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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] wachst ein sonderbahrer Gummi/ so man
in den Apotecken Lac/ Laccam, nennet; kle-
bet fast wie Körner an/ ist durchsichtig/
fewrroth/ auff schwartz sich ziehend/ in-
wendig durchlöcheret/ worinnen ein schwar-
tze Matery stecket/ die sich leicht zerreiben
laßt. Dieser Gummi hat keinen sonderli-
chen Geschmack/ macht den Speichel gantz
roth/ zergehet auch in dem Wasser/ und
gibt demselben ein hoch-rothe Farb oder
Tinctur: Wenn man es auff glühende
Kohlen wirfft/ pfeiset es erstlicht/ hernach
gibt es ein geringen hartzichten Geruch von
sich/ endlich gewinnt es Flammen. Gar-
cias ab Horto
hat sich eingebildet/ dieser
Gummi werde von grossen geflügelten A-
meissen/ auff die Art/ wie der Honig von
den Bienen gemacht/ weilen wir aber der-
gleichen Gummi an vielen andern Bäu-
men auch sehen/ als glaubet Johannes Rajus
mit Johanne Bauhino, daß solch Gummi zu
gewissen Zeiten auß den Aestlein oder Zwei-
gen heraußschweisse/ und von der Sonnen-
Hitz in solche Form zusammen rinne. Jn
Pegu und Martabar/ soll das beste zube-
kommen seyn/ und werde allda Trec genen-
net.

Dieses Gummi wird theils sambt den Ae-
sten/ daran es wachset/ zu den Europaeeren
gebracht/ und Lacca Sumetri genennet; theils
auch in Knollen ohne Aeste/ under dem
Namen Laccae Comberti zu uns gesendet.
Acosta berichtet/ daß solches Gummi biß-
weilen mit Hartz und Wachs verfälscht
werde.

Eigenschafft.

Dieses Gummi hat einige Balsamische/
und temperierte Alkalische/ aller Säure wi-
derstehende Saltztheilgen bey sich/ daher es
in dem Wasser gern vergehet; in dem übri-
gen soll es die Krafft haben zu erdünneren/
zu eröffnen/ das Geblüt zu reinigen/ vor
Fäulung zu bewahren/ auch den Schweiß
und Harn zu beförderen.

Gebrauch.

Weilen dieses Gummi ein Schweiß-trei-
bende Krafft hat/ auch innerliche Verstopf-
fung/ durch Erdünnerung und Verzeh-
rung des zähen Schleims/ eröffnen kan/
Verstopf-
der Leber
und des
Miltze.
Gelbsucht.
mag man es wohl in aller Verstopffung der
Leber und des Miltz/ hiemit auch der Gelb-
sucht nutzlich gebrauchen. Als man nehme
Osterlucey-Wurtzen/ zubereitete Krebs-
stein/ zubereiteten eröffnenden Stahel/
Gummi Lac/ jed. ein quintl./ stosse alles un-
dereinander zu reinem Pulver/ und gebe dem
Patienten alle Morgen und Abend ein halb
quintl. mit Schellkraut-Wasser/ ein.

Kinder-
blattern o-
der Pocken.
Rohtsucht.

Wollen die Kinderblattern/ oder Durch-
schlechte/ wie auch die Rothsucht bey den
Kindern nicht recht herauß/ so nemmt zu-
bereitet Hirschhorn/ ein quintl. Gummi
Lac/ ein halb quintlein/ mischt es zusammen
zu einem Pulver/ theilts in 6. gleiche Theil/
und gebt alle 6. Stund eines davon mit
Scabiosen-Taubenkropff- oder Cardebe-
nedicten-Wasser und Violen-Syrup ein.

Hitzige
Fieber.

Jn den hitzigen Fiebern nemmt Gummi
Lac/ praepariert Hirtzenhorn/ Schweiß-trei-
[Spaltenumbruch] bend in guten Apotecken wohlbereitetes
Spießglaß/ jedes ein quintl. Armenischen
Bolus/ gegraben Einhorn/ praeparierte
Krebsstein/ jed. ein halb quintl. zerstoßt al-
les zu reinem Pulver/ und gebet alle Mor-
gen und Abend dem Patienten 20. biß 30.
Gran schwär davon in Täschelkraut- Hol-
derblust- Frawendistel-
oder Körbelkraut-
Wasser/ mit ein wenig Hymbeere-Syrup/
vermischt/ ein.

