Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch]

4. Der breite Meer-Wegtritt/ Polygonum
maritimum latifolium, C. B. marinum, J. B.
ligt
auff dem boden/ ist gantz weiß/ aber dicker und
kürtzer/ alß der erste. Er hat ein schwartze/
dicke/ holtzichte/ verwirrte und spannen-lan-
ge wurtzel/ auß welcher röthlichte gertlein
herfür kommen/ so mit gläichen underschie-
den/ und mit dünnen weissen schüpplein be-
gabet. Seine blätter sind dick und grün/
welchen weisse/ glatte und gläntzende blät-
lein bey den gläichen angesetzt werden. Die
blümlein erscheinen röthlicht/ auch bißweilen
weiß und vierblättig/ denen ein schwartzer
dreyeckichter same nachfolget/ so in weissen
hülßlein liget. Er wächßt am gestad des A-
driatischen Meers. Ein viel grössere und
schönere art hat D. Casparus Bauhinus an
dem gantzen bezirck des Mittelländischen
Meers in dem Narbonesischen Franckreich
angetroffen.

5. Der Polnische Wegtritt/ Polygonum
Polonicum cocciferum, J. B. cocciferum & Cam.
ep. C. B.
hat ein kleinere wurtzel als die vo-
rige/ auß welcher auch kürtzere reißlein und
gläichichte stengelein herfür kommen/ welche
dünne und spitzige blättlein umbgeben. O-
ben auf den stengelein erscheinen weisse blüm-
lein zwischen grünlichten schüpplein. Bey
der wurtzel bringet er seine beere/ darauß die
Polacken ein schöne rothe farb zu ihrem
grossen nutzen bereiten. Er wächßt in Polen
an sandichten orten.

6. Des Wegtritts/ so in Westrich Kna-
wel genennet wird/ Polygonum angustissimo
gramineo folio, C. B. tertium Dodonaei, sive te-
nuifolium, J. B.
findet man in den feuchten
Jahren auff den äckeren vom Lentzen an biß
in Herbst/ fürnemlich aber in den Rübenfel-
deren. Er ist ein drauschlicht und 3. quer
hand hohes stäudelein/ dessen ästlein und zin-
cken von gewerblein angefüllet sind. Seine
kleinste aschenfarbe blättlein werden spitzig.
Er bringet viel grünfarbe gestirnte blümlein
und samen/ als Hirsenkörnlein/ so einen star-
cken geruch von sich geben. Die wurtzel ist
von zaseln haaricht/ und nicht fingers-lang/
er gibt dem Rindvieh ein gutes futter.

7. Der Spanische Wegtritt/ Polygonum
minus candicans, C. B. Paronychia Hispanica
Clusii, s. Anthyllis nivea, J. B.

8. Der kleine weißlichte Wegtritt/ Poly-
gonum littoreum minus flosculis spadiceo al-
bicantibus, C. B.

9. Der kleine Wegtritt/ oder das Harn-
oder Bruchkraut/ Polygonum minus, sive
Millegrana major, C. B. Herniaria, Dod. Tab.
Jst
ein klein glatt oder haarig gewächs/ so sich
auff der Erden weit außbreitet. Er hat ein
geringes und in der Erden steckendes würtze-
lein/ auß welchen schwancke und schmale/
mit vielen gläichen und zarten Linsen-blätt-
lein besetzte reißlein herfürkommen/ an wel-
chen der kleine zusammen gedrungene samen
häuffig wächßt/ daher er auch Millegrana,
Tausendkörner/ genennet wird. Man fin-
det ihne an trockenen und sandichten/ etwan
auch an feuchten orten bey den wasserbä-
chen. Vor zeiten nennete man ihne zu Pa-
riß Herba Holleriana, wie Antonius Valesius
in Exercit. ad lib. 1. de Intern. Morb. cap.
62.
berichtet/ denn es hatte der berühmte Pari-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Kleiner Wegtritt/ oder Harnkraut.
Polygonum minus, vel
Herniaria.

sische Artzet/ D. Jacobus Hollerius, dieses
Kräutlein wider die Brüche mit grossem nu-
tzen sehr viel gebrauchet/ derowegen es auch
den namen Herniaria, Bruch-kraut erlanget.

