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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] und am allermeisten aber bey Zerhof/ ein meil
under Gamingen/ gegen Herrenalben und
Dürrestein. Sie blühet im Hewmonat. So
man sie in die Gärten pflantzet/ kommet sie
zierlich herfür. Leonhardus Fuchsius schrei-
bet/ man finde sie auch viel umb Rotenburg
am Necker. Johannes Bauhinus hat sie in
der Fürstl. Mümpelgartischen Herrschafft/
zwischen dem Dorff Jsle und Longeville/
wie auch umb Befort und Raupach ange-
troffen.

Eigenschafft.

Betonien-blätter und blümlein/ welche
man in dem Mäy und Brachmonat einzu-
samlen pflegt/ führen ein alkalisches bitter-
lichtes/ etwas balsamisches saltz/ und haben
dadurch die eigenschafft zu wärmen/ zu tröck-
nen/ das Haupt und Nerven zu stärcken/
die Brust/ Nieren und Mutter zu reinigen/
zu eröffnen/ zu erdünneren/ zu säuberen und
zu heilen. Die wurtzel muß in dem Voll-
mond des Aprill-monats: die blätter aber
zu end des Mäy/ oder im Brachmonat samt
den Blumen gesamlet werden.

Gebrauch.

Die Betonien ist in ihrer Krafft so für-
trefflich und berühmt/ daß auch des Römi-
schen Käysers Augusti Leib-Artzt/ Antonius
Musa,
ein Büchlein davon geschrieben/ und
daher ein Jtaliänisch sprichwort lautet: Tu
hai piu virtu, che non ha la Betonica,
Du hast
Koder auff
der brust
und lungen/
verstopffte
leber/ miltz
nierenstein
fallende
sucht/
schwindel/
Schlag/
Krampff/
zittern und
erstarren
der glieder/
kalte krack-
heiten des
Haupts/
schwacher
magen und
däwung/
Gelbsucht/
schwache
leibsfrucht
weisser
mutterfluß
Flüß des
Haupts.
mehr Tugend als die Betonien. Denn kei-
ne kranckheit den menschen angreiffen kan/
zu welcher die Betonien nicht nutzlich ge-
braucht wird.

Es hat die lange erfahrung bezeuget/ daß
die braune Betonien/ so man sie in weissen
Wein leget/ und darab trincket/ die Brust
und Lungen von allem Koder reinige/ die
verstopffte Leber und Miltz eröffne/ und den
Stein in den Nieren fort treibe. Also die-
net sie auch wider die fallende Sucht/ den
Schwindel/ Schlag/ Krampff/ das Zitte-
ren und erstarren der Glieder/ und alle kalte
kranckheiten des Haupts. Uber das stärcket
sie auch den schwachen Magen/ befürderet
die Däwung/ vertreibet die Gelbsucht/ er-
hält die Frucht im Leib/ und reiniget die
Mutter von dem weissen Fluß.

Das Pulver der Betonien-blumen in die
Nasen geschnupfft/ reiniget das Haupt von
den Flüssen.

Betonien-safft in frische wunden gethan/
Wunden
Haupt-
wunden.
behält sie rein/ und hefftet sie zu/ ist son-
derlich gut zu den wunden des Haupts.

Das destillierte Betonien-wasser stärcket
blöder un-
däwiger/
kalter/ ver-
schleimter
magen/ un-
willen/ ver-
stopffung
der Leber/
miltz/ was-
sersucht/
gelbsucht/
grieß/ sand
stein der
nieren und
blasen/ kal-
ter seich/
schwerlich
oder tröpf-
den blöden/ undäwigen/ kalten/ verschleim-
ten Magen/ stillet den Unwillen desselbigen/
eröffnet die verstopffung der Leber und Mil-
tzes/ wehret der Wassersucht und Gelbsucht/
reiniget die Nieren und Blasen vom Grieß/
Sand und Stein/ hilfft denen/ so mit dem
kalten Seich/ schwerlich oder tröpfling-har-
nen beschweret sind. Es erwärmet die kalte
Mutter/ reiniget die Brust und Lungen von
Koder und Eyter/ benimt den Husten/
stärckt und erwärmet das schwache und kal-
te Haupt/ verhindert den Schlag und die
fallende Sucht/ so man darvon nach belie-
ben ein paar loth trincket.

[Spaltenumbruch]

Die Conserva florum Betonicae, oder derlingharnen/
kalte mut-
ter Koder
auff der
brust/ lun-
gen/ husten
schwaches
und kaltes
haupt.
Conserva
florum
Betonicae.

