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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] ziehen/ die Ruhren und Blutflüssen zu mäs-
sigen oder zu stillen/ und die allzu grosse
Schärffe des Geblüts zu linderen.

Gebrauch.

Die Dacteln werden nicht viel gebraucht.
Die Africaner/ bey denen sie gemein/ essen
Häisere
des Halfes.
Husten.
Leibs-
frucht stär-
cken.
Milch ver-
mehren.
sie wohl zeitig für die Häisere des Halses/
und den Husten. Jhre schwangeren Wei-
ber geniessen sie zu Stärckung der Leibes-
Frucht/ und die Kindbetterinnen zu Ver-
mehrung der Milch. Welche Nutzbarkeit
denn solche Früchte diesen Leuthen wohl ge-
ben können/ alß die nicht nur starcke Mägen/
sonderen auch einen viel herrlicheren und
kräfftiger verzehrenden Sawrteig darinnen
haben/ denn die Europaeer/ der[e]n schwächere
Mägen von solcher Frucht alle oberzehlte
Ungelegenheiten erwarten müssen.

Es. sind doch etliche her/ welche ein son-
derlich Mittel wider den brennenden Harn
Harn-
brennen.
Pulver
auß Dac-
teln.
auß den Dacteln auff folgende Weise berei-
ten. Nembt der Dacteln/ so viel ihr wollt/
raspelt oder feilet ihre Steinlein zu reinstem
Pulver/ das Fleisch zerschneidet in kleine
Stücklein/ dörret sie in dem Bachofen/
dadurch der saure Geist verzehret wird/ und
stoßt sie ebenmäßig zu subtilem Pulver/
dieses Pulver mischet wohl under einande-
ren/ thut gleiches Gewicht Zucker darzu/
mischt alles nachmahlen wohl zusammen/
und gebt dem Patienten alle Morgen und
Safft zu
obigem
Pulver
Abend drey Messer-spitz-voll in folgendem
Safft ein: Darzu nembt Lattich-See-
blumen-und Chamillen-Wasser/ jed zwey
Loth. Pappelen-Wasser/ ein und ein halb
Loth. Eibisch Syrup nach des Fernelii Ma-
nier gemacht 2. Loth. Violen-Syrup ein
Loth. Zimmet-wasser ein halb Loth. Mi-
schet alles wohl durcheinander.

Weilen die Dacteln eine stopffende Eigen-
schafft haben/ als kan man so wohl den
Trunck des Wassers/ darinnen sie gesot-
ten/ als auch ihr Pulver auff ein halb quintl.
schwär offt eingenommen/ zu Stillung al-
Bluten
der Nasen
guldenen
Aderen.
Blutspeyen.
Dick Ma-
genpflaster
lerhand Ruhren/ des vielen Blutens der
Nasen/ guldenen Aderen/ Blutflusses der
Weiberen/ Blut-speyen/ eingeben. Aeus-
serlich mag man auch die gedörrten Dacteln
mit Muscatnuß/ Mastix/ Wachholder-
beere und Zimmet zu Pulver stossen/ solches
zu Stil-
lung
under Quitten-Latwerg/ geröstete und ge-
pülverte Brot-rampff/ und ein wenig Saur-
teig wohl rühren/ alles zusammen in ro-
them Wein undereinander ein wenig zu di-
ckem Muß/ oder einem Cataplasma kochen/
Solches hernach dick zwischen ein doppel-
tes Tuch streichen/ und also warm über den
schwachen Magen und Bauch legen. Stil-
des Crbre-
brechens.
Grimmens.
Ruhren.
Verthei-
lung der
Winden.
let das Erbrechen/ Grimmen/ Ruhr/ und
rothe Ruhr/ stärcket den Magen/ verthei-
let die Wind und Blähungen.

Das Pulver von Dacteln gebrauchen sie
auch außwendig zu Reinigung der fressen-
den Schäden/ Zusammenziehung der gebro-
gifftige
Schäden.
chenen und schweissenden Aederlein/ davon
solche fressende Schäden immer underhal-
ten werden: Zu Verkleinerung des ange-
lauffenen und verschwollenen Halszäpf-
Zäpflein-
geschwulst.
leins/ wenn man das Pulver durch ein
Röhrlein daran blaßt.

