[Spaltenumbruch]
sich in den Gärten durch den außgefallenen samen gar sehr fortzupflantzen. Er wird in dem Fürstlichen Eystettischen Garten an- getroffen.
7. Das siebende Geschlecht/ Geranium Althaeae folio, C. B. Althaeodes majus, Park. mal- vaceum, J. B. hat weiche/ bleichgrüne/ etwas ablange und haarige/ an dem umbkreiß ge- kerffte/ an 2. biß drey zoll langen stielen han- gende blätter/ die lange/ fingers-dicke wur- tzel treibt viel haarige/ dicklichte stengel span- nen-hoch über sich. Zwischen den blättern gehet ein langer stiel hervor/ darauff under- schiedliche blawe/ fünffblattige Blumen er- scheinen/ welche in zoll oder anderthalb zoll lange samen-schnäbel außgehen.
Viel andere Geschlecht der Storcken- schnäbel werden von anderen Botanicis in ih- ren Kräuter-büchern beschrieben/ welche wir aber beyzusetzen keine zeit haben.
Eigenschafft.
Die Storckenschnäbel haben ein mittel- mässige/ wärmende/ kühlende und trocknen- de Natur. Sonderlich aber hat das erste Geschlecht/ St. Ruperts-kraut oder Gotts- gnaden ein flüchtiges/ alkalisches/ ölicht-bal- samisches saltz bey sich/ und dadurch die tu- gend zu eröffnen/ zu erdünneren/ zu zerthei- len/ zu säubern und zu heilen.
Gebrauch.
Dieß Kraut frisch genommen/ auff heisser herdstatt gedemt/ hernach über die geschwol- lenen/ und mit wassericht-schleimigen feuch- Geschwol- lene öl- bein.tigkeiten angefüllten Beine täglich frisch gelegt/ vertheilet allgemach alle geschwulst.
Jn dem krebssischen schaden der Brust/ und Krebs.anderen theilen des Leibs/ dienet dieß Kraut [Spaltenumbruch]
innerlich in den Wundtränckeren/ und äus- serlich in den Salben und Wund-pflastern.
Herr Theodorus Tabernaemontanus, hat von Caroli V. Römischen Käysers Wund- artzet/ Vincentio Serra, die Gottes-gnad o- der St. Ruprechts-kraut/ innerlich zu den Wund-tränckern/ und äusserlich in den pflastern/ mit grossem Nutz der Krancken sehen brauchen/ auch selbsten hernach erfah- ren/ daß es so wohl innerlich als äusserlich ein heilsam kraut ist.
Dieses Kraut zu pulver gestossen/ undVerstand- ner Harn des Rind- viehes. Entzün- dete und geschwolle- ne Brüst der säu- genden weiber. Hitzige Fieber. Na sen- bluten. dem Rindvieh mit Saltz zu lecken geben/ treibt ihnen fort den verstandenen harn.
St. Ruprechts-kraut über die entzünde- ten und geschwollenen Brüst der säugenden Weiber gelegt/ zertheilet die Geschwulst und stillet den Schmertzen.
Diß Kraut ist gut in den hitzigen Fiebern/ so man es mit Essig und ein wenig Saltz stosset/ alßdenn bindet mans auff die Fuß- solen/ zieht die Hitz gewaltig auß.
St. Ruprechts-kraut in die Nase gesteckt stillet das Nasen-bluten.
St. Ruprechts-kraut vier handvoll/ brei-Geschwulst der Weiber an heimli- chen orten. ten Wegrich zwo handvoll/ grün und frisch in einem Mörsel zerstossen/ und den Safft durch ein tuch außgedruckt/ ist ein edle Artz- ney für die geschwulst der Weiber an heim- lichen orten/ so man leinene tüchlein darin- nen netzet/ und lawlicht auff den schaden legt.
Das destillierte wasser von diesem kraut/Gerunnen blut im Leib/ sand Nieren- stein/ gros- se hitze des Munds- schrunden auff der Zungen. Mund- fäule. so man drey oder vier loth davon nüchtern trincket/ zertheilet das gerunnen Blut im Leib/ treibet den Harn/ führet auß Grieß/ Sand und Nierenstein. Jst ein gewisse Artz- ney wider die Bräune/ und grosse hitze des Munds in den Fiebern. So die Zunge von hitz auffgerissen und voller schrunden wäre/ solle man ein wenig Kütten-kernen in die- sem wasser weichen/ solches gibt ein dünnen schleim/ davon man offt mit einem Feder- lein in die Schrunden und auff die Zung streiche/ es löschet wol und heilet. Zu der Mundfäule ist dieses wasser auch gut den Mund offt damit gesäubert.
