Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] darüber schütten/ und hernach also destillie-
ren/ da denn der Geist der Mäyenblümlein
zugleich mit dem Geist solcher Weinen über-
Mäyen-
blümlein-
Branten-
wein.
steigen/ und zusammen/ den so genannten
gemeinen Mäyenblümlein-geist/ außma-
chen wird. Etliche füllen auch nur ein glaß
mit Mäyenblümlein an/ giessen Brannten-
wein darüber/ und lassens also stehen an der
Sonnen ohne andere destillation/ und ge-
brauchens das jahr über/ meistens äusser-
lich zu vertreibung blauer Mählern/ Ge-
schwulsten und dergleichen.

Spiritus
Lil. conval.
per fer-
mentatio-
nem.

Der andere und wahrere Geist wird auß
denen gejohrenen oder gesäurten Mäyen-
blümlein gezogen/ und auff folgende weise
bereitet: Fülle ein gläsernen kolben mit fri-
schen/ vom Morgentaw annoch feuchten
(wo möglich) Mäyenblümlein an/ nach
belieben kan man ein wenig Hebel oder Saur-
teig darzu werffen: Vermache das glaß
wol/ setze es in Keller bey 6. Wochen oder
zwey Monat lang/ damit die Blümlein
durch einen innerlichen jast gleichsam zu ei-
nem Safft werden: Solchen Safft destillie-
re hernach in einer Sand-rapellen auß dem
Kolben-glaß über einen übergesetzten gläser-
nen Helm/ so kriegstu einen stattlichen Spi-
Schlagflüß
Glieder-
lähme/
schwindel/
fallende
Sucht/
Gicht/
Miltzsucht.
ritum oder Geist/ welcher in Schlagflüssen/
Glieder-lähme/ Schwindel/ Gichtern/ der
fallenden Sucht und der Miltzesucht ein für-
trefliches mittel ist. Jn dieser Destillation
ist das erste übergehende wasser gering/ und
wird weggesetzt/ der darauff kommende Spi-
ritus
aber wird absonderlich behalten; und
wenn man ihne rectificiert/ so steiget das da-
rinnen sich findende flüchtige Saltz zu erst
hinüber/ und hängt sich an die Wände des
glases/ darauff folgt denn auch der liebliche-
re und gantz feine Geist/ welchen man samt
dem flüchtigen Saltz auffheben kan. Das
wenige Oel/ so zu letst in der Destillation
übersteigt/ ist nichts nutz. Man nimt von
diesem Geist 12. biß 15. tropffen übers mahl
ein; kan ihne auch außwendig gebrauchen.

Wenn man diesen fermentierten Geist ein
Mäyen-
blümlein-
Essentz mit
eigenem
Spiritu
außgezogen.
anderes jahr über frische Mäyenblümlein
gießt/ und viel tag in wolvermachtem glaß
in warmem sand stehen läßt/ so bekomt man
die Essentz von Mäyenblümlein über/ wel-
che/ auff 10. biß 12. tropffen offt mit Beto-
nien-wasser eingenommen/ in allen ober-
zehlten Kranckheiten annoch bessere Wür-
ckung als der pure Geist allein/ thun kan.

Ambern-
Essentz.

Eben dieser fermentierte Geist über die
wolriechende Ambra gegossen/ gibt durch
die gelinde wärme des sands in etlichen ta-
Schwach-
heit/ ohn-
macht.
Schlag-
fluß/ gicht.
gen eine sehr köstliche Haupt- und Hertz-
stärckende/ auch die Lebens-geister auffwe-
ckende Essentz/ deren man sich in allerhand
Schwachheiten/ Ohnmachten/ Schlag-
flüssen und Gichtern nutzlich/ so wol auß-
wendig über dem Scheitel/ Genick/ Schläf-
fen und unter der Nasen/ als auch innerlich
tropffen-weiß in den Krafft-wassern/ gebrau-
Schwache
Ehmänner
verlohrene
Srach/
chen kan. Die schwachen Ehemänner kön-
nen diese Essentz eben auch sehr nutzlich ge-
brauchen/ umb dadurch zu ehelichen Pflich-
ten desto geschickter zu werden. Wenn ei-
ner die Red verlohren/ wird dieselbe wider
zuwegen gebracht/ so man etliche tropffen
dieser Essentz mit ein wenig Honig offt auff
[Spaltenumbruch] die Zunge trieffen läßt. Wenn man etlicheSausen
und läuten
der Ohren
verlohren
Gehör/
schlechte
Gedächt-
nuß.

