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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] Fürstlichen Eystettischen Lustgarten/ under
dem namen Augentrost mit weisser und
purpur-blaulichten Blumen/ vorgestellet.
Diese wird allein zur Artzney gebraucht und
gesamlet/ wenn die Sonn in Krebs gehet.

2. Der Jtaliänische Augentrost/ Euphra-
sia pratensis Italica latifolia, C. B.
Wächßt
häuffig auff den Matten in Jtalien/ also
daß er an etlichen orten die Erden wie ein
braunrother teppich zieret/ wird auff den
Römischen strassen/ und zu Rom auff dem
Berg Testatio gefunden/ wie auch hin und
wider im Königreich Castilien/ insonderheit
umb Escurial. Er ist bitter/ und wird nach
dem bericht Fabii Columnae für den anderen
Augentrost Matthioli, von den Apoteckeren
in Jtalien gebraucht.

3. Der schüppichte Augentrost/ Euphra-
sia pratensis lutea, C. B. Coris Monspessulana
lutea, J. B.
Wächßt in rauchen/ feuchten
und bergichten orten in Ober-Oestereich:
man findet ihn auch auff den Schweitzeri-
schen Bielischen Alp-gebürgen/ wie auch bey
dem Gottshauß Einsiedlen/ und in den Pi-
renäischen Bergen.

4. Der braune Augentrost/ Euphrasia
pratensis rubra, C. B. parva purpurea, J. B.
wird
ein schön drauschlicht kräutlein/ so sich ei-
nem bäumlein vergleichet. Es wächßt al-
lenthalben auff den Wiesen und grasichten
feuchten Gründen. Es wird auch ein kleine-
re art gefunden/ dessen blümlein schön liecht-
gelb erscheinen. Theod. Tabernaemontanus hat
es erstlich in Hoch-Burgund nicht weit von
Bisantz in grasichten orten angetroffen/
darnach in der oberen Graffschafft Catzen-
elenbogen/ wenn man von Darmstatt auff
Franckfort reiset/ da es neben der Land-
strassen in grosser menge wächßt: beyde fin-
det man allhier. Es wird dieses kräutlein
Augentrost genennet/ nicht nur daß es wi-
der die Augen-kranckheiten zu gebrauchen
seye/ sondern auch/ dieweilen es die Augen
im anschawen erlustiget/ denn es als ein lieb-
liches gewächs anzusehen ist. Es hält nach
dem bericht vorgemelten Herrens der gemei-
ne Mann darfür/ daß die Rinder und Pfer-
de von diesem Kraut viel Läuse überkommen/
wenn sie dasselbige essen.

Eigenschafft.

Der Augentrost ist warmer und trocke-
ner natur im anderen grad: führet ein al-
kalisches etwas flüchtiges/ mit vielem irdi-
schen umbfangenes saltz/ und hat dadurch
die eigenschafft allem sauren zu widerstehen/
gelind zu wärmen/ zu eröffnen/ zu verthei-
len und zu reinigen. Jst sonderlich den Au-
gen ein dienstliches kraut.

Gebrauch.

Es hat dieses Kräutlein seinen Namen
daher dekommen/ dieweil es zu den duncke-
len Augen und stärckung deß Gesichts gar
nutzlich gebraucht wird.

Ein hand voll dieses Krauts in ein maß
Blödes
Gesicht/
Gelbsucht.
weissen Wein gelegt/ Morgens und Abends
ein Trunck darvon gethan/ stärcket das
blöde Gesicht/ dienet auch wider die Gelb-
sucht/ wie Hieronymus Tragus berichtet.