Eigenschafft.

Es führet der Wegtritt viel irrdische/ gro-
be/ alkalisch-saltzichte theilgen bey sich/ und
hat deßwegen die Eigenschafft zu stopffen/
anzuhalten/ zusammen zu ziehen/ Wunden
und Schäden zu reinigen/ und zur heilung
zu befürderen.

Gebrauch.

Der Wegtritt hat ein gute krafft/ aller-Bauchfluß-
rothe ruhr/
Weiber-
fluß/ blut-
speyen/ na-
senbluten.

ley Flüß des Leibs zu stillen und zu stopffen/
als da sind Bauchflüß/ rothe Ruhr/
Weiberfluß/ Blutspeyen/ Nasenbluten/ so
man ein handvoll dieses Krauts in einer maß
weissen Weins siedet/ und davon dem kran-
cken zu trincken gibet. So man zu diesem
Tranck ein wenig Honig thut/ soll es einSehrig-
keit/ Schä-
digung und
verletzung
an heimli-
chen orten
bey Mann
und Weib.

über die massen heilsame und bewehrte Artz-
ney seyn/ für die Sehrigkeit/ Schädigung
und Verletzung an heimlichen orten/ bey
Mann und Weib/ denn es solcher orten
die äussersten Schäden heilet/ wie solches
Nicolaus Agerius berichtet.

Das destillierte Wegtritt-wasser hat einJnner-und
äusserliche
Hitz der le-
ber/ magen/
Mutter/
haupt/ nie-
ren und an-
dern Glie-
deren/ bauch-
flüß/ rothe
und weisse
ruhr/ drey-
und viertä-
gig Fieber/

grosses Lob überkommen/ wider alle inner-
und äusserliche Hitz/ wo dieselbige nur zu
spühren ist/ es seye an der Leber/ Magen/
Mutter/ Haupt/ Nieren/ oder anderen
Gliedmassen/ stopfft alle Bauchflüß/ ro-
the und weisse Ruhr/ so man 4. oder 5. loth
davon trincket/ widerstehet auch also dem
drey- und vier-tägigen Fieber/ wenn man
es vor dem Paroxysmo oder Anstoß des Fie-
bers einnimt. So jemand ein gar starcke
Purgation eingenommen hat/ solle er von

diesem
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]

4. Der breite Meer-Wegtritt/ Polygonum
maritimum latifolium, C. B. marinum, J. B.
ligt
auff dem boden/ iſt gantz weiß/ aber dicker und
kuͤrtzer/ alß der erſte. Er hat ein ſchwartze/
dicke/ holtzichte/ verwirꝛte und ſpannen-lan-
ge wurtzel/ auß welcher roͤthlichte gertlein
herfuͤr kommen/ ſo mit glaͤichen underſchie-
den/ und mit duͤnnen weiſſen ſchuͤpplein be-
gabet. Seine blaͤtter ſind dick und gruͤn/
welchen weiſſe/ glatte und glaͤntzende blaͤt-
lein bey den glaͤichen angeſetzt werden. Die
bluͤmlein erſcheinen roͤthlicht/ auch bißweilen
weiß und vierblaͤttig/ denen ein ſchwartzer
dreyeckichter ſame nachfolget/ ſo in weiſſen
huͤlßlein liget. Er waͤchßt am geſtad des A-
driatiſchen Meers. Ein viel groͤſſere und
ſchoͤnere art hat D. Caſparus Bauhinus an
dem gantzen bezirck des Mittellaͤndiſchen
Meers in dem Narboneſiſchen Franckreich
angetroffen.

5. Der Polniſche Wegtritt/ Polygonum
Polonicum cocciferum, J. B. cocciferum & Cam.
ep. C. B.
hat ein kleinere wurtzel als die vo-
rige/ auß welcher auch kuͤrtzere reißlein und
glaͤichichte ſtengelein herfuͤr kommen/ welche
duͤnne und ſpitzige blaͤttlein umbgeben. O-
ben auf den ſtengelein erſcheinen weiſſe bluͤm-
lein zwiſchen gruͤnlichten ſchuͤpplein. Bey
der wurtzel bringet er ſeine beere/ darauß die
Polacken ein ſchoͤne rothe farb zu ihrem
groſſen nutzen bereiten. Er waͤchßt in Polen
an ſandichten orten.