tropffen davon mit Baumwollen in das
Ohr schiebt/ vertreibt es das sausen/ brau-
sen und läuten desselben/ von Flüssen her-
rührend/ und bringt das verlohrene Gehör
wider. Die jenigen/ so mit schlechter Ge-
dächtnuß behafftet/ befinden sich bey dem
gebrauch dieser Essentz auch wol/ auff 10. biß
12. tropffen öffters eingenommen.

Man pflegt auch zuweilen guten Wein-Mäyen-
blümlein-
Eßig.

eßig über die Mäyenblümlein zu giessen/ und
darüber stehen lassen/ hernach aber sich sol-
chen Eßigs zu bedienen zu äusserlichen Uber-
schlägen über die Stirn/ und die Pulß in
hitzigen Haupt-schmertzen und Fiebern.

Ein köstlich Schnupff-pulver/ welches
zugleich ein wenig niessen machet/ und dasSchnupff-
pulver.

Hirn wol reiniget/ kan auff folgende weise
bereitet werden: Nim Florentinische Veiel-
wurtz/ Virginischen Tabac jedes 4. loth/
Zucker 3. loth/ Majoran/ rothe Rosen/ La-
vendel-blust/ Roßmarin-blust jed. 1. loth/
Mäyenblümlein ein halb loth/ Paradieß-
holtz/ Rosen-holtz/ Benzoin jedes andert-
halb quintlein/ Bisam und Ambra jedes 5.
gran: Mische und stosse alles unter einan-
der zu einem groblichten Pulver/ von wel-
chem man morgens/ auch abends/ wenn
der Magen nüchter ist/ schnupffen kan.



CAPUT XXXIII.
[Abbildung] Weisser Andorn. Marrubium
album.

Namen.

WEisser Andorn oder Lungen-kraut
heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/
Prasium, Marrubium album, Marru-
bium candidum,
Jtaliänisch/ Marobio, Ma-
robbio.
Frantzösisch/ Marrube, Marrubin.
Spanisch/ Marrubio, Marruvio. Englisch/

Hor-
A a a a a 2

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] daruͤber ſchuͤtten/ und hernach alſo deſtillie-
ren/ da denn der Geiſt der Maͤyenbluͤmlein
zugleich mit dem Geiſt ſolcher Weinen uͤber-
Maͤyen-
bluͤmlein-
Branten-
wein.
ſteigen/ und zuſammen/ den ſo genannten
gemeinen Maͤyenbluͤmlein-geiſt/ außma-
chen wird. Etliche fuͤllen auch nur ein glaß
mit Maͤyenbluͤmlein an/ gieſſen Brannten-
wein daruͤber/ und laſſens alſo ſtehen an der
Sonnen ohne andere deſtillation/ und ge-
brauchens das jahr uͤber/ meiſtens aͤuſſer-
lich zu vertreibung blauer Maͤhlern/ Ge-
ſchwulſten und dergleichen.

Spiritus
Lil. conval.
per fer-
mentatio-
nem.