Auß diesem Kraut wird ein nutzliches
[Spaltenumbruch] Pulver also bereitet: Nim Augentrostkraut
und Blumen ein loth/ Zimmet ein halb loth/
weissen Jngber/ Cardamömlein/ Cubeben/
Muscatblüth/ Fenchelsamen jedes 1. quintl.
feinen Zucker 12. loth/ stosse alles zu einem
reinen Pulver wie ein Träsney. Von die-
sem Pulver strewe Morgens und Abends
ein halben Löffel voll/ auff eine mit gutem
Wein erweichte schnitten Brot/ und genies-Abnehmen
des gesichts
bey alten
Leuten kal-
te Flüß
des haupts
schwache
gedächt-
nuß/ blöder
Magen/
schwindel.

se es alßdenn. Dieses ist ein gute Artzney
das abnehmende Gesicht bey alten Leuten
zu erhalten/ reiniget das Haupt von kalten
Flüssen/ stärcket die schwache Gedächtnuß
und blöden Magen/ vertreibet den Schwin-
del. So man wil/ kan man den Zucker in
Augentrost-wasser vergehen lassen/ und tä-
felein darauß giessen/ von welchen man
nach belieben eines nimmet. Welche hitzige
Augen haben/ sollen dieses Pulvers und
Täfelein/ wie auch des Augentrosts-wein
müssig gehen/ denn solche ihnen zu hitzig
sind.

Das destillierte Augentrost- wasser stär-Blödes
Gesicht
von kalten
Flüssen/
Gelbsucht/
Stein.

cket das blöde Gesicht/ so von kalten Flüssen
herkomt/ vertreibet die Gelbsucht/ und
bricht den Stein/ so man Morgens nüch-
ter drey oder vier loth trincket.

Die Conserva Euphrasiae, oder der Augen-
trost-zucker/ wird wie der Rosenzucker ge-Blödes
Gesicht/
kalte flüß
des haupts
Gelbsucht.

macht/ ist fürnemlich gut zu dem Gesicht/
denn er erhält dasselbige/ stärcket zugleich
das schwache Haupt/ reiniget es von kalten
Flüssen/ und dienet wider die Gelbsucht/ so
man Morgens und Abends einer Muscat-
nuß groß darvon nimmet.

Castor Durantes schreibet in seinem Kräu-
terbuch von dem Augentrost also: Etliche
legen ihn zur zeit des Herbsts in Most/ und
lassen ihn darüber jähren/ er macht die al-
ten verdunckelten Augen gleichsam wide-
rumb jung und frisch/ und nimt alle män-
gel darvon hinweg/ es seye der Mensch so
alt er immer wolle/ derowegen wo solche
mängel auß kalten groben Feuchtigkeiten
entstanden/ da halte mit solchem Wein ein
gantzes Jahr an: du komst derselbigen samt-
lich ab/ also daß du ferners keiner Brillen
bedarffst/ ob du wohl sie zuvor viel Jahr
gebraucht/ sintemal solcher Wein seine kräf-
te in den kalten flüssen sonderlich zu erzei-
gen pflegt: So viel Durantes. Jn einer maß
des Mosts kan man ein kleine handvoll Au-
gentrosts nehmen/ und ihne wol verjähren
lassen/ alßdenn trincke man ihne.



CAPUT XXXIV.
Taubkorn. Phoenix.
Namen.

TAubkorn heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], [fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Phoenix, Anchiops,
Hordeum murinum, Hordeum sterile,
Lolium murinum, Lolium rubrum, Triticum
murinum, Lolium sylvestre, Frumentum te-
ctorum.
Jtaliänisch/ Fenice, Gioglio salva-
tico.
Frantzösisch/ Yuroye sauvage, Yuroye
de souris.
Spanisch/ Alcacer del muro. En-
glisch/ Waldbarly/ Waybenet/ Reddarnell.
Niderländisch/ Muysenkoren. Jn Teutscher

Sprach
R r r r r 2

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Luſtgarten/ under
dem namen Augentroſt mit weiſſer und
purpur-blaulichten Blumen/ vorgeſtellet.
Dieſe wird allein zur Artzney gebraucht und
geſamlet/ wenn die Sonn in Krebs gehet.