6. Des Wegtritts/ ſo in Weſtrich Kna-
wel genennet wird/ Polygonum anguſtiſsimo
gramineo folio, C. B. tertium Dodonæi, ſive te-
nuifolium, J. B.
findet man in den feuchten
Jahren auff den aͤckeren vom Lentzen an biß
in Herbſt/ fuͤrnemlich aber in den Ruͤbenfel-
deren. Er iſt ein drauſchlicht und 3. quer
hand hohes ſtaͤudelein/ deſſen aͤſtlein und zin-
cken von gewerblein angefuͤllet ſind. Seine
kleinſte aſchenfarbe blaͤttlein werden ſpitzig.
Er bringet viel gruͤnfarbe geſtirnte bluͤmlein
und ſamen/ als Hirſenkoͤrnlein/ ſo einen ſtar-
cken geruch von ſich geben. Die wurtzel iſt
von zaſeln haaricht/ und nicht fingers-lang/
er gibt dem Rindvieh ein gutes futter.

7. Der Spaniſche Wegtritt/ Polygonum
minus candicans, C. B. Paronychia Hiſpanica
Cluſii, ſ. Anthyllis nivea, J. B.

8. Der kleine weißlichte Wegtritt/ Poly-
gonum littoreum minus floſculis ſpadiceo al-
bicantibus, C. B.

9. Der kleine Wegtritt/ oder das Harn-
oder Bruchkraut/ Polygonum minus, ſive
Millegrana major, C. B. Herniaria, Dod. Tab.
Jſt
ein klein glatt oder haarig gewaͤchs/ ſo ſich
auff der Erden weit außbreitet. Er hat ein
geringes und in der Erden ſteckendes wuͤrtze-
lein/ auß welchen ſchwancke und ſchmale/
mit vielen glaͤichen und zarten Linſen-blaͤtt-
lein beſetzte reißlein herfuͤrkommen/ an wel-
chen der kleine zuſammen gedrungene ſamen
haͤuffig waͤchßt/ daher er auch Millegrana,
Tauſendkoͤrner/ genennet wird. Man fin-
det ihne an trockenen und ſandichten/ etwan
auch an feuchten orten bey den waſſerbaͤ-
chen. Vor zeiten nennete man ihne zu Pa-
riß Herba Holleriana, wie Antonius Valeſius
in Exercit. ad lib. 1. de Intern. Morb. cap.
62.
berichtet/ denn es hatte der beruͤhmte Pari-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Kleiner Wegtritt/ oder Harnkraut.
Polygonum minus, vel
Herniaria.

ſiſche Artzet/ D. Jacobus Hollerius, dieſes
Kraͤutlein wider die Bruͤche mit groſſem nu-
tzen ſehr viel gebrauchet/ derowegen es auch
den namen Herniaria, Bruch-kraut erlanget.

Eigenſchafft.

Es fuͤhret der Wegtritt viel irꝛdiſche/ gro-
be/ alkaliſch-ſaltzichte theilgen bey ſich/ und
hat deßwegen die Eigenſchafft zu ſtopffen/
anzuhalten/ zuſammen zu ziehen/ Wunden
und Schaͤden zu reinigen/ und zur heilung
zu befuͤrderen.

Gebrauch.

Der Wegtritt hat ein gute krafft/ aller-Bauchfluß-
rothe ruhr/
Weiber-
fluß/ blut-
ſpeyen/ na-
ſenbluten.

ley Fluͤß des Leibs zu ſtillen und zu ſtopffen/
als da ſind Bauchfluͤß/ rothe Ruhr/
Weiberfluß/ Blutſpeyen/ Naſenbluten/ ſo
man ein handvoll dieſes Krauts in einer maß
weiſſen Weins ſiedet/ und davon dem kran-
cken zu trincken gibet. So man zu dieſem
Tranck ein wenig Honig thut/ ſoll es einSehrig-
keit/ Schaͤ-
digung uñ
verletzung
an heimli-
chen orten
bey Mann
und Weib.

uͤber die maſſen heilſame und bewehrte Artz-
ney ſeyn/ fuͤr die Sehrigkeit/ Schaͤdigung
und Verletzung an heimlichen orten/ bey
Mann und Weib/ denn es ſolcher orten
die aͤuſſerſten Schaͤden heilet/ wie ſolches
Nicolaus Agerius berichtet.