Der andere und wahrere Geiſt wird auß
denen gejohrenen oder geſaͤurten Maͤyen-
bluͤmlein gezogen/ und auff folgende weiſe
bereitet: Fuͤlle ein glaͤſernen kolben mit fri-
ſchen/ vom Morgentaw annoch feuchten
(wo moͤglich) Maͤyenbluͤmlein an/ nach
belieben kan man ein wenig Hebel oder Saur-
teig darzu werffen: Vermache das glaß
wol/ ſetze es in Keller bey 6. Wochen oder
zwey Monat lang/ damit die Bluͤmlein
durch einen innerlichen jaſt gleichſam zu ei-
nem Safft werden: Solchen Safft deſtillie-
re hernach in einer Sand-rapellen auß dem
Kolben-glaß uͤber einen uͤbergeſetzten glaͤſer-
nen Helm/ ſo kriegſtu einen ſtattlichen Spi-
Schlagfluͤß
Glieder-
laͤhme/
ſchwindel/
fallende
Sucht/
Gicht/
Miltzſucht.
ritum oder Geiſt/ welcher in Schlagfluͤſſen/
Glieder-laͤhme/ Schwindel/ Gichtern/ der
fallenden Sucht und der Miltzeſucht ein fuͤr-
trefliches mittel iſt. Jn dieſer Deſtillation
iſt das erſte uͤbergehende waſſer gering/ und
wird weggeſetzt/ der darauff kommende Spi-
ritus
aber wird abſonderlich behalten; und
wenn man ihne rectificiert/ ſo ſteiget das da-
rinnen ſich findende fluͤchtige Saltz zu erſt
hinuͤber/ und haͤngt ſich an die Waͤnde des
glaſes/ darauff folgt denn auch der liebliche-
re und gantz feine Geiſt/ welchen man ſamt
dem fluͤchtigen Saltz auffheben kan. Das
wenige Oel/ ſo zu letſt in der Deſtillation
uͤberſteigt/ iſt nichts nutz. Man nimt von
dieſem Geiſt 12. biß 15. tropffen uͤbers mahl
ein; kan ihne auch außwendig gebrauchen.

Wenn man dieſen fermentierten Geiſt ein
Maͤyen-
bluͤmlein-
Eſſentz mit
eigenem
Spiritu
außgezogẽ.
anderes jahr uͤber friſche Maͤyenbluͤmlein
gießt/ und viel tag in wolvermachtem glaß
in warmem ſand ſtehen laͤßt/ ſo bekomt man
die Eſſentz von Maͤyenbluͤmlein uͤber/ wel-
che/ auff 10. biß 12. tropffen offt mit Beto-
nien-waſſer eingenommen/ in allen ober-
zehlten Kranckheiten annoch beſſere Wuͤr-
ckung als der pure Geiſt allein/ thun kan.

Ambern-
Eſſentz.

Eben dieſer fermentierte Geiſt uͤber die
wolriechende Ambra gegoſſen/ gibt durch
die gelinde waͤrme des ſands in etlichen ta-
Schwach-
heit/ ohn-
macht.
Schlag-
fluß/ gicht.
gen eine ſehr koͤſtliche Haupt- und Hertz-
ſtaͤrckende/ auch die Lebens-geiſter auffwe-
ckende Eſſentz/ deren man ſich in allerhand
Schwachheiten/ Ohnmachten/ Schlag-
fluͤſſen und Gichtern nutzlich/ ſo wol auß-
wendig uͤber dem Scheitel/ Genick/ Schlaͤf-
fen und unter der Naſen/ als auch innerlich
tropffen-weiß in den Krafft-waſſern/ gebrau-
Schwache
Ehmaͤnneꝛ
verlohrene
Srach/
chen kan. Die ſchwachen Ehemaͤnner koͤn-
nen dieſe Eſſentz eben auch ſehr nutzlich ge-
brauchen/ umb dadurch zu ehelichen Pflich-
ten deſto geſchickter zu werden. Wenn ei-
ner die Red verlohren/ wird dieſelbe wider
zuwegen gebracht/ ſo man etliche tropffen
dieſer Eſſentz mit ein wenig Honig offt auff
[Spaltenumbruch] die Zunge trieffen laͤßt. Wenn man etlicheSauſen
und laͤuten
der Ohren
verlohren
Gehoͤr/
ſchlechte
Gedaͤcht-
nuß.

tropffen davon mit Baumwollen in das
Ohr ſchiebt/ vertreibt es das ſauſen/ brau-
ſen und laͤuten deſſelben/ von Fluͤſſen her-
ruͤhrend/ und bringt das verlohrene Gehoͤr
wider. Die jenigen/ ſo mit ſchlechter Ge-
daͤchtnuß behafftet/ befinden ſich bey dem
gebrauch dieſer Eſſentz auch wol/ auff 10. biß
12. tropffen oͤffters eingenommen.

Man pflegt auch zuweilen guten Wein-Maͤyen-
bluͤmlein-
Eßig.

eßig uͤber die Maͤyenbluͤmlein zu gieſſen/ und
daruͤber ſtehen laſſen/ hernach aber ſich ſol-
chen Eßigs zu bedienen zu aͤuſſerlichen Uber-
ſchlaͤgen uͤber die Stirn/ und die Pulß in
hitzigen Haupt-ſchmertzen und Fiebern.