Außwendig pflegt man solch Gummi
mehr zu gebrauchen/ und ist es sonderlich
under die Digestiv-Sälblein von den
Wundärtzten zu vermischen/ weilen es rei-
niget/ und heilet/ hiemit zu allerhand fistu-Fistulierte
faule schä-
den.
Wunden.

lierten und anderen faulen Schäden, auch
Wunden zu gebrauchen. Wie denn fol-
gendes Digestiv-Sälblein treflich gut ist.
Nembt Terpentin in Wegerich-wasser wohl
abgewaschen 4. Loth. Geigenhartz 2. Loth.
Gummi-Lac und Myrrhen zu reinem Pul-
ver gestossen jed. 1. Loth. gelb Wachs ein
halb Loth/ das gelbe von 2. oder 3. Eyeren/
darinnen man allervorderst den Terpentin
verrühren und zerlassen muß/ Saffran ein
halb quintl. mischt alles wohl durcheinander
zu einem Sälblein/ welches in die Schäden
und Wunden zu thun. Oder man kan al-
lein Terpentin in dem Eyergelben verrüh-
ren/ hernach wohlgepülverte Myrrhen/
Gummi-Lac/ und Mastix darunder mischen.

Zu dem Lucken und von dem Scharbocki-
schen Saltz-Geblüt versehrten/ offt bluten-Versehrte/
blutende
Zahn-
fleisch.

den faulen Zahnfleisch zu heilen ist nichts
bessers/ als Gumm-Lac zu reinem Pulver
gestossen/ mit Rosenhonig vermischt/ und
offt an die Zahnbilder geschmieret. Heu-Wacklen-
de Zähn.

tiges Tages aber pflegt man ein Tinctur
auß diesem Gummi zu machen/ welche das
faule Zahnfleisch verzehrt/ frisch wachsen
macht/ das gute steiffet und stärcket; ist auch
gut zu den Injectionen in die fistulosischenFistel.
Bein-fän-
lung.

Schäden/ Bein-Fäulungen und derglei-
chen. Herr Fridericus Deckers, hat diese
Tinetur auff folgende Weise in seinen Exer-
citat. Pract.
bereitet: Nembt Gummi LacTinetur
auß Gum-
mi Lac.

zu reinstem Pulver gestossen ein Loth/ ge-
brannten Alaun/ ein halb Loth/ des Sal-
miax Geistes/ (Spirit. Sal. Armon.) so in
der Destillation zu letst fliesset/ und nicht so
starck ist/ ein Pfundt. Mischt alles in ei-
nem sauberen Glaß under einander/ lasset
es an einem warmen Ort/ es seye warm
Sand oder Aschen/ stehen/ biß es zu einer
hell-rothen Tinctur worden/ alsdenn sich-
tet das roth-gefärbte Wasser durch fließpa-
peir. Mit dieser Tinctur soll man das lu-
cke/ faule/ und stinckende Zahnfleisch alle
Tag wenigst einmahl fein sachte waschen/
so wird es sich nach und nach widerumb
heilen. Oder man kan diese Tinctur auch
under Rosenhonig mischen/ und also die
Zahnbilder damit offt schmieren.. Oder
nembt von dieser Tinctur 4. Loth. des auß
Löffelkraut- und Bachpungen-Safft destil-
lierten Geistes/ jed. 1. quintl. des auß Wein-
stein Saltz geflossenen Oehls (Ol. tartar. per
deliq.
) ein halb quintl. Mischt alles under-
einander/ und waschet das versehrte Zahn-
fleisch damit. Der berühmte Hadrianus a
Mynsicht,
laßt in seinem Armamentario Me-