[Spaltenumbruch]

Die Dacteln werden bey uns auch offt
im Wasser gesotten/ und das Wasser den zuD[ac]teln-
Wasser.

der Schwindsucht geneigten Kinderen zu
trincken gegeben/ damit sie davon Nah-
rung haben sollen. Wenn nun die Kinder
zu vielen und gefährlichen Durchbrüchen
geneigt/ mag man es wohl gebrauchen: so
sie aber den Verstopffungen mehr under-
worffen/ ist es höchst schädlich/ und magden Kinde-
ren schäd-
lich.

erst eine Verstopffung in den Milch-Aderen
des Gekröses/ dadurch der Nahrung-safft
natürlicher Weise gehen soll/ erwecken/ hie-
mit ein Abnehmen des Leibs verursachen.



CAPUT XXVII.
[Abbildung] Tamarinden. Tamarindi.
Namen.

DEr Tamarinden-Baum heißt auf
Lateinisch/ Tamarindus, J. B. Park.
Siliqua Arabica, quae Tamarindus,
C. B. Balam-pulli, seu Maderam-pulli, H.
Malab.
Englisch/ The Tamarind-Tree.

Die Tamarinden aber werden genennet/
Tamarindi, Dactyli Jndi, acidi. Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt].

Gestalt.

Herr Walter Schultzen beschre[i]bet in
dem 3. Buch seiner Ost-Jndischen Reise im
12. Cap. den Tamarindenbaum also. Die
Tamarinden/ so in vielen Jndianischen
Länderen gefunden wird/ wachst häuffig in
Bengalen.

Der Baum ist mehrentheils schön/ groß
und lustig anzusehen/ hat viel außgebreitete
hohe Zweig und Blätter: Er wachst leicht
auff/ und hat keiner sonderlichen Wartung
nöthig. Jch hab die Tamarinden-bäume/
wie bey uns die Lindenbäume an den Stras-
sen/ Märckten und Plätzen zur Lust auff-
wachsen gesehen. Die Blühte ist der Pfer-
sich oder Mandeln-blüte nicht ungleich/
werden aber endlich weisser: Auß dieser Blü-
te wachst hernach die Frucht länglicht/ aber
ein wenig krum herauß. Die Hülsen glei-
chen unsern inländischen Bohnen/ erst sind
sie grün/ hernach werden sie grau. Diese
Hülsen sind bey nahe eines Fingers lang.

Wenn

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] ziehen/ die Ruhren und Blutfluͤſſen zu maͤſ-
ſigen oder zu ſtillen/ und die allzu groſſe
Schaͤrffe des Gebluͤts zu linderen.

Gebrauch.

Die Dacteln werden nicht viel gebraucht.
Die Africaner/ bey denen ſie gemein/ eſſen
Haͤiſere
des Halfes.
Huſten.
Leibs-
frucht ſtaͤr-
cken.
Milch ver-
mehren.
ſie wohl zeitig fuͤr die Haͤiſere des Halſes/
und den Huſten. Jhre ſchwangeren Wei-
ber genieſſen ſie zu Staͤrckung der Leibes-
Frucht/ und die Kindbetterinnen zu Ver-
mehrung der Milch. Welche Nutzbarkeit
denn ſolche Fruͤchte dieſen Leuthen wohl ge-
ben koͤnnen/ alß die nicht nur ſtarcke Maͤgen/
ſonderen auch einen viel herꝛlicheren und
kraͤfftiger verzehrenden Sawrteig darinnen
haben/ denn die Europæer/ der[e]n ſchwaͤchere
Maͤgen von ſolcher Frucht alle oberzehlte
Ungelegenheiten erwarten muͤſſen.

