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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Früchte oder Beere/ die vergleichen sich den
rechten Oliven/ außgenommen/ daß sie
kleiner und oben gespitzt sind. Wächst von
sich selber in den Böhmischen Wälden/
und in den Gärten bey den Häuseren. Ca-
rolus Clusius lib. I. Rar. plant. histor. cap. XXI.

schreibt/ daß dieser Baum in Spanien/ im
Königreich Granata/ bey der Statt Gua-
dix wachse/ er blühet im Anfang des Som-
mers/ und im Herbst werden die Frücht zei-
tig. Die Spanier nennen ihn wegen des
lieblichen Geruchs der Blumen/ Arbol del
Parayso,
Paradeiß-baum. Matthiolus hat
ihne zu seiner Zeit in des Keysers Ferdinand
Lustgarten zu Wien gesehen. Zu Lyon/
Paris und anderen Frantzösischen Stätten/
wie auch in Engelland/ Holland/ Saffoy/
wird er in zimlicher Anzahl in den Gärten
gefunden/ allda er keine Frücht tragt/ oder
wenn er schon Beere bringet/ kommen sie
doch zu keiner Zeitigung.

Nach Herren Doctor Rauwolfs Bericht/
wachster von sich selber in Syrien/ Moren-
land/ und auff dem Berg Libano. Jn
Teutschland wird er in etlichen Gärten ge-
pflantzet/ allda er über den Winter bleibet.
Johannes Bauhinus hat diesen Baum in des
Freyherren von Schvvendy Garten im El-
sas angetroffen/ und davon etliche zeitige
Beere in dem Herbstmonat bekommen. Jn
dem Fürstlichen Mümpelgartischen Lust-
Garten hat er etliche Schößlein gesetzt/ wel-
che ihme seines Vatters Bruder/ Hugo Bau-
hinus,
ein fürnemmer Wundartzt zuge-
sandt hat/ sie sind ihme glücklich herfür-
kommen/ und etliche in der grösse eines
Baums gewachsen/ blüheten alle Jahr/ aber
brachten selten ihre Frücht.

[Abbildung] Azedaraeth/ Azedaraeth Arbor.
[Spaltenumbruch]
Namen.

VNder die Zahl der Oelbäumen mag
auch gezehlet werden der wilde Aze-
daraeth Oelbaum/ auff Lateinisch/
Azedaraeth arbor fraxini folio, flore coeruleo,
Casp. Bauh. Pseudosycomorus, Matth. Azada-
racheni arbor, Joh. Bauh.
Jtaliänisch/ Ar-
bore de gli Patre nostro.
Frantzösisch/ Arbre
saint.
Englisch/ Bead-tree.

Gestalt.

Dieser Baum ist mittelmäßiger Grösse;
seine Rinde ist in den jungen glatt/ in den
erwachsenen aber rauch/ und voll Ritz oder
Spält. Tragt zerkerffte/ Ellen-lange Blät-
ter/ gleich dem Aeschbaum: An den ausser-
sten Aestlein zwischen den Blätteren kommen
viel von langen Stielen hangende kleine/
wohlriechende/ ungeschmackte/ auff fünff
außgebreiteten Blättlein bestehende Blüm-
lein Büschel-weiß hervor: Auff welche auch
viel Bitter-süsse/ anfangs grüne/ hernach
aber weiß-gelblichte/ grosse/ stinckende Bee-
re folgen/ in welchen ein harter/ fünff-biß-
weilen sechs-ecketer/ mit weissem unliebli-
chem Marck angefüllter Kern enthalten ist.
Jn Jtalien/ Spanien/ Franckreich und
Engelland wird dieser Baum in die Lust-
gärten gepflantzet.

Zur Artzney kan dieser Baum nicht ge-
braucht werden/ weilen er ein gifftige Na-
tur hat/ daher auch die Beere desselben/
welche biß in den Winter am Baum stehen/
müssen also verwahret werden/ daß sie nie-
mand zu essen bekomme/ weilen angemerckt
worden/ daß die Hünd und andere Thier/
welchen man solche zu fressen eingebracht/ [g]e-
storben. Auß den Kernen aber pflegen die
Catholischen ihre Pater-noster-Kügelein zu
drehen.



CAPUT XXV.
Gelb Presilgenholtz/ mit seiner Blu-
men/ Frucht und einem Stücklein
des Holtzes.