2. Der Jtaliaͤniſche Augentroſt/ Euphra-
ſia pratenſis Italica latifolia, C. B.
Waͤchßt
haͤuffig auff den Matten in Jtalien/ alſo
daß er an etlichen orten die Erden wie ein
braunrother teppich zieret/ wird auff den
Roͤmiſchen ſtraſſen/ und zu Rom auff dem
Berg Teſtatio gefunden/ wie auch hin und
wider im Koͤnigreich Caſtilien/ inſonderheit
umb Eſcurial. Er iſt bitter/ und wird nach
dem bericht Fabii Columnæ fuͤr den anderen
Augentroſt Matthioli, von den Apoteckeren
in Jtalien gebraucht.

3. Der ſchuͤppichte Augentroſt/ Euphra-
ſia pratenſis lutea, C. B. Coris Monspeſſulana
lutea, J. B.
Waͤchßt in rauchen/ feuchten
und bergichten orten in Ober-Oeſtereich:
man findet ihn auch auff den Schweitzeri-
ſchen Bieliſchen Alp-gebuͤrgen/ wie auch bey
dem Gottshauß Einſiedlen/ und in den Pi-
renaͤiſchen Bergen.

4. Der braune Augentroſt/ Euphraſia
pratenſis rubra, C. B. parva purpurea, J. B.
wird
ein ſchoͤn drauſchlicht kraͤutlein/ ſo ſich ei-
nem baͤumlein vergleichet. Es waͤchßt al-
lenthalben auff den Wieſen und graſichten
feuchten Gruͤnden. Es wird auch ein kleine-
re art gefunden/ deſſen bluͤmlein ſchoͤn liecht-
gelb erſcheinen. Theod. Tabernæmontanus hat
es erſtlich in Hoch-Burgund nicht weit von
Biſantz in graſichten orten angetroffen/
darnach in der oberen Graffſchafft Catzen-
elenbogen/ wenn man von Darmſtatt auff
Franckfort reiſet/ da es neben der Land-
ſtraſſen in groſſer menge waͤchßt: beyde fin-
det man allhier. Es wird dieſes kraͤutlein
Augentroſt genennet/ nicht nur daß es wi-
der die Augen-kranckheiten zu gebrauchen
ſeye/ ſondern auch/ dieweilen es die Augen
im anſchawen erluſtiget/ denn es als ein lieb-
liches gewaͤchs anzuſehen iſt. Es haͤlt nach
dem bericht vorgemelten Herꝛens der gemei-
ne Mann darfuͤr/ daß die Rinder und Pfer-
de von dieſem Kraut viel Laͤuſe uͤberkom̃en/
wenn ſie daſſelbige eſſen.

Eigenſchafft.

Der Augentroſt iſt warmer und trocke-
ner natur im anderen grad: fuͤhret ein al-
kaliſches etwas fluͤchtiges/ mit vielem irdi-
ſchen umbfangenes ſaltz/ und hat dadurch
die eigenſchafft allem ſauren zu widerſtehen/
gelind zu waͤrmen/ zu eroͤffnen/ zu verthei-
len und zu reinigen. Jſt ſonderlich den Au-
gen ein dienſtliches kraut.

Gebrauch.

Es hat dieſes Kraͤutlein ſeinen Namen
daher dekommen/ dieweil es zu den duncke-
len Augen und ſtaͤrckung deß Geſichts gar
nutzlich gebraucht wird.

Ein hand voll dieſes Krauts in ein maß
Bloͤdes
Geſicht/
Gelbſucht.
weiſſen Wein gelegt/ Morgens und Abends
ein Trunck darvon gethan/ ſtaͤrcket das
bloͤde Geſicht/ dienet auch wider die Gelb-
ſucht/ wie Hieronymus Tragus berichtet.

Auß dieſem Kraut wird ein nutzliches
[Spaltenumbruch] Pulver alſo bereitet: Nim Augentroſtkraut
und Blumen ein loth/ Zimmet ein halb loth/
weiſſen Jngber/ Cardamoͤmlein/ Cubeben/
Muſcatbluͤth/ Fenchelſamen jedes 1. quintl.
feinen Zucker 12. loth/ ſtoſſe alles zu einem
reinen Pulver wie ein Traͤſney. Von die-
ſem Pulver ſtrewe Morgens und Abends
ein halben Loͤffel voll/ auff eine mit gutem
Wein erweichte ſchnitten Brot/ und genieſ-Abnehmen
des geſichts
bey alten
Leuten kal-
te Fluͤß
des haupts
ſchwache
gedaͤcht-
nuß/ bloͤder
Magen/
ſchwindel.