Ein koͤſtlich Schnupff-pulver/ welches
zugleich ein wenig nieſſen machet/ und dasSchnupff-
pulver.

Hirn wol reiniget/ kan auff folgende weiſe
bereitet werden: Nim Florentiniſche Veiel-
wurtz/ Virginiſchen Tabac jedes 4. loth/
Zucker 3. loth/ Majoran/ rothe Roſen/ La-
vendel-bluſt/ Roßmarin-bluſt jed. 1. loth/
Maͤyenbluͤmlein ein halb loth/ Paradieß-
holtz/ Roſen-holtz/ Benzoin jedes andert-
halb quintlein/ Biſam und Ambra jedes 5.
gran: Miſche und ſtoſſe alles unter einan-
der zu einem groblichten Pulver/ von wel-
chem man morgens/ auch abends/ wenn
der Magen nuͤchter iſt/ ſchnupffen kan.



CAPUT XXXIII.
[Abbildung] Weiſſer Andorn. Marrubium
album.

Namen.

WEiſſer Andorn oder Lungen-kraut
heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/
Praſium, Marrubium album, Marru-
bium candidum,
Jtaliaͤniſch/ Marobio, Ma-
robbio.
Frantzoͤſiſch/ Marrube, Marrubin.
Spaniſch/ Marrubio, Marruvio. Engliſch/

