Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] bey. Es wächßt in Teutschland/ Franck-
reich und durchgehends auff den matten.

[Abbildung] Wolriechend Scharlachkraut. Hormi-
num Sclaraea dictum.

3. Das wolriechend Scharlachkraut/
Horminum Sclaraea dictum, C. B. sativum vul-
gare s. Sclaraea, Park. Gallitrichum sativum,
J. B.
Uberkomt grössere und breitere blätter
als das zahme/ werden darzu etwas rauch/
krauß/ aschenfarb-grün. Der stengel ist
dicker/ haarig/ starck/ viereckicht/ über elen-
hoch. Mitten an vom stengel entspringen
viel zweiglein mit geährten/ weiß-blauen
und wolriechenden blumen/ darauß die
schöttlein wachsen/ darinnen steckt schwar-
tzer runder und durchscheinender same. Die
wurtzel ist schwartzlicht/ zerspalten/ und ge-
het nicht tieff in das erdreich. Es wächßt
an dürren und ungebauten orten/ etwan
auch auff den Mauren/ wird wegen seines
lieblichen geruchs in die Lustgärten gepflan-
tzet/ darinnen es denn hoch auffwächßt.

4. Das Syrisch Scharlachkraut/ Hor-
minum Syriacum, C. B. Gallitrichum exoti-
cum flore magno albo, J. B.
Hat einen vier-
eckichten stengel mit subtilen Haaren/ wel-
cher sich in Neben-zincklein zertheilet/ und
höher als ein elen wächßt. Die undern blät-
ter sind rauchlicht/ gefaltet/ einer spannen
lang und breit/ die obern aber werden schmal/
länglicht und glatt. Die blumen erscheinen
weiß/ ein gesätze über das ander. Der graue/
kleine same ligt in seinem hülßlein/ ist mit
rothen ripplein begabet/ auch hin und wider
mit schwartzen linien besprengt. Er gibt kei-
nen geruch von sich/ und schmeltzet unter
der Zungen wie der Basilien-samen/ aber
das kraut/ welches von dem samen leichtlich
wächßt/ wenn es seine blumen trägt/ gibt
einen lieblichen/ und der Basilien umb et-
was ähnlichen geruch von sich. Bernhar-
[Spaltenumbruch] dus Paludanus
hat es im Jahr 1578. auß Sy-
rien gebracht/ von welchem es Camerarius
empfangen/ und zu Nürenberg in seinem
Garten gepflantzet. Es wird auch in dem
Fürstlichen Eystättischen Lustgarten ange-
troffen.

5. Das gelbe Scharlachkraut/ Hormi-
num luteum glutinosum, C. B. Galeopsis spe-
cies, lutea, viscida, odorata, nemorensis, J. B.

Hat viereckichte und etwas haarige stengel.
Die blätter sind klebicht/ und am umbkreiß
wie eine Sägen gekerfft. Die blumen er-
scheinen gelb/ der samen wird schwartzlicht/
die wurtzel ist daurhafft/ zaßlicht/ und blei-
bet viel Jahr. Es wächßt in Jtalien auff
den Tridentinischen Alp-gebürgen/ dahero
es auch Jtaliänisch oder Tridentinisch
Scharlachkraut genennet wird. Man fin-
det es allhier auff dem Muttentzer-berg. Jn
Holland pflantzt man es an etlichen orten
in die Gärten. Es wird in Ungarn auff
allen Hügeln und Bergen angetroffen.
Wächßt auch hin und wider in Oesterreich/
dahero es auch in dem Eystättischen Lust-
garten gezielet worden. Es gibt ein geruch
wie der Kampfer von sich. Sein außge-
truckter Safft reiniget die faulen bösen schä-
den und bewahret sie vor dem kalten brand.

