Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] Verlohrne
monat-
blum/ saur
unrein ge-
blüt.
natliche Weiber-reinigung wider zu brin-
gen/ und das unreine/ dicke/ saure Geblüt/
zu versüssen und zu reinigen.

Wenn man sonsten Branntenwein/ oder
den eigenen Melissen-geist über die frisch zer-
Melissen-
Essentz.
hackte Melissen schüttet/ und über acht oder
mehr tag in warmem sande wol vermacht
stehen/ hernach filtriert/ oder durch gro-
bes tuch lauffen läßt/ oder allein den ge-
färbten Branntenwein abschüttet/ so hat
man die Melissen-Essentz/ welche in allen ob-
er zehlten kranckheiten dienstlich ist/ 15. biß
20. tropffen offt davon gebraucht.

Die wahre
Essentz auß
Melissen
nach Para-
celso.

Paracelsus hat das Erste und Beste Wesen/
welche gleiche oder bessere Würckungen als
die vorigen hat/ auß diesem Kraut/ wie auch
auß dem Schellkraut auff folgende weise ge-
zogen. Man samlet das Kraut kurtz vor
der Sonnen auffgang/ da der Thau noch
darauff ligt/ nimt dessen so viel man genug
hat/ stosset es in einem marmorsteinernen
Mörsel/ so viel möglich/ zu einer gantz rei-
nen Massa, thut solches hernäch in ein grosses
Phiol-glaß mit einem langen halse/ schließt
dieses hierauff mit dem Hermetischen Sie-
gel wol zu/ und digerirt also die Massam einen
gantzen Philosophischen Monat/ das ist 40.
tag lang/ also daß die Phiol mit Sege-spä-
nen/ oder klein geschnittenem Stroh/ oder
Heckerling wol umbgeben/ und also in Pferd-
mist gesetzet seye. Wenn bemeldte zeit ver-
flossen/ muß man das Gefässe auff/ und die
materi/ so zu einem Liquore oder Wasser wor-
den/ herauß thun/ dieselbe außpressen/ und
das reine vom unreinen/ in der digestion im
Marien-bad bey einer gelinden wärme ab-
sondern/ damit die gröbsten theile sich zu
boden setzen/ hernach gießt man den Liquo-
rem
durch neigung auff die seite ab/ oder/
welches besser ist/ so filtriert man solchen ü-
berzwerch durch Baumwollen in einem
gläsernen trichter. Diesen also purificierten
Liquorem muß man in eine Phiol thun/ umb
das Sal fixum, so man auß der außgepreßten
Massa des Krauts/ oder auß dem getrockne-
ten Kraut/ selbsten außgezogen hat/ damit
zu vereinigen/ welches seine tugenden daur-
haffter machet.

Kalte Ge-
bresten des
Haupts/
Hertzens/
Magens/
und der
Mutter/
Mutter-
weh/ schlag
fallende
Sucht/
schwindel/
krafftlose
Kindbette-
rinnen die
sich nicht
gnug reini-
gen.

Die Melissen ist dienlich zu den kalten
Gebresten des Haupts/ Hertzens/ Magens
und der Mutter. So die Weiber nur an
dieses Kraut riechen/ stillet es das Mutter-
weh. Sie wird nutzlich gebraucht zu dem
Schlag/ der fallenden Sucht und dem
Schwindel/ so man ein handvoll Melissen
in ein maß weissen Wein legt/ und darab
trincket. Es pflegen an etlichen orten die
Weiber küchlein von Melissen zu bachen für
die Kindbetterinnen/ welche krafftloß sind/
und sich nicht genug reinigen/ sie nehmen
die zarten jungen schößlein/ zerstossen sie/
und bachen sie mit Eyern und Zucker.

So man in trüben und abgefallenen
Trüber ab-
gefallener
Wein.
Wein ein büschelein Melissen hencket/ wird
er widerumb lauter davon.

Melissen und Chamillen-blumen in ein lei-
Unrühige
Mutter.
nen säcklein gethan/ in Wein gesotten/ zwi-
schen zweyen tellern außgetruckt/ und warm
über die unrühige Mutter gelegt/ stillet die-
selbige.

D. Simon Pauli erzehlet in Quadripart. Bot.
[Spaltenumbruch] class. III. p. m.
393. er habe etliche Weiber ge-Versteckte
monatli-
che reini-
gung.

kennt/ welche ihre monatliche Reinigung
befürderet/ wenn sie frische Melissen nur in
die strümpff gelegt/ und darauff gegangen
sind.

Melissen in der Laugen gebeitzt/ und da-Das Haar
bey seiner
farb zu be-
halten.

mit gezwagen/ behält das haar bey seiner
farbe/ daß es nicht so bald grau wird.

So man die Bienen-stöck mit diesem
Kraut reibt/ fliegen die Bienen nicht hinweg.

Das destillierte Melissen-wasser stärcketKaltes
schwaches
Haupt/
schwindel/
Schlag/
ohnmach-
ten/ grim-
men/ erkal-
tete mutter
melancho-
ley.

das kalte schwache Haupt/ dienet wider den
Schwindel und Schlag/ wehret den Ohn-
machten/ stillet das Grimmen/ und ist nutz-
lich der erkalteten Mutter/ so man offt ein
paar löffel voll darvon nimt. Ja es dienet
auch wider die Melancholey.

