[Spaltenumbruch]
diesem Wasser trincken. Es führet auch stein/ grieß/ Sand/ Würm.den Stein/ Grieß/ Sand und Harn fort/ reiniget die Nieren und Blasen/ tödtet die Würm bey jungen und alten Leuthen.
Schöne. Rothlauff. wild Feur/ hitzige wunden/ al- te Schäden an heimli- chen Glie- dern Manns und Weibs.
Dieses Wasser löscht alle äusserliche Hitz von der Schöne/ Rothlauffen oder wilden Fewer/ wehret allen bösen Zufällen der hi- tzigen Wunden und alten Schäden/ sonder- lich aber an heimlichen Gliedern der Män- nern und Weibern/ leinene tüchlein darinn genetzt/ und übergelegt.
Eine handvoll Harnkraut in einer maß weissen Weins gesotten/ und darvon ge- Nieren- und Bla- sen-stein.truncken/ treibt den Nieren- und Blasen- stein [fort]. So man den Kindern vom Pul- ver des Harnkrauts ein messerspitzlein-voll in der Pappen sehr offt eingibet/ heilet es ihnen die Brüch/ wenn sie darbey ein dien- Brüch bey jungen kin- dern und andern.liches bändlein tragen. Nachfolgendes Pul- ver ist auch köstlich wider die Brüch der jun- gen Leuthen/ so man morgens nüchter ein messerspitz-voll in der Pappen oder dem de- stillierten Harnkraut-wasser eingibet/ und darbey ein komliches band trägt: Nim Wahlwurtzel ein halb loth/ Harnkraut/ Durchwachs/ Sanickel/ Garbenkraut je- des 1. quintlein/ stosse alles zu einem reinen Pulver unter einander.
Das auß dem Harnkraut destillierte Was- Verstopf- fung der Leber/ Gelbsucht/ versetzter Harn/ Sand und Stein/ Bruch.ser/ öffnet die Verstopffung der Leber/ ver- treibt die Gelbsucht/ reiniget die Nieren/ und führet den versetzten Harn/ Sand und Stein auß. Vorgemeldter Valesius rühmt es sehr wider die Brüch/ und vermeldet dar- bey/ daß zu seiner zeit ein Jüngling zu Pa- riß/ welcher vom starcken springen/ ein gros- sen Leisten-bruch bekommen/ nachdem er neben einem dienlichen band und überlegung des Emplastri contra rupturam oder Bruch- pflasters/ ein guten trunck dieses Wassers zu sich genommen/ in etlichen tagen gäntz- Würm in den Wun- den oder Gesch wären der Pferden.lich seye geheilet worden.
Das Pulver des Harnkrauts in die Wunden oder Geschwär der Pferden ge- strewet/ tödtet die Würm derselben.
CAPUT LXXVII.
Weißwurtz.Polygonatum.
Namen.
WEißwurtz heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 6 Zeichen fehlen]- [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Polygonatum, Sigil- lum Salomonis, Sigillum S. Mariae, Jtaliänisch/ Frassinella, Ginochietto. Fran- tzösisch/ Seau de Salomon, Signet de Salomon. Spanisch/ Fraxinela. Englisch/ Solomons Seale/ Whiteroote or celij scala. Dänisch/ Houidrod/ Salomons segel/ Salomons si- gnete/ Verckurt/ Ledurt. Niderländisch/ Salomons segel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse breitblättige Weißwurtz/ Po- lygonatum latifolium vulgare, C. B. Polygona- tum vulgo Sigillum Salomonis, J. B. überkomt ein runden/ glatten/ elen-hohen und offt hö- hern stengel/ der ist zu beyden seiten mit schönen grünen/ und der länge nach gestriem- ten blättern bekleidet/ die vergleichen sich dem Lorbeer-laub/ sind jedoch breiter und [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Grosse Weißwurtz.Polygonatum majus. glätter/ eines stehet neben dem andern/ auch etwan zehen oder zwölff an jedem stengel/ sie haben ein zusammen ziehenden geschmack wie die Quitten und Granat-äpffel. Zwi- schen den blättern kommen im Mäyen schö- ne weisse/ und mit grüner farb vermischte blumen herfür/ an der gestalt wie kleine Zwi- belein/ und wachsen derselbigen allzeit mehr als der blättern/ denn auß jedem winckel der blättern zwey/ drey oder mehr blumen her- für schlieffen. So sie verblühet/ werden runde körner darauß/ in der grösse der Erb- sen/ die sind erstlich grün/ hernach schwartz. Jhre wurtzel fladert auff dem grund/ ist weiß/ weich/ lang/ knöpficht/ daumens-dick/ starck/ und riechet wohl. Sie wächßt mei- stentheils auff den Büheln und Bergen/ wird auch bißweilen auff den Feldern und in den Wäldern im fetten grund angetroffen. Allhier findet man sie zwischen den Hägen/ nicht weit von Mönchenstein.