dico-

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] wachſt ein ſonderbahrer Gummi/ ſo man
in den Apotecken Lac/ Laccam, nennet; kle-
bet faſt wie Koͤrner an/ iſt durchſichtig/
fewrꝛoth/ auff ſchwartz ſich ziehend/ in-
wendig durchloͤcheret/ worinnen ein ſchwar-
tze Matery ſtecket/ die ſich leicht zerꝛeiben
laßt. Dieſer Gummi hat keinen ſonderli-
chen Geſchmack/ macht den Speichel gantz
roth/ zergehet auch in dem Waſſer/ und
gibt demſelben ein hoch-rothe Farb oder
Tinctur: Wenn man es auff gluͤhende
Kohlen wirfft/ pfeiſet es erſtlicht/ hernach
gibt es ein geringen hartzichten Geruch von
ſich/ endlich gewinnt es Flammen. Gar-
cias ab Horto
hat ſich eingebildet/ dieſer
Gummi werde von groſſen gefluͤgelten A-
meiſſen/ auff die Art/ wie der Honig von
den Bienen gemacht/ weilen wir aber der-
gleichen Gummi an vielen andern Baͤu-
men auch ſehen/ als glaubet Johannes Rajus
mit Johanne Bauhino, daß ſolch Gummi zu
gewiſſen Zeiten auß den Aeſtlein oder Zwei-
gen heraußſchweiſſe/ und von der Sonnen-
Hitz in ſolche Form zuſammen rinne. Jn
Pegu und Martabar/ ſoll das beſte zube-
kommen ſeyn/ und werde allda Trec genen-
net.

Dieſes Gummi wird theils ſambt den Ae-
ſten/ daran es wachſet/ zu den Europæeren
gebracht/ und Lacca Sumetri genennet; theils
auch in Knollen ohne Aeſte/ under dem
Namen Laccæ Comberti zu uns geſendet.
Acoſta berichtet/ daß ſolches Gummi biß-
weilen mit Hartz und Wachs verfaͤlſcht
werde.

Eigenſchafft.

Dieſes Gummi hat einige Balſamiſche/
und temperierte Alkaliſche/ aller Saͤure wi-
derſtehende Saltztheilgen bey ſich/ daher es
in dem Waſſer gern vergehet; in dem uͤbri-
gen ſoll es die Krafft haben zu erduͤnneren/
zu eroͤffnen/ das Gebluͤt zu reinigen/ vor
Faͤulung zu bewahren/ auch den Schweiß
und Harn zu befoͤrderen.

Gebrauch.

Weilen dieſes Gummi ein Schweiß-trei-
bende Krafft hat/ auch innerliche Verſtopf-
fung/ durch Erduͤnnerung und Verzeh-
rung des zaͤhen Schleims/ eroͤffnen kan/
Verſtopf-
der Leber
und des
Miltze.
Gelbſucht.
mag man es wohl in aller Verſtopffung der
Leber und des Miltz/ hiemit auch der Gelb-
ſucht nutzlich gebrauchen. Als man nehme
Oſterlucey-Wurtzen/ zubereitete Krebs-
ſtein/ zubereiteten eroͤffnenden Stahel/
Gummi Lac/ jed. ein quintl./ ſtoſſe alles un-
dereinander zu reinem Pulver/ und gebe dem
Patienten alle Morgen und Abend ein halb
quintl. mit Schellkraut-Waſſer/ ein.

Kinder-
blattern o-
der Pockẽ.
Rohtſucht.

Wollen die Kinderblattern/ oder Durch-
ſchlechte/ wie auch die Rothſucht bey den
Kindern nicht recht herauß/ ſo nemmt zu-
bereitet Hirſchhorn/ ein quintl. Gummi
Lac/ ein halb quintlein/ miſcht es zuſam̃en
zu einem Pulver/ theilts in 6. gleiche Theil/
und gebt alle 6. Stund eines davon mit
Scabioſen-Taubenkropff- oder Cardebe-
nedicten-Waſſer und Violen-Syrup ein.

Hitzige
Fieber.

Jn den hitzigen Fiebern nemmt Gummi
Lac/ præpariert Hirtzenhorn/ Schweiß-trei-
[Spaltenumbruch] bend in guten Apotecken wohlbereitetes
Spießglaß/ jedes ein quintl. Armeniſchen
Bolus/ gegraben Einhorn/ præparierte
Krebsſtein/ jed. ein halb quintl. zerſtoßt al-
les zu reinem Pulver/ und gebet alle Mor-
gen und Abend dem Patienten 20. biß 30.
Gran ſchwaͤr davon in Taͤſchelkraut- Hol-
derbluſt- Frawendiſtel-
oder Koͤrbelkraut-
Waſſer/ mit ein wenig Hymbeere-Syrup/
vermiſcht/ ein.