Betonien blumen-zucker/ ist dienlich zu al-
len Kranckheiten/ in denen das destillierte
wasser gebraucht wird. Jnsonderheit aber
stärcket es das schwache Haupt/ Ma[g]en und
Glieder/ widerstehet der fallenden Sucht/
wendet die Ohnmachten des Hertzens/ ist de-
nen nutzlich/ so von dem Schlag berühret/
oder Lungensüchtig sind/ man soll davon
offt einer Muscatnuß groß nehmen.

Das in den Apothecken zubereitete Beto-Verstopff-
te leber/
gelb- und
wasser-
sucht/ böse
feuchtigkei-
ten des
magens/
schleim der
nieren.

nien-saltz eröfnet die verstopffte Leber/ be-
kommet wol in der Gelb- und Wassersucht/
verzehret die bösen feuchtigkeiten des Ma-
gens/ und treibt den Stein auß den Nieren
fort/ so man zehen gran in einem trüncklein
des destillierten Betonien-wassers einnimt.

Das in den Apothecken gemachte Beto-
nien-pflaster ist trefflich gut in den Haupt-
wunden übergelegt/ denn es bringet sie zurHaupt-
wunden-
spreissen
von der
hirnscha-
len.

heilung/ und ziehet die spreissen der Hirn-
schalen herauß/ soll deßhalben von den
Wund-Aertzten in solchen zufällen fleissig
gebraucht werden.

Wenn man dieses pflaster mit Jndiani-Schmer-
tzen des
Haupts.

schem Balsam/ Rauten-öl/ Agstein-öl/ dem
Tacamahaca-pflaster/ und dergleichen ver-
mischt/ hernach auff leder gestrichen/ auff
den rasierten scheitel des Haupts legt/ so
vertreibt es allen schmertzen des Haupts.

Die gedörrten blätter von diesem kraut/
lassen sich für Thee/ komlich und nutzlich
gebrauchen/ weilen sie einerley Tugenden
mit dem Thee haben.

Die mit Brantenwein davon außge-
zogene Essentz/ und hierauß endlich gemach-
tes Extractum, kan man in allen obangereg-
ten Kranckheiten sehr heilsamlich gebrau-
chen.

Man pflegt auß den blümlein der brau-
nen Betonien auch eine Tinctur mit dem
destillierten/ und durch den eigenen Spiritum
saurlicht gemachten Vitriol-wasser (istHaupt-
schmertzen/
migräne/
Flüsse/
Wunden-
Fieber/
fallende
sucht-

Phlegma Vitrioli spiritu proprio acidulatum)
zu bereiten/ welche in den Hauptschmertzen/
Flüssen/ Migräne/ und denen Fieberen/
welche auff Geschwär/ oder empfangene
wunden erfolgen/ ja in der fallenden Sucht
selbsten ein herrliches mittel ist/ 12. biß 20.
tropffen auff einmahl davon offteingenom-
men.

Der in den Apothecken gemachte Syrup
von Betonien/ hat schöne Tugenden in al-
len Haupt-kranckheiten/ wie auch bey hei-
lung der wunden und schäden/ man pflegt ihne
mit anderen Artzneyen vermischt einzugeben.

Die in dem Frühling frisch außgegrabe-
ne und geessene Betonien-wurtz solle das
Hirn dumm/ und den Menschen/ also wie der
Wein/ truncken machen.



CAPUT LXXIII.
Schartenkraut. Serratula tinctoria.
Namen.

SChartenkraut/ Ferber-scharten/ oder
Sichelkraut heißt Lateinisch/ Serra-
tula tinctoria, Serratula, Jacea aroma-
tica, Jacea caryophyllata, Serretta, Centauroi-
des aut Centaurium majus sylvestre Germani-
cum.
Jtaliänisch/ Serratola, Fior de tintore.

Fran-
J i i i i

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] und am allermeiſten aber bey Zerhof/ ein meil
under Gamingen/ gegen Herꝛenalben und
Duͤrꝛeſtein. Sie bluͤhet im Hewmonat. So
man ſie in die Gaͤrten pflantzet/ kommet ſie
zierlich herfuͤr. Leonhardus Fuchſius ſchrei-
bet/ man finde ſie auch viel umb Rotenburg
am Necker. Johannes Bauhinus hat ſie in
der Fuͤrſtl. Muͤmpelgartiſchen Herꝛſchafft/
zwiſchen dem Dorff Jsle und Longeville/
wie auch umb Befort und Raupach ange-
troffen.