Das deſtillierte Wegtritt-waſſer hat einJnner-uñ
aͤuſſerliche
Hitz der le-
ber/ magẽ/
Mutter/
haupt/ nie-
ren uñ an-
dern Glie-
derẽ/ bauch-
fluͤß/ rothe
und weiſſe
ruhr/ drey-
uñ viertaͤ-
gig Fieber/

groſſes Lob uͤberkommen/ wider alle inner-
und aͤuſſerliche Hitz/ wo dieſelbige nur zu
ſpuͤhren iſt/ es ſeye an der Leber/ Magen/
Mutter/ Haupt/ Nieren/ oder anderen
Gliedmaſſen/ ſtopfft alle Bauchfluͤß/ ro-
the und weiſſe Ruhr/ ſo man 4. oder 5. loth
davon trincket/ widerſtehet auch alſo dem
drey- und vier-taͤgigen Fieber/ wenn man
es vor dem Paroxyſmo oder Anſtoß des Fie-
bers einnimt. So jemand ein gar ſtarcke
Purgation eingenommen hat/ ſolle er von

dieſem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0823" n="807"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <p>4. Der breite Meer-Wegtritt/ <hi rendition="#aq">Polygonum<lb/>
maritimum latifolium, <hi rendition="#i">C. B.</hi> marinum, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> ligt<lb/>
auff dem boden/ i&#x017F;t gantz weiß/ aber dicker und<lb/>
ku&#x0364;rtzer/ alß der er&#x017F;te. Er hat ein &#x017F;chwartze/<lb/>
dicke/ holtzichte/ verwir&#xA75B;te und &#x017F;pannen-lan-<lb/>
ge wurtzel/ auß welcher ro&#x0364;thlichte gertlein<lb/>
herfu&#x0364;r kommen/ &#x017F;o mit gla&#x0364;ichen under&#x017F;chie-<lb/>
den/ und mit du&#x0364;nnen wei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chu&#x0364;pplein be-<lb/>
gabet. Seine bla&#x0364;tter &#x017F;ind dick und gru&#x0364;n/<lb/>
welchen wei&#x017F;&#x017F;e/ glatte und gla&#x0364;ntzende bla&#x0364;t-<lb/>
lein bey den gla&#x0364;ichen ange&#x017F;etzt werden. Die<lb/>
blu&#x0364;mlein er&#x017F;cheinen ro&#x0364;thlicht/ auch bißweilen<lb/>
weiß und vierbla&#x0364;ttig/ denen ein &#x017F;chwartzer<lb/>
dreyeckichter &#x017F;ame nachfolget/ &#x017F;o in wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hu&#x0364;lßlein liget. Er wa&#x0364;chßt am ge&#x017F;tad des A-<lb/>
driati&#x017F;chen Meers. Ein viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere und<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nere art hat <hi rendition="#aq">D. Ca&#x017F;parus Bauhinus</hi> an<lb/>
dem gantzen bezirck des Mittella&#x0364;ndi&#x017F;chen<lb/>
Meers in dem Narbone&#x017F;i&#x017F;chen Franckreich<lb/>
angetroffen.</p><lb/>
            <p>5. Der Polni&#x017F;che Wegtritt/ <hi rendition="#aq">Polygonum<lb/>
Polonicum cocciferum, <hi rendition="#i">J. B.</hi> cocciferum &amp; Cam.<lb/>
ep. <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> hat ein kleinere wurtzel als die vo-<lb/>
rige/ auß welcher auch ku&#x0364;rtzere reißlein und<lb/>
gla&#x0364;ichichte &#x017F;tengelein herfu&#x0364;r kommen/ welche<lb/>
du&#x0364;nne und &#x017F;pitzige bla&#x0364;ttlein umbgeben. O-<lb/>
ben auf den &#x017F;tengelein er&#x017F;cheinen wei&#x017F;&#x017F;e blu&#x0364;m-<lb/>
lein zwi&#x017F;chen gru&#x0364;nlichten &#x017F;chu&#x0364;pplein. Bey<lb/>