6. Das Oesterreichische Scharlachkraut/
Horminum sylvestre salviaefolium minus, C. B.
Gallitrichum glabrum folio Salviae flore pur-
pureo, J. B.
Hat eine grosse daurhaffte und
daumens-dicke wurtzel/ so mit einer schwar-
tzen Rinden überzogen ist/ und alle jahr neue
schoß herfür bringet/ auß welcher etliche/
viereckichte/ starcke/ gestriemte/ und etwas
haarige stengel entspringen/ die bißweilen
elen-hoch wachsen. Seine blätter werden
groß/ haarig/ gespitzt/ runtzlicht/ und am
umbkreiß wie ein sägen gekerfft. Die neben-
zweiglein sind mit purpurfarben Blumen
würtelweiß biß oben auß gezieret/ dahero sie
sich einer gebogenen oder schwanckenden ähre
vergleichen. Der kleine schwartze samen ligt
in seinem hülßlein/ es blühet im Brach-
monat. Man findets hin und wider an den
strassen umb Wien in Oestereich/ wie auch
auff den Berg-Matten/ bey den berühmten
Klösteren Maria-zell und H. Creutz/ und
anderen bergichten orten in Oestereich und
Steyrmarck.

7. Das Wiesen-Scharlachkraut/ Hor-
minum sylvestre majus foliis profundius inci-
sis, C. B. Gallitrichum sylvestre coma vire-
scente, J. B.
hat kleinere stengel alß das fünf-
te/ sie sind jedoch auch viereckicht und haa-
rig. Die blätter werden auch kleiner/ ablang/
und tieffer zerschnitten. Die wohlriechende
blumen erscheinen himmelblaw/ und zu zei-
ten weiß oder leibfarb. Seine zeitigen schöt-
lein schwancken nidsich/ und halten ein
schwartzen samen in sich/ die wurtzeln sind
schwartz und zaßlicht. Es wächßt in
Teutschland auff den trockenen Wiesen/ in
Böhmen wird es häuffig auff den grasich-
ten büheln und am rand der äckeren ge-
funden.

8. Das Candische Scharlach-kraut/ Hor-
minum minus supinum Creticum, Park. C. B.
Gallitrichum flore minimo albo, J. B.
hat ein
schuh-hohen/ haarigen/ und viereckichten

stengel/

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] bey. Es waͤchßt in Teutſchland/ Franck-
reich und durchgehends auff den matten.

[Abbildung] Wolriechend Scharlachkraut. Hormi-
num Sclaræa dictum.

3. Das wolriechend Scharlachkraut/
Horminum Sclaræa dictum, C. B. ſativum vul-
gare ſ. Sclaræa, Park. Gallitrichum ſativum,
J. B.
Uberkomt groͤſſere und breitere blaͤtter
als das zahme/ werden darzu etwas rauch/
krauß/ aſchenfarb-gruͤn. Der ſtengel iſt
dicker/ haarig/ ſtarck/ viereckicht/ uͤber elen-
hoch. Mitten an vom ſtengel entſpringen
viel zweiglein mit geaͤhrten/ weiß-blauen
und wolriechenden blumen/ darauß die
ſchoͤttlein wachſen/ darinnen ſteckt ſchwar-
tzer runder und durchſcheinender ſame. Die
wurtzel iſt ſchwartzlicht/ zerſpalten/ und ge-
het nicht tieff in das erdreich. Es waͤchßt
an duͤrꝛen und ungebauten orten/ etwan
auch auff den Mauren/ wird wegen ſeines
lieblichen geruchs in die Luſtgaͤrten gepflan-
tzet/ darinnen es denn hoch auffwaͤchßt.

4. Das Syriſch Scharlachkraut/ Hor-
minum Syriacum, C. B. Gallitrichum exoti-
cum flore magno albo, J. B.
Hat einen vier-
eckichten ſtengel mit ſubtilen Haaren/ wel-
cher ſich in Neben-zincklein zertheilet/ und
hoͤher als ein elen waͤchßt. Die undern blaͤt-
ter ſind rauchlicht/ gefaltet/ einer ſpannen
lang und breit/ die obern aber werden ſchmal/
laͤnglicht und glatt. Die blumen erſcheinen
weiß/ ein geſaͤtze uͤber das ander. Der graue/
kleine ſame ligt in ſeinem huͤlßlein/ iſt mit
rothen ripplein begabet/ auch hin und wider
mit ſchwartzen linien beſprengt. Er gibt kei-
nen geruch von ſich/ und ſchmeltzet unter
der Zungen wie der Baſilien-ſamen/ aber
das kraut/ welches von dem ſamen leichtlich
waͤchßt/ wenn es ſeine blumen traͤgt/ gibt
einen lieblichen/ und der Baſilien umb et-
was aͤhnlichen geruch von ſich. Bernhar-
[Spaltenumbruch] dus Paludanus
hat es im Jahr 1578. auß Sy-
rien gebracht/ von welchem es Camerarius
empfangen/ und zu Nuͤrenberg in ſeinem
Garten gepflantzet. Es wird auch in dem
Fuͤrſtlichen Eyſtaͤttiſchen Luſtgarten ange-
troffen.