Eigenſchafft.

Betonien-blaͤtter und bluͤmlein/ welche
man in dem Maͤy und Brachmonat einzu-
ſamlen pflegt/ fuͤhren ein alkaliſches bitter-
lichtes/ etwas balſamiſches ſaltz/ und haben
dadurch die eigenſchafft zu waͤrmen/ zu troͤck-
nen/ das Haupt und Nerven zu ſtaͤrcken/
die Bruſt/ Nieren und Mutter zu reinigen/
zu eroͤffnen/ zu erduͤnneren/ zu ſaͤuberen und
zu heilen. Die wurtzel muß in dem Voll-
mond des Aprill-monats: die blaͤtter aber
zu end des Maͤy/ oder im Brachmonat ſamt
den Blumen geſamlet werden.

Gebrauch.

Die Betonien iſt in ihrer Krafft ſo fuͤr-
trefflich und beruͤhmt/ daß auch des Roͤmi-
ſchen Kaͤyſers Auguſti Leib-Artzt/ Antonius
Muſa,
ein Buͤchlein davon geſchrieben/ und
daher ein Jtaliaͤniſch ſprichwort lautet: Tu
hai più virtù, che non hà la Betonica,
Du haſt
Koder auff
der bruſt
uñ lungen/
verſtopffte
leber/ miltz
nierenſtein
fallende
ſucht/
ſchwindel/
Schlag/
Krampff/
zittern und
erſtarꝛen
deꝛ glieder/
kalte krãck-
heiten des
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ſchwacher
magen uñ
daͤwung/
Gelbſucht/
ſchwache
leibsfrucht
weiſſer
mutterfluß
Fluͤß des
Haupts.
mehr Tugend als die Betonien. Denn kei-
ne kranckheit den menſchen angreiffen kan/
zu welcher die Betonien nicht nutzlich ge-
braucht wird.

Es hat die lange erfahrung bezeuget/ daß
die braune Betonien/ ſo man ſie in weiſſen
Wein leget/ und darab trincket/ die Bruſt
und Lungen von allem Koder reinige/ die
verſtopffte Leber und Miltz eroͤffne/ und den
Stein in den Nieren fort treibe. Alſo die-
net ſie auch wider die fallende Sucht/ den
Schwindel/ Schlag/ Krampff/ das Zitte-
ren und erſtarꝛen der Glieder/ und alle kalte
kranckheiten des Haupts. Uber das ſtaͤrcket
ſie auch den ſchwachen Magen/ befuͤrderet
die Daͤwung/ vertreibet die Gelbſucht/ er-
haͤlt die Frucht im Leib/ und reiniget die
Mutter von dem weiſſen Fluß.

Das Pulver der Betonien-blumen in die
Naſen geſchnupfft/ reiniget das Haupt von
den Fluͤſſen.

Betonien-ſafft in friſche wunden gethan/
Wunden
Haupt-
wunden.
behaͤlt ſie rein/ und hefftet ſie zu/ iſt ſon-
derlich gut zu den wunden des Haupts.

Das deſtillierte Betonien-waſſer ſtaͤrcket
bloͤder un-
daͤwiger/
kalter/ ver-
ſchleimter
magen/ un-
willen/ ver-
ſtopffung
der Leber/
miltz/ waſ-
ſerſucht/
gelbſucht/
grieß/ ſand
ſtein der
nieren und
blaſen/ kal-
ter ſeich/
ſchwerlich
oder troͤpf-
den bloͤden/ undaͤwigen/ kalten/ verſchleim-
ten Magen/ ſtillet den Unwillen deſſelbigen/
eroͤffnet die verſtopffung der Leber und Mil-
tzes/ wehret der Waſſerſucht und Gelbſucht/
reiniget die Nieren und Blaſen vom Grieß/
Sand und Stein/ hilfft denen/ ſo mit dem
kalten Seich/ ſchwerlich oder troͤpfling-har-
nen beſchweret ſind. Es erwaͤrmet die kalte
Mutter/ reiniget die Bruſt und Lungen von
Koder und Eyter/ benimt den Huſten/
ſtaͤrckt und erwaͤrmet das ſchwache und kal-
te Haupt/ verhindert den Schlag und die
fallende Sucht/ ſo man darvon nach belie-
ben ein paar loth trincket.

[Spaltenumbruch]

Die Conſerva florum Betonicæ, oder derlingharnẽ/
kalte mut-
ter Koder
auff der
bruſt/ lun-
gen/ huſten
ſchwaches
und kaltes
haupt.
Conſerva
florum
Betonicæ.