der wurtzel bringet er &#x017F;eine beere/ darauß die<lb/>
Polacken ein &#x017F;cho&#x0364;ne rothe farb zu ihrem<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en nutzen bereiten. Er wa&#x0364;chßt in Polen<lb/>
an &#x017F;andichten orten.</p><lb/>
            <p>6. Des Wegtritts/ &#x017F;o in We&#x017F;trich Kna-<lb/>
wel genennet wird/ <hi rendition="#aq">Polygonum angu&#x017F;ti&#x017F;simo<lb/>
gramineo folio, <hi rendition="#i">C. B.</hi> tertium Dodonæi, &#x017F;ive te-<lb/>
nuifolium, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> findet man in den feuchten<lb/>
Jahren auff den a&#x0364;ckeren vom Lentzen an biß<lb/>
in Herb&#x017F;t/ fu&#x0364;rnemlich aber in den Ru&#x0364;benfel-<lb/>
deren. Er i&#x017F;t ein drau&#x017F;chlicht und 3. quer<lb/>
hand hohes &#x017F;ta&#x0364;udelein/ de&#x017F;&#x017F;en a&#x0364;&#x017F;tlein und zin-<lb/>
cken von gewerblein angefu&#x0364;llet &#x017F;ind. Seine<lb/>
klein&#x017F;te a&#x017F;chenfarbe bla&#x0364;ttlein werden &#x017F;pitzig.<lb/>
Er bringet viel gru&#x0364;nfarbe ge&#x017F;tirnte blu&#x0364;mlein<lb/>
und &#x017F;amen/ als Hir&#x017F;enko&#x0364;rnlein/ &#x017F;o einen &#x017F;tar-<lb/>
cken geruch von &#x017F;ich geben. Die wurtzel i&#x017F;t<lb/>
von za&#x017F;eln haaricht/ und nicht fingers-lang/<lb/>
er gibt dem Rindvieh ein gutes futter.</p><lb/>
            <p>7. Der Spani&#x017F;che Wegtritt/ <hi rendition="#aq">Polygonum<lb/>
minus candicans, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Paronychia Hi&#x017F;panica<lb/>
Clu&#x017F;ii, &#x017F;. Anthyllis nivea, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi></p><lb/>
            <p>8. Der kleine weißlichte Wegtritt/ <hi rendition="#aq">Poly-<lb/>
gonum littoreum minus flo&#x017F;culis &#x017F;padiceo al-<lb/>
bicantibus, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi></p><lb/>
            <p>9. Der kleine Wegtritt/ oder das Harn-<lb/>
oder Bruchkraut/ <hi rendition="#aq">Polygonum minus, &#x017F;ive<lb/>
Millegrana major, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Herniaria, <hi rendition="#i">Dod. Tab.</hi></hi> J&#x017F;t<lb/>
ein klein glatt oder haarig gewa&#x0364;chs/ &#x017F;o &#x017F;ich<lb/>
auff der Erden weit außbreitet. Er hat ein<lb/>
geringes und in der Erden &#x017F;teckendes wu&#x0364;rtze-<lb/>
lein/ auß welchen &#x017F;chwancke und &#x017F;chmale/<lb/>
mit vielen gla&#x0364;ichen und zarten Lin&#x017F;en-bla&#x0364;tt-<lb/>
lein be&#x017F;etzte reißlein herfu&#x0364;rkommen/ an wel-<lb/>
chen der kleine zu&#x017F;ammen gedrungene &#x017F;amen<lb/>
ha&#x0364;uffig wa&#x0364;chßt/ daher er auch <hi rendition="#aq">Millegrana,</hi><lb/>
Tau&#x017F;endko&#x0364;rner/ genennet wird. Man fin-<lb/>
det ihne an trockenen und &#x017F;andichten/ etwan<lb/>
auch an feuchten orten bey den wa&#x017F;&#x017F;erba&#x0364;-<lb/>
chen. Vor zeiten nennete man ihne zu Pa-<lb/>
riß <hi rendition="#aq">Herba Holleriana,</hi> wie <hi rendition="#aq">Antonius Vale&#x017F;ius<lb/>