Jn diesem wasser leinene tüchlein genetztSchädi- gung und verseh- rung an heimlichen orten bey Mann und Weib. und lawlicht übergelegt/ heilet und reiniget alle schädigung und versehrung an heimli- chen orten bey Mann und Weib.
1. Das Meer-Ruhrkraut/ Gnaphalium maritimum, C. B. maritimum multis, J. B. hat eine dicke/ lange/ schwartze/ holtzichte/ zerspal- tene wurtzel/ auß welcher viel weisse/ wollich- te stengel herfür kommen/ die werden fast schuhs hoch/ und mit weissen wollichten blät-
lein
D d d d d 3
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
ſich in den Gaͤrten durch den außgefallenen ſamen gar ſehr fortzupflantzen. Er wird in dem Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Garten an- getroffen.
7. Das ſiebende Geſchlecht/ Geranium Althææ folio, C. B. Althæodes majus, Park. mal- vaceum, J. B. hat weiche/ bleichgruͤne/ etwas ablange und haarige/ an dem umbkreiß ge- kerffte/ an 2. biß drey zoll langen ſtielen han- gende blaͤtter/ die lange/ fingers-dicke wur- tzel treibt viel haarige/ dicklichte ſtengel ſpan- nen-hoch uͤber ſich. Zwiſchen den blaͤttern gehet ein langer ſtiel hervor/ darauff under- ſchiedliche blawe/ fuͤnffblattige Blumen er- ſcheinen/ welche in zoll oder anderthalb zoll lange ſamen-ſchnaͤbel außgehen.
Viel andere Geſchlecht der Storcken- ſchnaͤbel werden von anderen Botanicis in ih- ren Kraͤuter-buͤchern beſchrieben/ welche wir aber beyzuſetzen keine zeit haben.
Eigenſchafft.
Die Storckenſchnaͤbel haben ein mittel- maͤſſige/ waͤrmende/ kuͤhlende und trocknen- de Natur. Sonderlich aber hat das erſte Geſchlecht/ St. Ruperts-kraut oder Gotts- gnaden ein fluͤchtiges/ alkaliſches/ oͤlicht-bal- ſamiſches ſaltz bey ſich/ und dadurch die tu- gend zu eroͤffnen/ zu erduͤnneren/ zu zerthei- len/ zu ſaͤubern und zu heilen.
Gebrauch.
Dieß Kraut friſch genommen/ auff heiſſer herdſtatt gedemt/ hernach uͤber die geſchwol- lenen/ und mit waſſericht-ſchleimigen feuch- Geſchwol- lene oͤl- bein.tigkeiten angefuͤllten Beine taͤglich friſch gelegt/ vertheilet allgemach alle geſchwulſt.
Jn dem krebsſiſchen ſchaden der Bruſt/ und Krebs.anderen theilen des Leibs/ dienet dieß Kraut [Spaltenumbruch]
innerlich in den Wundtraͤnckeren/ und aͤuſ- ſerlich in den Salben und Wund-pflaſtern.
Herꝛ Theodorus Tabernæmontanus, hat von Caroli V. Roͤmiſchen Kaͤyſers Wund- artzet/ Vincentio Serra, die Gottes-gnad o- der St. Ruprechts-kraut/ innerlich zu den Wund-traͤnckern/ und aͤuſſerlich in den pflaſtern/ mit groſſem Nutz der Krancken ſehen brauchen/ auch ſelbſten hernach erfah- ren/ daß es ſo wohl innerlich als aͤuſſerlich ein heilſam kraut iſt.
Dieſes Kraut zu pulver geſtoſſen/ undVerſtand- ner Harn des Rind- viehes. Entzuͤn- dete und geſchwolle- ne Bruͤſt der ſaͤu- genden weiber. Hitzige Fieber. Na ſen- bluten. dem Rindvieh mit Saltz zu lecken geben/ treibt ihnen fort den verſtandenen harn.
St. Ruprechts-kraut uͤber die entzuͤnde- ten und geſchwollenen Bruͤſt der ſaͤugenden Weiber gelegt/ zertheilet die Geſchwulſt und ſtillet den Schmertzen.
Diß Kraut iſt gut in den hitzigen Fiebern/ ſo man es mit Eſſig und ein wenig Saltz ſtoſſet/ alßdenn bindet mans auff die Fuß- ſolen/ zieht die Hitz gewaltig auß.
St. Ruprechts-kraut in die Naſe geſteckt ſtillet das Naſen-bluten.