2. Die gemeineschmalblättige Weißwurtz/ Polygonatum vulgatius. Latifolium flore ma- jore odoro, C. B. Polygonatum floribus ex sin- gularibus pediculis, J. B. hat eine weisse kno- pffichte wurtzel/ die under der erden über- zwerch kriecht/ und voll schleimigen saffts ist. Jm Frühling stoßt sie ihre weiche und weißlichte dolden oder spargen herfür/ an welchen im anfang die blätter herumb ge- weltzt sind/ die sich/ wenn die schößlein grös- ser werden/ hernach weiters auffthun/ und den blättern des Zungen-blatts ähnlich schei- nen. Bey dem ursprung der blättern wach- sen weisse/ ablange und etwas grünlichte blümlein/ welche in schwartze beere verwand- let werden/ so dem Ephew oder Heidelbee- ren sich vergleichen/ in denen weisser und harter samen verschlossen ligt. Sie blühet
im
Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch]
dieſem Waſſer trincken. Es fuͤhret auch ſtein/ gꝛieß/ Sand/ Wuͤrm.den Stein/ Grieß/ Sand und Harn fort/ reiniget die Nieren und Blaſen/ toͤdtet die Wuͤrm bey jungen und alten Leuthen.
Schoͤne. Rothlauff. wild Feur/ hitzige wundẽ/ al- te Schaͤden an heimli- chen Glie- dern Mañs uñ Weibs.
Dieſes Waſſer loͤſcht alle aͤuſſerliche Hitz von der Schoͤne/ Rothlauffen oder wilden Fewer/ wehret allen boͤſen Zufaͤllen der hi- tzigen Wunden und alten Schaͤden/ ſonder- lich aber an heimlichen Gliedern der Maͤn- nern und Weibern/ leinene tuͤchlein darinn genetzt/ und uͤbergelegt.
Eine handvoll Harnkraut in einer maß weiſſen Weins geſotten/ und darvon ge- Nieren- und Bla- ſen-ſtein.truncken/ treibt den Nieren- und Blaſen- ſtein [fort]. So man den Kindern vom Pul- ver des Harnkrauts ein meſſerſpitzlein-voll in der Pappen ſehr offt eingibet/ heilet es ihnen die Bruͤch/ wenn ſie darbey ein dien- Bruͤch bey jungen kin- dern und andern.liches baͤndlein tragen. Nachfolgendes Pul- ver iſt auch koͤſtlich wider die Bruͤch der jun- gen Leuthen/ ſo man morgens nuͤchter ein meſſerſpitz-voll in der Pappen oder dem de- ſtillierten Harnkraut-waſſer eingibet/ und darbey ein komliches band traͤgt: Nim Wahlwurtzel ein halb loth/ Harnkraut/ Durchwachs/ Sanickel/ Garbenkraut je- des 1. quintlein/ ſtoſſe alles zu einem reinen Pulver unter einander.
