1. Der gemeine weisse Andorn/ Marru- bium album vulgare, C. B. album, J. B. ist eine Staud/ elenbogens hoch/ rauch/ grauweiß/ mit gevierten und rauchen Gerten/ daran stehen dicke rundlichte/ zerkerbte/ rauche/ ge- runtzelte blätter/ von farben grauweiß/ sie riechen wol/ und schmäcken bitter. Die Blu- men sind weiß/ stehen in stachlichten häuß- lein rings umb den stengel wie ein wirbel/ ein gesätz über dem andern. Nach abfallung der Blumen findet man schwartzen/ runden und rauchen Samen. Die wurtzel ist hart/ und in viel zaseln zertheilt. Er wächßt gern auff ungebawten orten/ neben den Mauren/ Zäunen und alten Hoffstätten. Blühet im Brach- und Hewmonat/ alsdenn er zu man- cherley Nutzbarkeit eingesamlet wird. Man findet ihne überflüssig im Oberen-Elsaß/ bey Ensisheim/ Colmar/ Horburg und an- dern orten: wird bey uns in den Gärten ge- pflantzet.
2. Der Oesterreichische weisse Andorn/ Marrubium alterum Pannonicum, Clus. bringt auß seiner wurtzel viereckichte/ starcke und gläichichte stengel herfür/ so bißweilen elen hoch wachsen/ und in viel neben zweig gethei- let werden. Bey jedem gläich stehen zwey blätter gegen einander über/ die sind zwey zoll lang/ ein zoll breit/ und an dem umb- kreiß gekerfft/ sie vergleichen sich den vori- gen/ werden jedoch schmäler und nicht also rund/ gantz graw/ an dem geruch nicht un- lieblich/ an geschmack aber bitter und scharf. Die Blumen sind den vorgemelten ähnlich/ kommen auß weichen weissen kelchlein her- für/ und umbringen den oberen stengel sammt den nebenzweiglein wie ein wirbel. Alle Jahr bringet die wurtzel viel newe nebenschoß her- für. Er ist umb Wien so gemein/ daß er an dem rand der Weinbergen und Ackeren/ wie auch auff den trockenen graßichten Fel- deren häuffig gefunden/ zugleich in den gru- ben der Statt Wien/ in welchen sich kein wasser auffhält/ angetroffen wird.
3. Der Candische weisse Andorn/ Mar- rubium album angustifolium peregrinum, C. B. Creticum, Ger. album angustiore folio, J. B. hat ein runden dünnen stengel/ so mit etli- chen nebenzincklein begabet ist/ die mit einer zarten wollen überzogen sind. Die blätter werden länger/ schmäler und ein wenig ge- kerfft. Er trägt kleinere Blumen als der ge- meine/ so jedoch einen lieblicheren Geruch von sich geben. Man bringet ihne viel auß Candien nach Venedig/ von darauß er wei- ters versendet wird.
Mehr andere Geschlechte werden von an- deren beschrieben.
Eigenschafft.
Der gemeine weisse Andorn/ dessen blät- ter allein im gebrauch sind/ und zu end des Brachmonats sollen gesamlet werden/ hat ein gelind/ flüchtiges/ scharfflichtes/ mit groben/ ölichten theilgen vermischtes saltz/ und hiemit die Eigenschafft zu eröffnen/ zu [Spaltenumbruch]
zertheilen/ zu säuberen/ zu dünneren/ ver- stopffungen der Lungen/ Leber/ Miltz und Mutter zu eröffnen/ die Monatliche Wei- ber-reinigung zu beförderen/ zu erwärmen/ und zu tröcknen.
Gebrauch.
Ein handvoll des weissen Andorns in ei-Verstopf- fung der Leber und Miltz/ Ko- der umb die Brust/ versteckte monatliche reinigung der weiber Gelbsucht/ schwacher magen/ ab- nehmen des Leibs/ unlust zur speiß/ Würm. ner halben maß weissen Weins und frisches Brunnwassers gesotten/ alsdenn durch ein reines tuch gesiechtet/ mit gutem Zucker lieb- lich gemacht/ und davon nach belieben ge- truncken/ eröffnet die verstopffung der Leber und des Miltzes/ reiniget die Brust vom Koder/ treibet die versteckte monatliche Rei- nigung der Weiber/ tödet die Würm im Leib. Jst dienlich wider die Gelbsucht und verzehrung des Leibs/ stärcket den schwa- chen Magen und bringet den Lust zur speiß wider. Welche aber einige versehrung in den Nieren oder Blasen haben/ die sollen des weissen Andorns sich enthalten.