5. Das gelbe Scharlachkraut/ Hormi-
num luteum glutinoſum, C. B. Galeopſis ſpe-
cies, lutea, viſcida, odorata, nemorenſis, J. B.

Hat viereckichte und etwas haarige ſtengel.
Die blaͤtter ſind klebicht/ und am umbkreiß
wie eine Saͤgen gekerfft. Die blumen er-
ſcheinen gelb/ der ſamen wird ſchwartzlicht/
die wurtzel iſt daurhafft/ zaßlicht/ und blei-
bet viel Jahr. Es waͤchßt in Jtalien auff
den Tridentiniſchen Alp-gebuͤrgen/ dahero
es auch Jtaliaͤniſch oder Tridentiniſch
Scharlachkraut genennet wird. Man fin-
det es allhier auff dem Muttentzer-berg. Jn
Holland pflantzt man es an etlichen orten
in die Gaͤrten. Es wird in Ungarn auff
allen Huͤgeln und Bergen angetroffen.
Waͤchßt auch hin und wider in Oeſterꝛeich/
dahero es auch in dem Eyſtaͤttiſchen Luſt-
garten gezielet worden. Es gibt ein geruch
wie der Kampfer von ſich. Sein außge-
truckter Safft reiniget die faulen boͤſen ſchaͤ-
den und bewahret ſie vor dem kalten brand.

6. Das Oeſterꝛeichiſche Scharlachkraut/
Horminum ſylveſtre ſalviæfolium minus, C. B.
Gallitrichum glabrum folio Salviæ flore pur-
pureo, J. B.
Hat eine groſſe daurhaffte und
daumens-dicke wurtzel/ ſo mit einer ſchwar-
tzen Rinden uͤberzogen iſt/ und alle jahr neue
ſchoß herfuͤr bringet/ auß welcher etliche/
viereckichte/ ſtarcke/ geſtriemte/ und etwas
haarige ſtengel entſpringen/ die bißweilen
elen-hoch wachſen. Seine blaͤtter werden
groß/ haarig/ geſpitzt/ runtzlicht/ und am
umbkreiß wie ein ſaͤgen gekerfft. Die neben-
zweiglein ſind mit purpurfarben Blumen
wuͤrtelweiß biß oben auß gezieret/ dahero ſie
ſich einer gebogenẽ oder ſchwanckenden aͤhre
vergleichen. Der kleine ſchwartze ſamen ligt
in ſeinem huͤlßlein/ es bluͤhet im Brach-
monat. Man findets hin und wider an den
ſtraſſen umb Wien in Oeſtereich/ wie auch
auff den Berg-Matten/ bey den beruͤhmten
Kloͤſteren Maria-zell und H. Creutz/ und
anderen bergichten orten in Oeſtereich und
Steyrmarck.

7. Das Wieſen-Scharlachkraut/ Hor-
minum ſylveſtre majus foliis profundiùs inci-
ſis, C. B. Gallitrichum ſylveſtre comâ vire-
ſcente, J. B.
hat kleinere ſtengel alß das fuͤnf-
te/ ſie ſind jedoch auch viereckicht und haa-
rig. Die blaͤtter werden auch kleiner/ ablang/
und tieffer zerſchnitten. Die wohlriechende
blumen erſcheinen himmelblaw/ und zu zei-
ten weiß oder leibfarb. Seine zeitigen ſchoͤt-
lein ſchwancken nidſich/ und halten ein
ſchwartzen ſamen in ſich/ die wurtzeln ſind
ſchwartz und zaßlicht. Es waͤchßt in
Teutſchland auff den trockenen Wieſen/ in
Boͤhmen wird es haͤuffig auff den graſich-
ten buͤheln und am rand der aͤckeren ge-
funden.