Das destillierte Wasser von Melissen/
nach dem dieselbe zuvor etliche nächt in weis-
sem Wein gebeitzt worden/ ist insonderheitBärmut-
ter/ star-
ckes Leib-
weh von
kalte/
fchwache
gedächtnuß
Melancho-
ley/ schwa-
ches Hertz/
Bauch-
grimmen/
erkaltetes
Haupt/
Magen und
Mutter.

dienlich wider die Bärmutter und starckes
Leib-grimmen von kälte/ zwey oder drey löf-
fel voll davon genommen/ dienet auch zu
stärckung der schwachen Gedächtnuß.

Die Conserva Melissae, oder der Melissen-
zucker/ ist den melancholischen Leuthen dien-
lich/ vertreibt schwermüthige Gedancken/
stärcket das schwache Hertz/ stillet das Bauch-
grimmen/ ist gut dem erkalteten Haupt/
Magen und Mutter/ so man nach belieben
davon einer Muscatnuß groß nimt. Er wird
wie der Rosen-zucker gemacht/ davon an sei-
nem ort.

Ein trefflich mittel wider die Melancho-
ley oder Schwermuth. Nim Melissen-zu-Schwer-
muth.

cker zwey loth/ Buretsch- und Ochsenzun-
genblümlein-zucker jedes ein loth/ Alkermes-
Latwerg ohne Bisam ein halb loth. Stosse
es mit Granaten-syrup in einem sauberen
Mörsel durch einander/ davon kan man nach
belieben einer Muscatnuß groß nehmen.



CAPUT XXXVI.
Riechender Andorn. Stachys.
Namen.

RIechender Andorn heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Stachys, Marru-
bium agreste.
Jtaliänisch/ Stachi, Sal-
via montana.
Frantzösisch/ Sauge molle. En-
glisch/ Base Horehound.

Geschlecht und Gestalt.

1. Der Teutsche grosse Feld-Andorn/
Stachys major Germanica, C. B. Stachys Fuch-
sii, J. B.
hat ein zaßlichte Wurtzel/ die fast
fingers-dick wird. Seine wolriechende blät-
ter vergleichen sich dem gemeinen Andorn/
allein sind sie länger und gantz wollicht. Er
bekomt einen viereckichten/ rauchen und wol-
lichten stengel/ auß dessen gewerben gemei-
niglich purpurfarbe/ selten aber weisse blu-
men herfür kommen/ so gleichsam als ein
ähre oben auß stehen. Der same ist rund
wie der Cappes-same und schwartzlicht/ das
gantze Kraut riecht starck.

2. Der Jtaliänische kleine Feld-Andorn/
Stachys minor Italica, C. B. bringt einen vier-
eckichten stengel herfür. Die blätter sind
weiß/ wollicht/ und wie die grosse Salbey

gestaltet/

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] Verlohrne
monat-
blum/ ſaur
unrein ge-
bluͤt.
natliche Weiber-reinigung wider zu brin-
gen/ und das unreine/ dicke/ ſaure Gebluͤt/
zu verſuͤſſen und zu reinigen.

Wenn man ſonſten Branntenwein/ oder
den eigenen Meliſſen-geiſt uͤber die friſch zer-
Meliſſen-
Eſſentz.
hackte Meliſſen ſchuͤttet/ und uͤber acht oder
mehr tag in warmem ſande wol vermacht
ſtehen/ hernach filtriert/ oder durch gro-
bes tuch lauffen laͤßt/ oder allein den ge-
faͤrbten Branntenwein abſchuͤttet/ ſo hat
man die Meliſſen-Eſſentz/ welche in allen ob-
er zehlten kranckheiten dienſtlich iſt/ 15. biß
20. tropffen offt davon gebraucht.

Die wahre
Eſſentz auß
Meliſſen
nach Para-
celſo.

Paracelſus hat das Erſte und Beſte Weſen/
welche gleiche oder beſſere Wuͤrckungen als
die vorigen hat/ auß dieſem Kraut/ wie auch
auß dem Schellkraut auff folgende weiſe ge-
zogen. Man ſamlet das Kraut kurtz vor
der Sonnen auffgang/ da der Thau noch
darauff ligt/ nimt deſſen ſo viel man genug
hat/ ſtoſſet es in einem marmorſteinernen
Moͤrſel/ ſo viel moͤglich/ zu einer gantz rei-
nen Maſſa, thut ſolches hernaͤch in ein groſſes
Phiol-glaß mit einem langen halſe/ ſchließt
dieſes hierauff mit dem Hermetiſchen Sie-
gel wol zu/ und digerirt alſo die Maſſam einen
gantzen Philoſophiſchen Monat/ das iſt 40.
tag lang/ alſo daß die Phiol mit Sege-ſpaͤ-
nen/ oder klein geſchnittenem Stroh/ oder
Heckerling wol umbgeben/ und alſo in Pferd-
miſt geſetzet ſeye. Wenn bemeldte zeit ver-
floſſen/ muß man das Gefaͤſſe auff/ und die
materi/ ſo zu einem Liquore oder Waſſer wor-
den/ herauß thun/ dieſelbe außpreſſen/ und
das reine vom unreinen/ in der digeſtion im
Marien-bad bey einer gelinden waͤrme ab-
ſondern/ damit die groͤbſten theile ſich zu
boden ſetzen/ hernach gießt man den Liquo-
rem
durch neigung auff die ſeite ab/ oder/
welches beſſer iſt/ ſo filtriert man ſolchen uͤ-
berzwerch durch Baumwollen in einem
glaͤſernen trichter. Dieſen alſo purificierten
Liquorem muß man in eine Phiol thun/ umb
das Sal fixum, ſo man auß der außgepreßten
Maſſa des Krauts/ oder auß dem getrockne-
ten Kraut/ ſelbſten außgezogen hat/ damit
zu vereinigen/ welches ſeine tugenden daur-
haffter machet.