ſe es alßdenn. Dieſes iſt ein gute Artzney
das abnehmende Geſicht bey alten Leuten
zu erhalten/ reiniget das Haupt von kalten
Fluͤſſen/ ſtaͤrcket die ſchwache Gedaͤchtnuß
und bloͤden Magen/ vertreibet den Schwin-
del. So man wil/ kan man den Zucker in
Augentroſt-waſſer vergehen laſſen/ und taͤ-
felein darauß gieſſen/ von welchen man
nach belieben eines nimmet. Welche hitzige
Augen haben/ ſollen dieſes Pulvers und
Taͤfelein/ wie auch des Augentroſts-wein
muͤſſig gehen/ denn ſolche ihnen zu hitzig
ſind.

Das deſtillierte Augentroſt- waſſer ſtaͤr-Bloͤdes
Geſicht
von kalten
Fluͤſſen/
Gelbſucht/
Stein.

cket das bloͤde Geſicht/ ſo von kalten Fluͤſſen
herkomt/ vertreibet die Gelbſucht/ und
bricht den Stein/ ſo man Morgens nuͤch-
ter drey oder vier loth trincket.

Die Conſerva Euphraſiæ, oder der Augen-
troſt-zucker/ wird wie der Roſenzucker ge-Bloͤdes
Geſicht/
kalte fluͤß
des haupts
Gelbſucht.

macht/ iſt fuͤrnemlich gut zu dem Geſicht/
denn er erhaͤlt daſſelbige/ ſtaͤrcket zugleich
das ſchwache Haupt/ reiniget es von kalten
Fluͤſſen/ und dienet wider die Gelbſucht/ ſo
man Morgens und Abends einer Muſcat-
nuß groß darvon nimmet.

Caſtor Durantes ſchreibet in ſeinem Kraͤu-
terbuch von dem Augentroſt alſo: Etliche
legen ihn zur zeit des Herbſts in Moſt/ und
laſſen ihn daruͤber jaͤhren/ er macht die al-
ten verdunckelten Augen gleichſam wide-
rumb jung und friſch/ und nimt alle maͤn-
gel darvon hinweg/ es ſeye der Menſch ſo
alt er immer wolle/ derowegen wo ſolche
maͤngel auß kalten groben Feuchtigkeiten
entſtanden/ da halte mit ſolchem Wein ein
gantzes Jahr an: du komſt derſelbigen ſamt-
lich ab/ alſo daß du ferners keiner Brillen
bedarffſt/ ob du wohl ſie zuvor viel Jahr
gebraucht/ ſintemal ſolcher Wein ſeine kraͤf-
te in den kalten fluͤſſen ſonderlich zu erzei-
gen pflegt: So viel Durantes. Jn einer maß
des Moſts kan man ein kleine handvoll Au-
gentroſts nehmen/ und ihne wol verjaͤhren
laſſen/ alßdenn trincke man ihne.



CAPUT XXXIV.
Taubkorn. Phœnix.
Namen.

TAubkorn heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], [fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Phœnix, Anchiops,
Hordeum murinum, Hordeum ſterile,
Lolium murinum, Lolium rubrum, Triticum
murinum, Lolium ſylveſtre, Frumentum te-
ctorum.
Jtaliaͤniſch/ Fenice, Gioglio ſalva-
tico.
Frantzoͤſiſch/ Yuroye ſauvage, Yuroye
de ſouris.
Spaniſch/ Alcacer del muro. En-
gliſch/ Waldbarly/ Waybenet/ Reddarnell.
Niderlaͤndiſch/ Muyſenkoren. Jn Teutſcher

