[Spaltenumbruch]
braunroth und gesprengt/ welche mit ihren anmüthigen farben die. Lustgärten trefflich außzieren/ und in dem Fürstl. Eystettischen Lustgarten zu sehen sind.
Eigenschafft.
Der Rittersporen ist mittel-mässiger na- tur/ wird derohalben in hitzigen und kalten Kranckheiten gebraucht; führet ein alkali- sches/ gelind-balsamisches saltz/ neben vielen irdischen theilgen bey sich/ und hat die ei- genschafft zu eröffnen/ zu linderen/ die scharffen und sauren feuchtigkeiten zu ver- süssen/ das Hirn und nerven zu stärcken/ ver- stopffungen zu eröffnen/ durch den harn zu treiben/ zu zertheilen/ auch würm zu tödten.
Gebrauch.
Verstopf- fung des Miltzs/ verstande- ner harn/ Stein/ Grieß/ Sand/ blö- des gesicht/ Würm.
Rittersporen in weissem Wein gesotten/ und von dem durchgesiegenen Wein Mor- gens und Abends ein Bächerlein voll ge- truncken/ eröffnet die verstopffung des Miltzs/ reiniget die Nieren und Blasen/ treibet fort den verstandenen Harn/ führet auß den Stein/ Grieß und Sand/ stärcket das blöde und dunckele Gesicht/ und tödet die würm.
Ein bewährtes Tranck für die würm im Leib: Nim Rittersporen 2. hand voll/ Was- ser-bathengel ein hand voll/ Maußöhrlein/ Osterlucey-kraut jedes ein halbe hand voll/ zerschneide alles klein/ legs in ein sauber ge- schirr/ schütte darüber zwey maß weissen Wein/ lasse es bey dem Feur sieden/ so lang als man ein hart Ey siedet/ alßdenn seige den Wein durch ein sauber tuch/ und gib dem Krancken Morgens und Abends drey stund vor dem essen ein bächer voll warm- licht zu trincken. Th. Tabernaemontanus ver- meldet/ er habe mit diesem Tranck einem Jüngling geholffen/ der jahr und tag grossen schmertzen im Leib von den Würmen erlit- ten/ es seye darauff ein Wurm von ihme kommen/ der nahe zwey elen lang ware.
Die Wund-ärtzte brauchen die Ritter- sporen auch zu ihren Wund-tränckern/ denn es ein heilsames Wundkraut ist.
Das destillierte Rittersporn-wasser ist gut Grimmen darmgicht Reissen im Leib/ Gich- ter/ Husten Brust-ge- schwär/ verstande- ner Harn junger kindern. rothe Au- gen.wider das Grimmen und die Darmgicht/ 4. oder 5. loth davon getruncken/ den jungen Kindern ist es dienlich/ wider das reissen und wehethumb im Leib/ die Gichter und Kindleinwehe/ wider den Husten und in- wendige Brust-geschwär/ befürdert auch bey jhnen den verstandenen Harn/ so man ihnen offt ein paar Löffel voll eingibet. Es nim- met hinweg die röthe der Augen/ so man bißweilen etliche tröpfflein darein lässet tropffen.
Die Conserva Consolidae regalis, oder der Rittersporn-zucker/ wird wie der Rosen-zu- cker gemacht/ ist ein erfahrne Artzney wi- Soth/ Reissen und darmgicht der jungen Kinder.der den Soth/ so man davon einer Mus- catnuß groß nimmet/ dienet auch den jun- gen Kindern/ vor das reissen und die Darm- gicht/ wenn man ihnen davon ein Messer- spitzlein voll offt eingibet.
Dieweil die blawe Farb dem Gesicht an- müthig/ ist der gemeine Mann beredt/ wel- cher die Rittersporn-blumen des Tages ein- mahl beschawe/ der werde desselbigen Tags [Spaltenumbruch]
am Gesicht nicht beschädiget/ darumb hen- cken etliche die auffgedörrten Blumen in büschlein gebunden/ in die Gemach und Schlaff-kammern/ damit sie es ohn under- laß beschawen können.
CAPUT LXXXVII.
[Abbildung]
Groß Mauß-öhrlein.Pilosella major.
Namen.