Betonien blumen-zucker/ iſt dienlich zu al-
len Kranckheiten/ in denen das deſtillierte
waſſer gebraucht wird. Jnſonderheit aber
ſtaͤrcket es das ſchwache Haupt/ Ma[g]en und
Glieder/ widerſtehet der fallenden Sucht/
wendet die Ohnmachten des Hertzens/ iſt de-
nen nutzlich/ ſo von dem Schlag beruͤhret/
oder Lungenſuͤchtig ſind/ man ſoll davon
offt einer Muſcatnuß groß nehmen.

Das in den Apothecken zubereitete Beto-Verſtopff-
te leber/
gelb- und
waſſer-
ſucht/ boͤſe
feuchtigkei-
ten des
magens/
ſchleim der
nieren.

nien-ſaltz eroͤfnet die verſtopffte Leber/ be-
kommet wol in der Gelb- und Waſſerſucht/
verzehret die boͤſen feuchtigkeiten des Ma-
gens/ und treibt den Stein auß den Nieren
fort/ ſo man zehen gran in einem truͤncklein
des deſtillierten Betonien-waſſers einnimt.

Das in den Apothecken gemachte Beto-
nien-pflaſter iſt trefflich gut in den Haupt-
wunden uͤbergelegt/ denn es bringet ſie zurHaupt-
wunden-
ſpreiſſen
von der
hirnſcha-
len.

heilung/ und ziehet die ſpreiſſen der Hirn-
ſchalen herauß/ ſoll deßhalben von den
Wund-Aertzten in ſolchen zufaͤllen fleiſſig
gebraucht werden.

Wenn man dieſes pflaſter mit Jndiani-Schmer-
tzen des
Haupts.

ſchem Balſam/ Rauten-oͤl/ Agſtein-oͤl/ dem
Tacamahaca-pflaſter/ und dergleichen ver-
miſcht/ hernach auff leder geſtrichen/ auff
den raſierten ſcheitel des Haupts legt/ ſo
vertreibt es allen ſchmertzen des Haupts.

Die gedoͤrꝛten blaͤtter von dieſem kraut/
laſſen ſich fuͤr Thee/ komlich und nutzlich
gebrauchen/ weilen ſie einerley Tugenden
mit dem Thee haben.

Die mit Brantenwein davon außge-
zogene Eſſentz/ und hierauß endlich gemach-
tes Extractum, kan man in allen obangereg-
ten Kranckheiten ſehr heilſamlich gebrau-
chen.

Man pflegt auß den bluͤmlein der brau-
nen Betonien auch eine Tinctur mit dem
deſtillierten/ und durch den eigenen Spiritum
ſaurlicht gemachten Vitriol-waſſer (iſtHaupt-
ſchmeꝛtzen/
migraͤne/
Fluͤſſe/
Wunden-
Fieber/
fallende
ſucht-

Phlegma Vitrioli ſpiritu proprio acidulatum)
zu bereiten/ welche in den Hauptſchmertzen/
Fluͤſſen/ Migraͤne/ und denen Fieberen/
welche auff Geſchwaͤr/ oder empfangene
wunden erfolgen/ ja in der fallenden Sucht
ſelbſten ein herꝛliches mittel iſt/ 12. biß 20.
tropffen auff einmahl davon offteingenom-
men.

Der in den Apothecken gemachte Syrup
von Betonien/ hat ſchoͤne Tugenden in al-
len Haupt-kranckheiten/ wie auch bey hei-
lung der wunden uñ ſchaͤden/ man pflegt ihne
mit anderen Artzneyen vermiſcht einzugeben.

Die in dem Fruͤhling friſch außgegrabe-
ne und geeſſene Betonien-wurtz ſolle das
Hirn dumm/ und den Menſchen/ alſo wie der
Wein/ truncken machen.



CAPUT LXXIII.
Schartenkraut. Serratula tinctoria.
Namen.

SChartenkraut/ Ferber-ſcharten/ oder
Sichelkraut heißt Lateiniſch/ Serra-
tula tinctoria, Serratula, Jacea aroma-
tica, Jacea caryophyllata, Serretta, Centauroi-
des aut Centaurium majus ſylveſtre Germani-
cum.
Jtaliaͤniſch/ Serratola, Fior de tintore.