Cotinus Plinii cum suo Flore, Fructu &
ligni portiuncula.
Namen.

GElb Presilgenholtz/ heißt Lateinisch/
Coccygria oder Cotinus, Plin. Coti-
nus, C. B. Cotinus coriaria, Dodon.
Rhus, Turn.

Gestalt.

Dieweil der wilde Oelbaum in Griechi-
scher Sprach [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] genennet wird/ hat
Camerarius auß diesem Anlaß den Cotinum
Plinii
oder das gelb Presilgenholtz allhier
auch beschrieben. Es ist ein kleiner Baum
mit einem krummen dünnen Stamm/ wel-
chen die Färber abschellen/ und zur gelben
Farb gebrauchen. Die Ründe ist gelb-roth/
und das Holtz bleich. Die Blätter verglei-
chen sich des Birrn-baums Blätteren/ doch
sind sie ründer/ hangen an röthlichten Stie-
len/ und sind den Blätteren der Pistacien
gleich/ haben einen etwas zusammen ziehen-
den Geschmack/ jedoch nicht unlieblich. An

den
H 3

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Fruͤchte oder Beere/ die vergleichen ſich den
rechten Oliven/ außgenommen/ daß ſie
kleiner und oben geſpitzt ſind. Waͤchſt von
ſich ſelber in den Boͤhmiſchen Waͤlden/
und in den Gaͤrten bey den Haͤuſeren. Ca-
rolus Cluſius lib. I. Rar. plant. hiſtor. cap. XXI.

ſchreibt/ daß dieſer Baum in Spanien/ im
Koͤnigreich Granata/ bey der Statt Gua-
dix wachſe/ er bluͤhet im Anfang des Som-
mers/ und im Herbſt werden die Fruͤcht zei-
tig. Die Spanier nennen ihn wegen des
lieblichen Geruchs der Blumen/ Arbol del
Parayſo,
Paradeiß-baum. Matthiolus hat
ihne zu ſeiner Zeit in des Keyſers Ferdinand
Luſtgarten zu Wien geſehen. Zu Lyon/
Paris und anderen Frantzoͤſiſchen Staͤtten/
wie auch in Engelland/ Holland/ Saffoy/
wird er in zimlicher Anzahl in den Gaͤrten
gefunden/ allda er keine Fruͤcht tragt/ oder
wenn er ſchon Beere bringet/ kommen ſie
doch zu keiner Zeitigung.

Nach Herꝛen Doctor Rauwolfs Bericht/
wachſter von ſich ſelber in Syrien/ Moren-
land/ und auff dem Berg Libano. Jn
Teutſchland wird er in etlichen Gaͤrten ge-
pflantzet/ allda er uͤber den Winter bleibet.
Johannes Bauhinus hat dieſen Baum in des
Freyherꝛen von Schvvendy Garten im El-
ſas angetroffen/ und davon etliche zeitige
Beere in dem Herbſtmonat bekommen. Jn
dem Fuͤrſtlichen Muͤmpelgartiſchen Luſt-
Garten hat er etliche Schoͤßlein geſetzt/ wel-
che ihme ſeines Vatters Bruder/ Hugo Bau-
hinus,
ein fuͤrnemmer Wundartzt zuge-
ſandt hat/ ſie ſind ihme gluͤcklich herfuͤr-
kommen/ und etliche in der groͤſſe eines
Baums gewachſen/ bluͤheten alle Jahr/ aber
brachten ſelten ihre Fruͤcht.

[Abbildung] Azedaraeth/ Azedaraeth Arbor.
[Spaltenumbruch]
Namen.

VNder die Zahl der Oelbaͤumen mag
auch gezehlet werden der wilde Aze-
daraeth Oelbaum/ auff Lateiniſch/
Azedaraëth arbor fraxini folio, flore cœruleo,
Caſp. Bauh. Pſeudoſycomorus, Matth. Azada-
racheni arbor, Joh. Bauh.
Jtaliaͤniſch/ Ar-
bore de gli Patre noſtro.
Frantzoͤſiſch/ Arbre
ſaint.
Engliſch/ Bead-tree.

Geſtalt.