8. Das Candiſche Scharlach-kraut/ Hor-
minum minus ſupinum Creticum, Park. C. B.
Gallitrichum flore minimo albo, J. B.
hat ein
ſchuh-hohen/ haarigen/ und viereckichten

ſtengel/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0792" n="776"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Vierte Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
bey. Es wa&#x0364;chßt in Teut&#x017F;chland/ Franck-<lb/>
reich und durchgehends auff den matten.</p><lb/>
            <figure>
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Wolriechend Scharlachkraut.</hi> <hi rendition="#aq">Hormi-<lb/>
num Sclaræa dictum.</hi> </hi> </head><lb/>
            </figure>
            <p>3. Das wolriechend Scharlachkraut/<lb/><hi rendition="#aq">Horminum Sclaræa dictum, <hi rendition="#i">C. B.</hi> &#x017F;ativum vul-<lb/>
gare &#x017F;. Sclaræa, <hi rendition="#i">Park.</hi> Gallitrichum &#x017F;ativum,<lb/><hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> Uberkomt gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere und breitere bla&#x0364;tter<lb/>
als das zahme/ werden darzu etwas rauch/<lb/>
krauß/ a&#x017F;chenfarb-gru&#x0364;n. Der &#x017F;tengel i&#x017F;t<lb/>
dicker/ haarig/ &#x017F;tarck/ viereckicht/ u&#x0364;ber elen-<lb/>
hoch. Mitten an vom &#x017F;tengel ent&#x017F;pringen<lb/>
viel zweiglein mit gea&#x0364;hrten/ weiß-blauen<lb/>
und wolriechenden blumen/ darauß die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ttlein wach&#x017F;en/ darinnen &#x017F;teckt &#x017F;chwar-<lb/>
tzer runder und durch&#x017F;cheinender &#x017F;ame. Die<lb/>
wurtzel i&#x017F;t &#x017F;chwartzlicht/ zer&#x017F;palten/ und ge-<lb/>
het nicht tieff in das erdreich. Es wa&#x0364;chßt<lb/>
an du&#x0364;r&#xA75B;en und ungebauten orten/ etwan<lb/>
auch auff den Mauren/ wird wegen &#x017F;eines<lb/>
lieblichen geruchs in die Lu&#x017F;tga&#x0364;rten gepflan-<lb/>
tzet/ darinnen es denn hoch auffwa&#x0364;chßt.</p><lb/>
            <p>4. Das Syri&#x017F;ch Scharlachkraut/ <hi rendition="#aq">Hor-<lb/>
minum Syriacum, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Gallitrichum exoti-<lb/>
cum flore magno albo, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> Hat einen vier-<lb/>
eckichten &#x017F;tengel mit &#x017F;ubtilen Haaren/ wel-<lb/>
cher &#x017F;ich in Neben-zincklein zertheilet/ und<lb/>
ho&#x0364;her als ein elen wa&#x0364;chßt. Die undern bla&#x0364;t-<lb/>
ter &#x017F;ind rauchlicht/ gefaltet/ einer &#x017F;pannen<lb/>
lang und breit/ die obern aber werden &#x017F;chmal/<lb/>
la&#x0364;nglicht und glatt. Die blumen er&#x017F;cheinen<lb/>
weiß/ ein ge&#x017F;a&#x0364;tze u&#x0364;ber das ander. Der graue/<lb/>
kleine &#x017F;ame ligt in &#x017F;einem hu&#x0364;lßlein/ i&#x017F;t mit<lb/>
rothen ripplein begabet/ auch hin und wider<lb/>
mit &#x017F;chwartzen linien be&#x017F;prengt. Er gibt kei-<lb/>
nen geruch von &#x017F;ich/ und &#x017F;chmeltzet unter<lb/>
der Zungen wie der Ba&#x017F;ilien-&#x017F;amen/ aber<lb/>
das kraut/ welches von dem &#x017F;amen leichtlich<lb/>
wa&#x0364;chßt/ wenn es &#x017F;eine blumen tra&#x0364;gt/ gibt<lb/>
einen lieblichen/ und der Ba&#x017F;ilien umb et-<lb/>
was a&#x0364;hnlichen geruch von &#x017F;ich. <hi rendition="#aq">Bernhar-<lb/><cb/>