MAuß-öhrlein heißt Lateinisch/ Pilo- sella, Auricula muris lutea. Jtaliä- nisch/ Pilosella, Orecchio di topo. Frantzösisch/ Piloselle, Oreille de rat, Oreille de souris. Spanisch/ Oreja de raton. Eng- lisch/ Mouse car. Dänisch/ Müßören. Ni- derländisch/ Muysoore/ Naghelkruyd.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine kriechende grössere Mauß-öhrlein/ Pilosella minor vulgaris, re- pens, Park. major, repens, hirsuta, C. B. majore flore, f. vulgaris repens, J. B. kriecht mit sei- nen dünnen zasichten würtzelein in der erden hin und wieder/ nehrt sich also selber/ und bringet viel newe sprossen. Es ist durch das gantze Jahr mit seinen blätteren auff dem grund außgespreitet/ die sind weiß/ rauch/ haarig/ eines trocknenden geschmacks/ und dem Maßlieben-kraut ähnlich/ ein jedes blättlein ist anzusehen wie die ohren der Mäusen. Gegen dem Mäyen trägt es schö- ne bleichgelbe/ auch bißweilen goldgelbe/ ge- füllte und zirckelrunde blumen auff dünnen haarichten stielen/ deren es etwan 6. oder 7. auch underweilen weniger bekommet/ nach dem das kraut mit seinen wurtzeln weit umb sich gekrochen ist. Auß diesen Blumen wird endlich ein grawer oder schwartzer/ dün-
ner/
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Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
braunroth und geſprengt/ welche mit ihren anmuͤthigen farben die. Luſtgaͤrten trefflich außzieren/ und in dem Fuͤrſtl. Eyſtettiſchen Luſtgarten zu ſehen ſind.
Eigenſchafft.
Der Ritterſporen iſt mittel-maͤſſiger na- tur/ wird derohalben in hitzigen und kalten Kranckheiten gebraucht; fuͤhret ein alkali- ſches/ gelind-balſamiſches ſaltz/ neben vielen irdiſchen theilgen bey ſich/ und hat die ei- genſchafft zu eroͤffnen/ zu linderen/ die ſcharffen und ſauren feuchtigkeiten zu ver- ſuͤſſen/ das Hirn und nerven zu ſtaͤrcken/ ver- ſtopffungen zu eroͤffnen/ durch den harn zu treiben/ zu zertheilen/ auch wuͤrm zu toͤdten.
Gebrauch.
Verſtopf- fung des Miltzs/ verſtande- ner harn/ Stein/ Grieß/ Sand/ bloͤ- des geſicht/ Wuͤrm.
Ritterſporen in weiſſem Wein geſotten/ und von dem durchgeſiegenen Wein Mor- gens und Abends ein Baͤcherlein voll ge- truncken/ eroͤffnet die verſtopffung des Miltzs/ reiniget die Nieren und Blaſen/ treibet fort den verſtandenen Harn/ fuͤhret auß den Stein/ Grieß und Sand/ ſtaͤrcket das bloͤde und dunckele Geſicht/ und toͤdet die wuͤrm.
Ein bewaͤhrtes Tranck fuͤr die wuͤrm im Leib: Nim Ritterſporen 2. hand voll/ Waſ- ſer-bathengel ein hand voll/ Maußoͤhrlein/ Oſterlucey-kraut jedes ein halbe hand voll/ zerſchneide alles klein/ legs in ein ſauber ge- ſchirꝛ/ ſchuͤtte daruͤber zwey maß weiſſen Wein/ laſſe es bey dem Feur ſieden/ ſo lang als man ein hart Ey ſiedet/ alßdenn ſeige den Wein durch ein ſauber tuch/ und gib dem Krancken Morgens und Abends drey ſtund vor dem eſſen ein baͤcher voll warm- licht zu trincken. Th. Tabernæmontanus ver- meldet/ er habe mit dieſem Tranck einem Juͤngling geholffen/ der jahr und tag groſſen ſchmertzen im Leib von den Wuͤrmen erlit- ten/ es ſeye darauff ein Wurm von ihme kommen/ der nahe zwey elen lang ware.
Die Wund-aͤrtzte brauchen die Ritter- ſporen auch zu ihren Wund-traͤnckern/ denn es ein heilſames Wundkraut iſt.
Das deſtillierte Ritterſporn-waſſer iſt gut Grimmen darmgicht Reiſſen im Leib/ Gich- ter/ Huſten Bruſt-ge- ſchwaͤr/ verſtande- ner Harn junger kindern. rothe Au- gen.wider das Grimmen und die Darmgicht/ 4. oder 5. loth davon getruncken/ den jungen Kindern iſt es dienlich/ wider das reiſſen und wehethumb im Leib/ die Gichter und Kindleinwehe/ wider den Huſten und in- wendige Bruſt-geſchwaͤr/ befuͤrdert auch bey jhnen den verſtandenen Harn/ ſo man ihnen offt ein paar Loͤffel voll eingibet. Es nim- met hinweg die roͤthe der Augen/ ſo man bißweilen etliche troͤpfflein darein laͤſſet tropffen.