Das destillierte weisse Andorn-wasser/Zäher Schleim und Koder auff der Brust und Lungen/ Husten/ blutspeyen verstopffte Leber und Miltz/ schwere kindsweh. Husten/ al- te gebresten der Brust und Lungen/ Engbrü- stigkeit/ Lungen- kranckhei- ten alter Leuthen. erweichet den zähen schleim und Koder auf der Brust und Lungen/ vertreibt den Hu- sten/ stillet das blutspeyen/ eröffnet die ver- stopffte Leber und Miltz/ so man dessen biß- weilen ein paar loth trincket. Man soll auch so viel den Weibern geben/ so in schweren Kindsnöthen ligen/ denn es erleichteret die Geburt.
Der in den Apothecken zubereitete Sy- rup von weissem Andorn dienet fürnemb- lich für den Husten/ und langwirige voral- tete Gebresten der Brust und Lungen/ denn er erweicht gar wol den zähen schleim/ und befürderet ihne zum außwurff: ist ein nutz- liche Artzney alten Leuthen/ so keuchen/ oder schwerlich athmen/ und andere Gebrechen der Lungen haben: man kan davon nach be- lieben ein lössel voll nehmen.
Der schwartze Andorn hat viereckichte schwartze und rauche stengel. Mit den blät- tern vergleicht er sich dem weissen Andorn/ sind doch grösser/ mehr zerkerbt/ ein wenig rund/ darzu haarig/ schwartz/ underschied- lich von einander gesetzt/ und eines unange- nehmen stinckenden geruchs. Die purpur- braune blumen stehen umb den stengel rings herumb wie rädlein. Nach der blüht findet man schwartzen/ langen und dreyeckichten samen/ je zwey oder drey sämlein in einem
1. Der gemeine weiſſe Andorn/ Marru- bium album vulgare, C. B. album, J. B. iſt eine Staud/ elenbogens hoch/ rauch/ grauweiß/ mit gevierten und rauchen Gerten/ daran ſtehen dicke rundlichte/ zerkerbte/ rauche/ ge- runtzelte blaͤtter/ von farben grauweiß/ ſie riechen wol/ und ſchmaͤcken bitter. Die Blu- men ſind weiß/ ſtehen in ſtachlichten haͤuß- lein rings umb den ſtengel wie ein wirbel/ ein geſaͤtz uͤber dem andern. Nach abfallung der Blumen findet man ſchwartzen/ runden und rauchen Samen. Die wurtzel iſt hart/ und in viel zaſeln zertheilt. Er waͤchßt gern auff ungebawten orten/ neben den Mauren/ Zaͤunen und alten Hoffſtaͤtten. Bluͤhet im Brach- und Hewmonat/ alsdeñ er zu man- cherley Nutzbarkeit eingeſamlet wird. Man findet ihne uͤberfluͤſſig im Oberen-Elſaß/ bey Enſisheim/ Colmar/ Horburg und an- dern orten: wird bey uns in den Gaͤrten ge- pflantzet.
2. Der Oeſterꝛeichiſche weiſſe Andorn/ Marrubium alterum Pannonicum, Clus. bringt auß ſeiner wurtzel viereckichte/ ſtarcke und glaͤichichte ſtengel herfuͤr/ ſo bißweilen elen hoch wachſen/ und in viel neben zweig gethei- let werden. Bey jedem glaͤich ſtehen zwey blaͤtter gegen einander uͤber/ die ſind zwey zoll lang/ ein zoll breit/ und an dem umb- kreiß gekerfft/ ſie vergleichen ſich den vori- gen/ werden jedoch ſchmaͤler und nicht alſo rund/ gantz graw/ an dem geruch nicht un- lieblich/ an geſchmack aber bitter und ſcharf. Die Blumen ſind den vorgemelten aͤhnlich/ kommen auß weichen weiſſen kelchlein her- fuͤr/ und umbringen den oberen ſtengel ſam̃t den nebenzweiglein wie ein wirbel. Alle Jahr bringet die wurtzel viel newe nebenſchoß her- fuͤr. Er iſt umb Wien ſo gemein/ daß er an dem rand der Weinbergen und Ackeren/ wie auch auff den trockenen graßichten Fel- deren haͤuffig gefunden/ zugleich in den gru- ben der Statt Wien/ in welchen ſich kein waſſer auffhaͤlt/ angetroffen wird.