Das auß dem Harnkraut deſtillierte Waſ- Verſtopf- fung der Leber/ Gelbſucht/ verſetzter Harn/ Sand und Stein/ Bruch.ſer/ oͤffnet die Verſtopffung der Leber/ ver- treibt die Gelbſucht/ reiniget die Nieren/ und fuͤhret den verſetzten Harn/ Sand und Stein auß. Vorgemeldter Valeſius ruͤhmt es ſehr wider die Bruͤch/ und vermeldet dar- bey/ daß zu ſeiner zeit ein Juͤngling zu Pa- riß/ welcher vom ſtarcken ſpringen/ ein groſ- ſen Leiſten-bruch bekommen/ nachdem er neben einem dienlichen band und uͤberlegung des Emplaſtri contra rupturam oder Bruch- pflaſters/ ein guten trunck dieſes Waſſers zu ſich genommen/ in etlichen tagen gaͤntz- Wuͤrm in den Wun- den oder Geſch waͤrẽ der Pferdẽ.lich ſeye geheilet worden.
Das Pulver des Harnkrauts in die Wunden oder Geſchwaͤr der Pferden ge- ſtrewet/ toͤdtet die Wuͤrm derſelben.
CAPUT LXXVII.
Weißwurtz.Polygonatum.
Namen.
WEißwurtz heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 6 Zeichen fehlen]- [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Polygonatum, Sigil- lum Salomonis, Sigillum S. Mariæ, Jtaliaͤniſch/ Fraſſinella, Ginochietto. Fran- tzoͤſiſch/ Seau de Salomon, Signet de Salomon. Spaniſch/ Fraxinela. Engliſch/ Solomons Seale/ Whiteroote or celij ſcala. Daͤniſch/ Houidrod/ Salomons ſegel/ Salomons ſi- gnete/ Verckurt/ Ledurt. Niderlaͤndiſch/ Salomons ſegel.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Die groſſe breitblaͤttige Weißwurtz/ Po- lygonatum latifolium vulgare, C. B. Polygona- tum vulgò Sigillum Salomonis, J. B. uͤberkomt ein runden/ glatten/ elen-hohen und offt hoͤ- hern ſtengel/ der iſt zu beyden ſeiten mit ſchoͤnen gruͤnen/ und der laͤnge nach geſtriem- ten blaͤttern bekleidet/ die vergleichen ſich dem Lorbeer-laub/ ſind jedoch breiter und [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Groſſe Weißwurtz.Polygonatum majus. glaͤtter/ eines ſtehet neben dem andern/ auch etwan zehen oder zwoͤlff an jedem ſtengel/ ſie haben ein zuſammen ziehenden geſchmack wie die Quitten und Granat-aͤpffel. Zwi- ſchen den blaͤttern kommen im Maͤyen ſchoͤ- ne weiſſe/ und mit gruͤner farb vermiſchte blumen herfuͤr/ an der geſtalt wie kleine Zwi- belein/ und wachſen derſelbigen allzeit mehr als der blaͤttern/ denn auß jedem winckel der blaͤttern zwey/ drey oder mehr blumen her- fuͤr ſchlieffen. So ſie verbluͤhet/ werden runde koͤrner darauß/ in der groͤſſe der Erb- ſen/ die ſind erſtlich gruͤn/ hernach ſchwartz. Jhre wurtzel fladert auff dem grund/ iſt weiß/ weich/ lang/ knoͤpficht/ daumens-dick/ ſtarck/ und riechet wohl. Sie waͤchßt mei- ſtentheils auff den Buͤheln und Bergen/ wird auch bißweilen auff den Feldern und in den Waͤldern im fetten grund angetroffen. Allhier findet man ſie zwiſchen den Haͤgen/ nicht weit von Moͤnchenſtein.