in Exercit. ad lib. 1. de Intern. Morb. cap.</hi> 62.<lb/>
berichtet/ denn es hatte der beru&#x0364;hmte Pari-<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Kleiner Wegtritt/ oder Harnkraut.</hi><lb/><hi rendition="#aq">Polygonum minus, vel<lb/>
Herniaria.</hi></hi></head><lb/></figure> &#x017F;i&#x017F;che Artzet/ <hi rendition="#aq">D. Jacobus Hollerius,</hi> die&#x017F;es<lb/>
Kra&#x0364;utlein wider die Bru&#x0364;che mit gro&#x017F;&#x017F;em nu-<lb/>
tzen &#x017F;ehr viel gebrauchet/ derowegen es auch<lb/>
den namen <hi rendition="#aq">Herniaria,</hi> Bruch-kraut erlanget.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Es fu&#x0364;hret der Wegtritt viel ir&#xA75B;di&#x017F;che/ gro-<lb/>
be/ alkali&#x017F;ch-&#x017F;altzichte theilgen bey &#x017F;ich/ und<lb/>
hat deßwegen die Eigen&#x017F;chafft zu &#x017F;topffen/<lb/>
anzuhalten/ zu&#x017F;ammen zu ziehen/ Wunden<lb/>
und Scha&#x0364;den zu reinigen/ und zur heilung<lb/>
zu befu&#x0364;rderen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Wegtritt hat ein gute krafft/ aller-<note place="right">Bauchfluß-<lb/>
rothe ruhr/<lb/>
Weiber-<lb/>
fluß/ blut-<lb/>
&#x017F;peyen/ na-<lb/>
&#x017F;enbluten.</note><lb/>
ley Flu&#x0364;ß des Leibs zu &#x017F;tillen und zu &#x017F;topffen/<lb/>
als da &#x017F;ind Bauchflu&#x0364;ß/ rothe Ruhr/<lb/>
Weiberfluß/ Blut&#x017F;peyen/ Na&#x017F;enbluten/ &#x017F;o<lb/>
man ein handvoll die&#x017F;es Krauts in einer maß<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Weins &#x017F;iedet/ und davon dem kran-<lb/>
cken zu trincken gibet. So man zu die&#x017F;em<lb/>
Tranck ein wenig Honig thut/ &#x017F;oll es ein<note place="right">Sehrig-<lb/>
keit/ Scha&#x0364;-<lb/>
digung uñ<lb/>
verletzung<lb/>
an heimli-<lb/>
chen orten<lb/>
bey Mann<lb/>
und Weib.</note><lb/>
u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en heil&#x017F;ame und bewehrte Artz-<lb/>
ney &#x017F;eyn/ fu&#x0364;r die Sehrigkeit/ Scha&#x0364;digung<lb/>
und Verletzung an heimlichen orten/ bey<lb/>
Mann und Weib/ denn es &#x017F;olcher orten<lb/>
die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Scha&#x0364;den heilet/ wie &#x017F;olches<lb/><hi rendition="#aq">Nicolaus Agerius</hi> berichtet.</p><lb/>
            <p>Das de&#x017F;tillierte Wegtritt-wa&#x017F;&#x017F;er hat ein<note place="right">Jnner-uñ<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche<lb/>
Hitz der le-<lb/>
ber/ mag&#x1EBD;/<lb/>
Mutter/<lb/>
haupt/ nie-<lb/>
ren uñ an-<lb/>
dern Glie-<lb/>
der&#x1EBD;/ bauch-<lb/>
flu&#x0364;ß/ rothe<lb/>
und wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
ruhr/ drey-<lb/>
uñ vierta&#x0364;-<lb/>
gig Fieber/</note><lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es Lob u&#x0364;berkommen/ wider alle inner-<lb/>
und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Hitz/ wo die&#x017F;elbige nur zu<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;hren i&#x017F;t/ es &#x017F;eye an der Leber/ Magen/<lb/>