Fran-
J i i i i
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[801/0817] Von den Kraͤuteren. und am allermeiſten aber bey Zerhof/ ein meil under Gamingen/ gegen Herꝛenalben und Duͤrꝛeſtein. Sie bluͤhet im Hewmonat. So man ſie in die Gaͤrten pflantzet/ kommet ſie zierlich herfuͤr. Leonhardus Fuchſius ſchrei- bet/ man finde ſie auch viel umb Rotenburg am Necker. Johannes Bauhinus hat ſie in der Fuͤrſtl. Muͤmpelgartiſchen Herꝛſchafft/ zwiſchen dem Dorff Jsle und Longeville/ wie auch umb Befort und Raupach ange- troffen. Eigenſchafft. Betonien-blaͤtter und bluͤmlein/ welche man in dem Maͤy und Brachmonat einzu- ſamlen pflegt/ fuͤhren ein alkaliſches bitter- lichtes/ etwas balſamiſches ſaltz/ und haben dadurch die eigenſchafft zu waͤrmen/ zu troͤck- nen/ das Haupt und Nerven zu ſtaͤrcken/ die Bruſt/ Nieren und Mutter zu reinigen/ zu eroͤffnen/ zu erduͤnneren/ zu ſaͤuberen und zu heilen. Die wurtzel muß in dem Voll- mond des Aprill-monats: die blaͤtter aber zu end des Maͤy/ oder im Brachmonat ſamt den Blumen geſamlet werden. Gebrauch. Die Betonien iſt in ihrer Krafft ſo fuͤr- trefflich und beruͤhmt/ daß auch des Roͤmi- ſchen Kaͤyſers Auguſti Leib-Artzt/ Antonius Muſa, ein Buͤchlein davon geſchrieben/ und daher ein Jtaliaͤniſch ſprichwort lautet: Tu hai più virtù, che non hà la Betonica, Du haſt mehr Tugend als die Betonien. Denn kei- ne kranckheit den menſchen angreiffen kan/ zu welcher die Betonien nicht nutzlich ge- braucht wird. Koder auff der bruſt uñ lungen/ verſtopffte leber/ miltz nierenſtein fallende ſucht/ ſchwindel/ Schlag/ Krampff/ zittern und erſtarꝛen deꝛ glieder/ kalte krãck- heiten des Haupts/ ſchwacher magen uñ daͤwung/ Gelbſucht/ ſchwache leibsfrucht weiſſer mutterfluß Fluͤß des Haupts. Es hat die lange erfahrung bezeuget/ daß die braune Betonien/ ſo man ſie in weiſſen Wein leget/ und darab trincket/ die Bruſt und Lungen von allem Koder reinige/ die verſtopffte Leber und Miltz eroͤffne/ und den Stein in den Nieren fort treibe. Alſo die- net ſie auch wider die fallende Sucht/ den Schwindel/ Schlag/ Krampff/ das Zitte- ren und erſtarꝛen der Glieder/ und alle kalte kranckheiten des Haupts. Uber das ſtaͤrcket ſie auch den ſchwachen Magen/ befuͤrderet die Daͤwung/ vertreibet die Gelbſucht/ er- haͤlt die Frucht im Leib/ und reiniget die Mutter von dem weiſſen Fluß. Das Pulver der Betonien-blumen in die Naſen geſchnupfft/ reiniget das Haupt von den Fluͤſſen. Betonien-ſafft in friſche wunden gethan/ behaͤlt ſie rein/ und hefftet ſie zu/ iſt ſon- derlich gut zu den wunden des Haupts. Wunden Haupt- wunden. Das deſtillierte Betonien-waſſer ſtaͤrcket den bloͤden/ undaͤwigen/ kalten/ verſchleim- ten Magen/ ſtillet den Unwillen deſſelbigen/ eroͤffnet die verſtopffung der Leber und Mil- tzes/ wehret der Waſſerſucht und Gelbſucht/ reiniget die Nieren und Blaſen vom Grieß/ Sand und Stein/ hilfft denen/ ſo mit dem kalten Seich/ ſchwerlich oder troͤpfling-har- nen beſchweret ſind. Es erwaͤrmet die kalte Mutter/ reiniget die Bruſt und Lungen von Koder und Eyter/ benimt den Huſten/ ſtaͤrckt und erwaͤrmet das ſchwache und kal- te Haupt/ verhindert den Schlag und die fallende Sucht/ ſo man darvon nach belie- ben ein paar loth trincket. bloͤder un- daͤwiger/ kalter/ ver- ſchleimter magen/ un- willen/ ver- ſtopffung der