3. Der Candiſche weiſſe Andorn/ Mar- rubium album anguſtifolium peregrinum, C. B. Creticum, Ger. album anguſtiore folio, J. B. hat ein runden duͤnnen ſtengel/ ſo mit etli- chen nebenzincklein begabet iſt/ die mit einer zarten wollen uͤberzogen ſind. Die blaͤtter werden laͤnger/ ſchmaͤler und ein wenig ge- kerfft. Er traͤgt kleinere Blumen als der ge- meine/ ſo jedoch einen lieblicheren Geruch von ſich geben. Man bringet ihne viel auß Candien nach Venedig/ von darauß er wei- ters verſendet wird.
Mehr andere Geſchlechte werden von an- deren beſchrieben.
Eigenſchafft.
Der gemeine weiſſe Andorn/ deſſen blaͤt- ter allein im gebrauch ſind/ und zu end des Brachmonats ſollen geſamlet werden/ hat ein gelind/ fluͤchtiges/ ſcharfflichtes/ mit groben/ oͤlichten theilgen vermiſchtes ſaltz/ und hiemit die Eigenſchafft zu eroͤffnen/ zu [Spaltenumbruch]
zertheilen/ zu ſaͤuberen/ zu duͤnneren/ ver- ſtopffungen der Lungen/ Leber/ Miltz und Mutter zu eroͤffnen/ die Monatliche Wei- ber-reinigung zu befoͤrderen/ zu erwaͤrmen/ und zu troͤcknen.
Gebrauch.
Ein handvoll des weiſſen Andorns in ei-Verſtopf- fung der Leber und Miltz/ Ko- der umb die Bruſt/ verſteckte monatliche reinigung der weiber Gelbſucht/ ſchwacher magen/ ab- nehmen des Leibs/ unluſt zur ſpeiß/ Wuͤrm. ner halben maß weiſſen Weins und friſches Brunnwaſſers geſotten/ alsdenn durch ein reines tuch geſiechtet/ mit gutem Zucker lieb- lich gemacht/ und davon nach belieben ge- truncken/ eroͤffnet die verſtopffung der Leber und des Miltzes/ reiniget die Bruſt vom Koder/ treibet die verſteckte monatliche Rei- nigung der Weiber/ toͤdet die Wuͤrm im Leib. Jſt dienlich wider die Gelbſucht und verzehrung des Leibs/ ſtaͤrcket den ſchwa- chen Magen und bringet den Luſt zur ſpeiß wider. Welche aber einige verſehrung in den Nieren oder Blaſen haben/ die ſollen des weiſſen Andorns ſich enthalten.
Das deſtillierte weiſſe Andorn-waſſer/Zaͤher Schleim und Koder auff der Bruſt und Lungen/ Huſten/ blutſpeyen verſtopffte Leber und Miltz/ ſchwere kindsweh. Huſten/ al- te gebreſten der Bruſt uñ Lungen/ Engbruͤ- ſtigkeit/ Lungen- kranckhei- ten alter Leuthen. erweichet den zaͤhen ſchleim und Koder auf der Bruſt und Lungen/ vertreibt den Hu- ſten/ ſtillet das blutſpeyen/ eroͤffnet die ver- ſtopffte Leber und Miltz/ ſo man deſſen biß- weilen ein paar loth trincket. Man ſoll auch ſo viel den Weibern geben/ ſo in ſchweren Kindsnoͤthen ligen/ denn es erleichteret die Geburt.
Der in den Apothecken zubereitete Sy- rup von weiſſem Andorn dienet fuͤrnemb- lich fuͤr den Huſten/ und langwirige voral- tete Gebreſten der Bruſt und Lungen/ denn er erweicht gar wol den zaͤhen ſchleim/ und befuͤrderet ihne zum außwurff: iſt ein nutz- liche Artzney alten Leuthen/ ſo keuchen/ oder ſchwerlich athmen/ und andere Gebrechen der Lungen haben: man kan davon nach be- lieben ein loͤſſel voll nehmen.
