſenkoren. Jn Teutſcher
Sprach
R r r r r 2
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 867. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/883>, abgerufen am 22.11.2024.
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Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.