Es. ſind doch etliche her/ welche ein ſon-
derlich Mittel wider den brennenden Harn
Harn-
brennen.
Pulver
auß Dac-
teln.
auß den Dacteln auff folgende Weiſe berei-
ten. Nembt der Dacteln/ ſo viel ihr wollt/
raſpelt oder feilet ihre Steinlein zu reinſtem
Pulver/ das Fleiſch zerſchneidet in kleine
Stuͤcklein/ doͤrꝛet ſie in dem Bachofen/
dadurch der ſaure Geiſt verzehret wird/ und
ſtoßt ſie ebenmaͤßig zu ſubtilem Pulver/
dieſes Pulver miſchet wohl under einande-
ren/ thut gleiches Gewicht Zucker darzu/
miſcht alles nachmahlen wohl zuſammen/
und gebt dem Patienten alle Morgen und
Safft zu
obigem
Pulver
Abend drey Meſſer-ſpitz-voll in folgendem
Safft ein: Darzu nembt Lattich-See-
blumen-und Chamillen-Waſſer/ jed zwey
Loth. Pappelen-Waſſer/ ein und ein halb
Loth. Eibiſch Syrup nach des Fernelii Ma-
nier gemacht 2. Loth. Violen-Syrup ein
Loth. Zimmet-waſſer ein halb Loth. Mi-
ſchet alles wohl durcheinander.

Weilen die Dacteln eine ſtopffende Eigen-
ſchafft haben/ als kan man ſo wohl den
Trunck des Waſſers/ darinnen ſie geſot-
ten/ als auch ihr Pulver auff ein halb quintl.
ſchwaͤr offt eingenommen/ zu Stillung al-
Bluten
der Naſen
guldenen
Aderen.
Blutſpeyẽ.
Dick Ma-
genpflaſter
lerhand Ruhren/ des vielen Blutens der
Naſen/ guldenen Aderen/ Blutfluſſes der
Weiberen/ Blut-ſpeyen/ eingeben. Aeuſ-
ſerlich mag man auch die gedoͤrꝛten Dacteln
mit Muſcatnuß/ Maſtix/ Wachholder-
beere und Zimmet zu Pulver ſtoſſen/ ſolches
zu Stil-
lung
under Quitten-Latwerg/ geroͤſtete und ge-
puͤlverte Brot-rampff/ und ein wenig Saur-
teig wohl ruͤhren/ alles zuſammen in ro-
them Wein undereinander ein wenig zu di-
ckem Muß/ oder einem Cataplaſma kochen/
Solches hernach dick zwiſchen ein doppel-
tes Tuch ſtreichen/ und alſo warm uͤber den
ſchwachen Magen und Bauch legen. Stil-
des Crbre-
brechens.
Grim̃ens.
Ruhren.
Verthei-
lung der
Winden.
let das Erbrechen/ Grimmen/ Ruhr/ und
rothe Ruhr/ ſtaͤrcket den Magen/ verthei-
let die Wind und Blaͤhungen.

Das Pulver von Dacteln gebrauchen ſie
auch außwendig zu Reinigung der freſſen-
den Schaͤden/ Zuſammenziehung der gebro-
gifftige
Schaͤden.
chenen und ſchweiſſenden Aederlein/ davon
ſolche freſſende Schaͤden immer underhal-
ten werden: Zu Verkleinerung des ange-
lauffenen und verſchwollenen Halszaͤpf-
Zaͤpflein-
geſchwulſt.
leins/ wenn man das Pulver durch ein
Roͤhrlein daran blaßt.

[Spaltenumbruch]

Die Dacteln werden bey uns auch offt
im Waſſer geſotten/ und das Waſſer den zuD[ac]teln-
Waſſer.

der Schwindſucht geneigten Kinderen zu
trincken gegeben/ damit ſie davon Nah-
rung haben ſollen. Wenn nun die Kinder
zu vielen und gefaͤhrlichen Durchbruͤchen
geneigt/ mag man es wohl gebrauchen: ſo
ſie aber den Verſtopffungen mehr under-
worffen/ iſt es hoͤchſt ſchaͤdlich/ und magden Kinde-
ren ſchaͤd-
lich.

erſt eine Verſtopffung in den Milch-Aderen
des Gekroͤſes/ dadurch der Nahrung-ſafft
natuͤrlicher Weiſe gehen ſoll/ erwecken/ hie-
mit ein Abnehmen des Leibs verurſachen.



CAPUT XXVII.
[Abbildung] Tamarinden. Tamarindi.
Namen.

DEr Tamarinden-Baum heißt auf
Lateiniſch/ Tamarindus, J. B. Park.
Siliqua Arabica, quæ Tamarindus,
C. B. Balam-pulli, ſeu Maderam-pulli, H.
Malab.
Engliſch/ The Tamarind-Tree.

Die Tamarinden aber werden genennet/
Tamarindi, Dactyli Jndi, acidi. Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].