Dieſer Baum iſt mittelmaͤßiger Groͤſſe;
ſeine Rinde iſt in den jungen glatt/ in den
erwachſenen aber rauch/ und voll Ritz oder
Spaͤlt. Tragt zerkerffte/ Ellen-lange Blaͤt-
ter/ gleich dem Aeſchbaum: An den auſſer-
ſten Aeſtlein zwiſchen den Blaͤtteren kom̃en
viel von langen Stielen hangende kleine/
wohlriechende/ ungeſchmackte/ auff fuͤnff
außgebreiteten Blaͤttlein beſtehende Bluͤm-
lein Buͤſchel-weiß hervor: Auff welche auch
viel Bitter-ſuͤſſe/ anfangs gruͤne/ hernach
aber weiß-gelblichte/ groſſe/ ſtinckende Bee-
re folgen/ in welchen ein harter/ fuͤnff-biß-
weilen ſechs-ecketer/ mit weiſſem unliebli-
chem Marck angefuͤllter Kern enthalten iſt.
Jn Jtalien/ Spanien/ Franckreich und
Engelland wird dieſer Baum in die Luſt-
gaͤrten gepflantzet.

Zur Artzney kan dieſer Baum nicht ge-
braucht werden/ weilen er ein gifftige Na-
tur hat/ daher auch die Beere deſſelben/
welche biß in den Winter am Baum ſtehen/
muͤſſen alſo verwahret werden/ daß ſie nie-
mand zu eſſen bekomme/ weilen angemerckt
worden/ daß die Huͤnd und andere Thier/
welchen man ſolche zu freſſen eingebracht/ [g]e-
ſtorben. Auß den Kernen aber pflegen die
Catholiſchen ihre Pater-noſter-Kuͤgelein zu
drehen.



CAPUT XXV.
Gelb Preſilgenholtz/ mit ſeiner Blu-
men/ Frucht und einem Stuͤcklein
des Holtzes.

Cotinus Plinii cum ſuo Flore, Fructu &
ligni portiuncula.
Namen.

GElb Preſilgenholtz/ heißt Lateiniſch/
Coccygria oder Cotinus, Plin. Coti-
nus, C. B. Cotinus coriaria, Dodon.
Rhus, Turn.

Geſtalt.

Dieweil der wilde Oelbaum in Griechi-
ſcher Sprach [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] genennet wird/ hat
Camerarius auß dieſem Anlaß den Cotinum
Plinii
oder das gelb Preſilgenholtz allhier
auch beſchrieben. Es iſt ein kleiner Baum
mit einem krummen duͤnnen Stamm/ wel-
chen die Faͤrber abſchellen/ und zur gelben
Farb gebrauchen. Die Ruͤnde iſt gelb-roth/
und das Holtz bleich. Die Blaͤtter verglei-
chen ſich des Birꝛn-baums Blaͤtteren/ doch
ſind ſie ruͤnder/ hangen an roͤthlichten Stie-
len/ und ſind den Blaͤtteren der Piſtacien
gleich/ haben einen etwas zuſammen ziehen-
den Geſchmack/ jedoch nicht unlieblich. An