Die Conſerva Conſolidæ regalis, oder der Ritterſporn-zucker/ wird wie der Roſen-zu- cker gemacht/ iſt ein erfahrne Artzney wi- Soth/ Reiſſen uñ darmgicht der jungen Kinder.der den Soth/ ſo man davon einer Muſ- catnuß groß nimmet/ dienet auch den jun- gen Kindern/ vor das reiſſen und die Darm- gicht/ wenn man ihnen davon ein Meſſer- ſpitzlein voll offt eingibet.
Dieweil die blawe Farb dem Geſicht an- muͤthig/ iſt der gemeine Mann beredt/ wel- cher die Ritterſporn-blumen des Tages ein- mahl beſchawe/ der werde deſſelbigen Tags [Spaltenumbruch]
am Geſicht nicht beſchaͤdiget/ darumb hen- cken etliche die auffgedoͤrꝛten Blumen in buͤſchlein gebunden/ in die Gemach und Schlaff-kammern/ damit ſie es ohn under- laß beſchawen koͤnnen.
CAPUT LXXXVII.
[Abbildung]
Groß Mauß-oͤhrlein.Piloſella major.
Namen.
MAuß-oͤhrlein heißt Lateiniſch/ Pilo- ſella, Auricula muris lutea. Jtaliaͤ- niſch/ Piloſella, Orecchio di topo. Frantzoͤſiſch/ Piloſelle, Oreille de rat, Oreille de ſouris. Spaniſch/ Oreja de raton. Eng- liſch/ Mouſe car. Daͤniſch/ Muͤßoͤren. Ni- derlaͤndiſch/ Muyſoore/ Naghelkruyd.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Das gemeine kriechende groͤſſere Mauß-oͤhrlein/ Piloſella minor vulgaris, re- pens, Park. major, repens, hirſuta, C. B. majore flore, f. vulgaris repens, J. B. kriecht mit ſei- nen duͤnnen zaſichten wuͤrtzelein in der erden hin und wieder/ nehrt ſich alſo ſelber/ und bringet viel newe ſproſſen. Es iſt durch das gantze Jahr mit ſeinen blaͤtteren auff dem grund außgeſpreitet/ die ſind weiß/ rauch/ haarig/ eines trocknenden geſchmacks/ und dem Maßlieben-kraut aͤhnlich/ ein jedes blaͤttlein iſt anzuſehen wie die ohren der Maͤuſen. Gegen dem Maͤyen traͤgt es ſchoͤ- ne bleichgelbe/ auch bißweilen goldgelbe/ ge- fuͤllte und zirckelrunde blumen auff duͤnnen haarichten ſtielen/ deren es etwan 6. oder 7. auch underweilen weniger bekommet/ nach dem das kraut mit ſeinen wurtzeln weit umb ſich gekrochen iſt. Auß dieſen Blumen wird endlich ein grawer oder ſchwartzer/ duͤn-
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[821/0837]
Von den Kraͤuteren.
braunroth und geſprengt/ welche mit ihren
anmuͤthigen farben die. Luſtgaͤrten trefflich
außzieren/ und in dem Fuͤrſtl. Eyſtettiſchen
Luſtgarten zu ſehen ſind.
Eigenſchafft.
Der Ritterſporen iſt mittel-maͤſſiger na-
tur/ wird derohalben in hitzigen und kalten
Kranckheiten gebraucht; fuͤhret ein alkali-
ſches/ gelind-balſamiſches ſaltz/ neben vielen
irdiſchen theilgen bey ſich/ und hat die ei-
genſchafft zu eroͤffnen/ zu linderen/ die
ſcharffen und ſauren feuchtigkeiten zu ver-
ſuͤſſen/ das Hirn und nerven zu ſtaͤrcken/ ver-
ſtopffungen zu eroͤffnen/ durch den harn zu
treiben/ zu zertheilen/ auch wuͤrm zu toͤdten.
Gebrauch.
Ritterſporen in weiſſem Wein geſotten/
und von dem durchgeſiegenen Wein Mor-
gens und Abends ein Baͤcherlein voll ge-
truncken/ eroͤffnet die verſtopffung des
Miltzs/ reiniget die Nieren und Blaſen/
treibet fort den verſtandenen Harn/ fuͤhret
auß den Stein/ Grieß und Sand/ ſtaͤrcket
das bloͤde und dunckele Geſicht/ und toͤdet
die wuͤrm.