Geſtalt.

Herꝛ Walter Schultzen beſchre[i]bet in
dem 3. Buch ſeiner Oſt-Jndiſchen Reiſe im
12. Cap. den Tamarindenbaum alſo. Die
Tamarinden/ ſo in vielen Jndianiſchen
Laͤnderen gefunden wird/ wachſt haͤuffig in
Bengalen.

Der Baum iſt mehrentheils ſchoͤn/ groß
und luſtig anzuſehen/ hat viel außgebreitete
hohe Zweig und Blaͤtter: Er wachſt leicht
auff/ und hat keiner ſonderlichen Wartung
noͤthig. Jch hab die Tamarinden-baͤume/
wie bey uns die Lindenbaͤume an den Straſ-
ſen/ Maͤrckten und Plaͤtzen zur Luſt auff-
wachſen geſehen. Die Bluͤhte iſt der Pfer-
ſich oder Mandeln-bluͤte nicht ungleich/
werden aber endlich weiſſer: Auß dieſer Bluͤ-
te wachſt hernach die Frucht laͤnglicht/ aber
ein wenig krum herauß. Die Huͤlſen glei-
chen unſern inlaͤndiſchen Bohnen/ erſt ſind
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Huͤlſen ſind bey nahe eines Fingers lang.

Wenn
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[66/0082] Das Erſte Buch/ ziehen/ die Ruhren und Blutfluͤſſen zu maͤſ- ſigen oder zu ſtillen/ und die allzu groſſe Schaͤrffe des Gebluͤts zu linderen. Gebrauch. Die Dacteln werden nicht viel gebraucht. Die Africaner/ bey denen ſie gemein/ eſſen ſie wohl zeitig fuͤr die Haͤiſere des Halſes/ und den Huſten. Jhre ſchwangeren Wei- ber genieſſen ſie zu Staͤrckung der Leibes- Frucht/ und die Kindbetterinnen zu Ver- mehrung der Milch. Welche Nutzbarkeit denn ſolche Fruͤchte dieſen Leuthen wohl ge- ben koͤnnen/ alß die nicht nur ſtarcke Maͤgen/ ſonderen auch einen viel herꝛlicheren und kraͤfftiger verzehrenden Sawrteig darinnen haben/ denn die Europæer/ deren ſchwaͤchere Maͤgen von ſolcher Frucht alle oberzehlte Ungelegenheiten erwarten muͤſſen. Haͤiſere des Halfes. Huſten. Leibs- frucht ſtaͤr- cken. Milch ver- mehren. Es. ſind doch etliche her/ welche ein ſon- derlich Mittel wider den brennenden Harn auß den Dacteln auff folgende Weiſe berei- ten. Nembt der Dacteln/ ſo viel ihr wollt/ raſpelt oder feilet ihre Steinlein zu reinſtem Pulver/ das Fleiſch zerſchneidet in kleine Stuͤcklein/ doͤrꝛet ſie in dem Bachofen/ dadurch der ſaure Geiſt verzehret wird/ und ſtoßt ſie ebenmaͤßig zu ſubtilem Pulver/ dieſes Pulver miſchet wohl under einande- ren/ thut gleiches Gewicht Zucker darzu/ miſcht alles nachmahlen wohl zuſammen/ und gebt dem Patienten alle Morgen und Abend drey Meſſer-ſpitz-voll in folgendem Safft ein: Darzu nembt Lattich-See- blumen-und Chamillen-Waſſer/ jed zwey Loth. Pappelen-Waſſer/ ein und ein halb Loth. Eibiſch Syrup nach des Fernelii Ma- nier gemacht 2. Loth. Violen-Syrup ein Loth. Zimmet-waſſer ein halb Loth. Mi- ſchet alles wohl durcheinander. Harn- brennen. Pulver auß Dac- teln. Safft zu obigem Pulver Weilen die Dacteln eine ſtopffende Eigen- ſchafft haben/ als kan man ſo wohl den Trunck des Waſſers/ darinnen ſie geſot- ten/ als auch ihr Pulver auff ein halb quintl. ſchwaͤr offt eingenommen/ zu Stillung al- lerhand Ruhren/ des vielen Blutens der Naſen/ guldenen Aderen/ Blutfluſſes der Weiberen/ Blut-ſpeyen/ eingeben. Aeuſ- ſerlich mag man auch die gedoͤrꝛten Dacteln mit Muſcatnuß/ Maſtix/ Wachholder- beere und Zimmet zu Pulver ſtoſſen/ ſolches under Quitten-Latwerg/ geroͤſtete und ge- puͤlverte Brot-rampff/ und ein wenig Saur- teig wohl ruͤhren/ alles zuſammen in ro- them Wein undereinander ein wenig zu di- ckem Muß/ oder einem Cataplaſma kochen/ Solches hernach dick zwiſchen ein doppel- tes Tuch ſtreichen/ und alſo warm uͤber den ſchwachen Magen und Bauch legen. Stil- let das Erbrechen/ Grimmen/ Ruhr/ und rothe Ruhr/ ſtaͤrcket den Magen/ verthei- let die Wind und Blaͤhungen. Bluten der Naſen guldenen Aderen. Blutſpeyẽ. Dick Ma- genpflaſter zu Stil- lung des Crbre- brechens. Grim̃ens. Ruhren. Verthei- lung der Winden. Das Pulver von Dacteln gebrauchen ſie auch außwendig zu Reinigung der freſſen- den Schaͤden/ Zuſammenziehung der gebro- chenen und ſchweiſſenden Aederlein/ davon ſolche freſſende Schaͤden immer underhal- ten werden: Zu Verkleinerung des ange- lauffenen und verſchwollenen Halszaͤpf- leins/ wenn man das Pulver durch ein Roͤhrlein daran blaßt. gifftige Schaͤden. Zaͤpflein- geſchwulſt. Die Dacteln werden bey uns auch offt im Waſſer geſotten/ und das Waſſer den zu der Schwindſucht geneigten Kinderen zu trincken gegeben/ damit ſie davon Nah- rung haben ſollen. Wenn nun die Kinder zu vielen und gefaͤhrlichen Durchbruͤchen geneigt/ mag man es wohl gebrauchen: ſo ſie aber den Verſtopffungen mehr under- worffen/ iſt es hoͤchſt ſchaͤdlich/ und mag erſt eine Verſtopffung in den Milch-Aderen des Gekroͤſes/ dadurch der Nahrung-ſafft natuͤrlicher Weiſe gehen ſoll/ erwecken/ hie- mit ein Abnehmen des Leibs verurſachen. Dacteln- Waſſer. den Kinde- ren ſchaͤd- lich. CAPUT XXVII. [Abbildung Tamarinden. Tamarindi. ] Namen. DEr Tamarinden-Baum heißt auf Lateiniſch/ Tamarindus, J. B. Park. Siliqua Arabica, quæ Tamarindus, C. B. Balam-pulli, ſeu Maderam-pulli, H. Malab. Engliſch/ The Tamarind-Tree. Die Tamarinden aber werden genennet/ Tamarindi, Dactyli Jndi, acidi. Griechiſch/ _. Geſtalt. Herꝛ Walter Schultzen beſchreibet in dem 3. Buch ſeiner Oſt-Jndiſchen Reiſe im 12. Cap. den Tamarindenbaum alſo. Die Tamarinden/ ſo in vielen Jndianiſchen Laͤnderen gefunden wird/ wachſt haͤuffig in Bengalen. Der Baum iſt mehrentheils ſchoͤn/ groß und luſtig anzuſehen/ hat viel außgebreitete hohe Zweig und Blaͤtter: Er wachſt leicht auff/ und hat keiner ſonderlichen Wartung noͤthig. Jch hab die Tamarinden-baͤume/ wie bey uns die Lindenbaͤume an den Straſ- ſen/ Maͤrckten und Plaͤtzen zur Luſt auff- wachſen geſehen. Die Bluͤhte iſt der Pfer- ſich oder Mandeln-bluͤte nicht ungleich/ werden aber endlich weiſſer: Auß dieſer Bluͤ- te wachſt hernach die Frucht laͤnglicht/ aber ein wenig krum herauß. Die Huͤlſen glei- chen unſern inlaͤndiſchen Bohnen/ erſt ſind ſie gruͤn/ hernach werden ſie grau. Dieſe Huͤlſen ſind bey nahe eines Fingers lang. Wenn

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/82>, abgerufen am 24.11.2024.