Der ſchwartze Andorn hat viereckichte ſchwartze und rauche ſtengel. Mit den blaͤt- tern vergleicht er ſich dem weiſſen Andorn/ ſind doch groͤſſer/ mehr zerkerbt/ ein wenig rund/ darzu haarig/ ſchwartz/ underſchied- lich von einander geſetzt/ und eines unange- nehmen ſtinckenden geruchs. Die purpur- braune blumen ſtehen umb den ſtengel rings herumb wie raͤdlein. Nach der bluͤht findet man ſchwartzen/ langen und dreyeckichten ſamen/ je zwey oder drey ſaͤmlein in einem
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[740/0756]
Das Vierte Buch/
Horchound. Daͤniſch/ Rubicke/ Maru/
Marube/ Huid rubicke/ Marck-rubicke.
Niderlaͤndiſch/ Malroue/ Malrueuie/ wit
Andoren.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Der gemeine weiſſe Andorn/ Marru-
bium album vulgare, C. B. album, J. B. iſt eine
Staud/ elenbogens hoch/ rauch/ grauweiß/
mit gevierten und rauchen Gerten/ daran
ſtehen dicke rundlichte/ zerkerbte/ rauche/ ge-
runtzelte blaͤtter/ von farben grauweiß/ ſie
riechen wol/ und ſchmaͤcken bitter. Die Blu-
men ſind weiß/ ſtehen in ſtachlichten haͤuß-
lein rings umb den ſtengel wie ein wirbel/
ein geſaͤtz uͤber dem andern. Nach abfallung
der Blumen findet man ſchwartzen/ runden
und rauchen Samen. Die wurtzel iſt hart/
und in viel zaſeln zertheilt. Er waͤchßt gern
auff ungebawten orten/ neben den Mauren/
Zaͤunen und alten Hoffſtaͤtten. Bluͤhet im
Brach- und Hewmonat/ alsdeñ er zu man-
cherley Nutzbarkeit eingeſamlet wird. Man
findet ihne uͤberfluͤſſig im Oberen-Elſaß/
bey Enſisheim/ Colmar/ Horburg und an-
dern orten: wird bey uns in den Gaͤrten ge-
pflantzet.
2. Der Oeſterꝛeichiſche weiſſe Andorn/
Marrubium alterum Pannonicum, Clus. bringt
auß ſeiner wurtzel viereckichte/ ſtarcke und
glaͤichichte ſtengel herfuͤr/ ſo bißweilen elen
hoch wachſen/ und in viel neben zweig gethei-
let werden. Bey jedem glaͤich ſtehen zwey
blaͤtter gegen einander uͤber/ die ſind zwey
zoll lang/ ein zoll breit/ und an dem umb-
kreiß gekerfft/ ſie vergleichen ſich den vori-
gen/ werden jedoch ſchmaͤler und nicht alſo
rund/ gantz graw/ an dem geruch nicht un-
lieblich/ an geſchmack aber bitter und ſcharf.
Die Blumen ſind den vorgemelten aͤhnlich/
kommen auß weichen weiſſen kelchlein her-
fuͤr/ und umbringen den oberen ſtengel ſam̃t
den nebenzweiglein wie ein wirbel. Alle Jahr
bringet die wurtzel viel newe nebenſchoß her-
fuͤr. Er iſt umb Wien ſo gemein/ daß er an
dem rand der Weinbergen und Ackeren/
wie auch auff den trockenen graßichten Fel-
deren haͤuffig gefunden/ zugleich in den gru-
ben der Statt Wien/ in welchen ſich kein
waſſer auffhaͤlt/ angetroffen wird.
3. Der Candiſche weiſſe Andorn/ Mar-
rubium album anguſtifolium peregrinum, C. B.
Creticum, Ger. album anguſtiore folio, J. B.
hat ein runden duͤnnen ſtengel/ ſo mit etli-
chen nebenzincklein begabet iſt/ die mit einer
zarten wollen uͤberzogen ſind. Die blaͤtter
werden laͤnger/ ſchmaͤler und ein wenig ge-
kerfft. Er traͤgt kleinere Blumen als der ge-
meine/ ſo jedoch einen lieblicheren Geruch
von ſich geben. Man bringet ihne viel auß
Candien nach Venedig/ von darauß er wei-
ters verſendet wird.
Mehr andere Geſchlechte werden von an-
deren beſchrieben.
Eigenſchafft.
Der gemeine weiſſe Andorn/ deſſen blaͤt-
ter allein im gebrauch ſind/ und zu end des
Brachmonats ſollen geſamlet werden/ hat
ein gelind/ fluͤchtiges/ ſcharfflichtes/ mit
groben/ oͤlichten theilgen vermiſchtes ſaltz/
und hiemit die Eigenſchafft zu eroͤffnen/ zu
zertheilen/ zu ſaͤuberen/ zu duͤnneren/ ver-
ſtopffungen der Lungen/ Leber/ Miltz und
Mutter zu eroͤffnen/ die Monatliche Wei-
ber-reinigung zu befoͤrderen/ zu erwaͤrmen/
und zu troͤcknen.