dus Paludanus</hi> hat es im Jahr 1578. auß Sy-<lb/>
rien gebracht/ von welchem es <hi rendition="#aq">Camerarius</hi><lb/>
empfangen/ und zu Nu&#x0364;renberg in &#x017F;einem<lb/>
Garten gepflantzet. Es wird auch in dem<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ey&#x017F;ta&#x0364;tti&#x017F;chen Lu&#x017F;tgarten ange-<lb/>
troffen.</p><lb/>
            <p>5. Das gelbe Scharlachkraut/ <hi rendition="#aq">Hormi-<lb/>
num luteum glutino&#x017F;um, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Galeop&#x017F;is &#x017F;pe-<lb/>
cies, lutea, vi&#x017F;cida, odorata, nemoren&#x017F;is, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi><lb/>
Hat viereckichte und etwas haarige &#x017F;tengel.<lb/>
Die bla&#x0364;tter &#x017F;ind klebicht/ und am umbkreiß<lb/>
wie eine Sa&#x0364;gen gekerfft. Die blumen er-<lb/>
&#x017F;cheinen gelb/ der &#x017F;amen wird &#x017F;chwartzlicht/<lb/>
die wurtzel i&#x017F;t daurhafft/ zaßlicht/ und blei-<lb/>
bet viel Jahr. Es wa&#x0364;chßt in Jtalien auff<lb/>
den Tridentini&#x017F;chen Alp-gebu&#x0364;rgen/ dahero<lb/>
es auch Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch oder Tridentini&#x017F;ch<lb/>
Scharlachkraut genennet wird. Man fin-<lb/>
det es allhier auff dem Muttentzer-berg. Jn<lb/>
Holland pflantzt man es an etlichen orten<lb/>
in die Ga&#x0364;rten. Es wird in Ungarn auff<lb/>
allen Hu&#x0364;geln und Bergen angetroffen.<lb/>
Wa&#x0364;chßt auch hin und wider in Oe&#x017F;ter&#xA75B;eich/<lb/>
dahero es auch in dem Ey&#x017F;ta&#x0364;tti&#x017F;chen Lu&#x017F;t-<lb/>
garten gezielet worden. Es gibt ein geruch<lb/>
wie der Kampfer von &#x017F;ich. Sein außge-<lb/>
truckter Safft reiniget die faulen bo&#x0364;&#x017F;en &#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
den und bewahret &#x017F;ie vor dem kalten brand.</p><lb/>
            <p>6. Das Oe&#x017F;ter&#xA75B;eichi&#x017F;che Scharlachkraut/<lb/><hi rendition="#aq">Horminum &#x017F;ylve&#x017F;tre &#x017F;alviæfolium minus, <hi rendition="#i">C. B.</hi><lb/>
Gallitrichum glabrum folio Salviæ flore pur-<lb/>
pureo, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> Hat eine gro&#x017F;&#x017F;e daurhaffte und<lb/>
daumens-dicke wurtzel/ &#x017F;o mit einer &#x017F;chwar-<lb/>
tzen Rinden u&#x0364;berzogen i&#x017F;t/ und alle jahr neue<lb/>
&#x017F;choß herfu&#x0364;r bringet/ auß welcher etliche/<lb/>
viereckichte/ &#x017F;tarcke/ ge&#x017F;triemte/ und etwas<lb/>
haarige &#x017F;tengel ent&#x017F;pringen/ die bißweilen<lb/>
elen-hoch wach&#x017F;en. Seine bla&#x0364;tter werden<lb/>
groß/ haarig/ ge&#x017F;pitzt/ runtzlicht/ und am<lb/>
umbkreiß wie ein &#x017F;a&#x0364;gen gekerfft. Die neben-<lb/>
zweiglein &#x017F;ind mit purpurfarben Blumen<lb/>
wu&#x0364;rtelweiß biß oben auß gezieret/ dahero &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich einer gebogen&#x1EBD; oder &#x017F;chwanckenden a&#x0364;hre<lb/>
vergleichen. Der kleine &#x017F;chwartze &#x017F;amen ligt<lb/>
in &#x017F;einem hu&#x0364;lßlein/ es blu&#x0364;het im Brach-<lb/>
monat. Man findets hin und wider an den<lb/>
&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;en umb Wien in Oe&#x017F;tereich/ wie auch<lb/>
auff den Berg-Matten/ bey den beru&#x0364;hmten<lb/>