Kalte Ge-
breſten des
Haupts/
Hertzens/
Magens/
und der
Mutter/
Mutter-
weh/ ſchlag
fallende
Sucht/
ſchwindel/
krafftloſe
Kindbette-
rinnen die
ſich nicht
gnug reini-
gen.

Die Meliſſen iſt dienlich zu den kalten
Gebreſten des Haupts/ Hertzens/ Magens
und der Mutter. So die Weiber nur an
dieſes Kraut riechen/ ſtillet es das Mutter-
weh. Sie wird nutzlich gebraucht zu dem
Schlag/ der fallenden Sucht und dem
Schwindel/ ſo man ein handvoll Meliſſen
in ein maß weiſſen Wein legt/ und darab
trincket. Es pflegen an etlichen orten die
Weiber kuͤchlein von Meliſſen zu bachen fuͤr
die Kindbetterinnen/ welche krafftloß ſind/
und ſich nicht genug reinigen/ ſie nehmen
die zarten jungen ſchoͤßlein/ zerſtoſſen ſie/
und bachen ſie mit Eyern und Zucker.

So man in truͤben und abgefallenen
Truͤber ab-
gefallener
Wein.
Wein ein buͤſchelein Meliſſen hencket/ wird
er widerumb lauter davon.

Meliſſen und Chamillen-blumen in ein lei-
Unruͤhige
Mutter.
nen ſaͤcklein gethan/ in Wein geſotten/ zwi-
ſchen zweyen tellern außgetruckt/ und warm
uͤber die unruͤhige Mutter gelegt/ ſtillet die-
ſelbige.

D. Simon Pauli erzehlet in Quadripart. Bot.
[Spaltenumbruch] claſſ. III. p. m.
393. er habe etliche Weiber ge-Verſteckte
monatli-
che reini-
gung.

kennt/ welche ihre monatliche Reinigung
befuͤrderet/ wenn ſie friſche Meliſſen nur in
die ſtruͤmpff gelegt/ und darauff gegangen
ſind.

Meliſſen in der Laugen gebeitzt/ und da-Das Haar
bey ſeiner
farb zu be-
halten.

mit gezwagen/ behaͤlt das haar bey ſeiner
farbe/ daß es nicht ſo bald grau wird.

So man die Bienen-ſtoͤck mit dieſem
Kraut reibt/ fliegen die Bienen nicht hinweg.

Das deſtillierte Meliſſen-waſſer ſtaͤrcketKaltes
ſchwaches
Haupt/
ſchwindel/
Schlag/
ohnmach-
ten/ grim-
men/ erkal-
tete mutteꝛ
melancho-
ley.

das kalte ſchwache Haupt/ dienet wider den
Schwindel und Schlag/ wehret den Ohn-
machten/ ſtillet das Grimmen/ und iſt nutz-
lich der erkalteten Mutter/ ſo man offt ein
paar loͤffel voll darvon nimt. Ja es dienet
auch wider die Melancholey.

Das deſtillierte Waſſer von Meliſſen/
nach dem dieſelbe zuvor etliche naͤcht in weiſ-
ſem Wein gebeitzt worden/ iſt inſonderheitBaͤrmut-
ter/ ſtar-
ckes Leib-
weh von
kalte/
fchwache
gedaͤchtnuß
Melancho-
ley/ ſchwa-
ches Hertz/
Bauch-
grimmen/
erkaltetes
Haupt/
Magen uñ
Mutter.

dienlich wider die Baͤrmutter und ſtarckes
Leib-grimmen von kaͤlte/ zwey oder drey loͤf-
fel voll davon genommen/ dienet auch zu
ſtaͤrckung der ſchwachen Gedaͤchtnuß.

Die Conſerva Meliſſæ, oder der Meliſſen-
zucker/ iſt den melancholiſchen Leuthen dien-
lich/ vertreibt ſchwermuͤthige Gedancken/
ſtaͤrcket das ſchwache Hertz/ ſtillet das Bauch-
grimmen/ iſt gut dem erkalteten Haupt/
Magen und Mutter/ ſo man nach belieben
davon einer Muſcatnuß groß nimt. Er wird
wie der Roſen-zucker gemacht/ davon an ſei-
nem ort.