2. Die gemeineſchmalblaͤttige Weißwurtz/ Polygonatum vulgatius. Latifolium flore ma- jore odoro, C. B. Polygonatum floribus ex ſin- gularibus pediculis, J. B. hat eine weiſſe kno- pffichte wurtzel/ die under der erden uͤber- zwerch kriecht/ und voll ſchleimigen ſaffts iſt. Jm Fruͤhling ſtoßt ſie ihre weiche und weißlichte dolden oder ſpargen herfuͤr/ an welchen im anfang die blaͤtter herumb ge- weltzt ſind/ die ſich/ wenn die ſchoͤßlein groͤſ- ſer werden/ hernach weiters auffthun/ und den blaͤttern des Zungen-blatts aͤhnlich ſchei- nen. Bey dem urſprung der blaͤttern wach- ſen weiſſe/ ablange und etwas gruͤnlichte bluͤmlein/ welche in ſchwartze beere verwand- let werden/ ſo dem Ephew oder Heidelbee- ren ſich vergleichen/ in denen weiſſer und harter ſamen verſchloſſen ligt. Sie bluͤhet
im
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[808/0824]
Das Vierte Buch/
dieſem Waſſer trincken. Es fuͤhret auch
den Stein/ Grieß/ Sand und Harn fort/
reiniget die Nieren und Blaſen/ toͤdtet die
Wuͤrm bey jungen und alten Leuthen.
ſtein/ gꝛieß/
Sand/
Wuͤrm.
Dieſes Waſſer loͤſcht alle aͤuſſerliche Hitz
von der Schoͤne/ Rothlauffen oder wilden
Fewer/ wehret allen boͤſen Zufaͤllen der hi-
tzigen Wunden und alten Schaͤden/ ſonder-
lich aber an heimlichen Gliedern der Maͤn-
nern und Weibern/ leinene tuͤchlein darinn
genetzt/ und uͤbergelegt.
Eine handvoll Harnkraut in einer maß
weiſſen Weins geſotten/ und darvon ge-
truncken/ treibt den Nieren- und Blaſen-
ſtein fort. So man den Kindern vom Pul-
ver des Harnkrauts ein meſſerſpitzlein-voll
in der Pappen ſehr offt eingibet/ heilet es
ihnen die Bruͤch/ wenn ſie darbey ein dien-
liches baͤndlein tragen. Nachfolgendes Pul-
ver iſt auch koͤſtlich wider die Bruͤch der jun-
gen Leuthen/ ſo man morgens nuͤchter ein
meſſerſpitz-voll in der Pappen oder dem de-
ſtillierten Harnkraut-waſſer eingibet/ und
darbey ein komliches band traͤgt: Nim
Wahlwurtzel ein halb loth/ Harnkraut/
Durchwachs/ Sanickel/ Garbenkraut je-
des 1. quintlein/ ſtoſſe alles zu einem reinen
Pulver unter einander.
Nieren-
und Bla-
ſen-ſtein.
Bruͤch bey
jungen kin-
dern und
andern.
Das auß dem Harnkraut deſtillierte Waſ-
ſer/ oͤffnet die Verſtopffung der Leber/ ver-
treibt die Gelbſucht/ reiniget die Nieren/
und fuͤhret den verſetzten Harn/ Sand und
Stein auß. Vorgemeldter Valeſius ruͤhmt
es ſehr wider die Bruͤch/ und vermeldet dar-
bey/ daß zu ſeiner zeit ein Juͤngling zu Pa-
riß/ welcher vom ſtarcken ſpringen/ ein groſ-
ſen Leiſten-bruch bekommen/ nachdem er
neben einem dienlichen band und uͤberlegung
des Emplaſtri contra rupturam oder Bruch-
pflaſters/ ein guten trunck dieſes Waſſers
zu ſich genommen/ in etlichen tagen gaͤntz-
lich ſeye geheilet worden.
Verſtopf-
fung der
Leber/
Gelbſucht/
verſetzter
Harn/
Sand und
Stein/
Bruch.
Wuͤrm in
den Wun-
den oder
Geſch waͤrẽ
der Pferdẽ.
Das Pulver des Harnkrauts in die
Wunden oder Geſchwaͤr der Pferden ge-
ſtrewet/ toͤdtet die Wuͤrm derſelben.