Ein bewaͤhrtes Tranck fuͤr die wuͤrm im
Leib: Nim Ritterſporen 2. hand voll/ Waſ-
ſer-bathengel ein hand voll/ Maußoͤhrlein/
Oſterlucey-kraut jedes ein halbe hand voll/
zerſchneide alles klein/ legs in ein ſauber ge-
ſchirꝛ/ ſchuͤtte daruͤber zwey maß weiſſen
Wein/ laſſe es bey dem Feur ſieden/ ſo lang
als man ein hart Ey ſiedet/ alßdenn ſeige
den Wein durch ein ſauber tuch/ und gib
dem Krancken Morgens und Abends drey
ſtund vor dem eſſen ein baͤcher voll warm-
licht zu trincken. Th. Tabernæmontanus ver-
meldet/ er habe mit dieſem Tranck einem
Juͤngling geholffen/ der jahr und tag groſſen
ſchmertzen im Leib von den Wuͤrmen erlit-
ten/ es ſeye darauff ein Wurm von ihme
kommen/ der nahe zwey elen lang ware.
Die Wund-aͤrtzte brauchen die Ritter-
ſporen auch zu ihren Wund-traͤnckern/ denn
es ein heilſames Wundkraut iſt.
Das deſtillierte Ritterſporn-waſſer iſt gut
wider das Grimmen und die Darmgicht/
4. oder 5. loth davon getruncken/ den jungen
Kindern iſt es dienlich/ wider das reiſſen
und wehethumb im Leib/ die Gichter und
Kindleinwehe/ wider den Huſten und in-
wendige Bruſt-geſchwaͤr/ befuͤrdert auch bey
jhnen den verſtandenen Harn/ ſo man ihnen
offt ein paar Loͤffel voll eingibet. Es nim-
met hinweg die roͤthe der Augen/ ſo man
bißweilen etliche troͤpfflein darein laͤſſet
tropffen.
Grimmen
darmgicht
Reiſſen im
Leib/ Gich-
ter/ Huſten
Bruſt-ge-
ſchwaͤr/
verſtande-
ner Harn
junger
kindern.
rothe Au-
gen.
Die Conſerva Conſolidæ regalis, oder der
Ritterſporn-zucker/ wird wie der Roſen-zu-
cker gemacht/ iſt ein erfahrne Artzney wi-
der den Soth/ ſo man davon einer Muſ-
catnuß groß nimmet/ dienet auch den jun-
gen Kindern/ vor das reiſſen und die Darm-
gicht/ wenn man ihnen davon ein Meſſer-
ſpitzlein voll offt eingibet.
Soth/
Reiſſen uñ
darmgicht
der jungen
Kinder.
Dieweil die blawe Farb dem Geſicht an-
muͤthig/ iſt der gemeine Mann beredt/ wel-
cher die Ritterſporn-blumen des Tages ein-
mahl beſchawe/ der werde deſſelbigen Tags
am Geſicht nicht beſchaͤdiget/ darumb hen-
cken etliche die auffgedoͤrꝛten Blumen in
buͤſchlein gebunden/ in die Gemach und
Schlaff-kammern/ damit ſie es ohn under-
laß beſchawen koͤnnen.
CAPUT LXXXVII.
[Abbildung Groß Mauß-oͤhrlein. Piloſella
major.
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Namen.
MAuß-oͤhrlein heißt Lateiniſch/ Pilo-
ſella, Auricula muris lutea. Jtaliaͤ-
niſch/ Piloſella, Orecchio di topo.
Frantzoͤſiſch/ Piloſelle, Oreille de rat, Oreille
de ſouris. Spaniſch/ Oreja de raton. Eng-
liſch/ Mouſe car. Daͤniſch/ Muͤßoͤren. Ni-
derlaͤndiſch/ Muyſoore/ Naghelkruyd.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Das gemeine kriechende groͤſſere
Mauß-oͤhrlein/ Piloſella minor vulgaris, re-
pens, Park. major, repens, hirſuta, C. B. majore
flore, f. vulgaris repens, J. B. kriecht mit ſei-
nen duͤnnen zaſichten wuͤrtzelein in der erden
hin und wieder/ nehrt ſich alſo ſelber/ und
bringet viel newe ſproſſen. Es iſt durch das
gantze Jahr mit ſeinen blaͤtteren auff dem
grund außgeſpreitet/ die ſind weiß/ rauch/
haarig/ eines trocknenden geſchmacks/ und
dem Maßlieben-kraut aͤhnlich/ ein jedes
blaͤttlein iſt anzuſehen wie die ohren der
Maͤuſen. Gegen dem Maͤyen traͤgt es ſchoͤ-
ne bleichgelbe/ auch bißweilen goldgelbe/ ge-
fuͤllte und zirckelrunde blumen auff duͤnnen
haarichten ſtielen/ deren es etwan 6. oder 7.
auch underweilen weniger bekommet/ nach
dem das kraut mit ſeinen wurtzeln weit umb
ſich gekrochen iſt. Auß dieſen Blumen wird
endlich ein grawer oder ſchwartzer/ duͤn-
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 821. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/837>, abgerufen am 22.11.2024.
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