den
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[61/0077] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. Fruͤchte oder Beere/ die vergleichen ſich den rechten Oliven/ außgenommen/ daß ſie kleiner und oben geſpitzt ſind. Waͤchſt von ſich ſelber in den Boͤhmiſchen Waͤlden/ und in den Gaͤrten bey den Haͤuſeren. Ca- rolus Cluſius lib. I. Rar. plant. hiſtor. cap. XXI. ſchreibt/ daß dieſer Baum in Spanien/ im Koͤnigreich Granata/ bey der Statt Gua- dix wachſe/ er bluͤhet im Anfang des Som- mers/ und im Herbſt werden die Fruͤcht zei- tig. Die Spanier nennen ihn wegen des lieblichen Geruchs der Blumen/ Arbol del Parayſo, Paradeiß-baum. Matthiolus hat ihne zu ſeiner Zeit in des Keyſers Ferdinand Luſtgarten zu Wien geſehen. Zu Lyon/ Paris und anderen Frantzoͤſiſchen Staͤtten/ wie auch in Engelland/ Holland/ Saffoy/ wird er in zimlicher Anzahl in den Gaͤrten gefunden/ allda er keine Fruͤcht tragt/ oder wenn er ſchon Beere bringet/ kommen ſie doch zu keiner Zeitigung. Nach Herꝛen Doctor Rauwolfs Bericht/ wachſter von ſich ſelber in Syrien/ Moren- land/ und auff dem Berg Libano. Jn Teutſchland wird er in etlichen Gaͤrten ge- pflantzet/ allda er uͤber den Winter bleibet. Johannes Bauhinus hat dieſen Baum in des Freyherꝛen von Schvvendy Garten im El- ſas angetroffen/ und davon etliche zeitige Beere in dem Herbſtmonat bekommen. Jn dem Fuͤrſtlichen Muͤmpelgartiſchen Luſt- Garten hat er etliche Schoͤßlein geſetzt/ wel- che ihme ſeines Vatters Bruder/ Hugo Bau- hinus, ein fuͤrnemmer Wundartzt zuge- ſandt hat/ ſie ſind ihme gluͤcklich herfuͤr- kommen/ und etliche in der groͤſſe eines Baums gewachſen/ bluͤheten alle Jahr/ aber brachten ſelten ihre Fruͤcht. [Abbildung Azedaraeth/ Azedaraeth Arbor. ] Namen. VNder die Zahl der Oelbaͤumen mag auch gezehlet werden der wilde Aze- daraeth Oelbaum/ auff Lateiniſch/ Azedaraëth arbor fraxini folio, flore cœruleo, Caſp. Bauh. Pſeudoſycomorus, Matth. Azada- racheni arbor, Joh. Bauh. Jtaliaͤniſch/ Ar- bore de gli Patre noſtro. Frantzoͤſiſch/ Arbre ſaint. Engliſch/ Bead-tree. Geſtalt. Dieſer Baum iſt mittelmaͤßiger Groͤſſe; ſeine Rinde iſt in den jungen glatt/ in den erwachſenen aber rauch/ und voll Ritz oder Spaͤlt. Tragt zerkerffte/ Ellen-lange Blaͤt- ter/ gleich dem Aeſchbaum: An den auſſer- ſten Aeſtlein zwiſchen den Blaͤtteren kom̃en viel von langen Stielen hangende kleine/ wohlriechende/ ungeſchmackte/ auff fuͤnff außgebreiteten Blaͤttlein beſtehende Bluͤm- lein Buͤſchel-weiß hervor: Auff welche auch viel Bitter-ſuͤſſe/ anfangs gruͤne/ hernach aber weiß-gelblichte/ groſſe/ ſtinckende Bee- re folgen/ in welchen ein harter/ fuͤnff-biß- weilen ſechs-ecketer/ mit weiſſem unliebli- chem Marck angefuͤllter Kern enthalten iſt. Jn Jtalien/ Spanien/ Franckreich und Engelland wird dieſer Baum in die Luſt- gaͤrten gepflantzet. Zur Artzney kan dieſer Baum nicht ge- braucht werden/ weilen er ein gifftige Na- tur hat/ daher auch die Beere deſſelben/ welche biß in den Winter am Baum ſtehen/ muͤſſen alſo verwahret werden/ daß ſie nie- mand zu eſſen bekomme/ weilen angemerckt worden/ daß die Huͤnd und andere Thier/ welchen man ſolche zu freſſen eingebracht/ ge- ſtorben. Auß den Kernen aber pflegen die Catholiſchen ihre Pater-noſter-Kuͤgelein zu drehen. CAPUT XXV. Gelb Preſilgenholtz/ mit ſeiner Blu- men/ Frucht und einem Stuͤcklein des Holtzes. Cotinus Plinii cum ſuo Flore, Fructu & ligni portiuncula. Namen. GElb Preſilgenholtz/ heißt Lateiniſch/ Coccygria oder Cotinus, Plin. Coti- nus, C. B. Cotinus coriaria, Dodon. Rhus, Turn. Geſtalt. Dieweil der wilde Oelbaum in Griechi- ſcher Sprach _ genennet wird/ hat Camerarius auß dieſem Anlaß den Cotinum Plinii oder das gelb Preſilgenholtz allhier auch beſchrieben. Es iſt ein kleiner Baum mit einem krummen duͤnnen Stamm/ wel- chen die Faͤrber abſchellen/ und zur gelben Farb gebrauchen. Die Ruͤnde iſt gelb-roth/ und das Holtz bleich. Die Blaͤtter verglei- chen ſich des Birꝛn-baums Blaͤtteren/ doch ſind ſie ruͤnder/ hangen an roͤthlichten Stie- len/ und ſind den Blaͤtteren der Piſtacien gleich/ haben einen etwas zuſammen ziehen- den Geſchmack/ jedoch nicht unlieblich. An den H 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/77>, abgerufen am 03.12.2024.