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[867/0883] Von den Kraͤuteren. Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Luſtgarten/ under dem namen Augentroſt mit weiſſer und purpur-blaulichten Blumen/ vorgeſtellet. Dieſe wird allein zur Artzney gebraucht und geſamlet/ wenn die Sonn in Krebs gehet. 2. Der Jtaliaͤniſche Augentroſt/ Euphra- ſia pratenſis Italica latifolia, C. B. Waͤchßt haͤuffig auff den Matten in Jtalien/ alſo daß er an etlichen orten die Erden wie ein braunrother teppich zieret/ wird auff den Roͤmiſchen ſtraſſen/ und zu Rom auff dem Berg Teſtatio gefunden/ wie auch hin und wider im Koͤnigreich Caſtilien/ inſonderheit umb Eſcurial. Er iſt bitter/ und wird nach dem bericht Fabii Columnæ fuͤr den anderen Augentroſt Matthioli, von den Apoteckeren in Jtalien gebraucht. 3. Der ſchuͤppichte Augentroſt/ Euphra- ſia pratenſis lutea, C. B. Coris Monspeſſulana lutea, J. B. Waͤchßt in rauchen/ feuchten und bergichten orten in Ober-Oeſtereich: man findet ihn auch auff den Schweitzeri- ſchen Bieliſchen Alp-gebuͤrgen/ wie auch bey dem Gottshauß Einſiedlen/ und in den Pi- renaͤiſchen Bergen. 4. Der braune Augentroſt/ Euphraſia pratenſis rubra, C. B. parva purpurea, J. B. wird ein ſchoͤn drauſchlicht kraͤutlein/ ſo ſich ei- nem baͤumlein vergleichet. Es waͤchßt al- lenthalben auff den Wieſen und graſichten feuchten Gruͤnden. Es wird auch ein kleine- re art gefunden/ deſſen bluͤmlein ſchoͤn liecht- gelb erſcheinen. Theod. Tabernæmontanus hat es erſtlich in Hoch-Burgund nicht weit von Biſantz in graſichten orten angetroffen/ darnach in der oberen Graffſchafft Catzen- elenbogen/ wenn man von Darmſtatt auff Franckfort reiſet/ da es neben der Land- ſtraſſen in groſſer menge waͤchßt: beyde fin- det man allhier. Es wird dieſes kraͤutlein Augentroſt genennet/ nicht nur daß es wi- der die Augen-kranckheiten zu gebrauchen ſeye/ ſondern auch/ dieweilen es die Augen im anſchawen erluſtiget/ denn es als ein lieb- liches gewaͤchs anzuſehen iſt. Es haͤlt nach dem bericht vorgemelten Herꝛens der gemei- ne Mann darfuͤr/ daß die Rinder und Pfer- de von dieſem Kraut viel Laͤuſe uͤberkom̃en/ wenn ſie daſſelbige eſſen. Eigenſchafft. Der Augentroſt iſt warmer und trocke- ner natur im anderen grad: fuͤhret ein al- kaliſches etwas fluͤchtiges/ mit vielem irdi- ſchen umbfangenes ſaltz/ und hat dadurch die eigenſchafft allem ſauren zu widerſtehen/ gelind zu waͤrmen/ zu eroͤffnen/ zu verthei- len und zu reinigen. Jſt ſonderlich den Au- gen ein dienſtliches kraut. Gebrauch. Es hat dieſes Kraͤutlein ſeinen Namen daher dekommen/ dieweil es zu den duncke- len Augen und ſtaͤrckung deß Geſichts gar nutzlich gebraucht wird. Ein hand voll dieſes Krauts in ein maß weiſſen Wein gelegt/ Morgens und Abends ein Trunck darvon gethan/ ſtaͤrcket das bloͤde Geſicht/ dienet auch wider die Gelb- ſucht/ wie Hieronymus Tragus berichtet. Bloͤdes Geſicht/ Gelbſucht. Auß dieſem Kraut wird ein nutzliches Pulver alſo bereitet: Nim Augentroſtkraut und Blumen ein