Hor-
A a a a a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0755" n="739"/><fw place="top" type="header">Von den Kra&#x0364;uteren.</fw><lb/><cb/>
daru&#x0364;ber &#x017F;chu&#x0364;tten/ und hernach al&#x017F;o de&#x017F;tillie-<lb/>
ren/ da denn der Gei&#x017F;t der Ma&#x0364;yenblu&#x0364;mlein<lb/>
zugleich mit dem Gei&#x017F;t &#x017F;olcher Weinen u&#x0364;ber-<lb/><note place="left">Ma&#x0364;yen-<lb/>
blu&#x0364;mlein-<lb/>
Branten-<lb/>
wein.</note>&#x017F;teigen/ und zu&#x017F;ammen/ den &#x017F;o genannten<lb/>
gemeinen Ma&#x0364;yenblu&#x0364;mlein-gei&#x017F;t/ außma-<lb/>
chen wird. Etliche fu&#x0364;llen auch nur ein glaß<lb/>
mit Ma&#x0364;yenblu&#x0364;mlein an/ gie&#x017F;&#x017F;en Brannten-<lb/>
wein daru&#x0364;ber/ und la&#x017F;&#x017F;ens al&#x017F;o &#x017F;tehen an der<lb/>
Sonnen ohne andere de&#x017F;tillation/ und ge-<lb/>
brauchens das jahr u&#x0364;ber/ mei&#x017F;tens a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
lich zu vertreibung blauer Ma&#x0364;hlern/ Ge-<lb/>
&#x017F;chwul&#x017F;ten und dergleichen.</p><lb/>
            <note place="left"> <hi rendition="#aq">Spiritus<lb/>
Lil. conval.<lb/>
per fer-<lb/>
mentatio-<lb/>
nem.</hi> </note>
            <p>Der andere und wahrere Gei&#x017F;t wird auß<lb/>
denen gejohrenen oder ge&#x017F;a&#x0364;urten Ma&#x0364;yen-<lb/>
blu&#x0364;mlein gezogen/ und auff folgende wei&#x017F;e<lb/>
bereitet: Fu&#x0364;lle ein gla&#x0364;&#x017F;ernen kolben mit fri-<lb/>
&#x017F;chen/ vom Morgentaw annoch feuchten<lb/>
(wo mo&#x0364;glich) Ma&#x0364;yenblu&#x0364;mlein an/ nach<lb/>
belieben kan man ein wenig Hebel oder Saur-<lb/>
teig darzu werffen: Vermache das glaß<lb/>
wol/ &#x017F;etze es in Keller bey 6. Wochen oder<lb/>
zwey Monat lang/ damit die Blu&#x0364;mlein<lb/>
durch einen innerlichen ja&#x017F;t gleich&#x017F;am zu ei-<lb/>
nem Safft werden: Solchen Safft de&#x017F;tillie-<lb/>
re hernach in einer Sand-rapellen auß dem<lb/>
Kolben-glaß u&#x0364;ber einen u&#x0364;berge&#x017F;etzten gla&#x0364;&#x017F;er-<lb/>
nen Helm/ &#x017F;o krieg&#x017F;tu einen &#x017F;tattlichen <hi rendition="#aq">Spi-</hi><lb/><note place="left">Schlagflu&#x0364;ß<lb/>
Glieder-<lb/>
la&#x0364;hme/<lb/>
&#x017F;chwindel/<lb/>
fallende<lb/>
Sucht/<lb/>
Gicht/<lb/>
Miltz&#x017F;ucht.</note><hi rendition="#aq">ritum</hi> oder Gei&#x017F;t/ welcher in Schlagflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
Glieder-la&#x0364;hme/ Schwindel/ Gichtern/ der<lb/>
fallenden Sucht und der Miltze&#x017F;ucht ein fu&#x0364;r-<lb/>
trefliches mittel i&#x017F;t. Jn die&#x017F;er De&#x017F;tillation<lb/>
i&#x017F;t das er&#x017F;te u&#x0364;bergehende wa&#x017F;&#x017F;er gering/ und<lb/>
wird wegge&#x017F;etzt/ der darauff kommende <hi rendition="#aq">Spi-<lb/>
ritus</hi> aber wird ab&#x017F;onderlich behalten; und<lb/>
wenn man ihne <hi rendition="#aq">rectifici</hi>ert/ &#x017F;o &#x017F;teiget das da-<lb/>
rinnen &#x017F;ich findende flu&#x0364;chtige Saltz zu er&#x017F;t<lb/>
hinu&#x0364;ber/ und ha&#x0364;ngt &#x017F;ich an die Wa&#x0364;nde des<lb/>
gla&#x017F;es/ darauff folgt denn auch der liebliche-<lb/>
re und gantz feine Gei&#x017F;t/ welchen man &#x017F;amt<lb/>
dem flu&#x0364;chtigen Saltz auffheben kan. Das<lb/>
wenige Oel/ &#x017F;o zu let&#x017F;t in der De&#x017F;tillation<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;teigt/ i&#x017F;t nichts nutz. Man nimt von<lb/>
die&#x017F;em Gei&#x017F;t 12. biß 15. tropffen u&#x0364;bers mahl<lb/>