CAPUT LXXVII.
Weißwurtz. Polygonatum.
Namen.
WEißwurtz heißt Griechiſch/ ______-
_____. Lateiniſch/ Polygonatum, Sigil-
lum Salomonis, Sigillum S. Mariæ,
Jtaliaͤniſch/ Fraſſinella, Ginochietto. Fran-
tzoͤſiſch/ Seau de Salomon, Signet de Salomon.
Spaniſch/ Fraxinela. Engliſch/ Solomons
Seale/ Whiteroote or celij ſcala. Daͤniſch/
Houidrod/ Salomons ſegel/ Salomons ſi-
gnete/ Verckurt/ Ledurt. Niderlaͤndiſch/
Salomons ſegel.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Die groſſe breitblaͤttige Weißwurtz/ Po-
lygonatum latifolium vulgare, C. B. Polygona-
tum vulgò Sigillum Salomonis, J. B. uͤberkomt
ein runden/ glatten/ elen-hohen und offt hoͤ-
hern ſtengel/ der iſt zu beyden ſeiten mit
ſchoͤnen gruͤnen/ und der laͤnge nach geſtriem-
ten blaͤttern bekleidet/ die vergleichen ſich
dem Lorbeer-laub/ ſind jedoch breiter und
[Abbildung Groſſe Weißwurtz. Polygonatum
majus.
]
glaͤtter/ eines ſtehet neben dem andern/ auch
etwan zehen oder zwoͤlff an jedem ſtengel/ ſie
haben ein zuſammen ziehenden geſchmack
wie die Quitten und Granat-aͤpffel. Zwi-
ſchen den blaͤttern kommen im Maͤyen ſchoͤ-
ne weiſſe/ und mit gruͤner farb vermiſchte
blumen herfuͤr/ an der geſtalt wie kleine Zwi-
belein/ und wachſen derſelbigen allzeit mehr
als der blaͤttern/ denn auß jedem winckel der
blaͤttern zwey/ drey oder mehr blumen her-
fuͤr ſchlieffen. So ſie verbluͤhet/ werden
runde koͤrner darauß/ in der groͤſſe der Erb-
ſen/ die ſind erſtlich gruͤn/ hernach ſchwartz.
Jhre wurtzel fladert auff dem grund/ iſt
weiß/ weich/ lang/ knoͤpficht/ daumens-dick/
ſtarck/ und riechet wohl. Sie waͤchßt mei-
ſtentheils auff den Buͤheln und Bergen/ wird
auch bißweilen auff den Feldern und in den
Waͤldern im fetten grund angetroffen.
Allhier findet man ſie zwiſchen den Haͤgen/
nicht weit von Moͤnchenſtein.
2. Die gemeineſchmalblaͤttige Weißwurtz/
Polygonatum vulgatius. Latifolium flore ma-
jore odoro, C. B. Polygonatum floribus ex ſin-
gularibus pediculis, J. B. hat eine weiſſe kno-
pffichte wurtzel/ die under der erden uͤber-
zwerch kriecht/ und voll ſchleimigen ſaffts
iſt. Jm Fruͤhling ſtoßt ſie ihre weiche und
weißlichte dolden oder ſpargen herfuͤr/ an
welchen im anfang die blaͤtter herumb ge-
weltzt ſind/ die ſich/ wenn die ſchoͤßlein groͤſ-
ſer werden/ hernach weiters auffthun/ und
den blaͤttern des Zungen-blatts aͤhnlich ſchei-
nen. Bey dem urſprung der blaͤttern wach-
ſen weiſſe/ ablange und etwas gruͤnlichte
bluͤmlein/ welche in ſchwartze beere verwand-
let werden/ ſo dem Ephew oder Heidelbee-
ren ſich vergleichen/ in denen weiſſer und
harter ſamen verſchloſſen ligt. Sie bluͤhet
im
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 808. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/824>, abgerufen am 22.12.2024.
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