Leber/ miltz/ waſ- ſerſucht/ gelbſucht/ grieß/ ſand ſtein der nieren und blaſen/ kal- ter ſeich/ ſchwerlich oder troͤpf- Die Conſerva florum Betonicæ, oder der Betonien blumen-zucker/ iſt dienlich zu al- len Kranckheiten/ in denen das deſtillierte waſſer gebraucht wird. Jnſonderheit aber ſtaͤrcket es das ſchwache Haupt/ Magen und Glieder/ widerſtehet der fallenden Sucht/ wendet die Ohnmachten des Hertzens/ iſt de- nen nutzlich/ ſo von dem Schlag beruͤhret/ oder Lungenſuͤchtig ſind/ man ſoll davon offt einer Muſcatnuß groß nehmen. lingharnẽ/ kalte mut- ter Koder auff der bruſt/ lun- gen/ huſten ſchwaches und kaltes haupt. Conſerva florum Betonicæ. Das in den Apothecken zubereitete Beto- nien-ſaltz eroͤfnet die verſtopffte Leber/ be- kommet wol in der Gelb- und Waſſerſucht/ verzehret die boͤſen feuchtigkeiten des Ma- gens/ und treibt den Stein auß den Nieren fort/ ſo man zehen gran in einem truͤncklein des deſtillierten Betonien-waſſers einnimt. Verſtopff- te leber/ gelb- und waſſer- ſucht/ boͤſe feuchtigkei- ten des magens/ ſchleim der nieren. Das in den Apothecken gemachte Beto- nien-pflaſter iſt trefflich gut in den Haupt- wunden uͤbergelegt/ denn es bringet ſie zur heilung/ und ziehet die ſpreiſſen der Hirn- ſchalen herauß/ ſoll deßhalben von den Wund-Aertzten in ſolchen zufaͤllen fleiſſig gebraucht werden. Haupt- wunden- ſpreiſſen von der hirnſcha- len. Wenn man dieſes pflaſter mit Jndiani- ſchem Balſam/ Rauten-oͤl/ Agſtein-oͤl/ dem Tacamahaca-pflaſter/ und dergleichen ver- miſcht/ hernach auff leder geſtrichen/ auff den raſierten ſcheitel des Haupts legt/ ſo vertreibt es allen ſchmertzen des Haupts. Schmer- tzen des Haupts. Die gedoͤrꝛten blaͤtter von dieſem kraut/ laſſen ſich fuͤr Thee/ komlich und nutzlich gebrauchen/ weilen ſie einerley Tugenden mit dem Thee haben. Die mit Brantenwein davon außge- zogene Eſſentz/ und hierauß endlich gemach- tes Extractum, kan man in allen obangereg- ten Kranckheiten ſehr heilſamlich gebrau- chen. Man pflegt auß den bluͤmlein der brau- nen Betonien auch eine Tinctur mit dem deſtillierten/ und durch den eigenen Spiritum ſaurlicht gemachten Vitriol-waſſer (iſt Phlegma Vitrioli ſpiritu proprio acidulatum) zu bereiten/ welche in den Hauptſchmertzen/ Fluͤſſen/ Migraͤne/ und denen Fieberen/ welche auff Geſchwaͤr/ oder empfangene wunden erfolgen/ ja in der fallenden Sucht ſelbſten ein herꝛliches mittel iſt/ 12. biß 20. tropffen auff einmahl davon offteingenom- men. Haupt- ſchmeꝛtzen/ migraͤne/ Fluͤſſe/ Wunden- Fieber/ fallende ſucht- Der in den Apothecken gemachte Syrup von Betonien/ hat ſchoͤne Tugenden in al- len Haupt-kranckheiten/ wie auch bey hei- lung der wunden uñ ſchaͤden/ man pflegt ihne mit anderen Artzneyen vermiſcht einzugeben. Die in dem Fruͤhling friſch außgegrabe- ne und geeſſene Betonien-wurtz ſolle das Hirn dumm/ und den Menſchen/ alſo wie der Wein/ truncken machen. CAPUT LXXIII. Schartenkraut. Serratula tinctoria. Namen. SChartenkraut/ Ferber-ſcharten/ oder Sichelkraut heißt Lateiniſch/ Serra- tula tinctoria, Serratula, Jacea aroma- tica, Jacea caryophyllata, Serretta, Centauroi- des aut Centaurium majus ſylveſtre Germani- cum. Jtaliaͤniſch/ Serratola, Fior de tintore. Fran- J i i i i

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/817>, abgerufen am 22.11.2024.