Klo&#x0364;&#x017F;teren Maria-zell und H. Creutz/ und<lb/>
anderen bergichten orten in Oe&#x017F;tereich und<lb/>
Steyrmarck.</p><lb/>
            <p>7. Das Wie&#x017F;en-Scharlachkraut/ <hi rendition="#aq">Hor-<lb/>
minum &#x017F;ylve&#x017F;tre majus foliis profundiùs inci-<lb/>
&#x017F;is, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Gallitrichum &#x017F;ylve&#x017F;tre comâ vire-<lb/>
&#x017F;cente, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> hat kleinere &#x017F;tengel alß das fu&#x0364;nf-<lb/>
te/ &#x017F;ie &#x017F;ind jedoch auch viereckicht und haa-<lb/>
rig. Die bla&#x0364;tter werden auch kleiner/ ablang/<lb/>
und tieffer zer&#x017F;chnitten. Die wohlriechende<lb/>
blumen er&#x017F;cheinen himmelblaw/ und zu zei-<lb/>
ten weiß oder leibfarb. Seine zeitigen &#x017F;cho&#x0364;t-<lb/>
lein &#x017F;chwancken nid&#x017F;ich/ und halten ein<lb/>
&#x017F;chwartzen &#x017F;amen in &#x017F;ich/ die wurtzeln &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;chwartz und zaßlicht. Es wa&#x0364;chßt in<lb/>
Teut&#x017F;chland auff den trockenen Wie&#x017F;en/ in<lb/>
Bo&#x0364;hmen wird es ha&#x0364;uffig auff den gra&#x017F;ich-<lb/>
ten bu&#x0364;heln und am rand der a&#x0364;ckeren ge-<lb/>
funden.</p><lb/>
            <p>8. Das Candi&#x017F;che Scharlach-kraut/ <hi rendition="#aq">Hor-<lb/>
minum minus &#x017F;upinum Creticum, <hi rendition="#i">Park. C. B.</hi><lb/>
Gallitrichum flore minimo albo, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> hat ein<lb/>
&#x017F;chuh-hohen/ haarigen/ und viereckichten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tengel/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[776/0792] Das Vierte Buch/ bey. Es waͤchßt in Teutſchland/ Franck- reich und durchgehends auff den matten. [Abbildung Wolriechend Scharlachkraut. Hormi- num Sclaræa dictum. ] 3. Das wolriechend Scharlachkraut/ Horminum Sclaræa dictum, C. B. ſativum vul- gare ſ. Sclaræa, Park. Gallitrichum ſativum, J. B. Uberkomt groͤſſere und breitere blaͤtter als das zahme/ werden darzu etwas rauch/ krauß/ aſchenfarb-gruͤn. Der ſtengel iſt dicker/ haarig/ ſtarck/ viereckicht/ uͤber elen- hoch. Mitten an vom ſtengel entſpringen viel zweiglein mit geaͤhrten/ weiß-blauen und wolriechenden blumen/ darauß die ſchoͤttlein wachſen/ darinnen ſteckt ſchwar- tzer runder und durchſcheinender ſame. Die wurtzel iſt ſchwartzlicht/ zerſpalten/ und ge- het nicht tieff in das erdreich. Es waͤchßt an duͤrꝛen und ungebauten orten/ etwan auch auff den Mauren/ wird wegen ſeines lieblichen geruchs in die Luſtgaͤrten gepflan- tzet/ darinnen es denn hoch auffwaͤchßt. 4. Das Syriſch Scharlachkraut/ Hor- minum Syriacum, C. B. Gallitrichum exoti- cum flore magno albo, J. B. Hat einen vier- eckichten ſtengel mit ſubtilen Haaren/ wel- cher ſich in Neben-zincklein zertheilet/ und hoͤher als ein elen waͤchßt. Die undern blaͤt- ter ſind rauchlicht/ gefaltet/ einer ſpannen lang und breit/ die obern aber werden ſchmal/ laͤnglicht und glatt. Die blumen erſcheinen weiß/ ein geſaͤtze uͤber das ander. Der graue/ kleine ſame ligt in ſeinem huͤlßlein/ iſt mit rothen ripplein begabet/ auch hin und wider mit ſchwartzen linien beſprengt. Er gibt kei- nen geruch von ſich/ und ſchmeltzet unter der Zungen wie der Baſilien-ſamen/ aber das kraut/ welches von dem ſamen leichtlich waͤchßt/ wenn es ſeine blumen traͤgt/ gibt einen lieblichen/ und der Baſilien umb et- was aͤhnlichen geruch von ſich. Bernhar- dus Paludanus hat es im Jahr 1578. auß Sy- rien gebracht/ von welchem es Camerarius empfangen/ und zu Nuͤrenberg in ſeinem Garten gepflantzet. Es wird auch in dem Fuͤrſtlichen Eyſtaͤttiſchen Luſtgarten ange- troffen. 