Außwendig pflegt man ſolch Gummi
mehr zu gebrauchen/ und iſt es ſonderlich
under die Digeſtiv-Saͤlblein von den
Wundaͤrtzten zu vermiſchen/ weilen es rei-
niget/ und heilet/ hiemit zu allerhand fiſtu-Fiſtulierte
faule ſchaͤ-
den.
Wunden.

lierten und anderen faulen Schaͤden, auch
Wunden zu gebrauchen. Wie denn fol-
gendes Digeſtiv-Saͤlblein treflich gut iſt.
Nembt Terpentin in Wegerich-waſſer wohl
abgewaſchen 4. Loth. Geigenhartz 2. Loth.
Gummi-Lac und Myrꝛhen zu reinem Pul-
ver geſtoſſen jed. 1. Loth. gelb Wachs ein
halb Loth/ das gelbe von 2. oder 3. Eyeren/
darinnen man allervorderſt den Terpentin
verꝛuͤhren und zerlaſſen muß/ Saffran ein
halb quintl. miſcht alles wohl durcheinander
zu einem Saͤlblein/ welches in die Schaͤden
und Wunden zu thun. Oder man kan al-
lein Terpentin in dem Eyergelben verꝛuͤh-
ren/ hernach wohlgepuͤlverte Myrꝛhen/
Gummi-Lac/ und Maſtix darunder miſchen.

Zu dem Lucken und von dem Scharbocki-
ſchen Saltz-Gebluͤt verſehrten/ offt bluten-Verſehrte/
blutende
Zahn-
fleiſch.

den faulen Zahnfleiſch zu heilen iſt nichts
beſſers/ als Gumm-Lac zu reinem Pulver
geſtoſſen/ mit Roſenhonig vermiſcht/ und
offt an die Zahnbilder geſchmieret. Heu-Wacklen-
de Zaͤhn.

tiges Tages aber pflegt man ein Tinctur
auß dieſem Gummi zu machen/ welche das
faule Zahnfleiſch verzehrt/ friſch wachſen
macht/ das gute ſteiffet und ſtaͤrcket; iſt auch
gut zu den Injectionen in die fiſtuloſiſchenFiſtel.
Bein-faͤn-
lung.

Schaͤden/ Bein-Faͤulungen und derglei-
chen. Herꝛ Fridericus Deckers, hat dieſe
Tinetur auff folgende Weiſe in ſeinen Exer-
citat. Pract.
bereitet: Nembt Gummi LacTinetur
auß Gum-
mi Lac.

zu reinſtem Pulver geſtoſſen ein Loth/ ge-
brannten Alaun/ ein halb Loth/ des Sal-
miax Geiſtes/ (Spirit. Sal. Armon.) ſo in
der Deſtillation zu letſt flieſſet/ und nicht ſo
ſtarck iſt/ ein Pfundt. Miſcht alles in ei-
nem ſauberen Glaß under einander/ laſſet
es an einem warmen Ort/ es ſeye warm
Sand oder Aſchen/ ſtehen/ biß es zu einer
hell-rothen Tinctur worden/ alsdenn ſich-
tet das roth-gefaͤrbte Waſſer durch fließpa-
peir. Mit dieſer Tinctur ſoll man das lu-
cke/ faule/ und ſtinckende Zahnfleiſch alle
Tag wenigſt einmahl fein ſachte waſchen/
ſo wird es ſich nach und nach widerumb
heilen. Oder man kan dieſe Tinctur auch
under Roſenhonig miſchen/ und alſo die
Zahnbilder damit offt ſchmieren.. Oder
nembt von dieſer Tinctur 4. Loth. des auß
Loͤffelkraut- und Bachpungen-Safft deſtil-
lierten Geiſtes/ jed. 1. quintl. des auß Wein-
ſtein Saltz gefloſſenen Oehls (Ol. tartar. per
deliq.
) ein halb quintl. Miſcht alles under-
einander/ und waſchet das verſehrte Zahn-
fleiſch damit. Der beruͤhmte Hadrianus à
Mynſicht,
laßt in ſeinem Armamentario Me-