Ein trefflich mittel wider die Melancho-
ley oder Schwermuth. Nim Meliſſen-zu-Schwer-
muth.

cker zwey loth/ Buretſch- und Ochſenzun-
genbluͤmlein-zucker jedes ein loth/ Alkermes-
Latwerg ohne Biſam ein halb loth. Stoſſe
es mit Granaten-ſyrup in einem ſauberen
Moͤrſel durch einander/ davon kan man nach
belieben einer Muſcatnuß groß nehmen.



CAPUT XXXVI.
Riechender Andorn. Stachys.
Namen.

RIechender Andorn heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Stachys, Marru-
bium agreſte.
Jtaliaͤniſch/ Stachi, Sal-
via montana.
Frantzoͤſiſch/ Sauge molle. En-
gliſch/ Baſe Horehound.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Der Teutſche groſſe Feld-Andorn/
Stachys major Germanica, C. B. Stachys Fuch-
ſii, J. B.
hat ein zaßlichte Wurtzel/ die faſt
fingers-dick wird. Seine wolriechende blaͤt-
ter vergleichen ſich dem gemeinen Andorn/
allein ſind ſie laͤnger und gantz wollicht. Er
bekomt einen viereckichten/ rauchen und wol-
lichten ſtengel/ auß deſſen gewerben gemei-
niglich purpurfarbe/ ſelten aber weiſſe blu-
men herfuͤr kommen/ ſo gleichſam als ein
aͤhre oben auß ſtehen. Der ſame iſt rund
wie der Cappes-ſame und ſchwartzlicht/ das
gantze Kraut riecht ſtarck.

2. Der Jtaliaͤniſche kleine Feld-Andorn/
Stachys minor Italica, C. B. bringt einen vier-
eckichten ſtengel herfuͤr. Die blaͤtter ſind
weiß/ wollicht/ und wie die groſſe Salbey