ein; kan ihne auch außwendig gebrauchen.</p><lb/>
            <p>Wenn man die&#x017F;en fermentierten Gei&#x017F;t ein<lb/><note place="left">Ma&#x0364;yen-<lb/>
blu&#x0364;mlein-<lb/>
E&#x017F;&#x017F;entz mit<lb/>
eigenem<lb/><hi rendition="#aq">Spiritu</hi><lb/>
außgezog&#x1EBD;.</note>anderes jahr u&#x0364;ber fri&#x017F;che Ma&#x0364;yenblu&#x0364;mlein<lb/>
gießt/ und viel tag in wolvermachtem glaß<lb/>
in warmem &#x017F;and &#x017F;tehen la&#x0364;ßt/ &#x017F;o bekomt man<lb/>
die E&#x017F;&#x017F;entz von Ma&#x0364;yenblu&#x0364;mlein u&#x0364;ber/ wel-<lb/>
che/ auff 10. biß 12. tropffen offt mit Beto-<lb/>
nien-wa&#x017F;&#x017F;er eingenommen/ in allen ober-<lb/>
zehlten Kranckheiten annoch be&#x017F;&#x017F;ere Wu&#x0364;r-<lb/>
ckung als der pure Gei&#x017F;t allein/ thun kan.</p><lb/>
            <note place="left">Ambern-<lb/>
E&#x017F;&#x017F;entz.</note>
            <p>Eben die&#x017F;er fermentierte Gei&#x017F;t u&#x0364;ber die<lb/>
wolriechende Ambra gego&#x017F;&#x017F;en/ gibt durch<lb/>
die gelinde wa&#x0364;rme des &#x017F;ands in etlichen ta-<lb/><note place="left">Schwach-<lb/>
heit/ ohn-<lb/>
macht.<lb/>
Schlag-<lb/>
fluß/ gicht.</note>gen eine &#x017F;ehr ko&#x0364;&#x017F;tliche Haupt- und Hertz-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rckende/ auch die Lebens-gei&#x017F;ter auffwe-<lb/>
ckende E&#x017F;&#x017F;entz/ deren man &#x017F;ich in allerhand<lb/>
Schwachheiten/ Ohnmachten/ Schlag-<lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und Gichtern nutzlich/ &#x017F;o wol auß-<lb/>
wendig u&#x0364;ber dem Scheitel/ Genick/ Schla&#x0364;f-<lb/>
fen und unter der Na&#x017F;en/ als auch innerlich<lb/>
tropffen-weiß in den Krafft-wa&#x017F;&#x017F;ern/ gebrau-<lb/><note place="left">Schwache<lb/>
Ehma&#x0364;nne&#xA75B;<lb/>
verlohrene<lb/>
Srach/</note>chen kan. Die &#x017F;chwachen Ehema&#x0364;nner ko&#x0364;n-<lb/>
nen die&#x017F;e E&#x017F;&#x017F;entz eben auch &#x017F;ehr nutzlich ge-<lb/>
brauchen/ umb dadurch zu ehelichen Pflich-<lb/>
ten de&#x017F;to ge&#x017F;chickter zu werden. Wenn ei-<lb/>
ner die Red verlohren/ wird die&#x017F;elbe wider<lb/>
zuwegen gebracht/ &#x017F;o man etliche tropffen<lb/>
die&#x017F;er E&#x017F;&#x017F;entz mit ein wenig Honig offt auff<lb/><cb/>
die Zunge trieffen la&#x0364;ßt. Wenn man etliche<note place="right">Sau&#x017F;en<lb/>
und la&#x0364;uten<lb/>
der Ohren<lb/>
verlohren<lb/>
Geho&#x0364;r/<lb/>
&#x017F;chlechte<lb/>
Geda&#x0364;cht-<lb/>
nuß.</note><lb/>
tropffen davon mit Baumwollen in das<lb/>
Ohr &#x017F;chiebt/ vertreibt es das &#x017F;au&#x017F;en/ brau-<lb/>
&#x017F;en und la&#x0364;uten de&#x017F;&#x017F;elben/ von Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en her-<lb/>
ru&#x0364;hrend/ und bringt das verlohrene Geho&#x0364;r<lb/>
wider. Die jenigen/ &#x017F;o mit &#x017F;chlechter Ge-<lb/>
da&#x0364;chtnuß behafftet/ befinden &#x017F;ich bey dem<lb/>
gebrauch die&#x017F;er E&#x017F;&#x017F;entz auch wol/ auff 10. biß<lb/>
12. tropffen o&#x0364;ffters eingenommen.</p><lb/>
            <p>Man pflegt auch zuweilen guten Wein-<note place="right">Ma&#x0364;yen-<lb/>
blu&#x0364;mlein-<lb/>
Eßig.</note><lb/>
eßig u&#x0364;ber die Ma&#x0364;yenblu&#x0364;mlein zu gie&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
daru&#x0364;ber &#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en/ hernach aber &#x017F;ich &#x017F;ol-<lb/>