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[56/0072] Das Erſte Buch/ wachſt ein ſonderbahrer Gummi/ ſo man in den Apotecken Lac/ Laccam, nennet; kle- bet faſt wie Koͤrner an/ iſt durchſichtig/ fewrꝛoth/ auff ſchwartz ſich ziehend/ in- wendig durchloͤcheret/ worinnen ein ſchwar- tze Matery ſtecket/ die ſich leicht zerꝛeiben laßt. Dieſer Gummi hat keinen ſonderli- chen Geſchmack/ macht den Speichel gantz roth/ zergehet auch in dem Waſſer/ und gibt demſelben ein hoch-rothe Farb oder Tinctur: Wenn man es auff gluͤhende Kohlen wirfft/ pfeiſet es erſtlicht/ hernach gibt es ein geringen hartzichten Geruch von ſich/ endlich gewinnt es Flammen. Gar- cias ab Horto hat ſich eingebildet/ dieſer Gummi werde von groſſen gefluͤgelten A- meiſſen/ auff die Art/ wie der Honig von den Bienen gemacht/ weilen wir aber der- gleichen Gummi an vielen andern Baͤu- men auch ſehen/ als glaubet Johannes Rajus mit Johanne Bauhino, daß ſolch Gummi zu gewiſſen Zeiten auß den Aeſtlein oder Zwei- gen heraußſchweiſſe/ und von der Sonnen- Hitz in ſolche Form zuſammen rinne. Jn Pegu und Martabar/ ſoll das beſte zube- kommen ſeyn/ und werde allda Trec genen- net. Dieſes Gummi wird theils ſambt den Ae- ſten/ daran es wachſet/ zu den Europæeren gebracht/ und Lacca Sumetri genennet; theils auch in Knollen ohne Aeſte/ under dem Namen Laccæ Comberti zu uns geſendet. Acoſta berichtet/ daß ſolches Gummi biß- weilen mit Hartz und Wachs verfaͤlſcht werde. Eigenſchafft. Dieſes Gummi hat einige Balſamiſche/ und temperierte Alkaliſche/ aller Saͤure wi- derſtehende Saltztheilgen bey ſich/ daher es in dem Waſſer gern vergehet; in dem uͤbri- gen ſoll es die Krafft haben zu erduͤnneren/ zu eroͤffnen/ das Gebluͤt zu reinigen/ vor Faͤulung zu bewahren/ auch den Schweiß und Harn zu befoͤrderen. Gebrauch. Weilen dieſes Gummi ein Schweiß-trei- bende Krafft hat/ auch innerliche Verſtopf- fung/ durch Erduͤnnerung und Verzeh- rung des zaͤhen Schleims/ eroͤffnen kan/ mag man es wohl in aller Verſtopffung der Leber und des Miltz/ hiemit auch der Gelb- ſucht nutzlich gebrauchen. Als man nehme Oſterlucey-Wurtzen/ zubereitete Krebs- ſtein/ zubereiteten eroͤffnenden Stahel/ Gummi Lac/ jed. ein quintl./ ſtoſſe alles un- dereinander zu reinem Pulver/ und gebe dem Patienten alle Morgen und Abend ein halb quintl. mit Schellkraut-Waſſer/ ein. Verſtopf- der Leber und des Miltze. Gelbſucht. Wollen die Kinderblattern/ oder Durch- ſchlechte/ wie auch die Rothſucht bey den Kindern nicht recht herauß/ ſo nemmt zu- bereitet Hirſchhorn/ ein quintl. Gummi Lac/ ein halb quintlein/ miſcht es zuſam̃en zu einem Pulver/ theilts in 6. gleiche Theil/ und gebt alle 6. Stund eines davon mit Scabioſen-Taubenkropff- oder Cardebe- nedicten-Waſſer und Violen-Syrup ein. Jn den hitzigen Fiebern nemmt Gummi Lac/ præpariert Hirtzenhorn/ Schweiß-trei- bend in guten Apotecken wohlbereitetes Spießglaß/ jedes ein quintl. Armeniſchen Bolus/ gegraben Einhorn/ præparierte Krebsſtein/ jed. ein halb quintl. zerſtoßt al- les zu