Gebrauch.
Ein handvoll des weiſſen Andorns in ei-
ner halben maß weiſſen Weins und friſches
Brunnwaſſers geſotten/ alsdenn durch ein
reines tuch geſiechtet/ mit gutem Zucker lieb-
lich gemacht/ und davon nach belieben ge-
truncken/ eroͤffnet die verſtopffung der Leber
und des Miltzes/ reiniget die Bruſt vom
Koder/ treibet die verſteckte monatliche Rei-
nigung der Weiber/ toͤdet die Wuͤrm im
Leib. Jſt dienlich wider die Gelbſucht und
verzehrung des Leibs/ ſtaͤrcket den ſchwa-
chen Magen und bringet den Luſt zur ſpeiß
wider. Welche aber einige verſehrung in
den Nieren oder Blaſen haben/ die ſollen des
weiſſen Andorns ſich enthalten.
Verſtopf-
fung der
Leber und
Miltz/ Ko-
der umb
die Bruſt/
verſteckte
monatliche
reinigung
der weiber
Gelbſucht/
ſchwacher
magen/ ab-
nehmen
des Leibs/
unluſt zur
ſpeiß/
Wuͤrm.
Das deſtillierte weiſſe Andorn-waſſer/
erweichet den zaͤhen ſchleim und Koder auf
der Bruſt und Lungen/ vertreibt den Hu-
ſten/ ſtillet das blutſpeyen/ eroͤffnet die ver-
ſtopffte Leber und Miltz/ ſo man deſſen biß-
weilen ein paar loth trincket. Man ſoll auch
ſo viel den Weibern geben/ ſo in ſchweren
Kindsnoͤthen ligen/ denn es erleichteret die
Geburt.
Zaͤher
Schleim
und Koder
auff der
Bruſt und
Lungen/
Huſten/
blutſpeyen
verſtopffte
Leber und
Miltz/
ſchwere
kindsweh.
Huſten/ al-
te gebreſten
der Bruſt
uñ Lungen/
Engbruͤ-
ſtigkeit/
Lungen-
kranckhei-
ten alter
Leuthen.
Der in den Apothecken zubereitete Sy-
rup von weiſſem Andorn dienet fuͤrnemb-
lich fuͤr den Huſten/ und langwirige voral-
tete Gebreſten der Bruſt und Lungen/ denn
er erweicht gar wol den zaͤhen ſchleim/ und
befuͤrderet ihne zum außwurff: iſt ein nutz-
liche Artzney alten Leuthen/ ſo keuchen/ oder
ſchwerlich athmen/ und andere Gebrechen
der Lungen haben: man kan davon nach be-
lieben ein loͤſſel voll nehmen.
CAPUT XXXIV.
Schwartzer Andorn. Marru-
biaſtrum.
Namen.
DEr ſchwartze Andorn heißt Grie-
chiſch/ __. La-
teiniſch/ Praſium fœtidum, Marru-
biaſtrum, Ballote, Marrubium nigrum. Jta-
liaͤniſch/ Marrobiaſtro, Marrobio baſtardo,
Marrobio negro. Frantzoͤſiſch/ Marrubin noir,
Marrubin puant. Spaniſch/ Marrubio negro.
Engliſch/ Stynking horchound. Niderlaͤn-
diſch/ Schwarte Andorn/ Schwarte Mal-
rut.
Geſtalt.
Der ſchwartze Andorn hat viereckichte
ſchwartze und rauche ſtengel. Mit den blaͤt-
tern vergleicht er ſich dem weiſſen Andorn/
ſind doch groͤſſer/ mehr zerkerbt/ ein wenig
rund/ darzu haarig/ ſchwartz/ underſchied-
lich von einander geſetzt/ und eines unange-
nehmen ſtinckenden geruchs. Die purpur-
braune blumen ſtehen umb den ſtengel rings
herumb wie raͤdlein. Nach der bluͤht findet
man ſchwartzen/ langen und dreyeckichten
ſamen/ je zwey oder drey ſaͤmlein in einem
ſtachlich-
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/756>, abgerufen am 23.11.2024.
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Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.