geſtaltet/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0759" n="743"/><fw place="top" type="header">Von den Kra&#x0364;uteren.</fw><lb/><cb/><note place="left">Verlohrne<lb/>
monat-<lb/>
blum/ &#x017F;aur<lb/>
unrein ge-<lb/>
blu&#x0364;t.</note>natliche Weiber-reinigung wider zu brin-<lb/>
gen/ und das unreine/ dicke/ &#x017F;aure Geblu&#x0364;t/<lb/>
zu ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und zu reinigen.</p><lb/>
            <p>Wenn man &#x017F;on&#x017F;ten Branntenwein/ oder<lb/>
den eigenen Meli&#x017F;&#x017F;en-gei&#x017F;t u&#x0364;ber die fri&#x017F;ch zer-<lb/><note place="left">Meli&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
E&#x017F;&#x017F;entz.</note>hackte Meli&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chu&#x0364;ttet/ und u&#x0364;ber acht oder<lb/>
mehr tag in warmem &#x017F;ande wol vermacht<lb/>
&#x017F;tehen/ hernach filtriert/ oder durch gro-<lb/>
bes tuch lauffen la&#x0364;ßt/ oder allein den ge-<lb/>
fa&#x0364;rbten Branntenwein ab&#x017F;chu&#x0364;ttet/ &#x017F;o hat<lb/>
man die Meli&#x017F;&#x017F;en-E&#x017F;&#x017F;entz/ welche in allen ob-<lb/>
er zehlten kranckheiten dien&#x017F;tlich i&#x017F;t/ 15. biß<lb/>
20. tropffen offt davon gebraucht.</p><lb/>
            <note place="left">Die wahre<lb/>
E&#x017F;&#x017F;entz auß<lb/>
Meli&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nach <hi rendition="#aq">Para-<lb/>
cel&#x017F;o.</hi></note>
            <p><hi rendition="#aq">Paracel&#x017F;us</hi> hat das Er&#x017F;te und Be&#x017F;te We&#x017F;en/<lb/>
welche gleiche oder be&#x017F;&#x017F;ere Wu&#x0364;rckungen als<lb/>
die vorigen hat/ auß die&#x017F;em Kraut/ wie auch<lb/>
auß dem Schellkraut auff folgende wei&#x017F;e ge-<lb/>
zogen. Man &#x017F;amlet das Kraut kurtz vor<lb/>
der Sonnen auffgang/ da der Thau noch<lb/>
darauff ligt/ nimt de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o viel man genug<lb/>
hat/ &#x017F;to&#x017F;&#x017F;et es in einem marmor&#x017F;teinernen<lb/>
Mo&#x0364;r&#x017F;el/ &#x017F;o viel mo&#x0364;glich/ zu einer gantz rei-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;a,</hi> thut &#x017F;olches herna&#x0364;ch in ein gro&#x017F;&#x017F;es<lb/><hi rendition="#aq">Phiol-</hi>glaß mit einem langen hal&#x017F;e/ &#x017F;chließt<lb/>
die&#x017F;es hierauff mit dem <hi rendition="#aq">Hermeti</hi>&#x017F;chen Sie-<lb/>
gel wol zu/ und <hi rendition="#aq">digerirt</hi> al&#x017F;o die <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;am</hi> einen<lb/>
gantzen Philo&#x017F;ophi&#x017F;chen Monat/ das i&#x017F;t 40.<lb/>
tag lang/ al&#x017F;o daß die <hi rendition="#aq">Phiol</hi> mit Sege-&#x017F;pa&#x0364;-<lb/>
nen/ oder klein ge&#x017F;chnittenem Stroh/ oder<lb/>
Heckerling wol umbgeben/ und al&#x017F;o in Pferd-<lb/>
mi&#x017F;t ge&#x017F;etzet &#x017F;eye. Wenn bemeldte zeit ver-<lb/>
flo&#x017F;&#x017F;en/ muß man das Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e auff/ und die<lb/>
materi/ &#x017F;o zu einem <hi rendition="#aq">Liquore</hi> oder Wa&#x017F;&#x017F;er wor-<lb/>
den/ herauß thun/ die&#x017F;elbe außpre&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
das reine vom unreinen/ in der <hi rendition="#aq">dige&#x017F;tion</hi> im<lb/>
Marien-bad bey einer gelinden wa&#x0364;rme ab-<lb/>
&#x017F;ondern/ damit die gro&#x0364;b&#x017F;ten theile &#x017F;ich zu<lb/>
boden &#x017F;etzen/ hernach gießt man den <hi rendition="#aq">Liquo-<lb/>
rem</hi> durch neigung auff die &#x017F;eite ab/ oder/<lb/>
welches be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t/ &#x017F;o filtriert man &#x017F;olchen u&#x0364;-<lb/>
berzwerch durch Baumwollen in einem<lb/>
gla&#x0364;&#x017F;ernen trichter. Die&#x017F;en al&#x017F;o <hi rendition="#aq">purifici</hi>erten<lb/><hi rendition="#aq">Liquorem</hi> muß man in eine <hi rendition="#aq">Phiol</hi> thun/ umb<lb/>
das <hi rendition="#aq">Sal fixum,</hi> &#x017F;o man auß der außgepreßten<lb/><hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;a</hi> des Krauts/ oder auß dem getrockne-<lb/>
ten Kraut/ &#x017F;elb&#x017F;ten außgezogen hat/ damit<lb/>
zu vereinigen/ welches &#x017F;eine tugenden daur-<lb/>
haffter machet.</p><lb/>
            <note place="left">Kalte Ge-<lb/>
bre&#x017F;ten des<lb/>
Haupts/<lb/>
Hertzens/<lb/>
Magens/<lb/>
und der<lb/>
Mutter/<lb/>
Mutter-<lb/>
weh/ &#x017F;chlag<lb/>
fallende<lb/>
Sucht/<lb/>
&#x017F;chwindel/<lb/>
krafftlo&#x017F;e<lb/>
Kindbette-<lb/>