Mutter/ Haupt/ Nieren/ oder anderen<lb/>
Gliedma&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;topfft alle Bauchflu&#x0364;ß/ ro-<lb/>
the und wei&#x017F;&#x017F;e Ruhr/ &#x017F;o man 4. oder 5. loth<lb/>
davon trincket/ wider&#x017F;tehet auch al&#x017F;o dem<lb/>
drey- und vier-ta&#x0364;gigen Fieber/ wenn man<lb/>
es vor dem <hi rendition="#aq">Paroxy&#x017F;mo</hi> oder An&#x017F;toß des Fie-<lb/>
bers einnimt. So jemand ein gar &#x017F;tarcke<lb/>
Purgation eingenommen hat/ &#x017F;olle er von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;em</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[807/0823] Von den Kraͤuteren. 4. Der breite Meer-Wegtritt/ Polygonum maritimum latifolium, C. B. marinum, J. B. ligt auff dem boden/ iſt gantz weiß/ aber dicker und kuͤrtzer/ alß der erſte. Er hat ein ſchwartze/ dicke/ holtzichte/ verwirꝛte und ſpannen-lan- ge wurtzel/ auß welcher roͤthlichte gertlein herfuͤr kommen/ ſo mit glaͤichen underſchie- den/ und mit duͤnnen weiſſen ſchuͤpplein be- gabet. Seine blaͤtter ſind dick und gruͤn/ welchen weiſſe/ glatte und glaͤntzende blaͤt- lein bey den glaͤichen angeſetzt werden. Die bluͤmlein erſcheinen roͤthlicht/ auch bißweilen weiß und vierblaͤttig/ denen ein ſchwartzer dreyeckichter ſame nachfolget/ ſo in weiſſen huͤlßlein liget. Er waͤchßt am geſtad des A- driatiſchen Meers. Ein viel groͤſſere und ſchoͤnere art hat D. Caſparus Bauhinus an dem gantzen bezirck des Mittellaͤndiſchen Meers in dem Narboneſiſchen Franckreich angetroffen. 5. Der Polniſche Wegtritt/ Polygonum Polonicum cocciferum, J. B. cocciferum & Cam. ep. C. B. hat ein kleinere wurtzel als die vo- rige/ auß welcher auch kuͤrtzere reißlein und glaͤichichte ſtengelein herfuͤr kommen/ welche duͤnne und ſpitzige blaͤttlein umbgeben. O- ben auf den ſtengelein erſcheinen weiſſe bluͤm- lein zwiſchen gruͤnlichten ſchuͤpplein. Bey der wurtzel bringet er ſeine beere/ darauß die Polacken ein ſchoͤne rothe farb zu ihrem groſſen nutzen bereiten. Er waͤchßt in Polen an ſandichten orten. 6. Des Wegtritts/ ſo in Weſtrich Kna- wel genennet wird/ Polygonum anguſtiſsimo gramineo folio, C. B. tertium Dodonæi, ſive te- nuifolium, J. B. findet man in den feuchten Jahren auff den aͤckeren vom Lentzen an biß in Herbſt/ fuͤrnemlich aber in den Ruͤbenfel- deren. Er iſt ein drauſchlicht und 3. quer hand hohes ſtaͤudelein/ deſſen aͤſtlein und zin- cken von gewerblein angefuͤllet ſind. Seine kleinſte aſchenfarbe blaͤttlein werden ſpitzig. Er bringet viel gruͤnfarbe geſtirnte bluͤmlein und ſamen/ als Hirſenkoͤrnlein/ ſo einen ſtar- cken geruch von ſich geben. Die wurtzel iſt von zaſeln haaricht/ und nicht fingers-lang/ er gibt dem Rindvieh ein gutes futter. 