5. Das gelbe Scharlachkraut/ Hormi- num luteum glutinoſum, C. B. Galeopſis ſpe- cies, lutea, viſcida, odorata, nemorenſis, J. B. Hat viereckichte und etwas haarige ſtengel. Die blaͤtter ſind klebicht/ und am umbkreiß wie eine Saͤgen gekerfft. Die blumen er- ſcheinen gelb/ der ſamen wird ſchwartzlicht/ die wurtzel iſt daurhafft/ zaßlicht/ und blei- bet viel Jahr. Es waͤchßt in Jtalien auff den Tridentiniſchen Alp-gebuͤrgen/ dahero es auch Jtaliaͤniſch oder Tridentiniſch Scharlachkraut genennet wird. Man fin- det es allhier auff dem Muttentzer-berg. Jn Holland pflantzt man es an etlichen orten in die Gaͤrten. Es wird in Ungarn auff allen Huͤgeln und Bergen angetroffen. Waͤchßt auch hin und wider in Oeſterꝛeich/ dahero es auch in dem Eyſtaͤttiſchen Luſt- garten gezielet worden. Es gibt ein geruch wie der Kampfer von ſich. Sein außge- truckter Safft reiniget die faulen boͤſen ſchaͤ- den und bewahret ſie vor dem kalten brand. 6. Das Oeſterꝛeichiſche Scharlachkraut/ Horminum ſylveſtre ſalviæfolium minus, C. B. Gallitrichum glabrum folio Salviæ flore pur- pureo, J. B. Hat eine groſſe daurhaffte und daumens-dicke wurtzel/ ſo mit einer ſchwar- tzen Rinden uͤberzogen iſt/ und alle jahr neue ſchoß herfuͤr bringet/ auß welcher etliche/ viereckichte/ ſtarcke/ geſtriemte/ und etwas haarige ſtengel entſpringen/ die bißweilen elen-hoch wachſen. Seine blaͤtter werden groß/ haarig/ geſpitzt/ runtzlicht/ und am umbkreiß wie ein ſaͤgen gekerfft. Die neben- zweiglein ſind mit purpurfarben Blumen wuͤrtelweiß biß oben auß gezieret/ dahero ſie ſich einer gebogenẽ oder ſchwanckenden aͤhre vergleichen. Der kleine ſchwartze ſamen ligt in ſeinem huͤlßlein/ es bluͤhet im Brach- monat. Man findets hin und wider an den ſtraſſen umb Wien in Oeſtereich/ wie auch auff den Berg-Matten/ bey den beruͤhmten Kloͤſteren Maria-zell und H. Creutz/ und anderen bergichten orten in Oeſtereich und Steyrmarck. 7. Das Wieſen-Scharlachkraut/ Hor- minum ſylveſtre majus foliis profundiùs inci- ſis, C. B. Gallitrichum ſylveſtre comâ vire- ſcente, J. B. hat kleinere ſtengel alß das fuͤnf- te/ ſie ſind jedoch auch viereckicht und haa- rig. Die blaͤtter werden auch kleiner/ ablang/ und tieffer zerſchnitten. Die wohlriechende blumen erſcheinen himmelblaw/ und zu zei- ten weiß oder leibfarb. Seine zeitigen ſchoͤt- lein ſchwancken nidſich/ und halten ein ſchwartzen ſamen in ſich/ die wurtzeln ſind ſchwartz und zaßlicht. Es waͤchßt in Teutſchland auff den trockenen Wieſen/ in Boͤhmen wird es haͤuffig auff den graſich- ten buͤheln und am rand der aͤckeren ge- funden. 8. Das Candiſche Scharlach-kraut/ Hor- minum minus ſupinum Creticum, Park. C. B. Gallitrichum flore minimo albo, J. B. hat ein ſchuh-hohen/ haarigen/ und viereckichten ſtengel/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/792
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/792>, abgerufen am 22.11.2024.