rinnen die<lb/>
&#x017F;ich nicht<lb/>
gnug reini-<lb/>
gen.</note>
            <p>Die Meli&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t dienlich zu den kalten<lb/>
Gebre&#x017F;ten des Haupts/ Hertzens/ Magens<lb/>
und der Mutter. So die Weiber nur an<lb/>
die&#x017F;es Kraut riechen/ &#x017F;tillet es das Mutter-<lb/>
weh. Sie wird nutzlich gebraucht zu dem<lb/>
Schlag/ der fallenden Sucht und dem<lb/>
Schwindel/ &#x017F;o man ein handvoll Meli&#x017F;&#x017F;en<lb/>
in ein maß wei&#x017F;&#x017F;en Wein legt/ und darab<lb/>
trincket. Es pflegen an etlichen orten die<lb/>
Weiber ku&#x0364;chlein von Meli&#x017F;&#x017F;en zu bachen fu&#x0364;r<lb/>
die Kindbetterinnen/ welche krafftloß &#x017F;ind/<lb/>
und &#x017F;ich nicht genug reinigen/ &#x017F;ie nehmen<lb/>
die zarten jungen &#x017F;cho&#x0364;ßlein/ zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie/<lb/>
und bachen &#x017F;ie mit Eyern und Zucker.</p><lb/>
            <p>So man in tru&#x0364;ben und abgefallenen<lb/><note place="left">Tru&#x0364;ber ab-<lb/>
gefallener<lb/>
Wein.</note>Wein ein bu&#x0364;&#x017F;chelein Meli&#x017F;&#x017F;en hencket/ wird<lb/>
er widerumb lauter davon.</p><lb/>
            <p>Meli&#x017F;&#x017F;en und Chamillen-blumen in ein lei-<lb/><note place="left">Unru&#x0364;hige<lb/>
Mutter.</note>nen &#x017F;a&#x0364;cklein gethan/ in Wein ge&#x017F;otten/ zwi-<lb/>
&#x017F;chen zweyen tellern außgetruckt/ und warm<lb/>
u&#x0364;ber die unru&#x0364;hige Mutter gelegt/ &#x017F;tillet die-<lb/>
&#x017F;elbige.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">D. Simon Pauli</hi> erzehlet <hi rendition="#aq">in Quadripart. Bot.<lb/><cb/>
cla&#x017F;&#x017F;. III. p. m.</hi> 393. er habe etliche Weiber ge-<note place="right">Ver&#x017F;teckte<lb/>
monatli-<lb/>
che reini-<lb/>
gung.</note><lb/>
kennt/ welche ihre monatliche Reinigung<lb/>
befu&#x0364;rderet/ wenn &#x017F;ie fri&#x017F;che Meli&#x017F;&#x017F;en nur in<lb/>
die &#x017F;tru&#x0364;mpff gelegt/ und darauff gegangen<lb/>
&#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Meli&#x017F;&#x017F;en in der Laugen gebeitzt/ und da-<note place="right">Das Haar<lb/>
bey &#x017F;einer<lb/>
farb zu be-<lb/>
halten.</note><lb/>
mit gezwagen/ beha&#x0364;lt das haar bey &#x017F;einer<lb/>
farbe/ daß es nicht &#x017F;o bald grau wird.</p><lb/>
            <p>So man die Bienen-&#x017F;to&#x0364;ck mit die&#x017F;em<lb/>
Kraut reibt/ fliegen die Bienen nicht hinweg.</p><lb/>
            <p>Das de&#x017F;tillierte Meli&#x017F;&#x017F;en-wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ta&#x0364;rcket<note place="right">Kaltes<lb/>
&#x017F;chwaches<lb/>
Haupt/<lb/>
&#x017F;chwindel/<lb/>
Schlag/<lb/>
ohnmach-<lb/>
ten/ grim-<lb/>
men/ erkal-<lb/>
tete mutte&#xA75B;<lb/>
melancho-<lb/>
ley.</note><lb/>
das kalte &#x017F;chwache Haupt/ dienet wider den<lb/>
Schwindel und Schlag/ wehret den Ohn-<lb/>
machten/ &#x017F;tillet das Grimmen/ und i&#x017F;t nutz-<lb/>
lich der erkalteten Mutter/ &#x017F;o man offt ein<lb/>
paar lo&#x0364;ffel voll darvon nimt. Ja es dienet<lb/>
auch wider die Melancholey.</p><lb/>
            <p>Das de&#x017F;tillierte Wa&#x017F;&#x017F;er von Meli&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
nach dem die&#x017F;elbe zuvor etliche na&#x0364;cht in wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;em Wein gebeitzt worden/ i&#x017F;t in&#x017F;onderheit<note place="right">Ba&#x0364;rmut-<lb/>
ter/ &#x017F;tar-<lb/>
ckes Leib-<lb/>
weh von<lb/>
kalte/<lb/>
fchwache<lb/>
geda&#x0364;chtnuß<lb/>
Melancho-<lb/>
ley/ &#x017F;chwa-<lb/>
ches Hertz/<lb/>
Bauch-<lb/>
grimmen/<lb/>
erkaltetes<lb/>
Haupt/<lb/>
Magen uñ<lb/>
Mutter.</note><lb/>
dienlich wider die Ba&#x0364;rmutter und &#x017F;tarckes<lb/>
Leib-grimmen von ka&#x0364;lte/ zwey oder drey lo&#x0364;f-<lb/>
fel voll davon genommen/ dienet auch zu<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rckung der &#x017F;chwachen Geda&#x0364;chtnuß.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Con&#x017F;erva Meli&#x017F;&#x017F;æ,</hi> oder der Meli&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
zucker/ i&#x017F;t den melancholi&#x017F;chen Leuthen dien-<lb/>
lich/ vertreibt &#x017F;chwermu&#x0364;thige Gedancken/<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcket das &#x017F;chwache Hertz/ &#x017F;tillet das Bauch-<lb/>
grimmen/ i&#x017F;t gut dem erkalteten Haupt/<lb/>
Magen und Mutter/ &#x017F;o man nach belieben<lb/>