7. Der Spaniſche Wegtritt/ Polygonum minus candicans, C. B. Paronychia Hiſpanica Cluſii, ſ. Anthyllis nivea, J. B. 8. Der kleine weißlichte Wegtritt/ Poly- gonum littoreum minus floſculis ſpadiceo al- bicantibus, C. B. 9. Der kleine Wegtritt/ oder das Harn- oder Bruchkraut/ Polygonum minus, ſive Millegrana major, C. B. Herniaria, Dod. Tab. Jſt ein klein glatt oder haarig gewaͤchs/ ſo ſich auff der Erden weit außbreitet. Er hat ein geringes und in der Erden ſteckendes wuͤrtze- lein/ auß welchen ſchwancke und ſchmale/ mit vielen glaͤichen und zarten Linſen-blaͤtt- lein beſetzte reißlein herfuͤrkommen/ an wel- chen der kleine zuſammen gedrungene ſamen haͤuffig waͤchßt/ daher er auch Millegrana, Tauſendkoͤrner/ genennet wird. Man fin- det ihne an trockenen und ſandichten/ etwan auch an feuchten orten bey den waſſerbaͤ- chen. Vor zeiten nennete man ihne zu Pa- riß Herba Holleriana, wie Antonius Valeſius in Exercit. ad lib. 1. de Intern. Morb. cap. 62. berichtet/ denn es hatte der beruͤhmte Pari- [Abbildung Kleiner Wegtritt/ oder Harnkraut. Polygonum minus, vel Herniaria. ] ſiſche Artzet/ D. Jacobus Hollerius, dieſes Kraͤutlein wider die Bruͤche mit groſſem nu- tzen ſehr viel gebrauchet/ derowegen es auch den namen Herniaria, Bruch-kraut erlanget. Eigenſchafft. Es fuͤhret der Wegtritt viel irꝛdiſche/ gro- be/ alkaliſch-ſaltzichte theilgen bey ſich/ und hat deßwegen die Eigenſchafft zu ſtopffen/ anzuhalten/ zuſammen zu ziehen/ Wunden und Schaͤden zu reinigen/ und zur heilung zu befuͤrderen. Gebrauch. Der Wegtritt hat ein gute krafft/ aller- ley Fluͤß des Leibs zu ſtillen und zu ſtopffen/ als da ſind Bauchfluͤß/ rothe Ruhr/ Weiberfluß/ Blutſpeyen/ Naſenbluten/ ſo man ein handvoll dieſes Krauts in einer maß weiſſen Weins ſiedet/ und davon dem kran- cken zu trincken gibet. So man zu dieſem Tranck ein wenig Honig thut/ ſoll es ein uͤber die maſſen heilſame und bewehrte Artz- ney ſeyn/ fuͤr die Sehrigkeit/ Schaͤdigung und Verletzung an heimlichen orten/ bey Mann und Weib/ denn es ſolcher orten die aͤuſſerſten Schaͤden heilet/ wie ſolches Nicolaus Agerius berichtet. Bauchfluß- rothe ruhr/ Weiber- fluß/ blut- ſpeyen/ na- ſenbluten. Sehrig- keit/ Schaͤ- digung uñ verletzung an heimli- chen orten bey Mann und Weib. Das deſtillierte Wegtritt-waſſer hat ein groſſes Lob uͤberkommen/ wider alle inner- und aͤuſſerliche Hitz/ wo dieſelbige nur zu ſpuͤhren iſt/ es ſeye an der Leber/ Magen/ Mutter/ Haupt/ Nieren/ oder anderen Gliedmaſſen/ ſtopfft alle Bauchfluͤß/ ro- the und weiſſe Ruhr/ ſo man 4. oder 5. loth davon trincket/ widerſtehet auch alſo dem drey- und vier-taͤgigen Fieber/ wenn man es vor dem Paroxyſmo oder Anſtoß des Fie- bers einnimt. So jemand ein gar ſtarcke Purgation eingenommen hat/ ſolle er von dieſem Jnner-uñ aͤuſſerliche Hitz der le- ber/ magẽ/ Mutter/ haupt/ nie- ren uñ an- dern Glie- derẽ/ bauch- fluͤß/ rothe und weiſſe ruhr/ drey- uñ viertaͤ- gig Fieber/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/823
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 807. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/823>, abgerufen am 03.12.2024.