chen Eßigs zu bedienen zu a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Uber-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gen u&#x0364;ber die Stirn/ und die Pulß in<lb/>
hitzigen Haupt-&#x017F;chmertzen und Fiebern.</p><lb/>
            <p>Ein ko&#x0364;&#x017F;tlich Schnupff-pulver/ welches<lb/>
zugleich ein wenig nie&#x017F;&#x017F;en machet/ und das<note place="right">Schnupff-<lb/>
pulver.</note><lb/>
Hirn wol reiniget/ kan auff folgende wei&#x017F;e<lb/>
bereitet werden: Nim Florentini&#x017F;che Veiel-<lb/>
wurtz/ Virgini&#x017F;chen Tabac jedes 4. loth/<lb/>
Zucker 3. loth/ Majoran/ rothe Ro&#x017F;en/ La-<lb/>
vendel-blu&#x017F;t/ Roßmarin-blu&#x017F;t jed. 1. loth/<lb/>
Ma&#x0364;yenblu&#x0364;mlein ein halb loth/ Paradieß-<lb/>
holtz/ Ro&#x017F;en-holtz/ Benzoin jedes andert-<lb/>
halb quintlein/ Bi&#x017F;am und Ambra jedes 5.<lb/>
gran: Mi&#x017F;che und &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e alles unter einan-<lb/>
der zu einem groblichten Pulver/ von wel-<lb/>
chem man morgens/ auch abends/ wenn<lb/>
der Magen nu&#x0364;chter i&#x017F;t/ &#x017F;chnupffen kan.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">CAPUT XXXIII.</hi> </hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Wei&#x017F;&#x017F;er Andorn.</hi> <hi rendition="#aq">Marrubium<lb/>
album.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Ei&#x017F;&#x017F;er Andorn oder Lungen-kraut<lb/>
heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Pra&#x017F;ium, Marrubium album, Marru-<lb/>
bium candidum,</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Marobio, Ma-<lb/>
robbio.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Marrube, Marrubin.</hi><lb/>
Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Marrubio, Marruvio.</hi> Engli&#x017F;ch/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Hor-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[739/0755] Von den Kraͤuteren. daruͤber ſchuͤtten/ und hernach alſo deſtillie- ren/ da denn der Geiſt der Maͤyenbluͤmlein zugleich mit dem Geiſt ſolcher Weinen uͤber- ſteigen/ und zuſammen/ den ſo genannten gemeinen Maͤyenbluͤmlein-geiſt/ außma- chen wird. Etliche fuͤllen auch nur ein glaß mit Maͤyenbluͤmlein an/ gieſſen Brannten- wein daruͤber/ und laſſens alſo ſtehen an der Sonnen ohne andere deſtillation/ und ge- brauchens das jahr uͤber/ meiſtens aͤuſſer- lich zu vertreibung blauer Maͤhlern/ Ge- ſchwulſten und dergleichen. Maͤyen- bluͤmlein- Branten- wein. Der andere und wahrere Geiſt wird auß denen gejohrenen oder geſaͤurten Maͤyen- bluͤmlein gezogen/ und auff folgende weiſe bereitet: Fuͤlle ein glaͤſernen kolben mit fri- ſchen/ vom Morgentaw annoch feuchten (wo moͤglich) Maͤyenbluͤmlein an/ nach belieben kan man ein wenig Hebel oder Saur- teig darzu werffen: Vermache das glaß wol/ ſetze es in Keller bey 6. Wochen oder zwey Monat lang/ damit die Bluͤmlein durch einen innerlichen jaſt gleichſam zu ei- nem Safft werden: Solchen Safft deſtillie- re hernach in einer Sand-rapellen auß dem Kolben-glaß uͤber einen uͤbergeſetzten glaͤſer- nen Helm/ ſo kriegſtu einen ſtattlichen Spi- ritum oder Geiſt/ welcher in Schlagfluͤſſen/ Glieder-laͤhme/ Schwindel/ Gichtern/ der fallenden Sucht und der Miltzeſucht ein fuͤr- trefliches mittel iſt. Jn dieſer Deſtillation iſt das erſte uͤbergehende waſſer gering/ und wird weggeſetzt/ der darauff kommende Spi- ritus aber wird abſonderlich behalten; und wenn man ihne rectificiert/ ſo ſteiget das da- rinnen ſich findende fluͤchtige Saltz zu erſt hinuͤber/ und haͤngt ſich an die Waͤnde