davon einer Mu&#x017F;catnuß groß nimt. Er wird<lb/>
wie der Ro&#x017F;en-zucker gemacht/ davon an &#x017F;ei-<lb/>
nem ort.</p><lb/>
            <p>Ein trefflich mittel wider die Melancho-<lb/>
ley oder Schwermuth. Nim Meli&#x017F;&#x017F;en-zu-<note place="right">Schwer-<lb/>
muth.</note><lb/>
cker zwey loth/ Buret&#x017F;ch- und Och&#x017F;enzun-<lb/>
genblu&#x0364;mlein-zucker jedes ein loth/ Alkermes-<lb/>
Latwerg ohne Bi&#x017F;am ein halb loth. Sto&#x017F;&#x017F;e<lb/>
es mit Granaten-&#x017F;yrup in einem &#x017F;auberen<lb/>
Mo&#x0364;r&#x017F;el durch einander/ davon kan man nach<lb/>
belieben einer Mu&#x017F;catnuß groß nehmen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">CAPUT XXXVI.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#b">Riechender Andorn.</hi> <hi rendition="#aq">Stachys.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">R</hi>Iechender Andorn heißt Griechi&#x017F;ch/<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Stachys, Marru-<lb/>
bium agre&#x017F;te.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Stachi, Sal-<lb/>
via montana.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Sauge molle.</hi> En-<lb/>
gli&#x017F;ch/ Ba&#x017F;e Horehound.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>1. Der Teut&#x017F;che gro&#x017F;&#x017F;e Feld-Andorn/<lb/><hi rendition="#aq">Stachys major Germanica, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Stachys Fuch-<lb/>
&#x017F;ii, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> hat ein zaßlichte Wurtzel/ die fa&#x017F;t<lb/>
fingers-dick wird. Seine wolriechende bla&#x0364;t-<lb/>
ter vergleichen &#x017F;ich dem gemeinen Andorn/<lb/>
allein &#x017F;ind &#x017F;ie la&#x0364;nger und gantz wollicht. Er<lb/>
bekomt einen viereckichten/ rauchen und wol-<lb/>
lichten &#x017F;tengel/ auß de&#x017F;&#x017F;en gewerben gemei-<lb/>
niglich purpurfarbe/ &#x017F;elten aber wei&#x017F;&#x017F;e blu-<lb/>
men herfu&#x0364;r kommen/ &#x017F;o gleich&#x017F;am als ein<lb/>
a&#x0364;hre oben auß &#x017F;tehen. Der &#x017F;ame i&#x017F;t rund<lb/>
wie der Cappes-&#x017F;ame und &#x017F;chwartzlicht/ das<lb/>
gantze Kraut riecht &#x017F;tarck.</p><lb/>
            <p>2. Der Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che kleine Feld-Andorn/<lb/><hi rendition="#aq">Stachys minor Italica, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> bringt einen vier-<lb/>
eckichten &#x017F;tengel herfu&#x0364;r. Die bla&#x0364;tter &#x017F;ind<lb/>
weiß/ wollicht/ und wie die gro&#x017F;&#x017F;e Salbey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;taltet/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[743/0759] Von den Kraͤuteren. natliche Weiber-reinigung wider zu brin- gen/ und das unreine/ dicke/ ſaure Gebluͤt/ zu verſuͤſſen und zu reinigen. Verlohrne monat- blum/ ſaur unrein ge- bluͤt. Wenn man ſonſten Branntenwein/ oder den eigenen Meliſſen-geiſt uͤber die friſch zer- hackte Meliſſen ſchuͤttet/ und uͤber acht oder mehr tag in warmem ſande wol vermacht ſtehen/ hernach filtriert/ oder durch gro- bes tuch lauffen laͤßt/ oder allein den ge- faͤrbten Branntenwein abſchuͤttet/ ſo hat man die Meliſſen-Eſſentz/ welche in allen ob- er zehlten kranckheiten dienſtlich iſt/ 15. biß 20. tropffen offt davon gebraucht. Meliſſen- Eſſentz. Paracelſus hat das Erſte und Beſte Weſen/ welche gleiche oder beſſere Wuͤrckungen als die vorigen hat/ auß dieſem Kraut/ wie auch auß dem Schellkraut auff folgende weiſe ge- zogen. Man ſamlet das Kraut kurtz vor der Sonnen auffgang/ da der Thau noch darauff ligt/ nimt deſſen ſo viel man genug hat/ ſtoſſet es in einem marmorſteinernen Moͤrſel/ ſo viel moͤglich/ zu einer gantz rei- nen Maſſa, thut ſolches hernaͤch in ein groſſes Phiol-glaß mit einem langen halſe/ ſchließt dieſes hierauff mit dem Hermetiſchen Sie- gel wol zu/ und digerirt alſo die Maſſam einen gantzen Philoſophiſchen Monat/ das iſt 40. tag lang/ alſo daß die Phiol mit Sege-ſpaͤ- nen/ oder klein geſchnittenem Stroh/ oder Heckerling wol umbgeben/ und alſo in Pferd- miſt geſetzet ſeye. Wenn bemeldte zeit ver- floſſen/ muß man das Gefaͤſſe auff/ und die materi/ ſo zu einem Liquore oder Waſſer wor- den/ herauß thun/ dieſelbe außpreſſen/ und das reine vom unreinen/ in der digeſtion im Marien-bad bey einer gelinden waͤrme ab- ſondern/ damit die groͤbſten theile ſich zu boden ſetzen/ hernach gießt man den Liquo- rem durch neigung auff die ſeite ab/ oder/ welches beſſer iſt/ ſo