St. Ruprechts-kraut vier handvoll/ brei-Geſchwulſt der Weiber an heimli- chen orten. ten Wegrich zwo handvoll/ gruͤn und friſch in einem Moͤrſel zerſtoſſen/ und den Safft durch ein tuch außgedruckt/ iſt ein edle Artz- ney fuͤr die geſchwulſt der Weiber an heim- lichen orten/ ſo man leinene tuͤchlein darin- nen netzet/ und lawlicht auff den ſchaden legt.
Das deſtillierte waſſer von dieſem kraut/Gerunnen blut im Leib/ ſand Nieren- ſtein/ groſ- ſe hitze des Munds- ſchrunden auff der Zungen. Mund- faͤule. ſo man drey oder vier loth davon nuͤchtern trincket/ zertheilet das gerunnen Blut im Leib/ treibet den Harn/ fuͤhret auß Grieß/ Sand und Nierenſtein. Jſt ein gewiſſe Artz- ney wider die Braͤune/ und groſſe hitze des Munds in den Fiebern. So die Zunge von hitz auffgeriſſen und voller ſchrunden waͤre/ ſolle man ein wenig Kuͤtten-kernen in die- ſem waſſer weichen/ ſolches gibt ein duͤnnen ſchleim/ davon man offt mit einem Feder- lein in die Schrunden und auff die Zung ſtreiche/ es loͤſchet wol und heilet. Zu der Mundfaͤule iſt dieſes waſſer auch gut den Mund offt damit geſaͤubert.
Jn dieſem waſſer leinene tuͤchlein genetztSchaͤdi- gung und verſeh- rung an heimlichen orten bey Mann uñ Weib. und lawlicht uͤbergelegt/ heilet und reiniget alle ſchaͤdigung und verſehrung an heimli- chen orten bey Mann und Weib.
1. Das Meer-Ruhrkraut/ Gnaphalium maritimum, C. B. maritimum multis, J. B. hat eine dicke/ lange/ ſchwartze/ holtzichte/ zerſpal- tene wurtzel/ auß welcher viel weiſſe/ wollich- te ſtengel herfuͤr kommen/ die werden faſt ſchuhs hoch/ und mit weiſſen wollichten blaͤt-
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[765/0781]
Von den Kraͤuteren.
ſich in den Gaͤrten durch den außgefallenen
ſamen gar ſehr fortzupflantzen. Er wird in
dem Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Garten an-
getroffen.
[Abbildung VII. Storckenſchnabel. Geranium
Althæodes.
]
7. Das ſiebende Geſchlecht/ Geranium
Althææ folio, C. B. Althæodes majus, Park. mal-
vaceum, J. B. hat weiche/ bleichgruͤne/ etwas
ablange und haarige/ an dem umbkreiß ge-
kerffte/ an 2. biß drey zoll langen ſtielen han-
gende blaͤtter/ die lange/ fingers-dicke wur-
tzel treibt viel haarige/ dicklichte ſtengel ſpan-
nen-hoch uͤber ſich. Zwiſchen den blaͤttern
gehet ein langer ſtiel hervor/ darauff under-
ſchiedliche blawe/ fuͤnffblattige Blumen er-
ſcheinen/ welche in zoll oder anderthalb zoll
lange ſamen-ſchnaͤbel außgehen.
Viel andere Geſchlecht der Storcken-
ſchnaͤbel werden von anderen Botanicis in ih-
ren Kraͤuter-buͤchern beſchrieben/ welche wir
aber beyzuſetzen keine zeit haben.
Eigenſchafft.
Die Storckenſchnaͤbel haben ein mittel-
maͤſſige/ waͤrmende/ kuͤhlende und trocknen-
de Natur. Sonderlich aber hat das erſte
Geſchlecht/ St. Ruperts-kraut oder Gotts-
gnaden ein fluͤchtiges/ alkaliſches/ oͤlicht-bal-
ſamiſches ſaltz bey ſich/ und dadurch die tu-
gend zu eroͤffnen/ zu erduͤnneren/ zu zerthei-
len/ zu ſaͤubern und zu heilen.
Gebrauch.
Dieß Kraut friſch genommen/ auff heiſſer
herdſtatt gedemt/ hernach uͤber die geſchwol-
lenen/ und mit waſſericht-ſchleimigen feuch-
tigkeiten angefuͤllten Beine taͤglich friſch
gelegt/ vertheilet allgemach alle geſchwulſt.
Geſchwol-
lene oͤl-
bein.