loth/ Zimmet ein halb loth/ weiſſen Jngber/ Cardamoͤmlein/ Cubeben/ Muſcatbluͤth/ Fenchelſamen jedes 1. quintl. feinen Zucker 12. loth/ ſtoſſe alles zu einem reinen Pulver wie ein Traͤſney. Von die- ſem Pulver ſtrewe Morgens und Abends ein halben Loͤffel voll/ auff eine mit gutem Wein erweichte ſchnitten Brot/ und genieſ- ſe es alßdenn. Dieſes iſt ein gute Artzney das abnehmende Geſicht bey alten Leuten zu erhalten/ reiniget das Haupt von kalten Fluͤſſen/ ſtaͤrcket die ſchwache Gedaͤchtnuß und bloͤden Magen/ vertreibet den Schwin- del. So man wil/ kan man den Zucker in Augentroſt-waſſer vergehen laſſen/ und taͤ- felein darauß gieſſen/ von welchen man nach belieben eines nimmet. Welche hitzige Augen haben/ ſollen dieſes Pulvers und Taͤfelein/ wie auch des Augentroſts-wein muͤſſig gehen/ denn ſolche ihnen zu hitzig ſind. Abnehmen des geſichts bey alten Leuten kal- te Fluͤß des haupts ſchwache gedaͤcht- nuß/ bloͤder Magen/ ſchwindel. Das deſtillierte Augentroſt- waſſer ſtaͤr- cket das bloͤde Geſicht/ ſo von kalten Fluͤſſen herkomt/ vertreibet die Gelbſucht/ und bricht den Stein/ ſo man Morgens nuͤch- ter drey oder vier loth trincket. Bloͤdes Geſicht von kalten Fluͤſſen/ Gelbſucht/ Stein. Die Conſerva Euphraſiæ, oder der Augen- troſt-zucker/ wird wie der Roſenzucker ge- macht/ iſt fuͤrnemlich gut zu dem Geſicht/ denn er erhaͤlt daſſelbige/ ſtaͤrcket zugleich das ſchwache Haupt/ reiniget es von kalten Fluͤſſen/ und dienet wider die Gelbſucht/ ſo man Morgens und Abends einer Muſcat- nuß groß darvon nimmet. Bloͤdes Geſicht/ kalte fluͤß des haupts Gelbſucht. Caſtor Durantes ſchreibet in ſeinem Kraͤu- terbuch von dem Augentroſt alſo: Etliche legen ihn zur zeit des Herbſts in Moſt/ und laſſen ihn daruͤber jaͤhren/ er macht die al- ten verdunckelten Augen gleichſam wide- rumb jung und friſch/ und nimt alle maͤn- gel darvon hinweg/ es ſeye der Menſch ſo alt er immer wolle/ derowegen wo ſolche maͤngel auß kalten groben Feuchtigkeiten entſtanden/ da halte mit ſolchem Wein ein gantzes Jahr an: du komſt derſelbigen ſamt- lich ab/ alſo daß du ferners keiner Brillen bedarffſt/ ob du wohl ſie zuvor viel Jahr gebraucht/ ſintemal ſolcher Wein ſeine kraͤf- te in den kalten fluͤſſen ſonderlich zu erzei- gen pflegt: So viel Durantes. Jn einer maß des Moſts kan man ein kleine handvoll Au- gentroſts nehmen/ und ihne wol verjaͤhren laſſen/ alßdenn trincke man ihne. CAPUT XXXIV. Taubkorn. Phœnix. Namen. TAubkorn heißt Griechiſch/ _, __- _____. Lateiniſch/ Phœnix, Anchiops, Hordeum murinum, Hordeum ſterile, Lolium murinum, Lolium rubrum, Triticum murinum, Lolium ſylveſtre, Frumentum te- ctorum. Jtaliaͤniſch/ Fenice, Gioglio ſalva- tico. Frantzoͤſiſch/ Yuroye ſauvage, Yuroye de ſouris. Spaniſch/ Alcacer del muro. En- gliſch/ Waldbarly/ Waybenet/ Reddarnell. Niderlaͤndiſch/ Muyſenkoren. Jn Teutſcher Sprach R r r r r 2

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 867. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/883>, abgerufen am 22.11.2024.