filtriert man ſolchen uͤ- berzwerch durch Baumwollen in einem glaͤſernen trichter. Dieſen alſo purificierten Liquorem muß man in eine Phiol thun/ umb das Sal fixum, ſo man auß der außgepreßten Maſſa des Krauts/ oder auß dem getrockne- ten Kraut/ ſelbſten außgezogen hat/ damit zu vereinigen/ welches ſeine tugenden daur- haffter machet. Die Meliſſen iſt dienlich zu den kalten Gebreſten des Haupts/ Hertzens/ Magens und der Mutter. So die Weiber nur an dieſes Kraut riechen/ ſtillet es das Mutter- weh. Sie wird nutzlich gebraucht zu dem Schlag/ der fallenden Sucht und dem Schwindel/ ſo man ein handvoll Meliſſen in ein maß weiſſen Wein legt/ und darab trincket. Es pflegen an etlichen orten die Weiber kuͤchlein von Meliſſen zu bachen fuͤr die Kindbetterinnen/ welche krafftloß ſind/ und ſich nicht genug reinigen/ ſie nehmen die zarten jungen ſchoͤßlein/ zerſtoſſen ſie/ und bachen ſie mit Eyern und Zucker. So man in truͤben und abgefallenen Wein ein buͤſchelein Meliſſen hencket/ wird er widerumb lauter davon. Truͤber ab- gefallener Wein. Meliſſen und Chamillen-blumen in ein lei- nen ſaͤcklein gethan/ in Wein geſotten/ zwi- ſchen zweyen tellern außgetruckt/ und warm uͤber die unruͤhige Mutter gelegt/ ſtillet die- ſelbige. Unruͤhige Mutter. D. Simon Pauli erzehlet in Quadripart. Bot. claſſ. III. p. m. 393. er habe etliche Weiber ge- kennt/ welche ihre monatliche Reinigung befuͤrderet/ wenn ſie friſche Meliſſen nur in die ſtruͤmpff gelegt/ und darauff gegangen ſind. Verſteckte monatli- che reini- gung. Meliſſen in der Laugen gebeitzt/ und da- mit gezwagen/ behaͤlt das haar bey ſeiner farbe/ daß es nicht ſo bald grau wird. Das Haar bey ſeiner farb zu be- halten. So man die Bienen-ſtoͤck mit dieſem Kraut reibt/ fliegen die Bienen nicht hinweg. Das deſtillierte Meliſſen-waſſer ſtaͤrcket das kalte ſchwache Haupt/ dienet wider den Schwindel und Schlag/ wehret den Ohn- machten/ ſtillet das Grimmen/ und iſt nutz- lich der erkalteten Mutter/ ſo man offt ein paar loͤffel voll darvon nimt. Ja es dienet auch wider die Melancholey. Kaltes ſchwaches Haupt/ ſchwindel/ Schlag/ ohnmach- ten/ grim- men/ erkal- tete mutteꝛ melancho- ley. Das deſtillierte Waſſer von Meliſſen/ nach dem dieſelbe zuvor etliche naͤcht in weiſ- ſem Wein gebeitzt worden/ iſt inſonderheit dienlich wider die Baͤrmutter und ſtarckes Leib-grimmen von kaͤlte/ zwey oder drey loͤf- fel voll davon genommen/ dienet auch zu ſtaͤrckung der ſchwachen Gedaͤchtnuß. Baͤrmut- ter/ ſtar- ckes Leib- weh von kalte/ fchwache gedaͤchtnuß Melancho- ley/ ſchwa- ches Hertz/ Bauch- grimmen/ erkaltetes Haupt/ Magen uñ Mutter. Die Conſerva Meliſſæ, oder der Meliſſen- zucker/ iſt den melancholiſchen Leuthen dien- lich/ vertreibt ſchwermuͤthige Gedancken/ ſtaͤrcket das ſchwache Hertz/ ſtillet das Bauch- grimmen/ iſt gut dem erkalteten Haupt/ Magen und Mutter/ ſo man nach belieben davon einer Muſcatnuß groß nimt. Er wird wie der Roſen-zucker gemacht/ davon an ſei- nem ort. Ein trefflich mittel wider die Melancho- ley oder Schwermuth. Nim Meliſſen-zu- cker zwey loth/ Buretſch- und Ochſenzun- genbluͤmlein-zucker jedes ein loth/ Alkermes- Latwerg ohne Biſam ein halb loth. Stoſſe es mit Granaten-ſyrup in einem ſauberen Moͤrſel durch einander/ davon kan man nach belieben einer Muſcatnuß groß nehmen. Schwer- muth. CAPUT XXXVI. Riechender Andorn. Stachys. Namen. RIechender Andorn heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Stachys, Marru- bium agreſte. Jtaliaͤniſch/ Stachi, Sal- via montana. Frantzoͤſiſch/ Sauge molle. En- gliſch/ Baſe Horehound. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Der Teutſche groſſe Feld-Andorn/ Stachys major Germanica, C. B. Stachys Fuch- ſii, J. B. hat ein zaßlichte Wurtzel/ die faſt fingers-dick wird. Seine wolriechende blaͤt- ter vergleichen ſich dem gemeinen Andorn/ allein ſind ſie laͤnger und gantz wollicht. Er bekomt einen viereckichten/ rauchen und wol- lichten ſtengel/ auß deſſen gewerben gemei- niglich purpurfarbe/ ſelten aber weiſſe blu- men herfuͤr kommen/ ſo gleichſam als ein aͤhre oben auß ſtehen. Der ſame iſt rund wie der Cappes-ſame und ſchwartzlicht/ das gantze Kraut riecht ſtarck. 2. Der Jtaliaͤniſche kleine Feld-Andorn/ Stachys minor Italica, C. B. bringt einen vier- eckichten ſtengel herfuͤr. Die blaͤtter ſind weiß/ wollicht/ und wie die groſſe Salbey geſtaltet/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/759
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/759>, abgerufen am 29.12.2024.