Jn dem krebsſiſchen ſchaden der Bruſt/ und
anderen theilen des Leibs/ dienet dieß Kraut
innerlich in den Wundtraͤnckeren/ und aͤuſ-
ſerlich in den Salben und Wund-pflaſtern.
Krebs.
Herꝛ Theodorus Tabernæmontanus, hat
von Caroli V. Roͤmiſchen Kaͤyſers Wund-
artzet/ Vincentio Serra, die Gottes-gnad o-
der St. Ruprechts-kraut/ innerlich zu den
Wund-traͤnckern/ und aͤuſſerlich in den
pflaſtern/ mit groſſem Nutz der Krancken
ſehen brauchen/ auch ſelbſten hernach erfah-
ren/ daß es ſo wohl innerlich als aͤuſſerlich
ein heilſam kraut iſt.
Dieſes Kraut zu pulver geſtoſſen/ und
dem Rindvieh mit Saltz zu lecken geben/
treibt ihnen fort den verſtandenen harn.
Verſtand-
ner Harn
des Rind-
viehes.
Entzuͤn-
dete und
geſchwolle-
ne Bruͤſt
der ſaͤu-
genden
weiber.
Hitzige
Fieber.
Na ſen-
bluten.
St. Ruprechts-kraut uͤber die entzuͤnde-
ten und geſchwollenen Bruͤſt der ſaͤugenden
Weiber gelegt/ zertheilet die Geſchwulſt und
ſtillet den Schmertzen.
Diß Kraut iſt gut in den hitzigen Fiebern/
ſo man es mit Eſſig und ein wenig Saltz
ſtoſſet/ alßdenn bindet mans auff die Fuß-
ſolen/ zieht die Hitz gewaltig auß.
St. Ruprechts-kraut in die Naſe geſteckt
ſtillet das Naſen-bluten.
St. Ruprechts-kraut vier handvoll/ brei-
ten Wegrich zwo handvoll/ gruͤn und friſch
in einem Moͤrſel zerſtoſſen/ und den Safft
durch ein tuch außgedruckt/ iſt ein edle Artz-
ney fuͤr die geſchwulſt der Weiber an heim-
lichen orten/ ſo man leinene tuͤchlein darin-
nen netzet/ und lawlicht auff den ſchaden
legt.
Geſchwulſt
der Weiber
an heimli-
chen orten.
Das deſtillierte waſſer von dieſem kraut/
ſo man drey oder vier loth davon nuͤchtern
trincket/ zertheilet das gerunnen Blut im
Leib/ treibet den Harn/ fuͤhret auß Grieß/
Sand und Nierenſtein. Jſt ein gewiſſe Artz-
ney wider die Braͤune/ und groſſe hitze des
Munds in den Fiebern. So die Zunge von
hitz auffgeriſſen und voller ſchrunden waͤre/
ſolle man ein wenig Kuͤtten-kernen in die-
ſem waſſer weichen/ ſolches gibt ein duͤnnen
ſchleim/ davon man offt mit einem Feder-
lein in die Schrunden und auff die Zung
ſtreiche/ es loͤſchet wol und heilet. Zu der
Mundfaͤule iſt dieſes waſſer auch gut den
Mund offt damit geſaͤubert.
Gerunnen
blut im
Leib/ ſand
Nieren-
ſtein/ groſ-
ſe hitze des
Munds-
ſchrunden
auff der
Zungen.
Mund-
faͤule.
Jn dieſem waſſer leinene tuͤchlein genetzt
und lawlicht uͤbergelegt/ heilet und reiniget
alle ſchaͤdigung und verſehrung an heimli-
chen orten bey Mann und Weib.
Schaͤdi-
gung und
verſeh-
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heimlichen
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Mann uñ
Weib.
CAPUT XLIX.
Ruhrkraut. Gnaphalium.
Namen.
RUhrkraut heiſſet Griechiſch/ _____-
____. Lateiniſch/ Gnaphalium, Centun-
culus, Tomentum. Jtaliaͤniſch/ Gna-
falio. Frantzoͤſiſch/ Herbe du cotton. En-
gliſch/ Cudwort/ Cottonwede. Niderlaͤn-
diſch/ Ruercruydt.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Das Meer-Ruhrkraut/ Gnaphalium
maritimum, C. B. maritimum multis, J. B. hat
eine dicke/ lange/ ſchwartze/ holtzichte/ zerſpal-
tene wurtzel/ auß welcher viel weiſſe/ wollich-
te ſtengel herfuͤr kommen/ die werden faſt
ſchuhs hoch/ und mit weiſſen wollichten blaͤt-
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 765. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/781>, abgerufen am 22.11.2024.
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