des glaſes/ darauff folgt denn auch der liebliche- re und gantz feine Geiſt/ welchen man ſamt dem fluͤchtigen Saltz auffheben kan. Das wenige Oel/ ſo zu letſt in der Deſtillation uͤberſteigt/ iſt nichts nutz. Man nimt von dieſem Geiſt 12. biß 15. tropffen uͤbers mahl ein; kan ihne auch außwendig gebrauchen. Schlagfluͤß Glieder- laͤhme/ ſchwindel/ fallende Sucht/ Gicht/ Miltzſucht. Wenn man dieſen fermentierten Geiſt ein anderes jahr uͤber friſche Maͤyenbluͤmlein gießt/ und viel tag in wolvermachtem glaß in warmem ſand ſtehen laͤßt/ ſo bekomt man die Eſſentz von Maͤyenbluͤmlein uͤber/ wel- che/ auff 10. biß 12. tropffen offt mit Beto- nien-waſſer eingenommen/ in allen ober- zehlten Kranckheiten annoch beſſere Wuͤr- ckung als der pure Geiſt allein/ thun kan. Maͤyen- bluͤmlein- Eſſentz mit eigenem Spiritu außgezogẽ. Eben dieſer fermentierte Geiſt uͤber die wolriechende Ambra gegoſſen/ gibt durch die gelinde waͤrme des ſands in etlichen ta- gen eine ſehr koͤſtliche Haupt- und Hertz- ſtaͤrckende/ auch die Lebens-geiſter auffwe- ckende Eſſentz/ deren man ſich in allerhand Schwachheiten/ Ohnmachten/ Schlag- fluͤſſen und Gichtern nutzlich/ ſo wol auß- wendig uͤber dem Scheitel/ Genick/ Schlaͤf- fen und unter der Naſen/ als auch innerlich tropffen-weiß in den Krafft-waſſern/ gebrau- chen kan. Die ſchwachen Ehemaͤnner koͤn- nen dieſe Eſſentz eben auch ſehr nutzlich ge- brauchen/ umb dadurch zu ehelichen Pflich- ten deſto geſchickter zu werden. Wenn ei- ner die Red verlohren/ wird dieſelbe wider zuwegen gebracht/ ſo man etliche tropffen dieſer Eſſentz mit ein wenig Honig offt auff die Zunge trieffen laͤßt. Wenn man etliche tropffen davon mit Baumwollen in das Ohr ſchiebt/ vertreibt es das ſauſen/ brau- ſen und laͤuten deſſelben/ von Fluͤſſen her- ruͤhrend/ und bringt das verlohrene Gehoͤr wider. Die jenigen/ ſo mit ſchlechter Ge- daͤchtnuß behafftet/ befinden ſich bey dem gebrauch dieſer Eſſentz auch wol/ auff 10. biß 12. tropffen oͤffters eingenommen. Schwach- heit/ ohn- macht. Schlag- fluß/ gicht. Schwache Ehmaͤnneꝛ verlohrene Srach/ Sauſen und laͤuten der Ohren verlohren Gehoͤr/ ſchlechte Gedaͤcht- nuß. Man pflegt auch zuweilen guten Wein- eßig uͤber die Maͤyenbluͤmlein zu gieſſen/ und daruͤber ſtehen laſſen/ hernach aber ſich ſol- chen Eßigs zu bedienen zu aͤuſſerlichen Uber- ſchlaͤgen uͤber die Stirn/ und die Pulß in hitzigen Haupt-ſchmertzen und Fiebern. Maͤyen- bluͤmlein- Eßig. Ein koͤſtlich Schnupff-pulver/ welches zugleich ein wenig nieſſen machet/ und das Hirn wol reiniget/ kan auff folgende weiſe bereitet werden: Nim Florentiniſche Veiel- wurtz/ Virginiſchen Tabac jedes 4. loth/ Zucker 3. loth/ Majoran/ rothe Roſen/ La- vendel-bluſt/ Roßmarin-bluſt jed. 1. loth/ Maͤyenbluͤmlein ein halb loth/ Paradieß- holtz/ Roſen-holtz/ Benzoin jedes andert- halb quintlein/ Biſam und Ambra jedes 5. gran: Miſche und ſtoſſe alles unter einan- der zu einem groblichten Pulver/ von wel- chem man morgens/ auch abends/ wenn der Magen nuͤchter iſt/ ſchnupffen kan. Schnupff- pulver. CAPUT XXXIII. [Abbildung Weiſſer Andorn. Marrubium album. ] Namen. WEiſſer Andorn oder Lungen-kraut heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Praſium, Marrubium album, Marru- bium candidum, Jtaliaͤniſch/ Marobio, Ma- robbio. Frantzoͤſiſch/ Marrube, Marrubin. Spaniſch/ Marrubio, Marruvio. Engliſch/ Hor- A a a a a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/755
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/755>, abgerufen am 18.12.2024.