reinem Pulver/ und gebet alle Mor- gen und Abend dem Patienten 20. biß 30. Gran ſchwaͤr davon in Taͤſchelkraut-Hol- derbluſt-Frawendiſtel- oder Koͤrbelkraut- Waſſer/ mit ein wenig Hymbeere-Syrup/ vermiſcht/ ein. Außwendig pflegt man ſolch Gummi mehr zu gebrauchen/ und iſt es ſonderlich under die Digeſtiv-Saͤlblein von den Wundaͤrtzten zu vermiſchen/ weilen es rei- niget/ und heilet/ hiemit zu allerhand fiſtu- lierten und anderen faulen Schaͤden, auch Wunden zu gebrauchen. Wie denn fol- gendes Digeſtiv-Saͤlblein treflich gut iſt. Nembt Terpentin in Wegerich-waſſer wohl abgewaſchen 4. Loth. Geigenhartz 2. Loth. Gummi-Lac und Myrꝛhen zu reinem Pul- ver geſtoſſen jed. 1. Loth. gelb Wachs ein halb Loth/ das gelbe von 2. oder 3. Eyeren/ darinnen man allervorderſt den Terpentin verꝛuͤhren und zerlaſſen muß/ Saffran ein halb quintl. miſcht alles wohl durcheinander zu einem Saͤlblein/ welches in die Schaͤden und Wunden zu thun. Oder man kan al- lein Terpentin in dem Eyergelben verꝛuͤh- ren/ hernach wohlgepuͤlverte Myrꝛhen/ Gummi-Lac/ und Maſtix darunder miſchen. Fiſtulierte faule ſchaͤ- den. Wunden. Zu dem Lucken und von dem Scharbocki- ſchen Saltz-Gebluͤt verſehrten/ offt bluten- den faulen Zahnfleiſch zu heilen iſt nichts beſſers/ als Gumm-Lac zu reinem Pulver geſtoſſen/ mit Roſenhonig vermiſcht/ und offt an die Zahnbilder geſchmieret. Heu- tiges Tages aber pflegt man ein Tinctur auß dieſem Gummi zu machen/ welche das faule Zahnfleiſch verzehrt/ friſch wachſen macht/ das gute ſteiffet und ſtaͤrcket; iſt auch gut zu den Injectionen in die fiſtuloſiſchen Schaͤden/ Bein-Faͤulungen und derglei- chen. Herꝛ Fridericus Deckers, hat dieſe Tinetur auff folgende Weiſe in ſeinen Exer- citat. Pract. bereitet: Nembt Gummi Lac zu reinſtem Pulver geſtoſſen ein Loth/ ge- brannten Alaun/ ein halb Loth/ des Sal- miax Geiſtes/ (Spirit. Sal. Armon.) ſo in der Deſtillation zu letſt flieſſet/ und nicht ſo ſtarck iſt/ ein Pfundt. Miſcht alles in ei- nem ſauberen Glaß under einander/ laſſet es an einem warmen Ort/ es ſeye warm Sand oder Aſchen/ ſtehen/ biß es zu einer hell-rothen Tinctur worden/ alsdenn ſich- tet das roth-gefaͤrbte Waſſer durch fließpa- peir. Mit dieſer Tinctur ſoll man das lu- cke/ faule/ und ſtinckende Zahnfleiſch alle Tag wenigſt einmahl fein ſachte waſchen/ ſo wird es ſich nach und nach widerumb heilen. Oder man kan dieſe Tinctur auch under Roſenhonig miſchen/ und alſo die Zahnbilder damit offt ſchmieren.. Oder nembt von dieſer Tinctur 4. Loth. des auß Loͤffelkraut- und Bachpungen-Safft deſtil- lierten Geiſtes/ jed. 1. quintl. des auß Wein- ſtein Saltz gefloſſenen Oehls (Ol. tartar. per deliq.) ein halb quintl. Miſcht alles under- einander/ und waſchet das verſehrte Zahn- fleiſch damit. Der beruͤhmte Hadrianus à Mynſicht, laßt in ſeinem Armamentario Me- dico- Verſehrte/ blutende Zahn- fleiſch. Wacklen- de Zaͤhn. Fiſtel. Bein-faͤn- lung. Tinetur auß Gum- mi Lac.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/72>, abgerufen am 23.11.2024.